Roxy Music: Unterschied zwischen den Versionen

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Im November 1970 beschlossen <b>[[Bryan Ferry]]</b> (Stimme, Tasteninstrumente) und <b>Graham Simpson</b>, eine eigene Gruppe zu gründen. Auf eine Anzeige im <i>Melody maker</i> meldet sich der klassisch ausgebildete <b>Andy Mackay</b> (Saxofon, Oboe) mit einem eigenen VCS3-Synthesizer. Er ist auch grosser Fan von John Cage und der sogenannten Neuen Musik. Auf einer Avantgarde-Veranstaltung lernt er <b>Brian Eno</b> kennen, der bei der nun <b>Roxy</b> genannten Gruppe zunächst für den Klang zuständig ist, eine Art besserer Mixer. Der Gruppenname soll an die von Ferry so sehr geliebten altmodisch glamourösen Kinopaläste erinnern. Als sich herausstellt, dass es bereits eine gleichnamige US-amerikanische Gruppe gibt, wird der Name zu <b>Roxy Music</b> geändert. Auf <b>Roger Bunn</b> (Gitarre) folgte <b>David O'List</b> (Gitarre; ex-Nice), der ebenfalls nur wenige Monate blieb, bis im Februar 1972 endlich <b>Phil Manzanera</b> (Gitarre) bei der Gruppe landete. Bereits einige Monate zuvor war <b>Paul Thompson</b> (Schlagzeug) zur Gruppe gestossen, der sich auf eine Anzeige im <i>Melody maker</i> gemeldet hatte: "Wundertrommler für Avantgarderockband gesucht". Er hatte vorher auf dem Bau gearbeitet.
Im November 1970 beschlossen <b>[[Bryan Ferry]]</b> (Stimme, Tasteninstrumente) und <b>Graham Simpson</b>, eine eigene Gruppe zu gründen. Auf eine Anzeige im <i>Melody maker</i> meldet sich der klassisch ausgebildete <b>Andy Mackay</b> (Saxofon, Oboe) mit einem eigenen VCS3-Synthesizer. Er ist auch grosser Fan von John Cage und der sogenannten Neuen Musik. Auf einer Avantgarde-Veranstaltung lernt er <b>Brian Eno</b> kennen, der bei der nun <b>Roxy</b> genannten Gruppe zunächst für den Klang zuständig ist, eine Art besserer Mixer. Der Gruppenname soll an die von Ferry so sehr geliebten altmodisch glamourösen Kinopaläste erinnern. Als sich herausstellt, dass es bereits eine gleichnamige US-amerikanische Gruppe gibt, wird der Name zu <b>Roxy Music</b> geändert. Auf <b>Roger Bunn</b> (Gitarre) folgte <b>David O'List</b> (Gitarre; ex-Nice), der ebenfalls nur wenige Monate blieb, bis im Februar 1972 endlich <b>Phil Manzanera</b> (Gitarre) bei der Gruppe landete. Bereits einige Monate zuvor war <b>Paul Thompson</b> (Schlagzeug) zur Gruppe gestossen, der sich auf eine Anzeige im <i>Melody maker</i> gemeldet hatte: "Wundertrommler für Avantgarderockband gesucht". Er hatte vorher auf dem Bau gearbeitet.


Im Juni 1972 legten Roxy Music ihr gleichnamiges, von Pete Sinfield produziertes, Debütalbum vor, das sie als Rocknostalgiker im Stil der US-amerikanischen Gruppe Sha Na Na zu qualifizieren schien. Avantgardistische Klangspielereien enden in brachialen Rocknummern, und nichts wirkt so, als sei es aus dem Bauch heraus gespielt. Da sich Roxy Music bisher bei Auftritten bewusst zurückgehalten hatten, wirkten die ersten grossen Konzerte umso beeindruckender: Ferry stolzierte ungelenk im hautengen schwarzen Paillettenanzug über die Bühne. Eno sah im glitzernden Bolerojäckchen trotz seiner sich lichtenden Haare ungeheuer feminin aus. Der aufwendig frisierte Mackay präsentierte sich in Plastikhosen voller absurd grosser Gumminoppen. Die ganze Gruppe wirkte so überstylt, als hätte ein designer seine wirrsten Phantasien verwirklicht. Tatsächlich hatte Ferry den Modemacher Anthony Price engagiert, der zuvor schon für die [[Rolling Stones]] gearbeitet hatte. Er blieb bis zur Trennung 1982 der offizielle Stilberater von Roxy Music.
Im Juni 1972 legten Roxy Music ihr gleichnamiges, von Pete Sinfield produziertes, Debütalbum vor, das sie als Rocknostalgiker im Stil der US-amerikanischen Gruppe Sha Na Na zu qualifizieren schien. Avantgardistische Klangspielereien enden in brachialen Rocknummern, und nichts wirkt so, als sei es aus dem Bauch heraus gespielt. Da sich Roxy Music bisher bei Auftritten bewusst zurückgehalten hatten, wirkten die ersten grossen Konzerte umso beeindruckender: Ferry stolzierte ungelenk im hautengen schwarzen Paillettenanzug über die Bühne. Eno sah im glitzernden Bolerojäckchen trotz seiner sich lichtenden Haare ungeheuer feminin aus. Der aufwendig frisierte Mackay präsentierte sich in Plastikhosen voller absurd grosser Gumminoppen. Die ganze Gruppe wirkte so überstylt, als hätte ein Designer seine wirrsten Phantasien verwirklicht. Tatsächlich hatte Ferry den Modemacher Anthony Price engagiert, der zuvor schon für die [[Rolling Stones]] gearbeitet hatte. Er blieb bis zur Trennung 1982 der offizielle Stilberater von Roxy Music.


1973 war aus der zunächst eher harmlos wirkenden Puppe ein farbenprächtig schillernder Musik-Schmetterling von dekadenter Faszinationskraft geschlüpft. Bryan Ferry führte mit seiner in Leder, Seide, Goldlamé und Federn gekleideten, mit Geschmeide behängten, teilweise karmesinrot und silberblond gefärbten Truppe eine abgefeimte Transvestitenschau auf. Die hauptsächlich von Ferry komponierte, von Mackay, Manzanera, <b>Richard "Rik" Kenton</b> (Bassgitarre), Paul Thompson und dem Elektroklang-Spezialisten Eno (Synthesizer, Tonbandrekorder, Gitarre, Bassgitarre, Stimme) interpretierte Musik war ein cleveres Gebräu aus brutalen Rock'n'Roll-Monotonismen, Jazz- und klassischen Formen mit Anklängen an Sonny Rollins und Kurt Weill, exotischen Tanzryhthmen und Canzone-Schmalz. Besonders Mackay zwang die "durch irrsinnige Strukturen taumelnden Klanggebilde" (<i>Süddeutsche Zeitung</i>) mit bohrend-intensiven Saxofon- und Oboenchorussen in die Gehörgänge. In der durch den Mangel an überzeugenden musikalischen Ideen gekennzeichneten Saison 1972/1973 wirkte Roxy Music ausserordentlich erregend. Als neuer Bassist mit dem Status eines Gastmusikers war nun <b>John Porter</b> mit dabei.
1973 war aus der zunächst eher harmlos wirkenden Puppe ein farbenprächtig schillernder Musik-Schmetterling von dekadenter Faszinationskraft geschlüpft. Bryan Ferry führte mit seiner in Leder, Seide, Goldlamé und Federn gekleideten, mit Geschmeide behängten, teilweise karmesinrot und silberblond gefärbten Truppe eine abgefeimte Transvestitenschau auf. Die hauptsächlich von Ferry komponierte, von Mackay, Manzanera, <b>Richard "Rik" Kenton</b> (Bassgitarre), Paul Thompson und dem Elektroklang-Spezialisten Eno (Synthesizer, Tonbandrekorder, Gitarre, Bassgitarre, Stimme) interpretierte Musik war ein cleveres Gebräu aus brutalen Rock'n'Roll-Monotonismen, Jazz- und klassischen Formen mit Anklängen an Sonny Rollins und Kurt Weill, exotischen Tanzryhthmen und Canzone-Schmalz. Besonders Mackay zwang die "durch irrsinnige Strukturen taumelnden Klanggebilde" (<i>Süddeutsche Zeitung</i>) mit bohrend-intensiven Saxofon- und Oboenchorussen in die Gehörgänge. In der durch den Mangel an überzeugenden musikalischen Ideen gekennzeichneten Saison 1972/1973 wirkte Roxy Music ausserordentlich erregend. Als neuer Bassist mit dem Status eines Gastmusikers war nun <b>John Porter</b> mit dabei.

Version vom 10. August 2010, 22:12 Uhr

Britische Rockgruppe

Im November 1970 beschlossen Bryan Ferry (Stimme, Tasteninstrumente) und Graham Simpson, eine eigene Gruppe zu gründen. Auf eine Anzeige im Melody maker meldet sich der klassisch ausgebildete Andy Mackay (Saxofon, Oboe) mit einem eigenen VCS3-Synthesizer. Er ist auch grosser Fan von John Cage und der sogenannten Neuen Musik. Auf einer Avantgarde-Veranstaltung lernt er Brian Eno kennen, der bei der nun Roxy genannten Gruppe zunächst für den Klang zuständig ist, eine Art besserer Mixer. Der Gruppenname soll an die von Ferry so sehr geliebten altmodisch glamourösen Kinopaläste erinnern. Als sich herausstellt, dass es bereits eine gleichnamige US-amerikanische Gruppe gibt, wird der Name zu Roxy Music geändert. Auf Roger Bunn (Gitarre) folgte David O'List (Gitarre; ex-Nice), der ebenfalls nur wenige Monate blieb, bis im Februar 1972 endlich Phil Manzanera (Gitarre) bei der Gruppe landete. Bereits einige Monate zuvor war Paul Thompson (Schlagzeug) zur Gruppe gestossen, der sich auf eine Anzeige im Melody maker gemeldet hatte: "Wundertrommler für Avantgarderockband gesucht". Er hatte vorher auf dem Bau gearbeitet.

Im Juni 1972 legten Roxy Music ihr gleichnamiges, von Pete Sinfield produziertes, Debütalbum vor, das sie als Rocknostalgiker im Stil der US-amerikanischen Gruppe Sha Na Na zu qualifizieren schien. Avantgardistische Klangspielereien enden in brachialen Rocknummern, und nichts wirkt so, als sei es aus dem Bauch heraus gespielt. Da sich Roxy Music bisher bei Auftritten bewusst zurückgehalten hatten, wirkten die ersten grossen Konzerte umso beeindruckender: Ferry stolzierte ungelenk im hautengen schwarzen Paillettenanzug über die Bühne. Eno sah im glitzernden Bolerojäckchen trotz seiner sich lichtenden Haare ungeheuer feminin aus. Der aufwendig frisierte Mackay präsentierte sich in Plastikhosen voller absurd grosser Gumminoppen. Die ganze Gruppe wirkte so überstylt, als hätte ein Designer seine wirrsten Phantasien verwirklicht. Tatsächlich hatte Ferry den Modemacher Anthony Price engagiert, der zuvor schon für die Rolling Stones gearbeitet hatte. Er blieb bis zur Trennung 1982 der offizielle Stilberater von Roxy Music.

1973 war aus der zunächst eher harmlos wirkenden Puppe ein farbenprächtig schillernder Musik-Schmetterling von dekadenter Faszinationskraft geschlüpft. Bryan Ferry führte mit seiner in Leder, Seide, Goldlamé und Federn gekleideten, mit Geschmeide behängten, teilweise karmesinrot und silberblond gefärbten Truppe eine abgefeimte Transvestitenschau auf. Die hauptsächlich von Ferry komponierte, von Mackay, Manzanera, Richard "Rik" Kenton (Bassgitarre), Paul Thompson und dem Elektroklang-Spezialisten Eno (Synthesizer, Tonbandrekorder, Gitarre, Bassgitarre, Stimme) interpretierte Musik war ein cleveres Gebräu aus brutalen Rock'n'Roll-Monotonismen, Jazz- und klassischen Formen mit Anklängen an Sonny Rollins und Kurt Weill, exotischen Tanzryhthmen und Canzone-Schmalz. Besonders Mackay zwang die "durch irrsinnige Strukturen taumelnden Klanggebilde" (Süddeutsche Zeitung) mit bohrend-intensiven Saxofon- und Oboenchorussen in die Gehörgänge. In der durch den Mangel an überzeugenden musikalischen Ideen gekennzeichneten Saison 1972/1973 wirkte Roxy Music ausserordentlich erregend. Als neuer Bassist mit dem Status eines Gastmusikers war nun John Porter mit dabei.

Die musikalische Qualität und Risikofreude des zweiten Albums For your pleasure (1973) gilt als phänomenal und wurde von der Gruppe so nie wieder erreicht. Am 1. Juli 1973 verliess Eno die Gruppe wegen "musikalischer Differenzen" nach einem langen Machtkampf mit Ferry: beide wollten der Star sein, beide die musikalische Richtung bestimmen. Ferry war zwar der alleinige Liedschreiber, doch viele Journalisten hielten Eno für die perfekte Kombination von Intellekt und skandalöser Fremdweltlichkeit. Die Klänge, die er seinem Maschinenpark entlockte, waren revolutionär. Dazu galt der Egomane auch noch als Frauenliebling und Sexbesessener. Ein Shooting mit einer Fotografin von Creem beendete er mit den Worten: "Verzeihen Sie, dass ich einen Ständer habe, das ist wohl der Wille der Natur." Jedes Roxy Music-Konzert war ein Kampf der beiden um Aufmerksamkeit: "Es gefiel mir einfach nicht, dass man mich als Glamourjunge darstellte, wenn ich es war, der das ganze Zeug schrieb", ärgerte sich Ferry später, der erst in den 1990er Jahren wieder mit Eno zusammenarbeitete.

Nach Enos Ausscheiden wurden die Stücke der nun mit Edwin Jobson (Tasteninstrumente, Geige; ex-Curved Air) und Johnny Gustafson (Bassgitarre) besetzten Gruppe zunehmend zu Vehikeln für Ferrys Lyrik und seinen rezitativen, stakkatoartigen Gesang; sie hatten nur geringes melodisches Eigengewicht. Immerhin wurden nun gelegentlich auch Mackay und Manzanera als Mitautoren genannt. Ferry vermochte den monochromen Roxy Music-Stil jedoch stets durch Zubehör aus der Abseite bis hin zu einer angedeuteten Naziuniform (Stiefel, Breecheshosen, weisses Hemd, Schulterriemen) auffällig zu gestalten. In zahlreichen Soloproduktionen der ursprünglichen Roxy Music-Musiker bildete sein Dekadenz-Rock auf der Musikszene Metastasen. Das dritte Album Stranded (1973) belegte im Novermber 1973 Platz 1 der britischen Album-Charts.

Ferry selbst erging sich in zerstörerischen Umdeutungen der Lieder von Bob Dylan ("A hard rain's a-gonna fall"), Jerome Kern ("Smoke gets in your eyes") oder der Rolling Stones ("Sympathy for the Devil"). Mackay improvisierte auf seinem Instrumentalalbum In search of Eddie Riff (1974) radikale Oden über "The end of the world" (Liedtitel) und zerstörte Melodien von Franz Schubert und Richard Wagner.

Im Oktober 1974 erschien das vierte Album Country life. Auf der Hülle zu sehen waren Constanze Karoli (die Schwester von Can-Gitarrist Michael Karoli) und Eveline Grunwald, die Bryan Ferry im Urlaub in Portugal getroffen hatte. Beide so gut wie nackt. In vielen Ländern wurde die Hülle hinter dunkler Folie versteckt, In Spanien wurde nur ein Mädchenkopf gezeigt, in den Niederlanden bloss ein grüner Busch. Das Lied "Prairie rose" war Bryan Ferrys neuer Geliebten gewidmet, der 18-jährigen Texanerin Jerry Hall, die sich auf dem nächsten Album Siren (1975) als Meerjungfrau räkelte. Die Platte enthielt zwar auch Rockstücke, die Hitsingle Love is the drug (1975; GB #2) war allerdings weisser Disco-Funk. In aller Welt erfolgreich, taten sich Roxy Music mit ihrem Art Rock in den USA immer ziemlich schwer. Das Album Country life kam 1975 in den Billboard-Charts auf Platz 37, die Single Love is a drug immerhin auf Platz 30.

Die Gruppe wurde inzwischen als Bryan Ferry and Roxy Music angekündigt und war beliebter als je zuvor. Das lag teilweise an der ausgiebigen Tourneetätigkeit, andererseits aber auch an der gekonnten Gratwanderung zwischen Innovation und Mainstream. Allerdings schien es immer häufiger, dass die Musiker sich lieber in ihren Soloprojekten austobten, die Gruppenmitglieder schienen das Interesse aneinander verloren zu haben. Hauptsächlich Bryan Ferry war mit seinen beiden ersten Alben sehr erfolgreich. Im Sommer 1976 glaubte er endgültig, mit der Gruppe alles erreicht zu haben, liess sich einen Oberlippenbart stehen und bereitete sich auf eine Karriere als Schnulzensänger vor. Erst nach seinem nicht sehr erfolgreichen Album The bride stripped bare (1978) kamen Ferry, Mackay und Manzanera mit Paul Thompson (Schlagzeug), Paul Carrack (Tasteninstrumente), Alan Spenner (Bassgitarre) und Gary Tibbs (Bassgitarre; ex-Vibrators) in einem New Yorker Studio zu neuen Aufnahmen zusammen.

Auf dem Album Manifesto (1979) wurden die bizarren Spitzen von einst weggelassen. Stattdessen schuf die Gruppe "reihenweise Ohrwürmer von unterkühlter Melodiosität für einen Frontalangriff auf die Diskotheken" (Kritiker Christian Graf). Mit Dance away (1979; GB #2) gab es auch wieder eine erfolgreiche Disco Pop-Single und das Album erreichte immerhin Platz 23 in den USA. An einer Welttournee mit dem neuen Pop-Material konnte sich Schlagzeuger Thompson nicht beteiligen, da er sich bei einem Motorradunfall den Daumen gebrochen hatte.

Flesh and blood (1980) war dann "Dance away" auf Albumlänge und Paul Thompson wurde von Allan Schwartzberg (Schlagzeug) ersetzt. Die Musik klang nun so edel und erlesen, wie es die klassisch anmutenden Speerwerferinnen auf der Hülle suggerierten. Es war funky, es war Pop, und es rockte genau so, wie es Menschen mögen, die stolz sind auf ihre High-End-Anlagen. Eine Menge Sessionmusiker hatte mitgearbeitet und es gab erstmals zwei Coverversionen. Der Aufwand lohnte sich: das Album landete in Grossbritannien auf Platz 1 und blieb insgesamt 60 Wochen in den britischen Charts. Langsam tauchten auch wieder jugendliche Nachahmer des aktuellen Sounds auf: Ultravox, Spandau Ballet, Human League und Duran Duran liebten nicht nur das Frühwerk, sondern auch den überlebensgrossen Pop von Flesh and blood. In den USA kam das Album hingegen wieder nur auf Platz 35. 1981 vergossen die Musiker mit der Single Jealous guy Krokodilstränen für den ermordeten John Lennon und landeten damit ihren einzigen Nummer 1-Hit in Grossbritannien.

Die Lieder für das Folgealbum Avalon (1982) schrieb Bryan Ferry an der irischen Westküste, im Haus der Eltern seiner späteren Frau Lucy Helmore, die als Wikingermädchen auf der Hülle abgebildet war. Das Album wurde von Rhett Davis auf den Bahamas produziert und war gewissermassen der Prototyp der unterkühlt romantischen Popmusik der 1980er Jahre. Ferry besang darauf die Insel Avalon aus König Artus' sagenumwobenen Königreich. Der Erfolg war riesig, doch die Gruppe war angeschlagen: von der Originalbesetzung waren nur noch Ferry, Mackay und Manzanera übrig, die Stimmung war schlecht, die Kondition litt unter Drogen und Alkohol. Mit einer neuerlichen Welttournee ging Bryan Ferrys zweite Amtszeit als Primadonna von Roxy Music 1983 zu Ende und Roxy Music löste sich erneut auf.

Eine zumindest kommerziell naheliegende Wiedervereinigung von Roxy Music scheiterte an der Weigerung von Brian Eno, der als einziger der Gruppe eine kreative Identität mit eigenständigem Charisma entwickelt hatte. Im Herbst 1999 flog Ferry zur Vorbereitung seines Soloalbums As time goes by zu Eno nach St. Petersburg, wo sich dieser zeitweise aufhielt, und versuchte ihn abermals ergebnislos zu einer Roxy-Reunion zu überreden. Das Comeback vollzog sich schliesslich im Sommer 2001 ohne neues Album, und ohne Eno, für eine Europatournee mit 50 Konzerten. Ferry, Mackay, Manzanera und Thompson füllten die Gruppe mit notenkundigen Studiomusikern auf. Kritiker Rolf Dombrowski nach der Deutschland-Premiere in der nur mässig gefüllten Münchner Olympiahalle: "Es wurde nett, eine ästhetisierte und in Details ironische Form der Vergangenheitsbewältigung. Brian Ferry schwelgte einfach in der Kunst des Entertainments" - und gab sich in Interviews völlig entspannt: "Wir haben nicht den geringsten Druck. Es gibt keine Plattenfirma, die uns sagt, was wir als nächstes tun müssen. Wenn uns danach ist, spielen wir morgen einen Akustik-Gig in irgendeinem verrauchten Schuppen." Der legendäre BBC-Radiomann John Peel wusste auch schon, wo. "Es hätte durchaus seinen Reiz", spottete er, "eine Band wie Roxy in unserem lokalen Gemeindehaus zu hören".

Roxy Music gaben seitdem jedes Jahr wieder eine Reihe Konzerte. Angeblich arbeiten sie seit 2006 auch wieder an einem neuen Album, an dem auch Brian Eno mitwirken soll.

Diskografie

Datum Interpret Format Titel Bestellnummer Anmerkungen
1972.03
Roxy Music 12-33 Roxy Music GB: Reprise GB #10, US #--
***** (Rolling Stone [DE] März 2007)
Fotomodell: Kari-Ann Moller
1973.02
Roxy Music 12-33 For your pleasure GB: Reprise GB #4, US #193
***** (Rolling Stone [DE] März 2007)
Fotomodell: Amanda Lear
1973.09
Roxy Music 12-33 Stranded GB: Atco GB #1, US #186
****½ (Rolling Stone [DE] März 2007)
Fotomodell: Marilyn Cole
1974.10
Roxy Music 12-33 Country life GB: Atco GB #3, US #37
****½ (Rolling Stone [DE] März 2007)
Fotomodell: Eveline Grunwald, Constanze Karoli
1975
Roxy Music 12-33 Siren GB: Atco GB #4, US #50
****½ (Rolling Stone [DE] März 2007)
Fotomodell: Jerry Hall
1976
Roxy Music 12-33 Viva! GB: Atco GB #6, US #81
*** (Rolling Stone [DE] März 2007)
Live
1979
Roxy Music 12-33 Manifesto GB: Polydor GB #7, US #23
*** (Rolling Stone [DE] März 2007)
1980
Roxy Music 12-33 Flesh and blood GB: Polydor GB #1, US #35
**** (Rolling Stone [DE] März 2007)
1982
Roxy Music 12-33 Avalon GB: Warner Bros. GB #1, US #53
****½ (Rolling Stone [DE] März 2007)
Fotomodell: Lucy Helmore
1990.10
Roxy Music CD-DA Heart still beating GB: Reprise GB #--, US #--

Andy Mackay

Datum Interpret Format Titel Bestellnummer Anmerkungen
1974
Andy Mackay 12-33 In search of Eddie Riff GB: Island

Phil Manzanera

Datum Interpret Format Titel Bestellnummer Anmerkungen
1975
Phil Manzanera 12-33 Diamond head GB: Island