1987 Film "Reichshauptstadt privat"

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Veröffentlichung
Premiere Filmtitel Dauer Vertrieb
1987.10.21 Reichshauptstadt privat (Teil 1) 106:00 DE: TV: ARD
1987.10.25 Reichshauptstadt privat (Teil 2) 137:00 DE: TV: ARD
2008.04.30 Reichshauptstadt privat 250:00 DE: DVD: ARD Video
Produktion Dieter Melzer
  • DE: für Norddeutscher Rundfunk / NDR
  • DE: für Sender Freies Berlin / SFB
  • Drehbuch Horst Königstein, Wolfgang Menge
    Regie Horst Königstein
    Bild Klaus Brix
    Hauptdarsteller
    Nebendarsteller Heinz Baumann (alter Kurt), Rolf Becker (Annas Vater), Peter Behrens (Herz), Detlef Bierstedt, Brigitte Böttrich, Heike Falkenberg (Ursula Spindler), Peter Flechtner, Peter Franke (Major Sesselmann), Eva Medusa Gühne (Amanda Haak), Irm Hermann (Spielscharführerin Edeltraut von Garmitz), Margot Hielscher, Robert Jarczyk (junger Kurt), Ulla Meinecke, Evelyn Meyka, Roland Momme Jantz (Peter Bach), Vera Müller, Barbara Nüsse (Annas Mutter), Ruth Niehaus (alte Anna), Caroline Redl (Edda Kohn), Hans-Michael Rehberg, Marianne Rosenberg, Wolf-Dietrich Sprenger (Westecker), Roland Strehlke, Walter Thielsch (Karo), Robert Tillian (SD-Mann Ott), Annette Uhlen (junge Anna), Jürgen Vogel (Wolfgang Spindler), Patrick Winczewsk, Gustav Peter Wöhler (Piek)
    Sprache Deutsch
    Musik Hans Peter Ströer
    Produktionsleitung
    Ausstattung Götz Heymann
    Kostüme Brigitte Heick
    Filmschnitt
    Ton
    Drehorte
  • 1986.07.22 Hamburg (Deutschland), Hotel Reichshof
  • 198x Pinneberg (Schleswig-Holstein), Hotel Cap Polonio
  • Produktionszeitraum 1985-1987
    Budget über 3.5 Millionen D-Mark
    Altersfreigabe 12 (Deutschland)

    Entstehung

    Gemeinsam mit Wolfgang Menge (Idee und Buch) realisierte Horst Königstein im Auftrag des Senders Freies Berlin zwischen 1985 und 1987 seine bisher aufwendigste Fernsehproduktion, die Königstein als das wohl "eigenwilligste Geschenk an die Stadt Berlin zu ihrer 750-Jahrfeier" bezeichnete: das zweiteilige und fast vierstündige Fernsehspiel Reichshauptstadt privat.

    Menge und Königstein riefen über Zeitungen dazu auf, ihnen Tagebücher, Fotoalben, Filme und Erinnerungen an den Alltag der Jahre 1933 bis 1945 zuzusenden und erhielten über 500 Zusendungen, die sie zu einem aus Fakten und Dokumentation bestehenden Alltagsporträt verdichteten. Dafür wählten die beiden eine "Mischform" aus Fernsehspiel, Dokumentation, Spielfilm und Revue, welche schlussendlich ein zweiteiliges Panorama aus persönlichen Erinnerungen, Dokumenten, Filmausschnitten, Schlagern und Propagandaparolen ergab (ausgestrahlt von der ARD am 21. und 25. Oktober 1987). Ergänzt wurde der Film durch die aus "Recherchen und Realität" montierte vierteilige Zeitdokumentation Reichshauptstadt privat (Ein Sittenspiegel), die als Begleitsendung im dritten Programm ausgestrahlt wurde.

    Königstein: "Erste Gespräche mit Menge drehten sich nur um eines: Was wollen wir nicht? Zu viele Filme über die Nazi-Zeit haben die Zuschauer erschöpft, zu oft wurden jene Zuschauer ausgeschlossen, die immer noch der Meinung sind, dieser Teil ihres Lebens könne nicht so völlig falsch und fehlgeleitet gewesen sein."

    Königstein: "Wir wollten nicht die übliche dramatische Geschichte von Nazi-Grössen, Verfolgung und Widerstand reproduzieren. Es war Menges Konzept, weg von Auschwitz zu jener alltäglichen Realität zu kommen, wie sie damals von Millionen erlebt wurde, zu den Freiräumen und privaten Träumen. Ich glaube, dass gerade Alltagsgeschichte vieles provozierend deutlich macht, was in der herrschenden Geschichtsschreibung oft abstrakt bleibt."

    Königstein: "Berlin in den 1930er Jahren darzustellen, ist schwierig, denn filmisch liegt - bis auf wenige Amateuraufnahmen - nur propagandistisches und (Studio-)Kinofilmmaterial vor. Wir kamen auf die Idee, Berlin und das Klima im Reich am Beispiel eines 'Traumschiffs' von 1938 zu spiegeln: die KDF-Flotte auf der Fahrt nach Norwegen. Eine Liebesgeschichte, dachten wir, könnte an Bord beginnen und dann in Berlin weitergeführt werden. Wir wussten auch, dass Mode und Swing und 'Teenage Love' zentrale Elemente sein sollten."

    Handlung

    Anhand der Liebesgeschichte von Kurt und Anna (in wechselnden Generations-Rollen: Heinz Baumann und Ruth Niehaus; Annette Uhlen und Robert Jarczyk) wird der Beliner Alltag im Dritten Reich abseits von NSDAP, Wehrmacht und Widerstand dargestellt. Kurt, ein angehender Architekt, und Anna, aus einem Berliner Modesalon, fahren 1938 nach Norwegen und verlieben sich ineinander. Im Zweiten Weltkrieg gerät Kurt in Gefangenschaft und bietet Anna in einem Brief die Ferntrauung an. Als sie dies ablehnt, wendet er sich erfolgreich an Annas Freundin Uschi, die den Architekturstudenten schon immer geliebt hat.

    Teil 1: Kurt und Anna, zwei ältere Leute, beide allein, treffen sich seit einigen Jahren und gelegentlich in Berlin. Kurt macht Anna schliesslich einen Heiratsantrag. Schon als junge Leute waren sie ineinander verliebt, nur geheiratet haben sie damals nicht. Anna besteht nun darauf, dass sie sich die Geschichte ihrer Jugend im Berlin der Nazizeit und des Krieges noch einmal vornehmen, bevor eine Entscheidung fällt. Beim Lesen in einem Tagebuch, in dem Anna - nach dem Vorbild von Dinah Nelkens Ich an Dich (1936) - Eintragungen notierte und Fotos, Zeitungsausschnitte, Billetts und Speisekarten geklebt hat, werden ihre Erinnerungen an ihre gemeinsame Vergangenheit wieder wach: Kurt und Anna lernen sich 1938 auf einer "Kraft durch Freude"-Schiffsreise mit der "MS Oceana" nach Norwegen kennen. Er ist neunzehn und angehender Architekt, sie siebzehn und Angestellte in Lehmanns Schallplattenladen - und ihr kleiner Bruder Wolfgang ein begeisterter Fotograf. Auch Wolfgang Spindler (Jürgen Vogel) ist mit an Bord. Zwar wird das Schiff mit Propaganda dauerbeschallt, aber im Vordergrund stehen Partygespräche und Romanzen. Anna und Kurt verlieben sich.

    Teil 2: Inzwischen befindet sich das Deutsche Reich im Krieg. Gezeigt werden schillernde Bilder von Modesalons, deren Besitzer gezwungen sind, die Nazi-Prominenz einzuladen. Pomp, Klatsch, Tratsch und Feiern der "Arier" zeigen den Alltag in Berlin unter der Herrschaft des Nationalsozialismus. Kurt wird einberufen und als Kriegsgefangener nach Kanada verfrachtet. Anna bleibt in Berlin zurück.

    Eingearbietet in die "Traumreise" nach Norwegen und Szenen vom Fortgang der Beziehung zwischen Anna und Kurt sind Szenen aus der Gegenwart: Kurt und Anna als alte Leute, die Mühe haben mit der Erinnerung, zum Beispiel mit der Sonnenwendfeier im Olympiastadion. Waren sie überhaupt dabei? Wie konnte man sich dafür begeistern, wie wäre das heute? Einiges hat sich verklärt, anderes wurde verdrängt. Annas Tagebuch ist ein buntes, krummes Geländer, an dem die beiden entlanggehen. Ob sie danach heiraten können, bleibt offen; die Frage ist einer anderen gewichen: Was bedeutet Erinnern, wie funktioniert das, was löst es in uns aus?

    Galerie

    Bildschirmkopien

    Anmerkungen

    • Der Film Reichshauptstadt privat wurde durch die aus "Recherchen und Realität" montierte vierteilige Zeitdokumentation Reichshauptstadt privat (Ein Sittenspiegel) ergänzt, die als Begleitsendung im dritten Programm ausgestrahlt wurde.
    • Zum Film Reichshauptstadt privat gab auch ein gleichnamiges Buch.
    Datum Autor Format Titel Verlag Anmerkungen
    1987 Klaus Behnken ; Wolfgang Menge Buch Reichshauptstadt privat DE: Köln : Egmont VGS
    ISBN 3-8025-2175-7
    252 S. : Ill. ; 25 cm

    Weblinks

    Herausgeber Sprache Webseitentitel Anmerkungen
    International Movie Database eng Reichshauptstadt privatwbm
    Fernsehserien ger Reichshauptstadt privatwbm
    Der Spiegel ger Letzte Stimmenwbm Filmkritik zu Reichshauptstadt privat
    Amazon ger DVD-Kaufmöglichkeit mit Bildern und Trailerwbm
    BOL ger Reichshauptstadt privatwbm DVD-Kaufmöglichkeit mit Trailer