Text "Was macht eigentlich Peter Behrens?" (Uli Hauser)

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Autor Uli Hauser
Texttitel Was macht eigentlich Peter Behrens?
Sprache Deutsch
Textform Gespräch
Veröffentlichung 1995.09.07 Der Stern Nr. 37 S. 202

Text

Was macht eigentlich Peter Behrens?

Peter Behrens, heute 48, beim "Ausmessen" von Gästen des Zirkus Roncalli. Das Geld, das er als Schlagzeuger der Gruppe TRIO verdient hatte, ist weg. Und mit seinen früheren Kollegen, dem Gitarristen Gert Krawinkel, genannt Kralle, und dem Sänger Stephan Remmler, verbindet ihn nichts mehr.

Stern: Wo haben Sie Ihr Schlagzeug gelassen?

Behrens: Im Pfandhaus, auf St. Pauli. Muss ich noch auslösen, für 1'000 Mark.

Stern: Da da da wurde weltweit 13 Millionen mal verkauft. Da müssten Sie doch Millionär sein?

Behrens: War ich auch. Aber das Geld ist weg. Weiber, Alkohol, Kokain. Ich hab' richtig zugelangt. Und nie richtig kapiert, dass ich reich war. Kamen Freunde, hab' ich ihnen Geld gegeben. Mir ging's gut, warum sollte es ihnen schlecht gehen? Wir haben fünf Jahre lang abgefeiert. Theoretisch hab' ich noch 100'000 Mark Aussenstände...

Stern: ...und praktisch nix.

Behrens: Tja. 20 Jahre lang habe ich mir als Rock'n'Roller den Arsch abgeschwitzt, um endlich mal berühmt zu sein. Und plötzlich hatte ich die Möglichkeit, richtig abzufahren. Da hab' ich die Basis verloren.

Stern: Und später die Kumpel?

Behrens: Von Trio?

Stern: Aha aha aha.

Behrens: Diese Arschlöcher. Die haben mich über den Tisch gezogen. Ich hab' weniger Geld gekriegt, als mir meiner Meinung nach zusteht.

Stern: Und Sie haben es sich gefallen lassen?

Behrens: 1983 hab' ich das Thema angeschnitten. Klassische Konstellation in einem Trio, zwei gegen einen. Ich hätte damals sagen sollen, wenn's so ist, gehe ich. Ich hab' die akustische Performance entwickelt, und die Jungs zocken heute noch ab. Ich kann mich an eine Situation erinnern, da kriegte ich von Sänger Stephan Remmler keine zehn Mark fürs Taxi. Und unser Ex-Gitarrist Kralle wollte mir letztes Jahr keine 3'000 Mark pumpen. Ich hab' mich jahrelang nicht aufgeregt. Jetzt kommt's wieder hoch.

Stern: Sie sind zu gut für diese Welt.

Behrens: Nee. Aber auch nicht zu schlecht.

Stern: Und jetzt spielen Sie den Pausenclown im Zirkus Roncalli?

Behrens: Ich versuche wieder Kraft zu sammeln. Mit einer kleinen Rolle, in der ich mich ausprobieren kann. Ich stehe in Uniform vorm Zirkus und vermesse das Publikum mit dem Massband.

Stern: Du meine Güte.

Behrens: Mir ging's ziemlich dreckig die letzten Jahre. Solokarriere gescheitert, Bandprojekte zerschlagen, lange gesoffen. Was ich hier mache, ist eine Art Meditation. Ich übe Konzentration, Disziplin. Ich bereite mich mindestens eine halbe Stunde auf den Job vor. Für Aussenstehende ist das schwer zu begreifen. Mir tut's gut.

Stern: Erkennen die Leute Sie wieder?

Behrens: Ja. Es gab eine Zeit, wo ich Angst hatte, dass mich jemand erkennt. Und umgekehrt. Ich spüre Akzeptanz. Die Leute sagen, okay, der Mann von Trio hat einen neuen Job. Ich habe nicht das Gefühl, dass die denken, Mann, wie tief ist der gesunken.

Stern: Aber auf Dauer?

Behrens: Jeder kriegt das, was er verdient. Bei Trio war ich zu schnell oben und zu schnell wieder unten. Ich würde gern als Clown in der Manege arbeiten. Clown ist was Klassisches. Wenn's nicht klappt, muss ich etwas anderes suchen. Ich habe gelernt: Was kommt, kommt sowieso. Der Atem, hinter Dingen herzuhecheln, bringt einen letzten Endes um.

Versionen

Datum Autor Format Titel Verlag Anmerkungen
1995.09.07 Uli Hauser Artikel Was macht eigentlich Peter Behrens? DE: Der Stern Nr. 37 S. 202

Anmerkungen