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Version vom 21. November 2009, 22:08 Uhr
Schweizer Schauspieler ; geboren 10. Dezember 1916 in Solothurn als Rudolf Walter, gestorben 16. Juni 1990 in Basel
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Ruedi Walter war der Sohn eines Vertreters und kam als Fünfjähriger nach Basel. Nach zwölf Schuljahren machte er 1934 die Handelsmatur - für die Maturafeier komponierte und textete er gemeinsam mit Adolf Bauer eine öffentliche Revue im Basler Stadt-Casino. Danach bildete er sich erstmal kaufmännisch weiter: er machte eine "Praktikantenlehre" bei der Firma Bopp und Co. (Bäcker- und Konditorenbedarf) und ging 1937 erst nach Paris und schliesslich nach London, wo er zuletzt als Sachbearbeiter beim Teegrossisten Twining Crossfield tätig war. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz trat er im April 1939 in die Firma Maggi in Kemptthal ein, wurde dann aber aus Anlass der Allgemeinen Kriegsmobilmachung vom 30. August 1939 in den Militärdienst eingezogen und blieb bis Ende 1940 in der Armee. Danach übernahm er die Büroleitung des Maggi-Depots in Basel.
Zurück in Basel begann Ruedi Walter zusammen mit seiner Schwester Gertrud Schauspielunterricht zu nehmen. Nach einer Schüleraufführung von Frank Wedekinds Kammersänger wurden die Geschwister von Oskar Wälterlin ans Basler Stadttheater engagiert, wobei er allerdings auf eine Vollanstellung verzichtete, da ihm das Theaterleben zu riskant erschien. Ab 1943 wirkte er in zwei Programmen des "Cabaret Kaktus" von Alfred Rasser mit. 1944 spielte er mit der Soldatenbühne "Bärentatze" vor Armeeangehörigen und gelegentlichem Zivilpublikum im Lustspiel Glück im Unglück einen verliebten Büroangestellten. Nach seiner Dienstentlassung entschied er sich endgültig fürs Theater. In Alfred Rassers Grosserfolg HD-Soldat Läppli und im Folgestück Demokrat Läppli spielte er er den Rheingässler Mislin und machte mit dessen Hösch-Jargon schweizerische Sprachgeschichte. Über 600mal spielten die beiden Komiker die beiden Stücke vor ausverkauften Häusern.
Bei einem dritten Läppli mochte Ruedi Walter allerdings nicht mehr mitmachen und stiess stattdessen 1948 zum Ensemble des "Cabaret Cornichon", wo er sich an die junge Zürcher Kollegin Margrit "Stupsi" Rainer anschloss. Noch vor der 1951 erfolgten Auflösung des inzwischen ausgeleierten "Cabarett Cornichon" setzten sich die beiden an und machten sich selbständig. 1950 zeigten sie im Embassy ihr erstes eigenes Programm Ganz unverbindlich mit Helen Vita und Harro Lang. Bereits nach dem zweiten Programm Schöni Luftballönli wurde dieses Intermezzo allerdings beendet. Am Schauspielhaus in Zürich spielte Ruedi Walter dann im Musical Die kleine Niederdorf-Oper von Paul Burkhard den Bauern Heiri zu spielen - eine Figur, die er noch einmal auf der gleichen Bühne und dann zweimal im Corso-Theater verkörperte und die zu seinen wohl bekanntesten Rollen gehört.
Den Einstieg in die jahrzehntelange gemeinsame Karriere von Margrit Rainer und Ruedi Walter bot 1954 das Zwei-Personen-Stück Das Himmelbett. 1954 spielte Ruedi Walter in Zürich in der Schauspielhaus-Inszenierung von Paul Burkhards Der Schwarze Hecht als Onkel Fritz, 1966 und 1981 in zwei weiteren Inszenierungen den Onkel Gustav. Margrit Rainer stellte in diesem Stück, das in Deutschland als Feuerwerk erfolgreich war, die Köchin dar.
Ab 1955 kommentierten Margrit Rainer und Ruedi Walter für Radio Basel in der satirischen Sendung Spalebärg 77a (Bis Ehrsams zem schwarze Kaffi) jeden dritten Samstag in traulich-heiterem Gespräch die Ereignisse der Zeit, bis die Zuhörer zuletzt tatsächlich glaubten, die beiden wären ein Ehepaar und am Basler Spalenberg nach ihrer Wohnung suchten. Mit elfjähriger Laufzeit und weit über 100 Folgen mit regelmässigem Hörerrekord ist diese Sendung bis heute einmalig geblieben.
Zur Künstler-Ehe gedieh das Duo aber nie - Ruedi Walter verheiratete sich nämlich mit der Schauspielerin Irène Camarius und Margrit Rainer mit dem Schauspieler und Regisseur Inigo Gallo. Walters Verbindung mit Margrit Rainer erwuchs aus einem gemeinsamen Berufsverständnis und aus nahezu gleichen Ansichten über das Showgeschäft, das sie ausübten, wenn auch nicht aus der deckungsleichen Übereinstimmung ihrer Charaktere. Denn während Margrit von mütterlichem Gleichmut und weiblicher Ausgeglichenheit ist, neigte Ruedi mitunter zu raschem und äusserst temperamentvollem Aufbrausen, insbesondere vor Premieren, wo er die Welt in den schwärzesten Farben sah. Zu Ruedi Walters Vielseitigkeit gehörte es aber auch, dass er ausser in ernsten und komischen Theaterstücken, Hörspielen und Radiosendungen auch in Kinofilmen mitwirkte. Zu nennen sind dabei vor allem Franz Schnyders Verfilmungen von Jeremias Gotthelfs Käserei in der Vehfreude (1958), Anne Bäbi Jowäger (zwei Teile, 1960-1961) und Geld und Geist (1964), sowie seine Rolle als Landstreicher "Gloon" in Kurt Frühs Filmen Hinter den sieben Gleisen (1959) und Der Teufel hat gut lachen (1960).
Seinen Ruf als Volksschauspieler erwarb Ruedi Walter sich unter anderem mit seinen Glanzrollen in den oft lokalpatriotisch angehauchten Zürcher Musicals von Werner Wollenberger, Hans Gmür, Max Rüeger, Karl Suter (Text), Hans Moeckel und Paul Burkhard (Kompositionen): Neben der Kleinen Niederdorf-Oper (1951) waren dies Stücke wie Eusi chlii Stadt, Golden Girl (1967) und Bibi Balu. Zum Schauspiel-Ensemble dieser Musicals gehörten neben Ruedi Walter und Margrit Rainer unter anderen auch Ines Torelli, Inigo Gallo, Edi Huber, Vincenzo Biagi, Jörg Schneider und Paul Bühlmann. Als künstlerisch anspruchsvollste Aufgabe empfand Ruedi Walter jedoch seine Rolle als Estragon in Warte uf de Godot, der von Urs Widmer besorgten Dialektfassung von Samuel Becketts berühmtestem Stück. Während der Arbeit an dieser Inszenierung Ende der 1970er Jahre erlitt er einen Herzinfarkt, der ihn drei Wochen ins Spital brachte und ihm mehrere Monate Erholung aufnötigte.
Am 10. Februar 1982 starb überraschend seine langjährige Bühnenpartnerin Margrit Rainer. Ruedi Walter war so aus der Bahn geworfen, dass er zunächst überhaupt keine Fortsetzung seiner Arbeit sah. Eineinhalb Jahre vergingen, ehe er in einer Bearbeitung von Erich Kästners Drei Männer im Schnee wieder auf der Bühne stand. In den Folgejahren spielte er dann allein noch in etlichen Schweizer Filmen und Fernsehproduktionen und sogar im Schweizer Nationalzirkus Knie weiter. Die besten Rollen, die das Schweizer Fernsehen ihm anvertraute waren die Hauptrollen in Dr Gyzgnäpper (1982) und Dr gsund Paziänt (1983) nach Molière. So stand er bis zu seinem Tod auf der Bühne und vor der Kamera, obwohl seine Sehkraft immer mehr nachliess. Zuletzt spielte er fast blind. Er starb 1990 als 73jähriger unerwartet an den Komplikationen einer Knie-Operation. In seinem Schauspielerleben hatte er wohl an die 500 Charaketere verkörpert.
Ruedi Walter war mit der Schauspielerin Irène Camarius verheiratet, mit der er auch in vielen Bühnenstücken gemeinsam auftrat. Er hatte zwei Kinder, Nicole (geboren etwa 1962) und Dominic (geboren etwa 1964). Sie lebten in Gockhausen, einem Quartier der Stadt Dübendorf.