1797 Augustin Fangé Buch "Geschichte des männlichen Barts unter allen Völkern der Erde bis auf die neueste Zeit (Für Freunde der Sitten und Völkerkunde)"/Nachwort

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"Der Schöpfer des Universums konnte keine Zierde für den Mann wählen, die seiner Wahl würdiger gewesen wäre." (Schelle)

Rasieren? Ist es nicht ein Handeln gegen die gottgewollte Natur, die den Mann also geschaffen hat?

Frauen haben keinen Bart. Und wenn, dann ist er Unnatur. Früher wurden sie als Hexen verbrannt. Denn "nur ein Mann ist zur Herrschaft geboren und trägt dieses Abzeichen seiner Vollmacht, das deshalb keinen Zweifel übrig lässt. Dieser Bart, welcher sein Kinn ziert, und der bald furchtbar, bald ehrfürchtig macht, dieser Bart - wenn man ihn genau betrachtet -, entdeckt den Weibern die Absicht der Natur, und lehrt sie Demut, Unterwerfung, Gehorsam" (Schelle). Wen wundert es, wenn schon früh die Sorge des Mannes seinem Bart galt, ja dass man die Bartfrage oft zur Glaubensfrage machte.

"Gott möge dir den Bart ausreissen", war ein fürchterlicher Fluch bei den Beduinen. "Ohne Bart kommt niemand ins Himmelreich", erklärten die Patriarchen der Ostkirche auf ihrem 1551 stattfindenden Kongress. Auch den Israeliten verbot das mosaische Gesetz die Rasur. Die Heiden dagegen opferten ihr abgeschnittenes Haar den Göttern, oder es wurde verbrannt oder beerdigt. Auf jeden Fall dzrfte es nicht - da "mit der Persönlichkeit des Mannes gesättigt" - achtlos fortgeworfen werden, denn Feinde könnten sich seiner bemächtigen und es zu magischen Zwecken missbrauchen.

Priester alter Kulturen trugen immer einen Bart. Scheren, so das Argument, mache den einwohnenden Geist unbehaust, schon blosses Bartstutzen könne ihn verletzen: Rache wäre die Folge. Jahrhundertelang war der Bart Zeichen der Weisheit. Gottvater und alle grossen Götter der Völker trugen dieses Zeichen. Auch personifizierte Naturkräfte, Zwerge, Berggeister u. ä. stellte man sich mit Bart vor. Einen grossen Bart identifizierte man mit grossem Verstand... auch heute noch?