Schlacht an der Beresina

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Meinrad Lienert: Schweizer Sagen und Heldengeschichten, Stuttgart 1915.

Einmal mußten die Schweizer aber auch gezwungen in den Krieg, nämlich als Kaiser Napoleon I., der fast die ganze Welt bekriegte, noch Rußland erobern wollte. Da waren nun auch vier Schweizerregimenter dabei, die dem Kaiser Rußland erobern halfen. Als aber dann die Stadt Moskau verbrannte und der übermütige Franzosenkaiser mitten im Winter bei einer furchtbaren Kälte wieder den Heimweg antreten mußte, starb ihm von seinem ungeheuren Heere die größte Zahl seiner Krieger, vernichtet vom verfolgenden Feind, noch mehr verhungernd und erfrierend. Wehe dem, der nicht mehr weiter konnte! Am schlimmsten aber sah es für die immer noch gewaltigen Reste dieser großen Armee aus, als sie an den brückenlosen breiten Fluß, Beresina genannt, kamen. Da mußte vorerst unter unsäglichen Opfern eine Brücke geschlagen werden, damit die Armee darüberziehen könnte. Aber das ging nicht so leicht. Immerfort stürmte der Feind in gewaltigen Reiterscharen heran und drängte Napoleons Heer zusammen. Als nun die Brücke fertig war und das Heer Napoleons darüberzuziehen begann, ließ der Kaiser die Tapfersten seines Heeres zurück, damit sie den Übergang der Regimenter gegen die immer kühner und zahlreicher heranstürmenden russischen Heere beschützten. Auch die überlebenden Schweizer, die nur noch einen geringen Bruchteil der ehemaligen vier stolzen Regimenter ausmachten, waren zur Deckung des Übergangs über die tiefe Beresina bestimmt. Und sie wichen nicht von ihrem Platze. Mit Heldenmut schlugen sie, im tiefen Schnee und grenzenloser Kälte ausharrend, immer wieder die Feinde zurück, bis endlich Kaiser Napoleon mit der Armee hinüber war. Dann zogen auch sie mit den Holländern und Polen, die mit ihnen ebenso mutig den Übergang verteidigt hatten, ans andere Ufer hinüber, hinter sich auf Befehl des Kaisers die Notbrücke verbrennend. Als sie zum Schutz der Brücke abkommandiert wurden, waren sie noch ihrer fünfzehnhundert wehrhafte Eidgenossen. Aber wie erschraken sie, als sich beim Appell, den ihre Hauptleute am anderen Ufer hielten, nur noch dreihundert Mann melden konnten. Doch ließen sie sich nicht beugen und zogen mit ihren Regimentsfahnen, wovon sie nicht eine einzige verloren hatten, dem von Gott getroffenen Kaiser Napoleon nach, bis sie endlich, schier völlig zusammengeschmolzen, unter ungeheuren Leiden die liebe, heißersehnte Bergheimat erreichten.


Die vier Schweizerregimenter, welche im russischen Feldzuge von 1812 einen Teil der grossen Armee bildeten, gehörten zum II. Armeekorps unter Marschall Oudinot. Dieses Armeekorps bestand aus drei Infanterie- und zwei Cavallelriedivisionen und zwar ohne Artillerie und Genie 42'000 Mann stark am Anfang des Feldzuges. Es hatte die Aufgabe, den linken Flügel der Armee, die gegen Moskau vordrang, zu bilden und gegen Dunaburg und Polotzk den Feind abzuhalten.

Bei der 3. Division unter General Merle waren die Schweizer zugeteilt wie folgt: 1. Brigade, General Amey, 4. Schweizerregiment und 3. Croatenregiment, 2. Brigade, General Canderas, 1. und 2. Schweizerregiment. 3. Brigade, General Coutard, 3. Schweizerregiment und 123. französisches Linienregiment.