Text "Stephan Remmler (Frauen sind böse)" (Jürgen Weber)

Autor	Jürgen Weber
Texttitel	Stephan Remmler
Untertitel	Frauen sind böse
Sprache	Deutsch
Textform
Veröffentlichung	2006.04 Musik an sich

Text

Stephan Remmler (Frauen sind böse)

10 lange Jahre hat man nichts mehr von ihm gehört, jetzt plant er ein Comeback: Ex-Trio-Sänger Stephan Remmler, mittlerweile nicht mehr in Grossenkneten, sondern auf Lanzarote lebend (Neid...) und 59 Jahre alt (ja, ja, wie die Zeit vergeht, dieses Jahr wird er 60!). Vor dem Erscheinen seiner neuen CD 1, 2, 3, 4... (Veröffentlichung am 14. Juli 2006) gibt's vorweg die Single Frauen sind böse.

Eines muss ich an dieser Stelle vorwegnehmen: Ich war und bin immer noch Trio-Fan; vor allem die erste LP (Trio, 1981) hat es mir mit ihrem Minimalismus bis heute angetan. Eine solche reduzierte Musik ist aber leider schnell ausgereizt, und so war nach 2 weiteren LPs ohne den Charme des Erstlings und einem völligem Kinofilm-Flop dann 1985 Schluss mit lustig und man ging getrennte Wege. Als einziger der drei hatte Stephan Remmler auch nach Trio mit neuen musikalischen Wegen noch kommerzielle Erfolge: "Keine Sterne in Athen", "Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei" und "Keine Angst hat der Papa mir gesagt" sind bis heute bekannt, wenn auch nicht mehr allzu gegenwärtig. Weitere Solo-Veröffentlichungen in den 90ern waren dagegen weniger erfolgreich.

Eine von den ehemaligen Trio-Mitgliedern Peter Behrens und Kralle Krawinkel durchaus gewollte Reunion von Trio (vor allem Schlagzeuger Behrens hätte aufgrund finanzieller Probleme daran wohl ein grosses Interesse gehabt) ist in der Vergangenheit an Stephan Remmler gescheitert. In einem Interview mit der Welt am Sonntag sagte er kürzlich dazu: "Ich hätte gern eine Reunion von Trio gesehen. Aber ich sage auch: Es wäre gut gewesen, wenn es gut gewesen wäre. Der Eindruck, der sich bei mir im Vorfeld dann aber gebildet hatte, war der, dass es eben nicht gut geworden wäre."

Auf dieses Zitat muss ich leider antworten: Stephan, dein neues Solo ist auch ohne deine ehemaligen Mitbewohner aus der Regenter Str. 10a nicht gut geworden, es hätte dagegen im Falle einer Reunion wohl nur besser werden können! Die Musik hört sich einfach nur billig und synthetisch an (leider eben nicht nach deinem Casio, sondern eben nur nach Studio-Computer); auch Gast Inga Humpe kann da nichts mehr retten. Manche mögen den Text frauenfeindlich finden; ich nicht, ich find ihn nur blöd und albern: Uraltwitze mit langem Bart ("Mehr als dreimal abschütteln ist Onanie", "Da war diese klasse Frau gestern Abend - hat 45 Minuten an meine Tür gehämmert, aber ich hab sie nicht rausgelassen"). Trio mögen Anfang der 80er zwar keinen Literaturpreis für ihre Texte bekommen haben, aber etwas origineller (und weniger ordinär) waren sie schon...

Fazit: mit Kralle und Peter hätte es nur besser werden können, sicherlich auch kultiger, medienwirksamer und damit auch erfolgreicher (da wäre nach vielen, vielen Jahren doch mal wieder ein Wetten, dass...? - Auftritt drin...). Vielleicht konnten sich Trio finanziell nicht einigen, in jedem Fall hätte eine Reunion aber für alle (auch für Herrn Remmler) mehr gebracht als dieser missratene Versuch eines Comebacks.

Ich glaube, es ist eine Fehleinschätzung, Trio der 80'er als "Klamauk-Musik" abzutun, was Stephan Remmler hier aber abliefert kann man getrost in eine Schublade mit Frank Zander oder Gottlieb Wendehals legen - oder doch besser noch eine Schublade drunter. Man kennt den Rest der geplanten CD noch nicht - dieser Vorgeschmack lässt jedoch nichts Gutes erwarten (wobei ich mich gern eines besseren belehren lasse - es kann nur besser werden!).

[Die Single wird mit einer 4 aus folgender Skala bewertet:

• 00 bis 05 Nicht empfehlenswert
• 06 bis 10 Mit (grossen) Einschränkungen empfehlenswert
• 11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
• 16 bis 18 Sehr empfehlenswert
• 19 bis 20 Überflieger]

Versionen

Datum	Autor	Format	Titel	Verlag	Anmerkungen
2006.04	Jürgen Weber	Artikel	Stephan Remmler Frauen sind böse	DE: Plattenbesprechung Frauen sidn böse (2006)

Anmerkungen

• Das erwähnte Zitat von Stephan Remmler in der Sonntagszeitung Welt am Sonntag stammt aus dem Artikel "Ich kann mir die Musik leisten" vom 2. April 2006.