Historische Aufnahme

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Als historische Aufnahme (engl. historical recording) gilt grundsätzlich eine ältere Aufnahme. Der Grad der Historizität einer solchen Aufnahme wird im allgemeinen an der technischen Qualität des Klangbilds gemessen. Nichtsdestoweniger sollte die Aktualität bzw. Historizität einer Einspielung gleichfalls an der stilistischen Position der Interpretation gemessen werden können. (Systematische Studien hierüber stehen noch aus. Ansätze finden sich in der zitierten Literatur.)

Um 1980 lag die obere Zeitgrenze einer historischen Aufnahme um 1950 (also bis zur Einführung der Langspielplatte). Ende der 1980er Jahre war die Zeitgrenze bis zur Einführung der Stereophonie (etwa 1958) gestiegen. So gesehen lassen sich auch einfach 30jährige (eine Generation alte) oder ältere Aufnahmen als historische Aufnahmen bezeichnen.

Wiederveröffentlichungen historischer Aufnahmen sind grundsätzlich zu unterscheiden von den typischen Wiederveröffentlichungen auf Billigpreis-Platten. Die Marketing-Strategie bei den letzteren ist es, den klangästhetischen Kontrast zu Neuaufnahmen zu nivellieren. Extrem zeigte sich dies bei stereophonisierten Aufnahmen, eine Praxis, von der man in den 1970er Jahren weitgehend abgekommen war, die man jetzt jedoch bei den Wiederveröffentlichungen historischer Aufnahmen auf Compact Disc wieder verstärkt einsetzt. Die Idee hinter der Wiederveröffentlichung historischer Aufnahmen ist hingegen in dem Reiz der Aktualität des Kontrasts zu sehen: Historische Aufnahmen ersetzen nie - sie ergänzen das laufende Repertoire der Neueinspielungen.

Vorwiegend erscheinen Überspielungen historischer Aufnahmen auf LP und CD bei kleineren Firmen, die darauf spezialisiert sind (sieh auch unautorisierter Tonträger). Von den grossen Firmen pflegt der EMI-Konzern in besonderem Masse seine historischen Aufnahmen.

Siehe auch: Wiedergabe-Philologie

Literatur

  • Helmut Haack: Die Bedeutung der historischen Schallaufnahmen für die Musikwissenschaft. - In: Österreichische Musikzeitschrift 30 (1975), H. 3, S. 148-150, 152; H. 4, S. 234-240
  • Claus Römer: Das strömende Füllhorn : eine historisch-technische Betrachtung zum Geburtstag einer fast vergessenen Grammophonaufnahme. - In: HiFi-Stereophonie 13 (1974), H. 6, S. 623 f., 626, 630
  • Jürgen E. Schmidt: Historische Aufnahmen : zur Problematik des Überspielens. - In: HiFi-Stereophonie 10 (1971), H. 10, S. 900, 902, 904, 906
  • Bryan Crimp: Historic transfers. - In: Phonographs and gramophones : a symposium organized by The Royal Scottish Museum [...]. - Edinburgh : Royal Scottish Museum, 1977. - S. 139-141
  • George Brock-Nannestad: A concerted approach to historical recordings. - In: Gramophone 61 (1983/84), Nr. 728 (January 1984), S. 925-927
  • George Brock-Nannestad: Zur Entwicklung einer Quellenkritik bei Schallplattenaufnahmen. - In: Musica 35 (1981), H. 1, S. 76-81
  • John Bescoby-Chambers: The archives of sound : including a selective catalogue of historical violin, piano, spoken, documentary, orchestral, and composer's own recordings. - [S. l.] : The Oakwood Press, (1964)
  • P. G. Hurst: The golden age recorded. - New and revised edition. - [S. l.] : The Oakwood Press, 1963
  • Boris Semeonoff: Record collecting : a guide for beginners : with a chapter on collecting jazz records by Alexander Ross. - Second (revised) edition. - South Goldstone, Surrey : Oakwood Press, 1951
  • Richard C. Burns: A university course in historical sound recordings. - In: Association for Recorded Sound Collections journal 5 (1973), Nr. 1, S. 4-25