Soul

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Soul

Nik Cohn schrieb 1968: "Das Wort Soul stammte ursprünglichen aus dem modernen Jazz. Negermusiker wie Charlie Mingus, cannonball Adderley, Les McCann und Bobby Timmons reagierten heftig auf den Cool Jazz der West Coast, der weiss war und ohne Mumm, der den Jazz durch die fünfziger Jahre bestimmte. 1960 besannen sie sich wieder auf die Wurzeln. Amens, eingebaute Funkiness, einfache Zwölftakte - alle Tricks des Down-home oder Gospels wurden wieder einbezogen. Schwarzer Blues, schwarze Musiker, schwarze Traditionen, und das liess sich aus den Titeln ablesen: "Better git it in your soul", "Work song", "Wednesday night prayer meeting", "Moanin'". Irgendwo dabei wurde das Wort Soul benutzt, klang richtig und blieb hängen. Im Handumdrehen war es das am meisten strapazierte Klischee in der ganzen Populärmusik. Seitdem ist es geblieben.

Während des letzten Jahrzehnts ist der Soul fortschreitend stilisiert worden, formalisiert sogar, und ketzt tendiert er dazu, so ritualisiert zu sein wie manche religiöse Feierlichkeiten. Und das ist das Ritual: die Gruppenmitglieder tragen Seidenanzüge, kämmen sich die entkrausten Haare zu einer Stirnlocke, konzentrieren sich wie besessen auf synchrone Handbewegungen, und die Solisten schwitzen mächtig, schreien sich heiser und sind gewöhnlich schnelle, trickreiche Tänzer. Gruppen wie Solisten pflegen den standardisierten Dialog mit dem Publikum. ("Is everybody all right?" " Yeah." "Let me hear you say Yeah." "YEAH." "No, let me hear you say Yeah louder." "YEAH.") Alle grinsen mächtig. Auf diese Weise ist der Soul so lebendig und zutreffend wie eine aufgezeichnete Botschaft. Was all dies zu einem solchen Schmarrn macht, ist der totale Mangel an echter Beziehung zu der Sache. Die meisten Soulsänger kommen an wie die Aufziehpuppen, sie schlafwandeln fast, und sie grinsen, gaffen und machen Grimassen wie so viele Negro Minstrels. Sie benehmen sich nicht wie richtige Menschen, und sie behandeln auch ihr Publikum nicht so."