Die goldene Galeere

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1990 veröffentlichte der damals 16jährige Jacek Dukaj im ultrakatholischen Polen seine erste Science Fiction-Erzählung "Die goldene Galeere" (poln. "Złota galera"), die eine neue literarische Mode in die Wege leitete: eine stark religionskritisch und antiklerikal geprägte phantastische Literatur, in welcher der Triumph der Kirche als positive Entwicklung in Frage gestellt und die gesellschaftskritische Komponente in den Vordergrund gerückt wurde.

In "Die goldene Galeere" umfasst das irdische Imperium fast den ganzen Kosmos. Die Macht in diesem, sich als "Reich Gottes" begreifenden Staatswesen, liegt in den Händen der "Seligen Truppen", einer straff militäriscn organisierten und geheimdienstlich arbeitenden Struktur mit den besten Verbindungen "nach oben", deren Aufgabe darin besteht, den Glauben in den Menschen zu festigen und ihn gegen die Angriffe der "anderen Seite" zu verteidigen. Dabei bedienen sich die "Seligen Truppen" einer derart ausgeklügelten Technik, dass sie inzwischen an Magie und Wunder denken lässt. Diese ultramoderne Mischung aus Inquisition und CIA soll sogar schon Kommandotruppen in die Hölle entsandt haben.

Milliarden von Menschen glauben also nach den Zehn Geboten zu leben und der Erlösung und der ewigen Gottesschau sicher sein zu können. Aufrecht erhalten wird diese tiefe Überzeugung durch regelmässig wiederholte Taufen und rücksichtslose Verfolgung von Nichtgläubigen (etwa Neosatanisten), die sich in schwer zugänglichen Waldgebieten zu verstecken suchen und einmal gefangen genommen Busse tun müssen.

Doch eines Tages bricht ein fremder Faktor mit aller Wucht in diese Seligkeit herein und bringt das ganze Gebilde mit erstaunlicher Leichtigkeit zum Einsturz: An den Aussengrenzen des Imperiums taucht aus dem Nichts ein Riesenraumschiff in Form einer goldenen Galeere mit sechshundert Milliarden Rudern auf und nimmt Kurs auf die Erde, das Zentrum des Reiches. Alle Planeten, an denen die Galeere vorbeirast, werden entvölkert. In ihrer Arroganz wollen es die Anführer der "Seligen Truppen" eine Zeit lang nicht wahrhaben, doch schliesslich müssen sie die schreckliche Wahrheit zugeben: An Bord der goldenen Galeere befindet sich Satan höchstpersönlich, und er ist nicht gekommen, um in der letzten Schlacht, im Armageddon, gegen Gott zu unterliegen, sondern er trifft als der wahre Herrscher über die Menschen ein und nimmt nur das mit an Bord, was ihm zusteht: die Menschenseelen.

Nur eine Handvoll Überlebender, welche die göttlichen Gebote wirklich verinnerlicht und nach ihnen gelebt haben, bleibt zurück. Alle Mitglieder der "Seligen Truppen", die Bewahrer des Glaubens, finden sich hingegen an die Ruder der Teufelsgaleere angekettet wieder.