Harald Juhnke/Biografie/1970-1989

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1970

  • Oktober: Harald Juhnke spielt eine Traumrolle in Franz Molnárs Liliom am Hansa-Theater Berlin.

1971

Harald Juhnke heiratet zum zweiten Mal. Diesmal heisst die Frau Susanne Hsiao, eine Schauspielerin. Sie ist die Tochter eines chinesischen Vaters und einer deutschen Mutter. Sohn Oliver kommt zur Welt, und sie taufen ihn mit zweitem Namen Marlon, nach Marlon Brando, einem der ungezählten Idole seines Vaters.

Formal hat diese Ehe bis heute Bestand. Harald Juhnke sagt: "Es ist eine Freundschaft geworden." Unzählige Male wurde Susanne mit den Worten "Jetzt reicht's!" zitiert. Unzählige Male wurden ihr Drohungen gegen den untreuen, trinkenden Mann und - stets ein allerletztes Mal - Versöhnungsangebote in den Mund gelegt. Interviews gibt sie nicht: "Harald redet, ich schweige."

1972

Geburt von Sohn Oliver Marlon.

1973

  • Januar: Première von Georg Bernard Shaws Stück Helden mit Christine Diersch und Harald Juhnke am Hansa-Theater Berlin.
  • Sommer: Première von Pavel Kohouts Stück August, August, August an der Freien Volksbühne Berlin. Regie führt Helmut Käutner mit Hans Putz.

1975

  • November: Harald Juhnke tourt mit der Kollegin Gaby Gasser und der Boulevardkomödie Bleib doch zum Frühstück. Doch in Bad Oeynhausen bleibt er nur bis zur Pause: die Zuschauer erleben einen lallenden, torkelnden Schauspieler, der von der Bühne ins Krankenhaus gebracht werden muss. Nach einer kurzen behandlung verschwindet Juhnke entgegen ärztlichem Rat in einer Kneipe. Bild meldet: "Betrunken! Harald Juhnke auf der Bühne zusammengebrochen."

1976

Harald Juhnke besingt eine Platte mit Episteln des schwedischen Troubadours und Trinkbarons Carl Michael Bellman - ein künstlerisches Fiasko.

  • Herbst: In Köln soll Harald Juhnke das Stück Hokuspokus von Curt Götz spielen. Wegen Trunkenheit auf der Bühne wird die Vorstellung abgebrochen. In der Bild-Zeitung erklärt Juhnke: "Ich saufe mich zu Tode."
  • November: In der BZ erklärt Juhnke: "Ich werde nie wieder Theater spielen."

1977

Harald Juhnke und Grit Böttcher begeistern das Fernsehpublikum mit der Unterhaltungsreihe Ein verrücktes Paar, die bis 1980 läuft.

1978

Vor allem mit den Fernsehserien Ein Mann für alle Fälle und Ein Mann will nach oben gewinnt Harald Juhnke breite Popularität.

1979

  • Januar: Auf der Beerdigung von Peter Frankenfeld wird Harald Juhnke von Vertreterb des ZDF angesprochen, ob er dessen Sendung Musik ist Trumpf übernehmen und damit zum Herrn der heiligen Samstagabend-Unterhaltung werden wolle.
  • 31. März: Ein Höhepunkt in Juhnke's Fernsehkarriere ist die Moderation der ZDF-Sendung Musik ist Trumpf, die er als Nachfolger des verstorbenen Peter Frankenfeld übernimmt. Mit dieser Sendung wird auch das absurde Fabelwesen "der deutsche Sinatra" in die Welt gesetzt.

An Hamburgs "Kleiner Komödie" reisst Harald Juhnke in Die Eule und das Kätzchen das Publikum zu Lachstürmen hin.

In München spielt Harald drei Monate lang vor ausverkauftem Haus in dem Boulevardstück Spiel mit dem Feuer. Während der Arbeit für das Stück verliebt er sich in die wunderbare Uschi Glas und beginnt ihr nachzustellen, macht ihr Anträge, denen sie nicht ausweichen kann, da sie auf offener Bühne gemacht werden. Hinter der Bühne gestalten sich die Avancen noch heftiger. Juhnke fängt an zu trinken. Ist plötzlich unauffindbar. Drei Vorstellungen müssen abgesagt werden, und bei den sich anschliessenden Tourneeaufführungen in der Provinz sprint der Regisseur in die Bresche. "Jetzt hat er den Bogen überspannt, das Spiel ist aus", schreibt die Berliner Morgenpost im Oktober 1979.

Überraschend schnell kehrt Juhnke auf den Bildschirm zurück - in der Show Das Karussell fährt immer rund herum und in der Theateraufzeichnung Pension Schöller.

1980

  • 3. Februar: Première der ZDF-Sendung Leute wie du un dich, in der Harald Juhnke heitere Alltagsgeschichten präsentiert.

Harald Juhnke veröffentlicht unter dem Titel Die Kunst ein Mensch zu sein erstmals seine Erinnerungen in Buchform.

  • 1980-1981: In Berlin am Kurfürstendamm-Theater brilliert Harald in dem Zwei-Personen-Musical Sie spielen unser Lied.

1981

Harald ist in der Serie Leute wie du und ich (1981-1984) und in der ZDF-Komödie Es bleibt in der Familie zu sehen.

  • Frühjahr: Harald Juhnke übernimmt eine Rolle in Happy End (Bertolt Brecht / Kurt Weill) am Münchner Residenztheater.
  • Oktober: Harald schmeisst die Live-Sendung Musik ist Trumpf. Das ZDF quittiert den Skandasl mit der fristlosen Kündigung.
  • November: Die Bild-Zeitung meldet: "Juhnke wollte sterben." Juhnke selbst soll abends in der Redaktion angerufen und gedroht haben: "Ich bring mich um. Ich mache es wie mein Freund Harry Meyen." Ein Reporter fliegt sofort zum Interview. Harald sitzt in der Kur-Klinik und übernimmt die Rolle des Toten. "Harry hat gesagt, Harald, ich hab so eine Todessehnsucht, die wird immer stärker. Damals hab' ich Quatsch gesagt, heute begreife ich ihn. Er war allein. So allein, wie ich mich jetzt fühle." Die Erwiderung des Bild-Abgesandten: "Aber Sie sind nicht allein. Wir sind da. Das ZDF ist da, wartet auf sie. Ihre Zuschauer wollen Sie."

1982

  • März: Das Hamburger Abendblatt meldet: "ZDF: Neuer Vertrag mit trockenem Juhnke." Noch kurz zuvor hatte eine Fernsehzeitschrift den geschassten Entertainer mit den Worten zitiert: "Harry Meyen wartet schon auf mich."

Juhnke veröffentlicht das obskure Buch Alkohol ist keine Lösung. Zur Zeit der Niederschrift hatte er sich in ärztlicher Behandlung befunden, das Schreiben war Teil der ihm verordneten Selbsttherapie gewesen. Darin heisst es unter anderem: "Und immer wieder kamen die Verführung und der Rausch aus der weiblichen Ecke. Nichts Bedeutendes, nicht einmal Namen, die ich heute noch nennen könnte. Ich hatte meine Frau längst viele Male betrogen. Fast jede Partnerin vor den Kulissen wurde meine Bettgenossin hinter den Kulissen. Das schlechte Gewissen, die Sucht nach Ablenkung, das alles wurde zu dieser Zeit zu meinen schwachen Seelenstützen. Ich war ein zweifach Narkotisierter. Die kühle Flasche am Tag, das heisse Weib in der Nacht. Die doppelte Betäubung machte mich fast handlungsunfähig."

Der Autor beginnt inzwischen eine neue Trinkrunde, lässt Konzerte (Motto: "Musik bleibt Trumpf") ausfallen und verliebt sich in eine 24jährige Schweizer Journalistin, die Ghost-Writerin seiner in Schlaumeier-Manier hingelallten Alkoholiker-Exegese.

  • April: Juhnke verkündet: "Jetzt habe ich die Schnauze voll, ich wandere aus. Hier finde ich ja doch keine Ruhe, hier gehe ich kaputt."
  • Oktober: Juhnke kreiselt wieder, diesmal aus unerfüllter Liebe zum 17jährigen Fernsehstar Désirée Nosbusch. Die Dreharbeiten zu einer ZDF-Sendung müssen abgebrochen werden.

1983

10. Januar: Harald Juhnke tritt in Folge 9 der deutschen Fernsehsendung Na sowas! von Thomas Gottschalk auf. In der Sendung mit dabei sind auch Pat Benatar, Spandau Ballet und Whitesnake.

März: Juhnke begibt sich in die Basler Psychiatrische Universitätsklinik zu Professor Paul Kielholz, wo auch Prinz Claus, der deutsche Gatte der niederländischen Königin Beatrix Heilung sucht.

16. April: Harald Juhnke wettet in der Fernsehsendung Wetten dass...? in Augsburg, dass Reinhard Sütter alle 52 Blatt eines Kartenspiels auswendig wiedergeben kann. Ebenso wie Alain Delon, der gewettet hatte, dass Wolfgang Zeh 150 Nägel in einer Minute in einen Stamm hauen kann, verliert er die Wette. Zusammen müssen die beiden darauf ein wenig Aerobic auf dem Kurfürstendamm in Berlin machen.

Juli: Juhnke lässt eine Tourneetheater-Vorstellung im österreichischen Bad Hofgastein platzen.

Sommer: Harald will seinen Freund Paul Hubschmid besuchen, der gerade im Kölner Theater am Dom eine Vorstellung gibt. Harald wartet in der Garderobe, doch die Zeit wird ihm lang und so begibt er sich auf die Bühne, wo Hubschmid nach kurzer Irritation mit dem Eindringling einen Sketch improvisiert. Die Presse schreibt: "Rasendes Publikum, begeisterter Applaus".

1984

  • 22. Februar: Im Hamburger Congress-Centrum muss das Theaterstück Ein klarer Fall wegen Ausfalls von Juhnke im 2. Akt abgebrochen werden. Dennoch setzt RIAS Berlin weiterhin auf seine Moderation für die populäre 90-Minuten-Sendung Für alle Fälle - Evergreens.
  • März: Die Affäre mit der brasilianischen Tänzerin Celia Barbier wird publik.
  • 22. Oktober: Nach einem Auftritt in der Berliner Leute-Talkshow bricht Juhnke die Probe für eine ZDF-Verfilmung von K. Sternheims Schauspiel Die Hose ab.
  • Oktober: Nach der Absage eines vereinbarten Auftritts bei Rosenthals Dalli Dalli trennt sich das ZDF endgültig von Juhnke, der daraufhin bei der ARD eine neue Chance bekommt.
  • 1984/1985: Juhnke spielt am Berliner Kudamm-Theater in der Neil Simon-Komödie Plaza Suite, die 1985 in der gleichen Besetzung vom Hamburger Ernst Deutsch-Theater übernommen wird.

1985

  • Januar: "Juhnke brach eigenen Rekord - 3 Monate trocken", meldet Bild.
  • April: Die ARD kündigt Juhnke.
  • Juli: Eine Tournee durch die Kurorte Travemünde, Bad Bevensen und Bad Hersfeld platzt.
  • August: Harald bedrängt auf einem Charterflug von der Nordseeinsel Borkum nach Hamburg (200 Kilometer) den Piloten: "Landen, ich will tanken."

Willkommen im Club heisst die von Juhnke in Wien für den ORF moderierte Show mit Gilbert Becaud und Wencke Myhre.

1986

Eine erfolgreiche Personality-Show im Hamburger Theater am Holstenwall musste nach 12 Vorstellungen vorzeitig abgebrochen werden.

Harald Juhnke übernimmt eine weitere TV-Rolle in der Serie Drei Damen vom Grill.

Harald Juhnke beginnt mit den Dreharbeiten für die NDR-Sketchreihe Harald und Eddie (zusammen mit Eddi Arent, dem ewigen Trottel vom Dienst).

  • Dezember: Juhnke erleidet im Theater am Kurfürstendamm in dem Stück California Hotel einen Schwächeanfall.

1987

In einer Neuauflage heissen Harald Juhnke's Erinnerungen nun Na wenn schon.

  • März: Gemeinsam mit Eddi Arent zeigt Harald Juhnke in der Serie Harald und Eddi gespielte Witze.
  • Mai: In Hilden bricht Juhnke seinen Auftritt vor Gästen einer Kaffeefahrt mit Gesundheitskissen-Verkauf ab.

Sein grosses Talent stellt Harald Juhnke mit der Rolle des abgetakelten Music-Hall-Matadors Archie Rice in Osbornes Entertainer unter Beweis.

1988

Juhnke spielt am Berliner Renaissance-Theater Molières Tartuffe.

1989

  • Anfang Jahr: Veröffentlichung der LP BARFUSS ODER LACKSCHUH.
  • März: "Aus persönlichen Gründen" wird die 23-Städte-Tournee Um acht kommt Harald nach vier Vorstellungen abgebrochen.
  • 1989 und 1991: Harald Juhnke spielt am Berliner Renaissance-Theater in Bob Larbeys Schon wieder Sonntag einen kämpferischen Altenheim-Bewohner.