Cravinkel/Biografie
1969
Gert "Kralle" Krawinkel (Gitarre, Stimme, Perkussion), George Meier (Gitarre, Stimme, Perkussion), Rolf "Mick" Kaiser (Bass, Stimme) und George B. "Miller" Haupt (Schlagzeug) gründen in Wilhelmshaven die Rockgruppe Cravinkel.
Cravinkel spielen zuerst blues-angehauchten Folkrock und wechseln dann Schlagzeuger Miller gegen Achim "Acym" Brierley aus.
1970
Die Mitglieder von Cravinkel ziehen nach Hamburg, um den dort ansässigen Plattenfirmen näher zu sein.
Juni: Cravinkel unterschreiben einen ausserordentlich gut dotierten Plattenvertrag beim Plattenlabel Philips, einem Unterlabel der Plattenfirma Phonogram.
Cravinkel ziehen in ein abgelegenes Landhaus nach Volkmarst in der Nähe von Bremervörde, wo sie jene Einsamkeit finden, die sie nach eigenen Angaben brauchen, um sich menschlich und kreativ aufeinander einzustellen.
August: In London in den IBC Studios nehmen Cravinkel während drei Wochen unter der Leitung von Philips-Hausproduzent Rainer Goltermann ihr erstes Album Cravinkel (1970) auf. Ihre englischen Texte lassen sie sich unmittelbar vor Beginn der Aufnahmen von ihrem britischen Toningenieur Andy Knight auf Fehler oder falsche Idiome durchforsten. "Das was allerdings auch fast das einzige, was er machte", erinnert sich George Meier später. "Denn während wir die Songs aufnahmen, hat Andy die überwiegende Zeit gepennt."
4. September: Cravinkel eröffnen mit einer halben Stunde Verspätung gegen 16:30 das "Love-and-Peace-Festival" auf der deutschen Ostseeinsel Fehmarn, angekündigt von Alexis Korner. Der Auftritt der Gruppe geht allerdings in Tonproblemen unter und wird vorzeitig abgebrochen.
Cravinkel gehen mit Frumpy und Spooky Tooth auf eine angeblich "ausgedehnte Europatournee". Sicher ist, dass Frumpy erst im August 1970 ihr Debütalbum All will be changed veröffentlicht hatten, während sich die Reste von Spooky Tooth nach dem Album The last puff vom Juli 1970 dann im Herbst 1970 vorerst auflösten. Auf Frumpy-bezogenen Webseiten ist von einer "50-Konzerte-Tour mit Spooky Tooth, Yes, Humble Pie und Renaissance" die Rede - ob das blosse Wichtigtuerei ist und inwiefern Cravinkel an dieser Tournee beteiligt waren, ist unbekannt.
31. Oktober-1. November: Zweitägiges Musikfestival in Bremen in der Stadthalle. Gemäss einem Kurzbericht im Hamburger Abendblatt vom 17. Oktober 1970 "sollen Free, Spooky Tooth, Uriah Heep und Edgar Broughton noch nicht abgesagt haben. Ausserdem kündigen die Veranstalter Gruppen wie Golden Earring, Cravinkel, Bronco und Ekseption an. Karten kosten 12.50 oder 19 Mark (für 2 Tage)." Wer schliesslich wann genau gespielt hat, ist leider nicht bekannt.
Winter: Veröffentlichung des ersten Albums Cravinkel (1970). Allerdings ignoriert die deutsche Presse Cravinkel fast vollständig, es reicht gerade mal zu einer Geschichte im Stern sowie zu Artikeln in kleineren Magazinen, in denen die Musik kurz und unpassend als "Romantik aus dem deutschen Bauernhaus" klassifiziert und in die Sparte "melodischer Soulrock" eingereiht wurde. So verkauft sich die Platte schliesslich nur rund 5'000 mal.
Datum | Interpret | Format | Titel | Bestellnummer | Anmerkungen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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1970 |
Cravinkel | 12-33 | Cravinkel | DE: Philips 6305 055 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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1971
Veröffentlichung der Cravinkel-Single Keep on running, ein Stevie Winwood-Cover.
Datum | Interpret | Format | Titel | Bestellnummer | Anmerkungen | ||||||||||
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1971 |
Cravinkel | 7-45 | Keep on running | DE: Philips 6003 158 | |||||||||||
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Veröffentlichung des zweiten Cravinkel-Albums Garden of loneliness, das sehr progressiv geraten ist und nur drei, dafür umso ausladendere Stücke beinhaltet. Die Plattenfirma hat die finanzielle Zuwendung für das Album inzwischen fast gänzlich gestrichen. Als Schlagzeuger mit dabei ist nun Günter Thoenes (ex-Sphinx Tush).
Datum | Interpret | Format | Titel | Bestellnummer | Anmerkungen | ||||||||||||||||
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1971 |
Cravinkel | 12-33 | Garden of loneliness | DE: Philips 6305 124 | |||||||||||||||||
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1972
Frühjahr: Während eines Auftritts in Rendsburg (Schleswig-Holstein) brennt das Cravinkel-Haus in Volksmarst völlig ab.
Cravinkel geben noch einige Konzerte.
11. Mai: Cravinkel-Auftritt in Hamburg auf der Freilichtbühne im Stadtpark vor 1'400 Zuschauern. An der selben Veranstaltung treten auch Amon Düül II und Krokodil auf.
Spätsommer: Cravinkel lösen sich wegen chronischer Erfolglosigkeit auf.
Kralle Krawinkel wirkt am ansonsten nicht näher bekannten Album Holly Holy von George Meyer and Company mit. Bei "Holly Holy" dürfte es sich um den Hit von Neil Diamond (1971) handeln - vielleicht ist das auch bloss eine Single.
1975
Cravinkel tauchen nochmals mit 17 Sekunden Musik auf der Philips-Zusammenstellung Krautrock auf.
Datum | Interpret | Format | Titel | Bestellnummer | Anmerkungen | ||||
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1975 |
verschiedene Interpreten | 2x12-33 | Krautrock | DE: Philips 6623 069 | |||||
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1998
September: Wiederveröffentlichung des digital remasterten ersten Cravinkel-Albums Cravinkel (1970) als CD, ergänzt durch die beiden Lieder der Single Keep on running (1971). Ursprünglich sollte noch im selben Jahr auch das zweite Album auf CD erscheinen, dazu ist es jedoch nie gekommen.
Anmerkungen
Cravinkel geniessen in Norddeutschland angeblich noch immer eine Art kultige Verehrung.
Bei einem der beiden Cravinkel-Alben soll sich nach Angaben von Kralle Krawinkel auch Achim Reichel als Produzent versucht haben.
Besetzungen
1969
- Gerd "Kralle" Krawinkel (Gitarre; ex-Just Us)
- Rolf "Micky" Kaiser (Stimme, Bassgitarre; ex-Just Us)
- Boris "George B. Miller" Haupt (Schlagzeug)
1970
- Gerd "Kralle" Krawinkel (Gitarre)
- Rolf "Micky" Kaiser (Stimme, Bassgitarre)
- Klaus Georg "George" Meier (Gitarre; ex-Competition)
- Achim "Acym" Brierley (Schlagzeug; ex-Happy Times; später bei den Lords)
1972
- Gerd "Kralle" Krawinkel (Gitarre, Stimme)
- Rolf "Micky" Kaiser (Stimme, Bassgitarre)
- Klaus Georg "George" Meier (Gitarre, Stimme)
- Günther Thoemes (Schlagzeug)
Verbleib
- Kralle Krawinkel tauchte später als Gitarrist von Trio wieder auf und produzierte 1993 ein Soloalbum.
- George Meier spielte nach dem Ende von Cravinkel zunächst mit Udo Lindenberg bei Atlantis, anschliessend formierte er mit Jochen "Lude Lafayette" Peters die Gruppe Wolfsmond, die fünf Alben veröffentlichte, spielte unter anderem bei den Emsland Hillbillies und war einer der Köpfe der Gruppe Meier Miller Kaiser aus Bremerhaven bzw. deren Nachfolgeformation The Good the Bad and the Ugly. Mitte der 1990er Jahre spielte er bei den Hagen Allstars, einer Coverrock-Formation, die sich Rockklassikern verschrieben hatte, bevor er sich der Gruppe Visky anschloss.
- Rolf Kaiser, der ebenfalls zur Gruppe Meier Miller Kaiser gehörte und ab Mitte der 1970er Jahre in Bremerhaven die Szenekneipe "Wally" führte, starb im Frühjahr 1997 an Lungenkrebs.
- Günter Thoenes spielt später bei der Rockgruppe Aquarell und bei verschiedenen Jazzgruppen.