Tin Pan Alley

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Die "Tin Pan Alley" um 1900

Als Tin Pan Alley (engl. "Blechpfannengasse") wird die 28th Street zwischen Fifth Avenue und Broadway im Stadtteil Manhattan in New York (USA) bezeichnet. Hier waren zwischen etwa 1900 und 1930 die meisten US-amerikanischen Musikverlage ansässig. Ihren Spitznamen erhielt die Strasse durch den Journalisten Monroe Rosenfeld, der das ständige Klimpern der Probeklaviere in der Zeitung New Yorker Herald mit dem Klappern von Zinnpfannen verglich.

Die Tin Pan Alley war damals das Machtzentrum der US-amerikanischen Musikindustrie. Für die Verleger arbeitete eine grosse Zahl von Komponisten und Textern, die mit der Erzeugung populärer Schlager beschäftigt waren. Diese wurden in Notenheften (engl. sheet music) veröffentlicht. In der Ära der Tin Pan Alley nahm das sogenannte "Great American Songbook" seinen Anfang, ein nicht genau festgelegter Kanon herausragender Lieder der US-amerikanischen Unterhaltungsmusik zwischen etwa 1930 und 1960.

Bekannte Liederschreiber der Tin Pan Alley-Ära sind unter anderen Cole Porter, George Gershwin, Peter DeRose, Irving Berlin und Fred Fisher. Auch Stars wie Bing Crosby, das Rat Pack (Frank Sinatra, Sammy Davis jr., Dean Martin), Ella Fitzgerald und Leon Redbone begründeten ihre Karriere auf Liedern der Tin Pan Alley.

Nik Cohn 1969 über die frühen 1950er Jahre: "In diesen Jahren war die Industrie um die in Massen publizierenden Büros von Tin Pan Alley strukturiert. Die entscheidenden Männer waren meistens mittleren Alters, und ihr Geschäftsgebaren war ganz auf Sicherheit abgestellt. Wenn sie skrupellos sein mussten, dann wurden sie sentimental dabei, und die meisten glaubten wirklich daran, dass sie Qualität produzierten. Im allgemeinen waren sie verheiratet und hatten Kinder. Sie hatten einen starken Sinn für Tradition. Und wenn man sie fragte, dann erzählten sie einem wahrscheinlich, es gäbe kein Geschäft wie das Schaugeschäft.

Die Rock-Musik versetzte all dem einen Schlag. Natürlich blüht noch immer das Geschäft der Tin Pan Alley, und die Verleger bekommen noch immer ihren Anteil, jedesmal, wenn ihre Platten im Radio gespielt werden, und sie machen ihre Geschäfte, werden reich wie eh und je. Aber sie haben nicht mehr die alleinige Kontrolle, sie besitzen nicht mehr das Monopol. Niemand interviewt sie im Fernsehen, niemand katzbuckelt vor ihnen. Sie kaufen sich ihren neuen Rolls, aber es interessiert eigentlich keinen."

Erst mit dem zunehmenden Aufkommen folkloristischer Musikstile wie dem Mambo in den 1940er Jahren und der Revolution des Rock'n'Roll Mitte der 1950er Jahre begannen also die hier ansässigen Musikverleger ihren Einfluss an die Plattenfirmen zu verlieren.