Plattenhülle
Die Plattenhülle (auch: Aussenhülle, Hülle, Cover; engl. cover, jacket, sleeve, slipcase) ist die äussere Verpackung einer oder mehrerer Schallplatten.
Normalerweise wird die Plattenhülle als Einsteckhülle aus Karton gefertigt, ist an drei Seiten mit aussen- oder innenliegenden Klebefalzen verschlossen und besitzt so auf der rechten Seite eine Einschuböffnung für die Schallplatte. Die Klapphülle dagegen wird als Schlauchtasche gefertigt und hat im Fall eines Doppelalbums dann auch auf der linken Seite eine Einschuböffnung. Für umfangreiche Sets werden auch zweifach ausklappbare Triple-Taschen gefertigt. Noch umfangreichere Sets werden üblicherweise in Plattenboxen oder Schubern ausgeliefert.
Die Plattenhülle ist nicht nur Verpackung, sondern zugleich Werbeträger; bekanntermassen besiegelt oftmals die Gestaltung der Plattenhülle den Kaufentscheid. So hat die Vorderseite der Plattenhülle eine eigene Gattung der Werbegrafik entstehen lassen; die Rückseiten von Plattenhüllen enthalten gelegentlich bedeutende Werkeinführungen als Originalbeiträge von Musikschriftstellern.
Die Plattenhülle ist ausserdem ein wichtiger Bestandteil der Schallplatte, da auf ihr Informationen zu finden sind, die meist nicht auf der Etikette stehen (z. B. Aufnahmedatum, Produzent, in einigen Fällen auch die Künstler, Bestellnummer). Mitunter kommt es vor, dass für eine besonders wertvolle Ausgabe der Plattenhülle auch Beilagen eingeheftet oder eingeklebt werden.
Meist enthält die äussere Plattenhülle zum Schutz der eigentlichen Schallplatte zusätzlich eine Innenhülle.
Verschiedene Arten der grafischen Gestaltung der Plattenhülle sind die folgenden:
Drucktechniken
Da insebsondere die Aussenseite der Plattenhülle auch Werbeträger ist, wird sie im Buchdruck oder Offset bedruckt. Der Buchdruck wurde bis Ende der 1960er Jahre verwendet und danach durch den Offsetdruck ersetzt, der die Qualität aufgerasterer Abbildungen (schwarzweis, vierfarbig) deutlich verbesserte.
Dabei werden heutzutage veredelte, einseitig gestrichene Rohkartons verwendet, die in den meisten Fällen eine strapazierfähige Oberfläche besitzen. In den 1960er und 1970er Jahren wurden die bedruckten Bögen für die Plattenhüllenherstellung in einem weiteren Druckvorgang oft zusätzlich mit mattem oder glänzendem Lack versehen. Die Veredelung des Druckerzeugnisses mit zellophanierter Oberfläche stammt eigentlich aus Zeiten des Buchdrucks (da die dort verwendeten Druckfarben bei einer Lackierung oft anfällig reagierten) und wurde bei Aufkommen moderner, gut deckender Lacke praktisch eingestellt. Das zusätzliche Veredeln der Hüllenoberfläche soll das Druckmotiv vor Abreib und Flecken schützen.
Für besonders aufwendig gestaltete Plattenhüllen werden auch Metallfolien- oder Blindprägungen benutzt. Ebenso ist der Einsatz zusätzlicher Druckfarben (Gold, Silber, Reflexfarben und ähnliches) möglich. Stanzungen oder Applikationen können die Hülle weiter veredeln. Falls der Hüllengestalter das aus grafischen Gründen vorsieht, kann die Plattenhülle im Einzelfall auch im Siebdruck oder einem anderen künstlerischen Druckverfahren hergestellt werden. Sehr selten sind einzeln bedruckte Plattenhüllen (z. B. Stempel), da Aufwand und Nutzen nur bei kleinen, übersichtlichen Auflagen in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen.
Grundsätzlich gelten für alle polygrafischen Abläufe der Hüllenherstellung die in dieser Branche gültigen Gesetzmässigkeiten. Dazu gehören die Verwendung aktueller Technologien, der Einsatz verbesserter Druckfarben, die Anwendung digitaler Abläufe in der Druckvorstufe und die Einsparung von Rohstoffen in allen Etappen.
Plattenhüllen aus der Frühzeit der Langspielplatte besassen einen schon fast erschlagenden Charakter. Hierbei spielte das historisch gewachsene Selbstverständnis und Image der Branche, aber auch der Preis des Tonträgers eine bedeutende Rolle. In den Zeiten der zwerbrechlichen Schelllackplatten war eine äusserst steife Plattenhülle ein guter Transportschutz und senkte so kaufmännische Verluste. Deshalb wurden für die LP-Produktion anfänglich dieselben Produktionsverfahren übernommen und die Verpackungskosten erst nach positiven Erfahrungen gesenkt.
Ebenso wurde aus der Schelllackära die Gewissheit übernommen, dem Käufer mit der Langspielplatte ein Kulturgut von hohem Rang und langer Lebensdauer anzubieten. Im Zuge der wirtschaftlichen Verfeinerung des Herstellungsvorgangs, der allgemeinen Geldentwertung und der Produktionssteigerung gingen alle Firmen dazu über, in allen Fertigungsabschnitten die Kosten zu senken. Ähnliche Entwicklungen fanden gleichzeitig auch in der Papier- und Druckindustrie statt. Die Herstellung einer Plattenhülle wie in den 1950er Jahren üblich, wäre heute ohne speziell gefertigte Werkzeuge und Kartonagen gar nicht mehr möglich.
Literatur
- Ursula Block und Michael Glasmeier: Broken music : artists recordworks. - Berlin (West) : Berliner Künstlerprogramm des DAAD; gelbe Musik Berlin, 1989
- Frank Goldmann und Klaus Hiltscher: The gimmix book of records : das Album der sensationellsten Schallplatten, Plattenhüllen und Picture Discs. - Zürich : Edition Olms, 1981
- Walter Herdeg (Hrsg.): Record covers : die Schallplattenhülle als Spiegel der grafischen Entwicklung. - Zürich : The Graphic Press, 1974
- Schallplattenhüllen : Funktion und Bildwelten. - Berlin. - [Ausstellungskatalog]
- Eberhard Hempel: Phonographik. - Hamburg : Museum für Kunst und Gewerbe, 1987
- Brad Benedict, Linda Barton: Phonographics : contemporary album cover art and design. - New York : Collier Books, 1977
- Holger Matthies : Plakate und Schallplattenhüllen. - Essen : Deutsches Plakatmuseum, 1977
Weblinks
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Andreas Strebel | ger | Oldies but Goldieswbm | Plattenhüllen-Galerie |