Rees Gwerder/Biografie: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 4. Januar 2010, 03:41 Uhr
1911
- 30. Juli: Geburt von Andreas "Rees" Gwerder in Muotathal / SZ als Sohn des Bergbauern Rees Gwerder.
Er wächst als ältestes von drei Geschwistern den Sommer über auf der Alp "Eigeli", den Rest des Jahres im Bergheimet seiner Eltern im Weiler Hürithal bei Muotathal / SZ auf.
1916
Der fünfjährige Rees beginnt die ersten Stücke auf dem sechsbässigen Iten-Schwyzerörgeli seines Vaters zu spiuelen, das dieser um 1900 erstanden hatte. Die ersten musikalischen Eindrücke empfängt er von seinem Vater sowie von einigen der ersten Schwyzerörgeler überhaupt, wie Georg-Anton "Egg-Basch" Langenegger, Lienhart "Dr Lieneler" Betschart und Alois "Dr Lisabethler" Suter.
Nach dem Besuch der Primarschule in Muotathal arbeitet er bis zu seinem 34. Altersjahr (1945) auf dem elterlichen Anwesen.
1926
Als 15-jähriger verfügt Gwerder bereits über einen Stock von rund 100 Melodien, hauptsächlich kurze, zweiteilige, sogenannte "Stümpeli"-Tänze, die er sich nach Gehör angeeignet hat. Er lernt auch sein Leben lang nie Noten schreiben und lesen.
Ende der 1920er Jahre
Vor Antritt der Rekrutenschule erwirbt er zum damals hohen Preis von 430 Franken seine erste, 60-bässige "Eichhorn"-Schwyzerorgel.
1930
- 3. März: Am Fasnachtsmontag spielt Rees Gwerder erstmals öffentlich im Restaurant "Alperöösli" in Schwyz zum Tanz auf.
In dieser Zeit entwickelte er seine urwüchsige, einmalige Spielweise, in der er die fast 200 Kompositionen seines Repertoires vorzutragen pflegt. Neben der für das Muotathal charakteristischen Melodik ist diese besonders durch überlieferte, oft fremdartig klingende Akkordfolgen, häufige Tonartwechsel, sowie durch das Spiel mit den Kreuz- bzw. Halbtönen gekennzeichnet. Schon früh gelangt er auch in den Besitz zweier weiterer "Eichhorn"-Schwyzerörgeli, eines 18-bässigen in B und eines 8-bässigen in C, die er neben der grossen 60-bässigen Orgel wahlweise nach Art und Stimmungsgehalt eines Stückes einsetzt.
Er spielt dann jahrzehntelang vor allem in seiner engeren Heimat zum Tanz auf. Sein Wirkungskreis ist in jüngeren Jahren das Muotatal und die Umgebung von Schwyz. Er beginnt auch eine rund 30-jährige musikalische Partnerschaft mit dem Bisisthaler Schwyzerörgeler Paul Suter (geboren 1914).
1932
Rees Gwerder beteiligt sich erstmals an einem Wettspiel im "Rössli" in Seewen, das er auf Anhieb gewinnt.
1939
In Riemenstalden spielt Rees Gwerder 29 Jahre lang (also bis etwa 1968) regelmässig aus Anlass der Kilbi.
1945
Rees Gwerder beginnt nach seinem Weggang aus dem Muotatal vom elterlichen Hof sein eigens Bergheimet "Gängigerberg" zu bewirtschaften und spielt nun hauptsächlich in der Gemeinde Arth / SZ, zu der sein Heimet gehört.
1960
Im Zuge der Rückbesinnung auf die traditionelle Volksmusik wird Rees Gwerder um 1960 vom Toningenieur W. A. Wettler sowie dem Akademiker und Ländlermusiker Thomas Marthaler für die Schallplatte und das Konzertpodium entdeckt. Statt mit Paul Suter spielt er nun bis 1965 mit Thomas Marthaler.
1962
Veröffentlichung der ersten Singles von Rees Gwerder. Durch Radio- und Fernsehauftritte wird er nach und nach einem breiten Publikum bekannt.
1965
Rees Gwerder spielt nun vorzugsweise in der klassischen Dreierformation, zusammen mit seinen langjährigen Mitmusikanten Ludi Hürlimann (Schwyzerörgeli) und Peter Ott (Bass).
Veröffentlichung der ersten Langspielplatte, bis 1986 folgen acht weitere.
Durch Radio- und Fernsehsendungen erlangt er einen weit über seine engere Heimat hinausreichenden Bekanntheitsgrad erlangt, wie es seine Auftritte in Deutschland, Frankreich und in den USA 1976 und 1984 bezeugen.
1974
Er legte die Bewirtschaftung seines kleinbäuerlichen Betriebes in jüngere Hände und widmet sich fortan nur noch dem Schwyzerörgeliunterricht und dem Musizieren. Viele Schwyzerörgeler erlernen so direkt bei Gwerder seine Tänze.
1991
Veröffentlichung des Films Ur-Musig von Cyrill Schläpfer.
1998
- 4. Januar: Rees Gwerder stirbt 86-jährig in Arth / SZ.
Allgemeines
Die ersten Schwyzerörgeli wurden um 1886 gebaut. Bauern und Älpler aus der Innerschweiz, vor allem im Muotathal und im Bisisthal (Kanton Schwyz), die ihren urwüchsigen Traditionen ansonsten sehr verpflichtet waren, fanden an diesem "neuen" Musikinstrument Gefallen und übertrugen den archaischen musikalischen Ausdruck ihres gewohnten Musizierens auch auf das Schwyzerörgeli.
Rees Gwerder war einer der konsequentesten Musiker, der die Vorbilder jener Zeit in seinem Spiel vertrat. Im Lauf seines Lebens speicherte er rund 300 alte Melodien aus seiner Muotathaler Heimat in seinem Kopf. Am liebsten hörte er seine eigenen Aufnahmen, waren sie doch Ausdruck seiner Identität - und warum sollte er die je verändern? Dank ihm sind viele alte Tänze in ihrer ursprünglichen Ausdrucksweise überliefert.
Rees Gwerder war einer der wichtigsten Vertreter der urchig-traditionellen Schweizer Volksmusik. Mit der Veröffentlichung des erfolgreichen Schweizer Volksmusikfilmes Ur-Musig (1991) der Tonaufnahmen auf CD wurde Gwerder zusammen mit weiteren Musikern und Interpreten aus der Innerschweiz und dem Appenzellerland dank diesem einzigartigen Bild- und Tondokument wiederentdeckt.
Rees Gwerder lebte auf dem Gängigerberg in Arth / SZ. Er rauchte, schnupfte und wetterte über seine Umwelt bis zu seinem Tode 1998.