Elvis Presley
geboren 8. Januar 1935, gestorben 16. August 1977 in Memphis (Tennessee, USA)
Elvis Presley
Nik Cohn 1969: "Elvis ist Anfang und Ende der Popmusik. Er ist das grosse Original und noch heute das grosse Idol, neben dem alle anderen verblassen. Er ist der Boss. Diesmal sind die Fan Club-Sprüche berechtigt, dieses eine Mal: Elvis ist der König.
Seine erste Platte, That's all right, war wirklich gut. Elvis hatte unter dem Einfluss der verschiedenen Musikrichtungen gestanden - des farbigen R&B, des Kirchen- und Gospelgesangs, der Country-Balladen -, und sein Gesang war eine Mischung von alledem, ein unwahrscheinlicher Eintopf, den er mit Sex würzte. Seine Stimme klang schneidend, nervös, sie war wie eine Sense, und sie explodierte. Sie klang gequält, nicht ausgereift, roh. Aber sie war sexy, mehr sexy als je eine andere Stimme zuvor.
Anfang 1956 unterschrieb er einen Vertrag bei RCA-Victor und machte eine Platte mit dem Titel Heartbreak hotel. Anderthalb Millionen wurden sofort verkauft. Nach sechs Monaten waren es acht Millionen und er bekam bis zu zehntausend Verehrerbriefe in der Woche. Die wildeste und ausdauerndste Teenager-Hysterie, die es je gegeben hatte, war ausgelöst, so schnell, so einfach, so perfekt. Im nächsten Jahr schon war er zu einer Zwanzig-Millionen-Dollar-Industrie geworden.
Wenn er auf die Bühne kam, dann stand er in einem goldenen Cadillac. Er trug einen goldenen Anzug und an den Füssen goldene Slipper. Seine Koteletten reichten bis hinunter an die Ohrläppchen, und über der Stirn trug er eine mordsmässige Pomadentolle. Er grinste mit einem herabgezogenen Mundwinkel, und dieses Grinsen hatte er immer drauf.
Wenn er nicht auf der Bühne stand, dann las Elvis die Bibel und liebte seine Mutter. "Er ist genau wie ein Taschenbuch", erklärte eine seiner Verehrerinnen. "Die Bilder auf dem Umschlag so richtig sexy. Nur innen drin, da ist die Geschichte lieb und nett." Er sah gefährlich aus, war aber sauber und ungefährlich. Und genau das haben die jungen Mädchen immer von ihren Idolen gewollt, eine Illusion von Gefahr. Elvis brachte eine neue erregende Quasi-Wirklichkeit ins Spiel. Oft waren seine Texte romantisch, aber einige seiner grössten Hits machten sich davon los - die schroffe Verachtung für Frauen in "Hound dog" ist dafür typisch."