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Trios Spuk nach Weihnachten
Unterm Sonnenschirm stand ein einsamer Schlagzeuger, und überhaupt trat die Grossenknetener Kultband Nummer 1 auf die Bühne, als wollte sie mit ihrer kargen Ausrüstung Kammermusik zelebrieren: Stand-Tom, Rhythmus-Maschine, E-Gitarre und Minimal-Synthesizer, von dem aber auch nur fünf Tasten in Gebrauch kamen. Dennoch (oder gerade deswegen): Was "Trio" in der Markthalle losliess, brachte die lederbejackten Kids mit den kurzen, bunten Haaren in nachweihnachthehe Wallung. Ob Punk, Reggae oder Belafontes Beach-Lied - es gab keinen musikalischen Stil, den die drei nicht - und sei es auch nur durch einen frechen Nachsatz - auf die Schippe nahmen. Dazu boten die Parodie-Punks in den Klamotten ihrer Väter eine Slapstick-Show, die vom Tannenbaum am Schlagzeug bis zum aufblasbaren Seemannsliebchen aus dem einschlägig bekannten Spezialversand keinen abwegigen Wunsch offenliess. Die Marx-Brothers in der Markthalle hätten nicht spritziger sein können. Und musikalisch stellte das Trio (Infernal) einiges in den Schatten, was in den letzten Wochen mit grosser Promotion an die Spitze der Punk-Charts gepowert wurde. Auch der Zeitpunkt für dieses kuriose Szene-Ereignis war gut gewählt: Die Hamburger Punks krochen nach den in ihren Augen sicher faden Weihnachtstagen freudig aus ihren Löchern.
Versionen
Anmerkung
- Besprechung des Trio-Auftritt vom 26. Dezember 1981 in Hamburg in der Markthalle.