1984 Film "Tausend Augen": Unterschied zwischen den Versionen

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Hamburger Abendblatt 14.1.1984: "Tausend Augen" heißt der erste Spielfdm, mit dessen Dreharbeiten der frühere ?Zeif'-FUmkritiker Hans-Christoph Blumenberg jetzt begonnen hat. Neben Armin Mueller-Stahl spielen u.a. Karin Baal, Lou Castel, Hannelore Hoger, Vera Tschechows und Gudrun Landgrebe in diesem in Koproduktion mit dem ZDF entstehenden Kriminalfilm mit.
Hamburger Abendblatt Nr. 28 vom 02.02.1984 · Seite 19
Blumenbergs tausend Augen
02.02.1984
Tausend und mehr Filme hat er in seinem (Berufs-) Leben sicher schon gesehen, jetzt inszeniert er sem erstes Leinwandwerk als Regisseur: Hans-Christoph Blumenberg, früherer Filmkritiker der "Zeit", hat in Hamburg mit den Aufnahmen zu seinem FUm "Tausend Augen" begonnen. Der FUm, der in Zusammenarbeit mit dem ZDF entsteht, soll bei den Filmfestspielen von Cannes oder Venedig zur Uraufführung kommen.
Blumenberg, der eine erste Drehphase bereits im Dezember 1983 in Australien beendet hat, will mit "Tausend Augen", einer Low-Budget- Produktion, einen erotischen Thriller vorlegen. Es geht um Video-Piraterie, große Leidenschaften und verratene Liebe. Als Hauptdarsteller engagierte er Armin Mueller-Stahl als Manager einer Peep-Show - ohne Bart und mit weißer Perücke kaum wiederzuerkennen. Seine Partner sind u.a. Karin Baal, Barbara Rudnik ("Kopfschuß"), Hannelore Hoger, Gudrun Landgrebe, Rocksängerin Ingeburg Thomsen, Vera Tschechowa, Peter Behrens, Schlagzeuger der Musikgruppe "Trio", und Peter Kraus, Schlageridol der fünfziger Jahre, in der Rolle eines Taxifahrers. Für Peter Kraus könnte diese Rolle zu seinem Comeback als Schauspieler werden. B.L.
Der Typ von "Trio" wird zum sanften Killer
10.02.1984
Hamburg ist wieder einmal Schauplatz für einen Thrüler. "Tausend Augen" heißt der Stoff, in dem Video-Piraten und Peepshow-Mädchen die Hauptrollen spielen. Autor und Regisseur ist Hans-Christoph Blumenberg, Produzent Michael Bittins ("Das Boot"). Die Story fürs Kino ist hochkarätig besetzt: Neben Armin Mueller-Stahl stehen unter anderem Barbara Rudnik, Karin Baal, Peter Kraus, Vera Tschechows und Gudrun Landgrebe vor der Kamera, außerdem das Nachwuchs- Talent Bettina Grtthn und "Trio"-Schlagzeuger Peter Behrens als "sanfter Killer". Die Dreharbeiten haben ün Dezember in Australien begonnen, jetzt geht es ün Studio Hamburg weiter.
Am 27.2. wird offenbar noch immer gedreht
Hamburger Abendblatt Nr. 210 vom 07.09.1984 · Seite 17
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Tausend Augen
07.09.1984
Kritiker schreiben über Filme, um zu vermitteln, worum es in dem Film geht. Dabei erzählen sie oft auch, wie viel sie selbst vom Kino verstehen. Doch hilft es dem Publikum, wenn es weiß, daß der Regisseur mit seinem Film sein berühmtes Vorbild zitiert? Interessiert es den Zuschauer überhaupt? Schreibt der Kritiker diese klugen Erläuterungen nicht nur für sich und die Handvoll Cineasten, die das alles sowieso wissen?
Hans-Christoph Blumenberg war Filmkrtiker, bevor er mit "Tausend Augen" seinen ersten Film drehte. So wie er in seinen Kritiken des öfteren filmgeschichtliche Zusammenhänge analysierte, so gibt es auch in seinem Film Zitate, die den Cineasten ein zusätzliches Rätselspiel zur Handlung aufgeben. Für den unvorbelasteten Besucher bleibt dieses fast verborgen. Denn weiß der heutige Kinogänger überhaupt, wie sehr Peter Behrens Peter Lorre ähnelt? Daß Barbara Rudnik im Film Gabriele Lang heißt, nimmt er genau so selbstverständlich hin, als hieße sie Müller und würde nicht sofort an den Regisseur Fritz Lang denken. Und daß Peter Kraus ..Singin' in the Rain" mit seinem Regenschirm-Tanz zitiert - das mag dem Zuschauer gerade noch erinnerlich sein. Allerdings der Meinung zu sein, Kraus würde mit dem Regenschirm tanzen, weil er im Film Schirmer heißt, hieße falsch geraten. Für diesen Namen gibt es eine Erklärung, die Kritiker eigentlich schnell lösen dürften, zumal, wenn sie im Film genau aufpassen. Und welcher Kinobesucher weiß schon, wie die Regisseure Wim Wenders und Jean-Marie Straub privat aussehen und können so deren Gastauftritte honorieren.
Doch genug damit. Der Film funktioniert auch ohne dieses Wissen. Denn er
ist nicht als Rätselspiel für Kinosüchtige angelegt ist, sondern ein Film, der durch seine Geschichte und seine Darsteller allein funktioniert. Er ist kein Krimi, und er erfüllt auch nicht die Wünsche von Voyeuren, obwohl er zum Teil im Milieu einer Peep Show spielt. Doch nackte Haut wird so gut wie nicht geliefert. Dafür kann man Blumenberg schon wieder dankbar sein, denn diese Gelegenheit hätten sich viele seiner Kollegen kaum entgehen lassen.
..Tausend Augen" erzählt in erster Linie eine Ballade der Sehnsucht. Der Sehnsucht nach den noch nicht verwirklichen Träumen, der Sehnsucht nach dem Ausbruch in ein anderes Land, in eine große Liebe, in ein anderes Leben. Alle Figuren haben ihre eigene kleine Sehnsucht, und "Eine kleine Sehnsucht" heißt auch das Hollaender-Chanson, daß Ingeburg Thomson singt. Barbara Rudnik tanzt in der Peep Show, weil sie wieder zu ihrem Freund nach Austsralien zurückkehren will. Peter Kraus fährt Taxi, weil auch er wieder nach Australien will. Armin Mueller- Stahl will sich aus seinem kriminellen Job lösen, weil er Barbara Rudnik liebt, weil dieses Mädchen die letzte Chance des älteren Mannes ist, noch einmal neu anzufangen. Karin Baals Sehnsucht heißt Armin Mueller-Stahl. Sie war seine Geliebte und will ihn nicht verlieren.
Blumenberg hat wundervolle Charaktere geschaffen. Er stellt keine Menschen in außerordentlichen Situation vor, sondern in kleinen Alltäglichkeiten. Eines der eindringlichsten Portäts ist das eines jungen Türken (Mehmet Yandirer), der sich in Barbara Rudnik, dem Mädchen mit dem langen Blondhaar, aus der Ferne verliebt hat. Er folgt ihr, geht in die Peep-Show-Kabine, und er ist der einzige, der die Augen schließt, als sie auftritt. Er überreicht ihr gemalte Zeichen seiner Zuneigung, und sie antwortet ihm mit ebensolchen. Auch Volker Eckstein zeichnet einen ganzen Charakter, und ist so gut wie lange nicht. Er spielt einen schüchternen Verehrer der Rudnik, will mit ihr in Kontakt treten, ihren wirklichen Namen erfahren, doch der Manager und die Kassiererin erklärem ihm kühl, daß dieses Ansinnen gegen die Geschäftsregeln vestößt. Ansehen - gegen Kleingeld - darf er sie, so lange er will, auch die Blumen für sie werden entgegengenommen, aber ihre Anonymität zu durchbrechen, ist ausgeschlossen. Die Beziehungen bleiben kühl - egal, wie heiß die Sehnsucht ist.
Es gibt nur wenige Dialoge. Die Geschichte läuft über die Gefühlswellen der Charaktere und der Zuschauer. Aber auch über die Gesichter der Schauspieler. So werden wunderbare Stimmungen auf der Leinwand breit, spielen die Schauspieler weniger fremde Charaktere, als daß sie durch ihre Eigenständigkeit präsent sind und dadurch glaubwürdig. Allein Gudrun Landgrebe und Peter Behrens fallen aus diesem Schema - sie sind reine Kinomythen und als solche sehr stimmig ausgewählt. Und wenn Peter Kraus im Hinterhof mit dem Regenschirm tanzt, so hat das mit dem Fortlauf der Geschichte(n) im Film eigentlich nichts zu tun, aber es setzt eine dieser reizvollen Stimmungen frei (auch ich habe schon auf der Straße zu "Singin' in the Raim" aus lauter Übermut getanzt, obwohl ich gar nicht steppen kann), die natürlich nur im Kino wirken. Aber deshalb geht man ja auch ins Kino (Holi). BERND LUBOWSKI
Historisches Archiv · Nr. 193 vom 21.08.1985 · Seite 10
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"Hoffentlich haben wir uns verändert"
21.08.1985
St. Georg, Discothek Heath Wave, 23.38 Uhr: Rund 50 Fotografen rangeln um einen Platz, von dem aus sie am besten ihre Kamera-Objektive und BUtzllchter auf das Paar hinter dem Bar-Tresen richten können. 25 Jahre nach ihren frühen Leinwand-Erfolgen als Teenager-Idole stehen Cornella Froboess und Peter Kraus erstmals wieder gemeinsam vor der Filmkamera- , ,
Hans-Christoph Blumenberg hats mögüch gemacht. Nach "Tausend Augen" dreht er zur Zeit in Hamburg seinen zweiten FUm. In "Der Sommer des Samurai" erschüttert ein rätselhaftes Phantom mit Anschlägen und Einbrüchen die Stadt. Eine Reporterin, gespielt von Cornelia Froboess, recherchiert die merkwürdigen Vorkommnisse und wird in eine internationale Verschwörung verwickelt. Zur Besetzung gehören ferner Nadja Tüler, Wolfgang Preiss, Matthias Fuchs, Volker Lechtenbrink, Anton Biffring, Hannelore Hoger, Rocksängerin Miko und der polnische Andrzej-Wajda-Star Wojciech Szoniak, der bei uns spätestens durch seinen Robespierre in Wajdas "Danton" bekannt wurde.
Peter Kraus spielt auch in "Der Sommer des Samurai" jenen Individuallsten namens Schirmer, eine Figur, die er schon in Blumenbergs "Tausend Augen" verkörpert hatte. Cornella Froboess, inzwischen 41 Jahre alt und höchst gefeierte Bühnendarstellerin, hat zuletzt vor vier Jahren in dem Fassbinder-Film "Die Sehnsucht der Veronika Voss" vor der Kamera gestanden. Die Kritik zeigte sich damals von ihrer Leinwand-Rückkehr begeistert, doch weitere Filmaufgaben Ueßen sich nicht realisieren. "Ich bin sehr an den Münchner Kammerspielen beansprucht", sagt die Schauspielerin. "Filmen kann ich höchstens wie jetzt in den Theater-Ferien. Es hat zwar Angebote nach dem Fassbinder-Film gegeben, aber ich konnte aus Zeitmangel nichts annehmen." Zu diesen Angeboten gehörte bekanntlich auch die EUza Doollttle in "My Fair Lady", die sie mit Boy Gobert an der Hamburgischen Staatsoper spielen sollte. Und eine neue Kino-Karriere steuert sie nicht an. "Der deutsche Film hat sich sehr gewandelt. Es gibt viele neue Gesichter und interessante Schauspieler. Aber ich bin da gar nicht so auf dem laufenden, kenne kaum die Filmemacher, die nachgewachsen sind", sagt Cornella Froboess. "Fassbinder war da eine Ausnahme. Er verstand es wunderbar, bekannte Gesichter ganz neu zu präsentieren. Aber das sind individuelle, künstlerische Entscheidungen, die nicht generell anwendbar sind."
Das Interesse, das ihrer neuen Partnerschaft mit dem 46jährigen Peter Kraus entgegengebracht wird, amüsiert und verwundert sie ebenso wie ihren Partner Hans-Peter Hallwachs, der im "Samurai"-Füm die männüche Hauptrolle spielt. "Peter Kraus und ich haben nur zwei oder drei Szenen zusammen", sagt die Froboess. "Dieser FUm ist auch absolut nicht mit unseren früheren Arbeiten zu vergleichen. Ich habe neullch als Wunschfilm .Conny und Peter machen Musik' im Fernsehen wiedergesehen, und ich kam mir sehr fremd vor. Ich stehe zu dem, was ich damals gemacht habe und schäme mich dafür nicht. Aber die Conny von damals hat mit mir heute doch nichts mehr zu tun." Den Einwand einer Fotografin, daß sie sich äußerllch in den letzten 25 Jahren so gut wie gar nicht verändert habe, nimmt Cornella Froboess mit einem Stirnrunzeln entgegen. "Ich hoffe doch sehr, daß ich mich verändert habe", pariert sie. "Es wäre doch schreckhch, wenn ich heute immer hoch die wäre, die ich damals war. Sich nicht zu verändern, kann doch kein Kompüment sein."
Dennoch - sie freut sich über die neue Zusammenarbeit mit Peter Kraus. "Mir kommt es vor, als wenn ich einen guten Schulfreund aus alten Tagen wiedersehe. Wir sind uns ja nicht fremd. Im Laufe der Jahre haben wir uns immer irgendwo wiedergetroffen. Wir hatten ja auch keinen Grund, einander auszuweichen. Jeder von uns hat sein Leben gelebt, dennoch ist es mir jetzt so ergangen, als hätten wir uns gerade erst gestern zuletzt gesehen." BERND LUBOWSKI
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Version vom 12. Oktober 2011, 01:18 Uhr

1984 Film "Tausend Augen"
Veröffentlichung
Premiere Filmtitel Dauer Vertrieb
1984.05.14 Tausend Augen 92:00 DE: Filmverlag der Autoren
198x Thousand eyes US:
1989.04.26 Les yeux du désir 95:00 FR:
Tausend Augen DE: VHS:
Tausend Augen DE: VHS: United Video
2009.02.06 Tausend Augen 88:00 DE: DVD: Arthaus
Produktion Michael Bittins
  • DE: für Pro-ject Filmproduktion
  • DE: für Radiant Film GMBH
  • DE: für Thorn-EMI Video
  • DE: für Zweites Deutsches Fernsehen / ZDF
  • Drehbuch Hans-Christoph Blumenberg
    Regie Hans-Christoph Blumenberg. - Regieassistenz: Georg Borgel
    Bild Martin Schäfer. - Farbe (Fujicolor). - Kameraassistent: Robert Berghoff. - Lichttechnik: Klaus Maljann. - Standfotografie: Margarete Redl von Peinen
    Hauptdarsteller Karin Baal (Vera), Peter Behrens (Kargus), Peter Kraus (Schirmer, Taxifahrer), Gudrun Landgrebe (Frau Lohmann), Hannelore Hoger (Brigitte), Armin Mueller-Stahl (Arnold), Vera Tschechowa (Victoria), Mehmed Yandirer (Mehmet)
    Nebendarsteller Isolde Barth (Jutta), Hans-Christoph Blumenberg (Fluggast), Georg Borgel (Mann im Smoking), Volker Eckstein (Engmann), Elisabeth Goebel (Veras Mutter), Bettina Grühn (Minka), Ken G. Hall (Mann in der Fähre), George Miller (Mann in der Fähre), Phillip Noyce (Mann in der Fähre), Trude Possehl (Stadtstreicherin), Barbara Rudnik (Gabriele), Jean-Marie Straub (Meeresbiologe), Ingeburg Thomsen (Marlene), Wim Wenders (Dieb im Videoladen)
    Sprache Deutsch
    Musik Hubert Bartholomae
    Produktionsleitung Norbert Friedländer, Wolfgang Pagel
    Ausstattung Christian Bussmann. - Requisite: Ingrid Gnade, Gabriele Hochheim
    Kostüme Regina Troester. - Maske: Werner-Albert Püthe
    Filmschnitt Helga Borsche
    Ton Christian Dalchow, Reiner Levin. - Ton: Gunther Kortwich, Reiner Levin. - Tonassistent: Rüdiger Lelewell
    Drehorte
  • ... (Australien)
  • Hamburg (Deutschland)
  • Hamburg (Deutschland), Mundsburg Center
  • Hamburg-Mitte / St. Pauli (Deutschland)
  • Produktionszeitraum
    Budget
    Altersfreigabe U (Frankreich)

    Handlung

    Sechs Nächte in Hamburg. Verbotene Blicke. Verborgene Sehnsüchte. Menschen, die ein Doppelleben führen. Die Studentin Gabriele (Barbara Rudnik) träumt fortwährend von ihrem Freund in Australien. Während sie tagsüber Vorlesungen über Meeresbiologie besucht, arbeitet sie aber nachts als Tänzerin auf der Drehscheibe einer Peepshow, um das Geld für die teure Reise nach Australien zusammenzubekommen. Das Etablissement wird vom mysteriösen Arnold (Armin Mueller-Stahl) geleitet, der sie offenbar auch ausserhalb der Peepshow beobachtet und enger mit ihr in Beziehung treten möchte. Allerdings bekommt Arnolds ehemalige Geliebte Vera (Karin Baal), die ebenfalls im Etablissement arbeitet, Wind von Arnolds schroffer Werbung um Gabriele und beginnt zu intrigieren. Arnold weiht Gabriele in ein Geheimnis ein: Sein Striplokal ist nur ein Vorwand für ein in Wahrheit viel lukrativeres Geschäft: der florierende Handel mit kopierten Kinofilmen, bei dem eine gewisse Frau Lohmann (Gudrun Landgrebe) die Fäden zieht. Zwar möchte er aussteigen, doch wird er deswegen vom stummen Killer Kargus (Peter Behrens) bedroht.

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