1971 Berner Troubadours 12-33 "Berner Troubadours" (CH: Zytglogge ZYT 16)

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1971 Berner Troubadours 12-33 "Berner Troubadours" (CH: Zytglogge ZYT 16)
Veröffentlichung 1971
Interpret Berner Troubadours
Plattenformat 1 Stück 12" Scheibe 33 U/Min. schwarzes Vinyl
Plattentitel Berner Troubadours
Plattenspiegel
  • [A] SLP 30-200 A Made in Switzerland S I
  • [B] SLP 30-200 B Made in Switzerland S II
  • Plattenlabel Zytglogge
    Plattenvertrieb
    Bestellnummer CH: Zytglogge ZYT 16
    EAN
    Produktion
    Aufnahme
  • 1971.01 CH: Bern, Galerietheater "Die Rampe". - Tonmeister: Rolf Attenhofer
  • Abmischung
    Mastering
    Musiker Ruedi Krebs (Stimme, Gitarre), Mani Matter (Stimme, Gitarre), Jacob Stickelberger (Stimme, Gitarre), Bernhard Stirnemann (Stimme, Gitarre), Markus Traber (Stimme, Gitarre), Fritz Widmer (Stimme, Gitarre)
    Plattenhülle Eugen Traber

    Stücke

    Stück Dauer Interpret Titel Autor Anmerkungen
    A 01 Jacob Stickelberger Di schwyzerischi Ärzteschaft Jacob Stickelberger
    A 02 Jacob Stickelberger Im Louvre Jacob Stickelberger
    A 03 Jacob Stickelberger Im Strandbad Jacob Stickelberger
    A 04 Jacob Stickelberger E Zahnarzt het mal Zahnweh gha Jacob Stickelberger
    A 05 Markus Traber Früecher Markus Traber
    A 06 Markus Traber Knabemusig Markus Traber
    A 07 Markus Traber Dr Stadtgieleblues René Blum ; Peter Haller ; Christian Nicca ; Markus Traber
    A 08 Fritz Widmer Ballade vo de Schwümm Fritz Widmer
    A 09 Fritz Widmer Ballade vo däm, wo bim ne fromme Ma es Ross gchouft het Fritz Widmer
    A 10 Fritz Widmer Ballade vo dr Houptüebig vo dr Fürwehr vo Oberglunggewil Fritz Widmer
    B 01 Mani Matter Si hei der Wilhälm Täll ufgfüert Mani Matter
    B 02 Mani Matter Die Strass, won i drann wone Mani Matter
    B 03 Mani Matter Dr Alpeflug Mani Matter
    B 04 Mani Matter Boxmätsch Mani Matter
    B 05 Ruedi Krebs Ds O-Housi-Lied Ruedi Krebs
    B 06 Ruedi Krebs Ds Eiströphige Ruedi Krebs
    B 07 Ruedi Krebs Es het einisch eine gseit Ruedi Krebs
    B 08 Bernhard Stirnemann Regierigshuet Bernhard Stirnemann
    B 09 Bernhard Stirnemann Dr Bundesweibel Bernhard Stirnemann
    B 10 Bernhard Stirnemann Überläbe Bernhard Stirnemann

    Ausgaben

    Datum Interpret Format Titel Bestellnummer Anmerkungen
    1971
    Berner Troubadours 12-33 Berner Troubadours CH: Zytglogge ZYT 16 Erstausgabe (Klapphülle mit Drehscheibe).
    1971
    Berner Troubadours MC Berner Troubadours CH: Zytglogge ZYT C 16
    197x
    Berner Troubadours 12-33 Berner Troubadours CH: Zytglogge ZYT 16 Spätere Ausgabe (Einfache Hülle ohne Drehscheibe).

    Plattentext

    Jacob Stickelberger

    geb. 1940, Dr. iur., Rechtsanwalt in Zürich (!), verheiratet, Primarschule und Gymnasium in Luzern, Jusstudium in Bern, Muttersprache Berndeutsch - seine Mutter ist Bernerin - obschon Basler Bürger, mit dem Schreiben durch seine Familie vertraut (Grossvater Schriftsteller, Vater Journalist), fand den Weg zum Chanson durch Mani Matter.

    Man erzählt mir, ich hätte als Bub meine nächste Umgebung oft mit mühsamen Fragen belästigt. Etwa wie, ob es auch schon passiert sei, dass sich eine Frau ein Kind gewünscht habe - und dann sei stattdessen "eine Ente gekommen". Mit ähnlichen Problemen beschäftige ich mich noch heute, ich gestehe es. Immerhin behellige ich andere Leute nicht mehr damit, obschon ich es gern tun würde. Etwas davon mag allerdings noch mittels meiner Lieder an die Aussenwelt gelangen. Vielleicht singe ich deshalb.

    Markus Traber

    wurde kurz nach dem Krieg geboren und ist somit der Jüngste der Berner Troubadours. Vielleicht hat er dadurch das Recht, "Jugendsündenchansons" auch heute noch ab und zu zu singen (wie beispielsweise auf dieser Platte), obschon er sich oft schon steinalt vorkommt. Seine neueren Lieder sind wahrer und voller Anliegen. Chanosns zu basteln und vorzutragen ist für ihn ein Ausdrucksmittel, auf welches er nie mehr verzichten möchte. Als absoluter Nichtprofichansonnier (wie die andern Troubadours natürlich auch) liebt Markus Traber seinen Beruf als Verlagsbuchhändler, Städte wie Paris, Länder wie Spanien, von wo auch seine Gitarre kommt, und schlussendlich alle Arten Chansons, von Joan Baez bis zu George Brassens.

    Fritz Widmer

    Alle, die sich ander "Ballade vo döm, wo bim ne fromme Maa es Ross gchouft het" und der "Ballade vo de Schwümm" ergötzen, möchte ich einmal daran erinnern, wie witzig diese Lieder bereits als Geschichten gewesen sind. Wie man ein Lied aus einer solchen Geschichte macht, weiss ich; aber wie man die Geschichte erfindet, ist mir ein Rätsel. Womit ich einmal jenen unbekannten Erfindern meine aufrichtige Bewunderung aussprechen möchte.

    Was ich in der dritten Ballade berichte, ist wohl kaum passiert, könnte aber jederzeit passieren. Wie es an Feuerwehrhauptübungen zugeht, habe ich als Knabe oft von den Knechten auf unserem Bauernhof gehört. Ihre Art, sich auszudrücken, hat ziemlich auf mich abgefärbt; ich bin sie, was man dem Lied anhört, heute noch nicht ganz losgeworden, obwohl ich in der Stadt lebe und mich nur noch entfernt mit Landwirtschaft beschäftige...

    Mani Matter

    Mani Matter, mit bürgerlichem Vornamen Hans Peter, wurde 1936 als Sohn eines angesehenen Rechtsanwaltes geboren. Das aufgeweckte Kind berechtigte anfänglich zu den schönsten Hoffnungen. Nach ersten Versuchen mit feinsinniger Lyrik im Geiste Rilkes kaufte sich jedoch der Siebzehnjährige eine Gitarre und begann, grobschlächtige Lieder in der rauhen Berner Mundart zu verfassen und zu einfältigen Melodien vorzutragen. Es entspricht dem Ungeist der Zeit, dass er mit dieser primitiven Volkskunst Schule machen und andere Jünglige anregen konnte, ihren leichtfertigen Dilettantismus in ähnlicher Weise zur Schau zu stellen. Dank dem Einfluss seiner redlichen Eltern erlernte zwar Matter auch den Beruf eines Juristen, den er heute immer noch ausübt. Daneben sucht er aber weiterhin den billigen Beifall der Menge, indem er abends in zweitrangigen Theatern als witzelnder Volkssänger auftritt, ohne dichterisch oder musikalisch wesentlich über das Niveau seiner Anfänge hinausgekommen zu sein.

    Ruedi Krebs

    1961 kaufte ich meine erste Gitarre. Da ich damals von Instrumenten noch nicht viel verstand, hat mich ein Freund, der selber Handharmonika spielt, beraten. Wir kauften eine ganz einfache aus Sperrholz, die man im Notfall auch als Pingpongschläger oder als Kanupaddel gebrauchen konnte.

    Eine Woche später reiste ich nach Amerika und trug, obschon ich nur fünf Griffe konnte, überall stolz meine Gitarre unter dem Arm, und dank dem wäre ich beinahe mit Joan Baez zusammengetroffen. Dafür habe ich am Washington Square von unbekannten Gitarristen ein paar neue Griffe und viele neue Lieder gelernt. Wieder zu Hause, beschloss ich, dass nun die Zeit einer neuen Gitarre gekommen sei, und da ich in den nächsten Ferien wieder unter heftigem Reisefieber litt, reiste ich mit etwas Erspartem per Autostopp ins Land der Gitarren. So bin ich dann in Barcelona zu meiner zweiten Gitarre gekommen, die aber leider schon nach einem Jahr von meinem Kater Agamemnon aus Unachtsamkeit oder Eifersucht vom Tisch gestossen wurde und in Brüche ging. Seither lebt Agamemnon bei einer Tante in Pension und ich spiele auf "Estruch".

    Bernhard Stirnemann

    Angefangen hat es damit, dass ich kurz nach der Schulentlassung ungeheuer frankophil wurde. Das Leben war damals in Frankreich sehr billig (eine Tüte Pommes-frites kostete am Strassenrand 30 Francs) und so verbrachte ich jeden freien Moment in Paris, vorwiegend auf dem linken Seineufer. Auf der Ile de la Cité gibt es in einem uralten Haus ein kleines Lokal, das in der Semaine de Paris als "endroit pittoresque" bezeichnet ist. Der Patron, Michel Valette, war der Freund aller damals jungen und unbekannten Talente des Chansons. Er hatte einen untrüglichen Instinkt für Qualität, warf Leute, die nicht zuhörten, eigenhändig hinaus und hatte so bald ein Publikum, vor dem zu singen für viele junge Interpreten eine Prestigeangelegenheit war. Anne Sylvestre, Pierre Perret, Jean Ferrat, Guy Béart und Hélène Martin im gleichen Programm, ein solcher Abend wäre heute für jeden Veranstalter unbezahlbar. Damals in der "Colombe" konnte man das haben. Nachdem ich mir dort unzählige Nächte um die Ohren geschlagen hatte, ergriff ich eine Gitarre, lernte drei Griffe (viel mehr kann ich auch heute noch nicht) und begann selber wunderschäne französische Chansons zu schreiben, die mir, wenn ich wieder nüchtern war, nicht mehr gefielen. Damit ich nicht gezwungen war, meine Werke mit denen meiner Freunde zu vergleichen, begann ich schlussendlich berndeutsch zu schreiben. Einfach weil ich konkurrenzlos sein wollte. Dass ein mir unbekannter Mani Matter ebenfalls gerade die drei Griffe übte, wusste ich damals nicht. Diese Platte beweist, dass es erfreulicherweise schwer ist, konkurrenzlos zu bleiben.

    Anmerkungen

    • Das erste Album der Berner Troubadours.
    • Die Platte erschien zuerst in einer Klapphülle mit einer Drehscheibe - durch Drehen wurden auf der Vorderseite in einem Fensterchen über einem gitarrespielenden Körper die Köpfe der verschiedenen Interpreten sichtbar.
    • Eine spätere Ausgabe kam in einer einfachen Hülle, wobei auf die Drehscheibe verzichtet wurde: stattdessen waren auf der Hülle nun sämtliche Köpfe der verschiedenen Interpreten zu sehen.
    • Mani Matters Lied "Dr Alpeflug" erschien hier erstmals in einer Live-Fassung. Als Studioaufnahme erschien es erst auf seiner vierten EP Betrachtige über nes Sändwitsch (1972).