Wenedikt Wassiljewitsch Jerofejew/Biografie: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Roman <i>Die Reise nach Petuschki</i> erscheint erstmals in der | Der Roman <i>Die Reise nach Petuschki</i> erscheint erstmals in Israel der kleinen russischsprachigen Studentenzeitschrift <i>Ani</i> - ohne Wissen des Autors. In dieser Veröffentlichung finden sich allerdings zahlreiche und vor allem in den letzten zwei Kapiteln schwerwiegende Fehler. | ||
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Der französische Verlag Albin Michel veröffentlicht auf Grundlage des Texts der Zeitschrift <i>Ani</i> eine französische Übersetzung. | |||
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Albin Michel schliesst mit dem Piper-Verlag in München einen Lizenzvertrag für eine deutsche Ausgabe ab, die 1978 in der Übersetzung von Natascha Spitz erscheint. | |||
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Jerefejew lebt in einem Wohnblock in Moskau, wo er von begeisterten Lesern ausfindig gemacht wird. Galia Jerofejew: "Er lebte hier in der Gegend, streunend wie eine kleine Katze. Freunde kamen, verbrachten den Abend mit ihm und liessen ihn nachher im Treppenhaus zurück. Dort habe ich ihn gefunden. Ich sagte: 'Komm herein.' Er kam und er blieb." | Jerefejew lebt in einem Wohnblock in Moskau, wo er von begeisterten Lesern ausfindig gemacht wird. Galia Jerofejew: "Er lebte hier in der Gegend, streunend wie eine kleine Katze. Freunde kamen, verbrachten den Abend mit ihm und liessen ihn nachher im Treppenhaus zurück. Dort habe ich ihn gefunden. Ich sagte: 'Komm herein.' Er kam und er blieb." | ||
== 1988 == | |||
Der Text <i>Moskau - Petuschki</i> erscheint erstmals offiziell in der Sowjetunion - leicht gekürzt in der Zeitschrift <i>Nüchternheit und Kultur</i>. | |||
== 1989 == | |||
Die Aufführung von Jerofejews Theaterstück <i>Die Walpurgisnacht</i> wird in Moskau ein Riesenerfolg. | |||
Veröffentlichung einer verbesserten und von Jerofejew autorisierte Version des Textes <i>Moskau - Petuschki</i> in der Sowjetunion. | |||
== 1990 == | == 1990 == | ||
<b>11. Mai 1990:</b> Wenedikt Jerofejew stirbt an Kehlkopfkrebs. Er ist auf dem Kunzewski-Friedhof begraben. | <b>11. Mai 1990:</b> Wenedikt Jerofejew stirbt 52-jährig in Moskau an Kehlkopfkrebs. Er ist auf dem Kunzewski-Friedhof begraben. | ||
Zur verifizierbaren literarischen Hinterlassenschaft Jerofejews gehören rund 2'500 Seiten Notiz- bzw. Tagebücher und mehrere Fragment gebliebene Texte, während der angeblich verloren gegangene und jedenfalls bisher nie aufgefundene Roman <i>Schostakowitsch</i> womöglich gar nie existiert hat. | Zur verifizierbaren literarischen Hinterlassenschaft Jerofejews gehören rund 2'500 Seiten Notiz- bzw. Tagebücher und mehrere Fragment gebliebene Texte, während der angeblich verloren gegangene und jedenfalls bisher nie aufgefundene Roman <i>Schostakowitsch</i> womöglich gar nie existiert hat. |
Version vom 27. September 2009, 01:23 Uhr
1938
24. Oktober 1938: Geburt von Wenedikt Jerofejew in Kirowsk (Gebiet Murmansk, Russland) als Sohn eines aus dem Wolgagebiet stammenden Bahnhofsvorstehers.
Während sein Vater ab etwa 1940 im Gulag einsitzt (und kurz nach seiner Entlassung 1956 stirbt), wird Wenedikt im Kinderheim erzogen.
1955
Er schliesst die Schule mit Auszeichnung (eine Goldmedaille).
Juli 1955: Er immatrikuliert sich an der Lomonossow-Universität in Moskau, wo er Philosophie studiert und Deutschkurse belegt. Später liest er Kant und kennt neben Goethe und Schiller auch Heinrich Mann.
1956
Sein Vater stirbt 1956 nach 16 Jahren Lagerhaft.
14. Oktober 1956 - 14. November 1957: Zeitraum des später unter dem Titel Aufzeichnungen eines Psychopathen (2001) veröffentlichten Tagebuchs, das den Beginn seines steilen sozialen Abstiegs dokumentiert.
Dezember 1956: Nach Ablauf des zweiten Semesters muss Jerofejew die Universität verlassen, da er durch schwere Alkoholexzesse aufgefallen war und sich geweigert hatte, an der obligatorischen Militärausbildung teilzunehmen.
1957
1957 stirbt der zu sieben Jahren Freiheitsentzug verurteilte Bruder Boris.
Februar 1957: Tod der Mutter.
Wenedikt besucht für kurze Zeit das Padädagogische Institut in Wladimir, wird dann aber als Anführer der Studentengruppe "Die Popen" der Stadt verwiesen.
So ist er gezwungen, verschiedene Aushilfstätigkeiten anzunehmen: er arbeitet als Lastenträger, Packer, Aushilfsmaurer, Heizer, Wärter (Diensthabender eines Milizreviers), als Leerguthändler in einer Pfandflaschenannahme, als Mitglied einer parasitologischen Expedition und als Monteur im Fernmeldewesen bei einer Telefonbrigade.
Immer wieder landet Jerofejew auch mit schweren Alkoholvergiftungen in der Psychiatrie: "Sozialer Abstieg, Psychose. Bei Jerofejew finden Sie alles", so sein Psychiater Mosijew.
1969
Während seiner Tätigkeit als Kabelverleger in Scheremetjewo schreibt er den Roman Die Reise nach Petuschki, eine "Dichtung in Prosa", die den Alltag des sowjetischen Alkoholikers Wenedikt beschreibt. Eine erste Fassung ging verloren, erst die zweite Fassung wurde als Samizdat erstmals 1973 im Ausland veröffentlicht. Inzwischen ist der Text so begehrt, dass sich Verlage mit den Erben um die Rechte streiten.
1973
Der Roman Die Reise nach Petuschki erscheint erstmals in Israel der kleinen russischsprachigen Studentenzeitschrift Ani - ohne Wissen des Autors. In dieser Veröffentlichung finden sich allerdings zahlreiche und vor allem in den letzten zwei Kapiteln schwerwiegende Fehler.
Ende 1975
Der französische Verlag Albin Michel veröffentlicht auf Grundlage des Texts der Zeitschrift Ani eine französische Übersetzung.
1976
Albin Michel schliesst mit dem Piper-Verlag in München einen Lizenzvertrag für eine deutsche Ausgabe ab, die 1978 in der Übersetzung von Natascha Spitz erscheint.
1980er Jahre
Jerofejewe beginnt Deutsch zu lernen und soll aus Wut auf den sowjetischen Literaturbetrieb einst gar gedroht haben, sein nächstes Werk auf Deutsch zu verfassen.
1987
Jerofejew lässt sich katholisch taufen.
Ende 1980er Jahre
Jerefejew lebt in einem Wohnblock in Moskau, wo er von begeisterten Lesern ausfindig gemacht wird. Galia Jerofejew: "Er lebte hier in der Gegend, streunend wie eine kleine Katze. Freunde kamen, verbrachten den Abend mit ihm und liessen ihn nachher im Treppenhaus zurück. Dort habe ich ihn gefunden. Ich sagte: 'Komm herein.' Er kam und er blieb."
1988
Der Text Moskau - Petuschki erscheint erstmals offiziell in der Sowjetunion - leicht gekürzt in der Zeitschrift Nüchternheit und Kultur.
1989
Die Aufführung von Jerofejews Theaterstück Die Walpurgisnacht wird in Moskau ein Riesenerfolg.
Veröffentlichung einer verbesserten und von Jerofejew autorisierte Version des Textes Moskau - Petuschki in der Sowjetunion.
1990
11. Mai 1990: Wenedikt Jerofejew stirbt 52-jährig in Moskau an Kehlkopfkrebs. Er ist auf dem Kunzewski-Friedhof begraben.
Zur verifizierbaren literarischen Hinterlassenschaft Jerofejews gehören rund 2'500 Seiten Notiz- bzw. Tagebücher und mehrere Fragment gebliebene Texte, während der angeblich verloren gegangene und jedenfalls bisher nie aufgefundene Roman Schostakowitsch womöglich gar nie existiert hat.
1992
In Paul Pawlikowskis preisgekröntem Film Die Todestrinker gibt Wenedikt Jerofejew über sein Leben und seine Zeit an der Lomonosow-Universität bereitwillig Auskunft: "Ich hatte gedacht, es wäre ein Tempel des Lernen, dieser verdammte Klotz. Also ging ich rein. Ich guckte nach rechts - grauenhaft. Nach links - grauenhaft. Mein Gott, dachte ich. Ich muss am völlig falschen Ort gelandet sein. Ich fing sofort an, Leibniz zu lesen und zu trinken. Das passte zusammen."
2004
Aus seinem Nachlass werden Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1956 und 1957 unter dem Titel Aufzeichnungen eines Psychopathen veröffentlicht, die Jerofejew bei seinem Freund Wladimir Murawjow eingelagert hatte.
Denkmal
Das aus zwei Statuen bestehende Denkmal für Wenedikt Jerofejew steht heute am Barjbii-Platz (Плошад Ьорьъы) in Moskau. Die eine Statue stellt Wenedikt dar, die andere das Mädchen mit den langen Zöpfen - allerdings hat das dargestellte Mädchen bloss einen Zopf.
Ursprünglich sollten die beiden Statuen an den beiden Bahnhöfen aufgestellt werden: Wenitschka am Kursker Bahnhof, das Mädchen am Bahnhof von Petuschki. In Petuschki wurde auch probeweise eine Figur aufgestellt - da diese aber aus Gips war, hielt sie nicht lange. Dies wiederum freute die örtliche Verwaltung, die kein Denkmal für den Alkoholismus im Ort haben wollte. Die Figur von Wenitschka auf dem Platz vor dem Kursker Bahnhof dagegen musste einem Einkaufszentrum weichen.
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Der Barjbii-Platz mit den beiden Figuren
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Die Figur Wenedikts
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Die Figur des Mädchens
Der Barjbii-Platz (Плошад Ьорьъы) liegt im Norden Moskaus zwischen der Nowosuschtschewskaja-Strasse und der Obratsowa-Strasse. Die nächste Metro-Station heisst Mendelewskaja. Von dort aus liegt der Platz etwa 500 Meter in nordöstlicher Richtung. Mit Hilfe von Google Maps sollte der Platz einfach zu finden sein.