Internetprotokollfamilie

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Die Internetprotokollfamilie ist eine Familie von rund 500 Netzwerkprotokollen, welche die Grundlage für die Netzkommunikation im Internet bilden. Häufig wird auch die Bezeichnung "TCP/IP-Protokoll-Familie" verwendet, es werden im Internet ausserhalb des World Wide Web jedoch noch weitere Transportprotokolle verwendet.

TCP/IP-Referenzmodell

Grundlage der Internetprotokollfamilie ist das DOD-Modell, in dem die Aufgaben der Protokolle zur Datenkommunikation in vier Schichten unterteilt werden. Zur Gliederung der Kommunikationsaufgaben werden in Rechnernetzen funktionale Ebenen (sogenannte Schichten, engl. layer), unterschieden. Für die Internetprotokollfamilie ist dabei das TCP/IP-Referenzmodell massgebend. Es beschreibt den Aufbau und das Zusammenwirken der Netzwerkprotokolle aus der Internetprotokollfamilie und gliedert sie in vier aufeinander aufbauende Schichten. TCP/IP steht dabei für Transmission Control Protocol/Internet Protocol.

  • Die Anwendungsschicht (engl. application layer) umfasst alle Protokolle, die mit Anwendungsprogrammen zusammenarbeiten und die Netzwerkinfrastruktur für den Austausch anwendungsspezifischer Daten nutzen.
  • Die Transportschicht (engl. transport layer) stellt eine Ende-zu-Ende-Verbindung her. Das wichtigste Protokoll dieser Schicht ist das Transmission Control Protocol / TCP, das Verbindungen zwischen jeweils zwei Rechnernetzteilnehmern zum zuverlässigen (nicht "sicheren", da das Wort "sicher" im Sinne von fälschungssicher oder abhörsicher gebraucht wird) Versenden von Datenströmen herstellt. Es gehören aber auch Datagramm-Protokolle (z. B. das User Datagram Protocol / UDP) in diese Schicht, bei denen nur die Zustellung an den richtigen Dienst zuverlässig gemacht und keine Verbindung aufgebaut wird.
  • Die Internetschicht (engl. internet layer) ist für die Weitervermittlung von Paketen und die Wegewahl (das "Routing") zuständig. Auf dieser Schicht und den darunterliegenden Schichten werden Punkt-zu-Punkt-Verbindungen betrachtet. Die Aufgabe dieser Schicht ist es, zu einem empfangenen Paket das nächste Zwischenziel zu ermitteln und das Paket dorthin weiterzuleiten. Kern dieser Schicht ist das Internet Protocol / IP in der Version 4 oder 6, das einen Paketauslieferungsdienst bereitstellt. Sogenannte Dual-Stacks (z. B. in Windows Vista oder Windows Server 2008) können dabei automatisch erkennen, ob sie einen Kommunikationspartner über IPV4 oder IPV6 erreichen können und nutzen vorzugsweise IPv6. Dies ist für entsprechend programmierte Anwendungen transparent. Die Internetschicht entspricht im OSI-Modell der Vermittlungsschicht.
  • Die Netzzugangsschicht (engl. link layer) ist im TCP/IP-Referenzmodell spezifiziert, enthält jedoch keine Protokolle der INternetprotokollfamilie. Sie ist vielmehr als Platzhalter für verschiedene Techniken zur Datenübertragung von Punkt zu Punkt zu verstehen. Die Internetprotokolle wurden mit dem Ziel entwickelt, verschiedene Subnetze zusammenzuschliessen. Daher kann die Host-an-Netz-Schicht durch Protokolle wie Ethernet, FDDI, PPP (Punkt-zu-Punkt-Verbindung) oder 802.11 (WLAN) ausgefüllt werden. Diese Schicht entspricht im OSI-Modell den Sicherungs- und Bitübertragungsschichten.

Das TCP/IP-Referenzmodell ist auf die Internetprotokolle zugeschnitten, die den Datenaustausch über die Grenzen lokaler Rechnernetze hinaus ermöglichen ("Internetworking"). Es wird weder der Zugriff auf ein Übertragungsmedium noch die Datenübertragungstechnik definiert. Vielmehr sind die Internetprotokolle dafür zuständig, Datenpakete über mehrere Punkt-zu-Punkt-Verbindungen (Hops) weiterzuvermitteln und auf dieser Basis Verbindungen zwischen Netzteilnehmern über mehrere Hops herzustellen. Um Probleme der Netzkommunikation im Allgemeinen zu betrachten, wird stattdessen auf das OSI-Modell zurückgegriffen. Es ist jedoch zu beachten, dass sich die Benennung der einzelnen Schichten in den Modellen unterscheidet.

OSI-Schicht Einordnung Standard DOD-Schicht Einordnung Protokoll-
beispiel
Einheiten Kopplungselemente
7 Anwendung
(Application)
Anwendungs-
orientiert
FTAM 4 Anwendung
(Process)
Ende zu
Ende
(Multihop)
Daten
6 Darstellung
(Presentation)
ASN.1
5 Sitzung
(Session)
ISO 8326
4 Transport
(Transport)
Transport-
orientiert
ISO 8073 3 Transport
(Host-to-Host)
Segmente
3 Vermittlung
(Network)
CLNP 2 Internet
(Internet)
Punkt zu
Punkt
Pakete
2 Sicherung
(Data Link)
HDLC 1 Netzzugang
(Network Access)
Rahmen
(Frames)
1 Bitübertragung
(Physical)
Token Bus Bits

Funktion der Schichten

Auf der Netzzugangsschicht stellen Ethernet- und WLAN-Karten den Zugang zu einem Rechnernetz bereit. Jedes Gerät verfügt dafür über eine MAC-Adresse, eine 48-Bit-Zahl, welche für jedes Netzwerkgerät weltweit eindeutig ist.

Die darüber liegende Vermittlungsschicht sorgt für die paketbasierte Kommunikation nach dem Internet Protocol / IP, erst hier kommen IP-Adressen ins Spiel. Das Address Resolution Protocol / ARP vermittelt zwischen den gerätenahen MAC-Adressen und den IP-Adressen. Möchte ein Rechner mit einem anderen kommunizieren, so läuft das wie folgt ab:

  • Der Rechner sendet zuerst eine Rundfrage, welcher Rechner die gewünschte IP-Adresse hat.
  • Fühlt sich im selben Netzsegment ein anderer Rechner angesprochen, so antwortet er mit seiner MAC-Adresse. Beide Rechner merken sich dann für eine Weile die MAC-Adresse des anderen, um sinnlose Nachfragen zu vermeiden.

Auf der Transportschicht übernehmen das verbindungsorientierte Transmission Control Protocol / TCP und das verbindungslose User Datagram Protocol / UDP die Übertragung der Nutzdaten.

  • TCP stellt sicher, dass alle Datenpakete des Senders in der richtigen Reihenfolge beim Empfänger ankommen - dazu bildet es Prüfsummen über Segmente und sendet ausserdem beschädigte Pakete solange, bis sämtliche Daten übertragen sind. UDP dagegen überlässt diese Aufgabe dem jeweiligen Anwendungsprogramm.
  • Sowohl TCP wie UDP arbeiten auf der Grundlage von Ports: Jedes Paket besitzt eine Quell- und eine Ziel-IP-Adresse, die den jeweiligen Quell- bzw. Zielrechner bestimmt, sowie einen Quell- und einen Zielport, der den jeweiligen Netzwerkdienst oder Client bestimmt. Für die meisten Netzwerkdienste hat die IANA Standardports zwischen 0 und 1023 festgelegt; Clients dagegen belegen für Verbindungen dynamisch Ports zwischen 1024 bis 65535.
  • Das verbindungsorientierte Internet Control Message Protocol / ICMP überträgt Fehlermeldungen, falls ein Netzwerkdienst auf einem Rechner gerade nicht läuft oder ein Rechner oder Router nicht antwortet. Ein häufiges Einsatzgebiet stellt das Pingen eines Rechners dar, um dessen Erreichbarkeit zu prüfen.

Auf der Anwendungsschicht schliesslich werden Protokolle wie HTTP, SMTP, POP3, IMAP oder SSH verwendet, bei denen es auf die korrekte Übertragung sämtlicher Pakete ankommt und die deshalb auf TCP aufsetzen. Protokolle wie NTP oder teilweise DNS dagegen verwenden UDP, da sie den Verlust einzelner Datenpakete verkraften oder sich selbst um das erneute Senden verloren gegangener Pakete kümmern.

Weblinks

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