Heptones

Aus Mikiwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Heptones

Jamaikanische Rocksteady- und Reggae-Gesangsgruppe

Gegründet 1965 in Kingston (Jamaika)

Biografie Diskografie Weblinks

Earl Morgan (geboren 1945; Stimme) und Barry Llewellyn (geboren 1947; Stimme) hatten bereits in einer Senior School in Kingston (Jamaika) in der Gruppe Earl Morgan and the Swinging Squirrels zusammen gesungen, bevor sie mit Clive Campbell (Aces) und Keble Drummond (Cables) unter dem Namen Sylastians aufzutreten begannen. Weil auch auch diese Gruppe erfolglos blieb, taten sich Morgan und Llewellyn 1965 mit dem 16-jährigen Leroy Sibbles (geboren 1949; Hauptstimme) zusammen, den sie bei einem Talentwettbewerb kennengelernt hatten. Zuerst nannten sie sich Hep Ones, bis Morgan eines Tages auf einem Abfallhaufen eine alte Flasche "Heptones Tonic" entdeckte und sich die Gruppe zu Heptones umbenannte. In den folgenden Jahren spielten sie eine Schlüsselrolle beim Übergang vom Ska zum Rocksteady und wurden zum vielleicht besten Beispiel für jamaikanische Gesangsharmonien und sind jedenfalls eine der wenigen Gruppen, welche die Verwandlung von Ska über Rocksteady zu Reggae unbeschadet überstanden.

Erste Schritte unternahmen die Heptones unter der Führung von Sidney Crooks (Pioneers). Als erste Single nahmen sie für Ken Lack's Plattenlabel Caltone Gun men coming to town (1965) auf, eine wunderliche Ska-Fassung der Ouvertüre von Gioachino Rossini's Oper Wilhelm Tell. In den Jahren 1966 und 1967 folgten weitere, weniger bemerkenswerte Singles wie I am lonely, We've got love und Ain't it bad.

1966 wurden sie von Clement "Coxsone" Dodd für Studio One unter Vertrag genommen, von dem sich gerade die erfolgreichen Wailers getrennt hatten. Dodd half der Gruppe, ihren Harmoniegesang zu verbessern und unterstützte auch den Liedschreiber Sibbles, der einen durchtriebenen, sarkastischen Sinn für Humor zur Unterlegung seiner Gebrochene-Herzen-Geschichten entwickelte. Nach einigen weniger erfolgreichen Singles wie Why did you leave, Only sixteen und dem tollen Party time landeten die Heptones noch im selben Jahr mit Fattie Fattie (1966) ihren ersten echten Hit - ein derber Lobgesang auf ein fettes Mädchen, der zwar vom jamaikanischen Radio nicht gesendet wurde, sich aber allein durch die Mundpropaganda trotzdem ganz munter verkaufte. Leroy Sibbles: "Ich hing bei mir im Hof rum, so gegen Mittag. Ein Mädchen, das ganz in der Nähe wohnte, kam auf einmal durch das Tor. Sie war klein, und ziemlich fett... Und ich fing an, zu singen: In diesem Augenblick, flogen mir die Zeilen für einen ganzes Lied einfach so zu. Die Leute klatschten und wollten mehr davon. Und weisst du, was meine Mutter sagte? Mein kleiner Junge wird erwachsen."

Die Heptones liessen eine Reihe ähnlicher Stücke folgen, jedes davon enthielt nicht nur tolle Gesangsharmonien sondern dazu auch "Deadly" Headley Bennett's griffige Bläsersätze und Leroy Sibbles' Texte über sentimentale Liebe, Gesellschaftskritik und Politik - damals konnten sie sogar frauenfeindliche Texte himmlisch klingen lassen: "I hold the handle" und vor allem "Tripe girl" sind dafür gute Beispiele. So schrieb die Gruppe auch weiterhin die meisten ihrer Lieder selber und nahm in den folgenden fünf Jahren Unmengen von Material auf, darunter auch ihr erstes echtes Album, On top (1968). Zu ihren Hits aus dieser Zeit gehörten "School girls", "We've got love", "A change is gonna come", "If I knew", "Why must I?" (1967); "Christmas time", "I got a feeling", "Love won't come easy", "Gee wee", das Spiritual "Oil in your lamp", "If you knew", "Giddy up" und ihre liebevolle Fassung von Otis Reddings "(Sittin on the) Dock of the Bay" (1968); "Sweet talking", "Ob-la-di ob-la-da" von den Beatles, "I shall be released" von Bob Dylan, "Love me always" und der militante Klassiker "Soul power" (1969); "Message from a black man" von den Whatnauts, "Jamaica underground", "Young generation", "Be a man" und "Young, gifted an black" (1970) von Bob Andy und Marcia Griffiths.

Als sich die Hits zu häufen begannen, wurde Sibbles Hausschreiber und -arrangeur für Studio One und spielte auch mit der Studiogruppe auf einer Vielzahl von Aufnahmen den Bass, arbeitete ausserdem auch als assistierender Produzent und Talentsucher. Mit der Zeit entwickelte sich auch sein rastafarianisches Sozialbewusstsein, das er in seinen Liedern auszudrücken versuchte. Die Heptones selber sind auch auf Aufnahmen von Bob Andy, Freddie McKay, Alton Ellis, den Freedom Singers, den Brentford Road All Stars, den Underground Vegetables und besonders hörenswert auf "Declaration of rights" von den Abyssinians zu hören. Mit den Jahren bekamen sie es jedoch satt, sich nur innerhalb der engen Grenzen von Dodd's Studio One-System ausdrücken zu können und auch wenig Geld abgespiesen zu werden. So trennten sie sich 1971 nach dem Album Freedom lines (1970) nach erbittertem Streit von Clement Dodd.

Eine Weile arbeiteten sie dann für Joe Gibbs, nahmen "Hypocrites" nochmals neu auf und veröffentlichten ausserdem "Save the last dance for me", "Freedom to the people", "Every day and every night", "Be the one" und "Love has many faces". Die mit Gibbs produzierten Stücke fanden sich verstreut über zwei Alben, The Heptones and friends meet the new generation, die vom britischen Plattenlabel Trojan Records herausgebracht wurden. Nach dem Bruch mit Gibbs 1972 gründeten die Heptones ihr eigenes Label Hep-Ic Scorch Unlimited und veröffentlichten eine eigene Fassung von "My world is empty without you, babe" von den Supremes. Vertriebsschweierigkeiten und mangelnde Sendezeit im Radio liessen das Label allerdings bald wieder eingehen.

Während der folgenden zwei Jahre trieben sich die Heptones wie so viele andere Gruppen in der Gegen von Kingston herum, arbeiteten mit den Produzenten Harry Winston ("Mood for love"), Prince Buster ("God bless the children", "Our day will come"), Alvin Ranglin ("Old time", "Meaning of life"), Niney Holness ("Keep on pushing"), Harry J (das bekannte "Book of rules", "Mama say", "Country boy"), Phil Pratt ("Swept for you baby"), Lee Perry ("I do love you"), Sonia Pottinger ("I've been trying", "Help", "I'll take you home"), Geoffrey Chung ("Let me hold your hand") und Rupie Edwards ("You've lost that lovin' feeling" von den Walker Brothers); ausserdem steuerten sie den Hintergrundsgesang auf Edwards' Arbeit mit Gregory Isaacs bei. Ebenfalls tolle Zusammenarbeiten kamen mit Alton Ellis ("Big bad boy") und Big Youth ("I am crying") zustande, während die Heptones eine Reihe ihrer Stuio One-Klassiker neu aufnahmen: "Love won't come easy" (mit Blacka Morwell), "Tripe girl" (mit Pete Weston und Alton Ellis), "I'm crying" (mit Raphael Allen) und "Party time" (mit Phil Pratt).

1973 zog Leroy Sibbles nach Kanada, kehrte aber 1975 nach Jamaika zurück, formierte die Heptones neu und sie unterschrieben sie einen Major Label-Vertrag mit Island Records. Danny Holloway produzierte das Debütalbum für Island, Night food (1976), auf dem sich vor allem Neuafnahmen von altem Studio One-Material befand. Das überbewertete Folgealbum Party time (1977) verfolgte ein ähnliches Schema, wurde aber von Lee "Scratch" Perry produziert, enthielt neben seinem Allerwelts-Reggae auch eine Fassung von Bob Dylans "I shall be released" und wurde schliesslich zum grössten Verkaufserfolg der Heptones auf dem internationalen Markt. Das nächste Album Better days (1978) dagegen verkaufte sich vergleichsweise schlecht und Leroy Sibbles verliess die Gruppe wenig später, um eine Solokarriere zu beginnen.

Die verbleibenden Heptones ersetzten ihn mit Naggo Morris und nahmen das von Joseph Hoo Kim produzierte Album Good life (1979) auf. Sie nahmen auch während der 1980er Jahre weitere Alben auf und gaben Konzerte, allerdings ohne den Erfolg, den sie einst mit Sibbles hatten. Über die Jahre kamen und gingen weitere Gruppenmitglieder, darunter Glen Adams and Joseph Forester.

Das Originaltrio Sibbles, Llewellyn und Morgan nahm Mitte der 1990er Jahre noch einmal ein Album auf, das von Tappa Zukie produzierte Pressure! (1995). Das hätten sie aber auch gut bleiben lassen können.