Vera Kaa/Biografie

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Die Luzernerin Vera Kaeslin sang bereits als Vierjährige ihre ersten Lieder: in Begleitung von Mutter und Grossmutter in deren "Pension Seeblick" am Vierwaldstättersee. Ihre erste Platte war dann "Grüezi wohl, Frau Stirnimaa!" von den Minstrels: "Das war so ein riesiger Hit, alle haben den gesungen und auch meine ganze Verwandtschaft ist auf das Lied abgefahren, weil wir einen Nachbarn hatten, der Stirnimann hiess." Als 13jährige übte sie in ihrem Zimmer stundenlang die Lieder von Janis Joplin. Mit ihrer rauhen Stimme sang sie ab 1976 in der Jazz Rock-Gruppe Pnö und ab 1978 dann in der Heavy Rock-Gruppe BM Smith, wo sie 1980 den Schlagzeuger Hans "Haurein" Hanneken aus Osnabrück kennenlernte, worauf die beiden Anfang 1981 die Gruppe Vera Kaa gründeten. Das erste Album Das macht dich frisch (1981) erschien schon im September desselben Jahres wurde von der Kritik gut aufgenommen. Es wurde nicht nur auf zwei Tourneen, sondern auch anlässlich verschiedener Fernsehauftritte vorgestellt, sodass es sogar in der deutschen Hitparade auftauchte. Die Deutsche Phono-Akademie zeichnete das Album 1981 sogar als eine der fünf besten deutschen Rockproduktionen des Jahres aus! Von deen Lesern des Magazins Pop/Rocky wurde Vera Kaa auf Platz 5 der beliebtesten deutschen Tanzkapellen gewählt, während die Leser von Popcorn sie auf Platz 8 der "besten nationalen Sängerinnen" wählten. Schnell wurde Vera Kaa wie in Zeitschriften üblich mit idiotischen Titeln überhäuft und z. B. als "Rockgöre der Nation" oder als "eiskalter Vamp aus der Innerschweiz" bezeichnet. "Ich steh auf Deutschland," liess sie verlauten, "und ich möchte, dass das Publikum versteht, was ich singe!".

Auf ihren Konzerten spielte die Gruppe aus lauter Jux den 1960er Jahre-Schlager "Schuld war nur der Bossa Nova", der so gut ankam, dass eine Cover-Version als Single veröffentlicht wurde. Das zweite Album Korrekt (1982) wurde im Juli 82 aufgenommen. Erfahrungen einer Deutschland-Tour verarbeitete Vera im Lied "Immer wieder - Rock'n Roll": "...in Hamburg ging uns alles schief... doch im Pö, da war's OK." Höhepunkt der bis dahin dreijährigen Karriere: Der Auftritt der Vera Kaa Band vor 20'000 Zuschauern beim St. Galler Open-Air-Festival 1983, das vom Schweizer Fernsehen live übertragen wurde. Im Januar 1984 veröffentlichte die Vera Kaa Band ihr drittes Album Zeit der Wölfe, noch härter und noch rockiger als die ersten zwei Alben, das von der Schweizer Musikzeitschrift Music Scene zur Platte des Monats Februar gekürt wurde. Im Magazin Pop/Rocky wurde Vera Kaa zum zweiten Mal zur beliebtesten Schweizer Sängerin gewählt. 1985 wurde die Gruppe schliesslich aufgelöst. In dieser Zeit ging sie auch ihre erste Ehe mit dem damals erfolgreichen Zürcher Rockmusiker Rams ein, von dem sie sich später jedoch wieder scheiden liess.

1987 spielte Vera Kaa zuhause in Luzern im Musical "Der rasende Roland" erstmals Theater und begann danach in ihrem "Sehnsuchtsprogramm" Bertolt Brecht und Seemannslieder zu singen. Nachdem sie auch Lieder von Marlene Dietrich in ihr Repertoire aufgenommen hatte, wurde sie sogleich zur "Marlene vom Vierwaldstättersee" ernannt. Zusätzlich engagierte sie sich für den Vegetarismus und auch sonst für alles mögliche. 1991 veröffentlichte sie etwa die zweisprachige CD single Rien ne va plus (Wenn die Frau will, dann steht alles still), deren Erlös den landesweiten Frauenstreik vom 14. Juni unterstützte. Die leider wirklich schwache Musik dazu stammte von Rams. Im selben Jahr hatte Vera Kaa einen schweren Autounfall.

Auf ihrem für die Plattenfirma Zytglogge aufgenommenen rockigen Album Different ways (1991) wirkten u. a. Remo Kessler (Gitarren), Helmut Zerlett (Orgel, Piano, Keyboards), Rams (Bass, Gitarre), Michel Poffet (Kontrabass), Marco Figini (Gitarre), Willy Schnyder (Piano) und Patrick Scherrer (Schlagzeug) mit. Die Lieder wurden dabei grösstenteils von Rams geschrieben. Als besonders gelungen stechen auf der Scheibe das getragene "Different ways", das akustische "Revolution" (geschrieben von Lance Burman) und das gefühlvolle "Nur nicht aus Liebe weinen" heraus.

Das grösstenteils englisch gesungene Album Tango (1992) war ein unentschiedener Stil-Mix aus Pop ("I want it now"), Reggae ("Broken angel"), Ballade ("Those days"), Blues, New Jazz und enthielt leider auch Schrott wie "Sister" und "You come way". Dazu zur Auflockerung ein Duett mit Polo Hofer, "Chrüzwäg", ihr erstes Lied in Schweizerdeutsch überhaupt. Tango dagegen war auf der ganzen Platte keiner zu finden.

1993 veröffentlichte Vera Kaa das in deutscher Sprache gesungene Album Von Brecht bis Blues, das sie mit Unterstützung von Michel Poffet (Bass) und Greg Galli (Tasteninstrumente) aufgenommen hatte und auch in Form eines Theaterprogramms vorstellte. Darin sang sie Lieder von Bertolt Brecht, Edith Piaf, Zarah Leander, Marlene Dietrich und Billy Holiday. Im selben Jahr sang sie auch für die "Hilfe für Kinder" zugunsten bosnischer Flüchtlinge, heiratete den Pianisten Greg Galli und gebar ausserdem ihren Sohn Nicola. Darauf machte sie dann aber erstmal einige Jahre Pause.

Anfang März 1997 erhielt Vera Kaa den Prix Walo in der Sparte "Songs, Lieder, Chanson" und veröffentlichte im April ihr erfolgreichstes Album "In-Team"... oder die Kunst, eine Frau zu sein (1997). Darauf sang sie erstmals allein in Mundart und ausserdem eigene Texte, vor allem über ihr Mutterdasein. Das zugehörige Live-Programm "Die Kunst, eine Frau zu sein" wurde über 300mal gespielt. Am 5. Juni 1997 sangen Vera Kaa, Sina, Sandra Studer und Maja Brunner als "Swiss Sisters" in der Fernsehsendung Takito. Gemeinsam mit der Boygroup N'Sync sangen sie danach für die ganze Familei auch noch die Hippie-Hymne "Let the sunshine in". Veras spassiger Auftritt am Openair in St. Gallen trug ihr von Biwidus den Titel "Ich-bin-ein-armes-Mädchen-Vera-Kaa" ein. 1998 spielte bzw. sang sie die Hauptrolle (eine Hafennutte) in der Brecht / Weill-Revue "Und der Haifisch, der hat Zähne" an den "12. Regensdorfer Musikwochen".

Ihr Album Irgendwie... wird's gut (1999) spielte Vera Kaa dann gemeinsam mit ihrem komponierenden Ehemann Greg Galli (Keyboard) sowie Simon Kistler (Schlagzeug) und Philipp Küng (Bass) im eigenen Tonstudio ein. Darauf enthalten ist auch das von Michael von der Heide geschriebene und mitgesungene Liebeslied "Mittag am 2". Ebenfalls als Gäste mit dabei sind Remo Kessler und ein Streichquartett. Leider klingt das Titelstück ein wenig allzu jammervoll. Ab März 1999 war sie dann auch wieder auf Tournee.

Im Gesundheits-Tipp 1/2000 verriet sie nicht nur Grösse und Gewicht (58 kg bei 1.65 m) sowie ihre monatliche Krankenkassenprämie (412 Franken) sondern störte sich auch an Rauchern im Restaurant: "Ich habe sehr gut gegessen. Und da hat doch tatsächlich einer eine Zigarre angezündet und mir das teure Essen vermiest. Da ist mir fast der Kragen geplatzt." Zudem berichtete sie auch von ihrem kürzlichen Ohrensausen, ihrem Krafttraining im Fitness-Center, dass sie zweimal täglich dusche, ihren Verhütungsmethoden, ihren "super geformten" Beinen und ihren verdrehten Därmen, deretwegen sie sich schon zweimal operieren liess - erfolglos übrigens. Dafür verglich sie sich mit einer Ananas: "Sie ist aussen etwas stachelig, innen aber süss und warm." 2001 gebar sie ihren zweiten Sohn, trennte sich dann aber von ihrem bisherigen Lebenspartner Greg Galli.

2002 am "3. Huisbärg-Openair" in Sarnen spielte sie ihr Programm "Back to the roots", eine Mischung aus Blues, Soul und Rock. Mit dabei war u. a. Remo Kessler, unter den gespielten Liedern waren solche von Creedence Clearwater Revival "Proud Mary"), T. Rex, Taxi ("Campari Soda") und Polo Hofer ("I vermisse di").

Am 31. Januar 2004 gab sie nach langer Pause in Bülach im Sechtbach-Huus (Wohnheim für Schwerstbehinderte) vor 120 Zuschauern erstmals wieder ein Konzert und erzählte dabei von ihren durch das Tragen von Plateauschuhen erworbenen Spreizzehen, dass sie früher auf der Chilbi die "Putschauto-Queen" gewesen sei und ihre damals jugendlichen Liebhaber zumindest im Besitz eines VW Käfer mit verstellbaren Liegesitzen sein mussten. Dazu sang sie Stücke von Tina Turner über Jimmy Cliff bis hin zu Eric Clapton.

Ihr nächstes Album Wotschmi (2004) war dann ein ziemlicher Schlag ins Wasser. Gewidmet war es allen Singles - vermutlich hatte sie sich inzwischen von Greg Galli getrennt. Doch zu belanglos kamen die Lieder daher, Liebe und Beziehungen bis zum Abwinken: Männer, die Frauen für ihr Fotoalbum sammeln, die Sehnsucht der Frauen nach etwas Glamour ("Glanz und Gloria", "Lady") und wie Frau aus der Krise findet ("Uf em Wäg"). Dazu die Komposition "Bahnhof SBB" von Corin Curschellas. "Melancholie hat für mich eine positive und stärkende Komponente," liess sie damals verlauten. Musikalisch bewegte sich das ganze unentschieden zwischen Pop, Rock, Jazz und Reggae und wurde denn vom Käufer auch entsprechend abgestraft: am 18. April 2004 fand es sich gerade mal eine Woche lang auf Platz 88 in der Albumhitparade, danach wurde die Platte nicht mehr gesehen. Trotzdem begann Vera Kaa am 13. Mai 2004 in Winterthur eine Tournee zur Platte.

Am 23. Juli 2004 überraschte Vera Kaa dann in Luzern am "Blue balls festival" mit Otis Redding's "Cigarettes and coffee" so sehr, dass Philipp Fankhauser sie auch für künftige "Blues-Geschichten" motivieren wollte. Nach und nach begann sie immer mehr Blueslieder in ihr Programm einzubauen, bis sie am 29. Oktober 2005 in Mogelsberg im Rössli unangekündigt erstmals mit ihrem Blues-Programm "Blues'n'more" auftrat, das sie bis 2007 mit gelegentlichen Gästen (darunter Philipp Fankhauser) spielte.

2006 veröffentlichte sie mit Jolanda Steiner das Märchenalbum De chli Muck, welches die Geschichte vom kleinen Muck erzählt, der ganz allein in der Welt zurechtkommen muss. Mit Hilfe eines Zauberstocks findet er unzählige Schätze, magische Pantoffeln machen ihn zum weltbesten Schnellläufer. Doch dann wird er unschuldig ins Gefängnis gesperrt...

2007 veröffentlichte Vera Kaa das Album Quietly blue, das sich deutlich dem Blues zuwandte: Enthalten sind zwölf Cover-Versionen, darunter "Lady sings the blues" von Billie Holiday, "Guilty" von Randy Newman, "So lonesome I could cry" von Hank Williams, zwei Lieder von Otis Redding sowie das Schweizer Volkslied "Stets in Truure". Als Musiker mit dabei waren u. a. Marco Jencarelli, Remo Signer, Chrigel Roffler, Luca Leombruni und Patrizia Dräger (Akkordeon). Statt mit Fotos im kurzen Mini punktet sie heute allerdings mit ihren unorthodoxen Ansichten: "Ich finde Kamele umwerfend elegant. So arrogant und zickig wie ein Kamel von oben herab schauen kann, das kann keine Diva dieser Welt." (Mittelland Zeitung)

Vera Kaa wohnt in Zürich und hat zwei Söhne Sohn, Nicola (geboren 1993) und noch einen (geboren 2001). Als Haustier besitzt sie nur noch eine Katze, nachdem ihr Fisch Frederick erst kürzlich verblichen ist. "Wir waren alle in Tränen, als er letzte Woche starb. Wir haben ihn im Garten begraben und ihm ein Denkmal gesetzt."

Besetzung

  • Vera Kaa Band 1981 Rene Diesteldorf (Bass), Daniel Faesch (Gitarre), Hans "Haurein" Hanneken (Schlagzeug), Vera "Kaa" Kaeslin (Stimme), Bruno Seemann (Gitarre)
  • Vera Kaa Band 1984: Dany Glinzz (Bass, Stimme), Hanns "Haurein" Hanneken (Schlagzeug, Stimme), Vera "Kaa" Kaeslin (Stimme), Bruno "Snoopy" Seemann (Gitarre, Stimme)
  • Vera Kaa 2005: Marco Jencarelli (Gitarre), Vera "Kaa" Kaeslin (Stimme), Remo Signer (Schlagzeug)
  • Vera Kaa 2006: Marco Jencarelli (Gitarre), Vera "Kaa" Kaeslin (Stimme), Remo Signer (Schlagzeug), Martin Wettstein (Tasteninstrumente)
  • Vera Kaa 2007: Marco Jencarelli (Gitarre), Vera "Kaa" Kaeslin (Stimme), Luca Leombruni (Bass), Remo Signer (Schlagzeug)