Domenica Niehoff: Unterschied zwischen den Versionen
Michi (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Michi (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
(12 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 9: | Zeile 9: | ||
! [[/Weblinks|Weblinks]] | ! [[/Weblinks|Weblinks]] | ||
|} | |} | ||
<b>Domenica Anita Niehoff</b> wurde kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs im zerstörten Köln als Tochter eines gewalttätigen italienischen Eisverkäufers geboren. Ihre Mutter floh später mit den Kindern aus dieser Ehe und lebte von Kartenlesen, Taschenspielereien und anderen Betrügereien, bis sie verhaftet wurde. Domenica und ihr Bruder Amando kamen in ein katholisches Waisenhaus, nur die kleine Schwester blieb bei der Mutter. So wuchs Domenica zehn Jahre | <b>Domenica Anita Niehoff</b> wurde kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs im zerstörten Köln als Tochter eines gewalttätigen italienischen Eisverkäufers geboren. Ihre Mutter floh später mit den Kindern aus dieser Ehe und lebte von Kartenlesen, Taschenspielereien und anderen Betrügereien, bis sie verhaftet wurde. Domenica und ihr Bruder Amando kamen in ein katholisches Waisenhaus, nur die kleine Schwester blieb bei der Mutter. So wuchs Domenica die nächsten zehn Jahre in einem katholischen Waisenhaus auf. Mit 14 kehrt sie zur Mutter zurück und begann mit 15 eine kaufmännische Ausbildung als Buchhalterin, die sie allerdings nicht beendete. Als 17-jährige lernte sie 1962 den 42-jährigen Bordellbesitzer Kuno kennen, den sie später heiratete. 1972 erschoss sich ihr Ehemann vor ihren Augen mit einer Pistole. | ||
1972 wurde sie vom berühmten Hanne aus der "Ritze" nach Hamburg geholt. "Ich hatte nichts, stand auf der Strasse. Vorher war ich Luxus gewöhnt: Champagner, Schmuck, Pelze. Das wollte ich wiederhaben. Und die Szene kannte ich von Kuno. Da war der Weg, anschaffen zu gehen, nicht weit", erzählte sie später. So begann sie, im Grossbordell "Palais d'Amour" und an der Herbertstrasse im Hamburger Vergnügungs- und Rotlichtviertel St. Pauli als Prostituierte zu arbeiten, wo sie ihren üppigen Körper auch im Schaufenster zeigte. Ihr Markenzeichen: die streng zurückgekämmten Haare und ihr enormer Busen mit 122 Zentimeter Umfang. Als 35-jährige eröffnete sie ihr eigenes Studio als Domina. 2008 berichtete sie in ihrem letzten grossen Interview: "Ich hatte alles. Alle Schichten. Sie waren winselnd, bettelnd, fordernd, gemein. Brav, lieb, reich, arm, jung, alt. Ich weiss gar nicht, was mir noch fehlte." Aber auch: "Jeder glotzte auf die Titten. Keiner glotzte aufs Gesicht. Die mir ins Gesicht geguckt haben, das waren die besten Freier. Haben aber auch viele gesagt, sie könnten mit mir nicht mitgehen. Meine Augen wären zu traurig." | 1972 wurde sie vom berühmten Hanne aus der "Ritze" nach Hamburg geholt. "Ich hatte nichts, stand auf der Strasse. Vorher war ich Luxus gewöhnt: Champagner, Schmuck, Pelze. Das wollte ich wiederhaben. Und die Szene kannte ich von Kuno. Da war der Weg, anschaffen zu gehen, nicht weit", erzählte sie später. So begann sie, im Grossbordell "Palais d'Amour" und an der Herbertstrasse im Hamburger Vergnügungs- und Rotlichtviertel St. Pauli als Prostituierte zu arbeiten, wo sie ihren üppigen Körper auch im Schaufenster zeigte. Ihr Markenzeichen: die streng zurückgekämmten Haare und ihr enormer Busen mit angeblich 122 Zentimeter Umfang. Als 35-jährige eröffnete sie ihr eigenes Studio als Domina. 2008 berichtete sie in ihrem letzten grossen Interview: "Ich hatte alles. Alle Schichten. Sie waren winselnd, bettelnd, fordernd, gemein. Brav, lieb, reich, arm, jung, alt. Ich weiss gar nicht, was mir noch fehlte." Aber auch: "Jeder glotzte auf die Titten. Keiner glotzte aufs Gesicht. Die mir ins Gesicht geguckt haben, das waren die besten Freier. Haben aber auch viele gesagt, sie könnten mit mir nicht mitgehen. Meine Augen wären zu traurig." | ||
[[image:domenicaniehoff03.jpg|framed|left|Domenica im März 1979]] | [[image:domenicaniehoff03.jpg|framed|left|Domenica im März 1979]] | ||
"Als ich mich outete, war das Leben in Hamburg zuerst die Hölle. Alle haben mich angestarrt", sagte sie 1998. Im März 1979 lichtete der tschechische Fotograf Andrej Reiser Domenica schwarzweiss in Arbeitskleidung auf dem Kiez ab, die Fotografien erschienen im erfolgreichen Buch <i>Domenica und die Herbertstrasse</i> (1981) beim Eichborn-Verlag. Der Schriftsteller Wolf Wondratschek widmete ihr Gedichte, er schwärmte "eine Hure bis hinein in ihr grosses träges Herz", "und bis in die Beine eine Frau", "wenn sie mit dem Hintern wackelt, fliessen die Flüsse bergauf". Besonders in den 1980er Jahren genoss Domenica als Aushängeschild der Hurenemanzipation eine erstaunliche Medienpräsenz und verkehrte gesellschaftlich später mit Tomi Ungerer, Horst Janssen, Alfred Hrdlicka und dem Ehepaar Gloria und Johannes von Thurn und Taxis. | "Als ich mich outete, war das Leben in Hamburg zuerst die Hölle. Alle haben mich angestarrt", sagte sie 1998. Im März 1979 lichtete der tschechische Fotograf Andrej Reiser Domenica schwarzweiss in Arbeitskleidung auf dem Kiez ab, die Fotografien erschienen im erfolgreichen Buch <i>Domenica und die Herbertstrasse</i> (1981) beim Eichborn-Verlag. Der Schriftsteller Wolf Wondratschek widmete ihr Gedichte, er schwärmte "eine Hure bis hinein in ihr grosses träges Herz", "und bis in die Beine eine Frau", "wenn sie mit dem Hintern wackelt, fliessen die Flüsse bergauf". Besonders in den 1980er Jahren genoss Domenica als Aushängeschild der Hurenemanzipation eine erstaunliche Medienpräsenz und verkehrte gesellschaftlich später mit Tomi Ungerer (er nennt sie die "gut- und grossmütige Kaiserin des Kiez"), Horst Janssen, Alfred Hrdlicka und dem Ehepaar Gloria und Johannes von Thurn und Taxis. | ||
<!-- | |||
etwa 17.8.1981 Domenica sitzt in der ersten Zuschauerreihe bei der Fernsehsendung <i>Bio's Bahnhof</i> in Hamburg in der Markthalle | |||
--> | |||
[[Image:trio_1983_12bumbum_de_front.jpg|thumb|300px|right|Domenicas Dekolleté auf den Vorderseiten der 7" Single <i>[[1983.04 Trio 7" single "Bum bum" (DE: Mercury 811 395-7)|Bum bum]]</i> und der 12" Single <i>[[1983.04 Trio 12" single "Bum bum" (DE: Mercury 811 453-1)|Bum bum]]</i> der Gruppe [[Trio]]]] | [[Image:trio_1983_12bumbum_de_front.jpg|thumb|300px|right|Domenicas Dekolleté auf den Vorderseiten der 7" Single <i>[[1983.04 Trio 7" single "Bum bum" (DE: Mercury 811 395-7)|Bum bum]]</i> und der 12" Single <i>[[1983.04 Trio 12" single "Bum bum" (DE: Mercury 811 453-1)|Bum bum]]</i> der Gruppe [[Trio]]]] | ||
1980 trat sie im Film <i>Messalina, Kaiserin und Hure</i> auf, ihr ausladendes | 1980 trat sie im Film <i>Messalina, Kaiserin und Hure</i> auf, ihr ausladendes Dekolleté zierte die Hülle der [[Trio]]-Single <i>Bum bum</i> (1983) und sie war auch in der weiblichen Hauptrolle des zugehörigen Musikvideos zu sehen. Mitte der 1980er Jahre kam der Grafiker Tomi Ungerer auf die Reeperbahn, um ein Buch über Sado-Maso-Sex zu schreiben und sich Anregungen aus der Praxis des Peitschens zu holen. Er quartierte sich bei Domenica ein und sah ihr einige Monate beim lustvollen Quälen zu. Daraus entstand sein weithin bekanntes Buch <i>Die Schutzengel der Hölle</i> (1986). 1987 wirkte Doeminica im Spielfilm <i>Taxi nach Kairo</i> mit. In Schwatzsendungen im Fernsehen warb sie nicht nur für gesellschaftliche Anerkennung, sondern auch dafür, den Berufsstand der Prostituierten zu legalisieren. "Königin von St. Pauli" wurde sie nun genannt. Gleichzeitig nahm sie dem "Milieu" mit ihrer trockenen und ehrlichen Beschreibung der Kiez-Wirklichkeit jenen verruchten Glanz, dem sie ihren eigenen gesellschaftlichen Aufstieg verdankte. | ||
<!-- Mitte der 1980er Jahre | |||
Hamburg. Ein junges Paar stehend beim Liebesakt. Sie lehnt mit dem Rücken an eine leicht geöffnete Tür. Durch diesen Spalt greift ihr breit grinsend der Tod an die Brust. "Menage a trois" heißt dieses Bild von Tomi Ungerer, dessen erotische Zeichnungen im Erotic Art Museum an der Reeperbahn ausgestellt werden. Bekannt geworden ist der gebürtige Straßburger, der mit vollem Namen Jean Thomas Ungerer heißt, als Kinderbuchautor und politischer Karikaturist mit bissigen Kommentaren zum Zeitgeschehen. Der Bundesverdienstkreuz-Träger, der sein Abitur mit dem Kommentar nicht bestand, er sei "pervers und subversiv", lebt seit Jahren auf einer Farm im Süden Irlands. Die Ausstellung ist eine nachgereichte Hommage zu seinem 70. Geburtstag im November und versammelt ausgewählte Zeichnungen des Erotomanen. Natürlich Werke aus seiner Hamburger Zeit Mitte der 80er-Jahre, als er bei Domenica in der Herbertstraße wohnte und die "Schutzengel der Hölle" entstanden. Dominas bei der Arbeit, mal als respektvolle Dokumente ihres Alltags, mal verschmitzt wie beim Bild "Wieder ein Gummischutz im Sauerkraut". Dann gibt es Kinderwagen mit Vibrator-Konstruktionen und weitere "Sex Machines". Arbeiten aus den New Yorker Tagen sind zu sehen wie wolllüstige Szenarien aus Märchen. Im Flur hängt eine Zeichnung von 1991, auf der sich eine Prostituierte unter die Achsel spritzen lässt. Der Titel: "Axel-Springer-Spray". Insgesamt ein genüsslicher, frivoler, pointierter Spaß. Oder wie Ungerer schreibt: "Aber probieren Sie nicht zu entscheiden, was Erotik ist und was Porno. Also weiter, alles heiter." (hpvop) Nobistor 10a, so-do 10-24, fr u. sbd 10-1 Uhr, bis Mitte August.hpvop | |||
--> | |||
1990 beendete sie als 45-jährige ihre Tätigkeit als Hure und begann verstärkt an sozialen Projekten für Prostituierte mitzuwirken. Im selben Jahr war sie in Bertolt Brechts Ballett-Oper <i>Die sieben Todsünden</i> am Hamburger Schauspielhaus zu sehen. "Ja, da spielte ich <i>Die sieben Todsünden</i>. So heisst das Stück, passt ja auch zu mir. Ich hätte alle sieben spielen können. Mir haben sie aber nur eine Rolle gegeben. Ich spielte den Stolz. Ich muss sagen, dass ich bei den Proben sehr viel weinte. Das Stück hatte viel mit mir zu tun. Da ziehen zwei Schwestern aus, um ihr Glück und das grosse Geld zu machen. Das war bei mir und meiner Schwester auch so. Sie ist daran gestorben. Das Theater ist wohl durch mein erstes Buch auf mich gekommen. Ich finde aber doch, dass man mir mehr anbieten könnte, da doch alle wissen, ich steige aus." Domenica wollte im "Cafe Sperrgebiet" (Diakonisches Werk) in Hamburg-St. Georg arbeiten, um dort Kinder und junge Mädchen vom Strich zu holen, aber die Kirche, deren steuerzahlendes Mitglied sie ist, liess sie nicht. | 1990 beendete sie als 45-jährige ihre Tätigkeit als Hure und begann verstärkt an sozialen Projekten für Prostituierte mitzuwirken. Im selben Jahr war sie in Bertolt Brechts Ballett-Oper <i>Die sieben Todsünden</i> am Hamburger Schauspielhaus zu sehen. "Ja, da spielte ich <i>Die sieben Todsünden</i>. So heisst das Stück, passt ja auch zu mir. Ich hätte alle sieben spielen können. Mir haben sie aber nur eine Rolle gegeben. Ich spielte den Stolz. Ich muss sagen, dass ich bei den Proben sehr viel weinte. Das Stück hatte viel mit mir zu tun. Da ziehen zwei Schwestern aus, um ihr Glück und das grosse Geld zu machen. Das war bei mir und meiner Schwester auch so. Sie ist daran gestorben. Das Theater ist wohl durch mein erstes Buch auf mich gekommen. Ich finde aber doch, dass man mir mehr anbieten könnte, da doch alle wissen, ich steige aus." Domenica wollte im "Cafe Sperrgebiet" (Diakonisches Werk) in Hamburg-St. Georg arbeiten, um dort Kinder und junge Mädchen vom Strich zu holen, aber die Kirche, deren steuerzahlendes Mitglied sie ist, liess sie nicht. | ||
<!-- | |||
Hamburger Abendblatt: 24.08.1990 | |||
Eine von David Bowie signierte Hifi-Anlage und ein Video-Recorder wurden gestern versteigert. Eckart Schmidtke und Beate Schöning, Geschäftsführer von Schaulandt am Nedderfeld: "Der gesamte Erlös der Auktion fließt in die Stiftung Psychosoziale Hufe für krebskranke Kinder und ihre Angehörigen." Für die Hifi-Anlage galt ein Mindestgebot von 1399 Mark, für den Videorecorder waren 899 Mark angesetzt. Als Auktionatorin betätigte sich Domenica mit Erfolg: 2500 Mark kamen zusammen. | |||
2.11.1990 Domenica bezeichnet sich selbst als Deutschlands engagierteste Hure. Deshalb steht <i>Die Rote Couch</i> heute auch in der Hamburger Herbertstraße, wo die Dame über ihr Lebensgefühl plaudert. ZDF, 21.15 Uhr | |||
Hamburger Abendblatt | |||
Domenica hilft süchtigen Frauen | |||
14.12.1990 | |||
Domenica Niehoff (45), sozial engagierte Hamburger Prostituierte, hat es geschafft: Von sofort an arbeitet sie für die Sozialbehörde in der Drogenszene. Wie eine Behördensprecherin bestätigte, wird sie als Kennerin der Prostituiertenszene drogengefährdete oder -abhängige Frauen und Mädchen beraten. Domenicas Revier sind die Straße und einschlägige Treffs. Sie bekommt als Mitarbeiterin der Straßen- und Sozialarbeit ein Anfangs-Nettogehalt von etwa 2000 Mark. | |||
Die durch Fernseh- Talkshows, Fotobände und Interviews bundesweit bekannt gewordene "Liebesdame" hatte schon mehrmals den Wunsch geäußert, als Aids- oder Sexualberaterin zu arbeiten. Mitarbeiterinnen des "Cafe Sperrgebiet" und der "Kaffeeklappe", zweier Einrichtungen des Diakonischen Werks zur Beratung von Prostituierten, sprachen sich für Domenicas Mitarbeit als Sozialarbeiterin aus. Die Diakonie konnte sich jedoch nicht zu einer Anstellung entschließen. | |||
In Hamburg gibt es etwa 6000 Prostituierte. Zu ihnen kommen nach Schätzungen täglich mindestens 18 000 "Kunden". epd | |||
--> | |||
1991 war sie Mitinitiatorin des Prostituierten-Hilfsprojektes Ragazza e. V. im Hamburger Stadtteil St. Georg. Als Sozialarbeiterin verdiente sie 2'500 DM und betreute in der Drogenberatungsstelle Drosselstrasse in Barmbeck bis 1997 junge drogensüchtige Mädchen und Frauen, die ihre Sucht durch Prostitution finanzierten und aus der Prostitution aussteigen wollten. Immer wieder nahm Domenica die Mädchen mit zu sich, vor allem in der Zeit, als sie als Sozialarbeiterin mit einer Thermoskanne voll Kakao über den Drogenstrich von St. Georg ging. "Die haben mit den Löffeln von meinem schönen Besteckservice ihr Heroin aufgekocht", klagte sie später. "Die nehmen mein Geld, und dann sehe ich sie auf St. Georg im Nerzjäckchen stehen." Sie klingelten nachts bei ihr und wenn die Bude bereits voll war mit vier oder fünf verzweifelten Gestalten, dann klammerten sie sich an Domenica und schrien und weinten, bis sie doch noch mit hineindurften. | 1991 war sie Mitinitiatorin des Prostituierten-Hilfsprojektes Ragazza e. V. im Hamburger Stadtteil St. Georg. Als Sozialarbeiterin verdiente sie 2'500 DM und betreute in der Drogenberatungsstelle Drosselstrasse in Barmbeck bis 1997 junge drogensüchtige Mädchen und Frauen, die ihre Sucht durch Prostitution finanzierten und aus der Prostitution aussteigen wollten. Immer wieder nahm Domenica die Mädchen mit zu sich, vor allem in der Zeit, als sie als Sozialarbeiterin mit einer Thermoskanne voll Kakao über den Drogenstrich von St. Georg ging. "Die haben mit den Löffeln von meinem schönen Besteckservice ihr Heroin aufgekocht", klagte sie später. "Die nehmen mein Geld, und dann sehe ich sie auf St. Georg im Nerzjäckchen stehen." Sie klingelten nachts bei ihr und wenn die Bude bereits voll war mit vier oder fünf verzweifelten Gestalten, dann klammerten sie sich an Domenica und schrien und weinten, bis sie doch noch mit hineindurften. | ||
<!-- | |||
Im Juni 1991 wird das Gerücht herumgeboten, [[Thomas Gottschalk]] habe an Domenicas Busen mehr als Trost gesucht... | |||
Auf das Versenden von Weihnachtspräsenten verzichtet OK Radio und unterstützt statt dessen das Hilfsprojekt des Vereins "Ragazza" zugunsten Drogenabhängiger und Prostituierter in St. Georg. Am 19.12.1991 überreichte Gesellschafter Frank Otto einen Scheck in Höhe von 5000 Mark plus der 500- Mark-Spende eines anonymen Hörers plus 350 Mark, gestiftet von den OK- Mitarbeitern, an Domenica, Mitglied des Vereins. Sie bemüht sich darum, den gefährdeten Mädchen in St. Georg Räume zur Verfügung zu stellen. | |||
--> | |||
1992 veröffentlichte sie eine Single, <i>[http://www.youtube.com/watch?v=EP7ZlGbnCq4 Alle meine Freier (Hiessen alle Meier)]</i>, geschrieben von Franziska Menke (ex-Frl. Menke) und Harry Gutowski. Anlässlich der Internationalen Comic-Tage in Hamburg 1993 widmeten ihr neun bekannte Comiczeichner ein Portfolio mit neun Blättern. Im selben Jahr stellte sie in Peter Kerns Film <i>Domenica</i> sich selber dar und veröffentlichte 1994 ihre Autobiographie <i>Körper mit Seele</i>, die allerdings von Hans Eppendorfer geschrieben worden war. Im August 1996 nannte sie diese Biographie in einem Interview schlicht "beschissen". Domenica: "Ich habe ja nicht mal das Manuskript vorher lesen dürfen. Nach dem faulen Ei muss ich nochmal was Richtiges machen." | |||
<!-- | |||
Hamburger Abendblatt am 07.02.1992: Statt am Fenster der Herbertstraße sitzt Domenica Niehoff jetzt im Plattenstudio. Aufgenommen wird der Song "Meier sie hießen alle Meier". | |||
Am 2.10.1992 tritt Domenica mit "Alle meine Freier" in Hamburg in der Grossen freiheit in der Fernsehsendung <i>Rote Laterne</i> (RTLplus) auf. In der Sendung mit dabei sind auch Udo Lindenberg; Susi Müller stellt Freddy Quinn, Jürgen Roland, Domina Ellen samt Freier harmlose Fragen; Tommi Piper (die Stimme von "Alf) moderiert das Ganze. Dazu lassen die "Sexy Follies" aus Paris doch tatsächlich alle Hüllen fallen. Unter anderem noch dabei: Franziska Menke und das Oropax Chaos Theater. RTLplus, 22.00 Uhr | |||
Hamburger Abendblatt 14.12.1992: Diakon Karl-Heinz Holubek von der Bugenhagengemeinde und Streetworkerin Domenica Niehoff erhielten jeweils einen Scheck über 5000 Mark als Unterstützung für ihre Arbeit. Ort der Handlung: Das "Lütt Dons". In dem Lokal am Othmarscher Bahnhof begrüßt Wirt Uwe Carstens seit Jahren eine prominente Riege, die einst von Fußballspielern der alten Nationalelf gegründet wurde und mit Spendensammlungen soziale Einrichtungen unterstützt. Diesmal kamen 10 000 Mark und eine fröhliche Runde zusammen, darunter Uwe Seeler sowie Pico Schütz und Max Lorenz aus Bremen, Zehnkampf-Olympiasieger Willi Holdorf und Dr. Friedel Gütt, Präsident des Hamburger Sport-Bundes. | |||
Am 2.4.1994 plaudert Friedhelm Mönter mit Domenica, der ehemaligen "Königin der Reeperbahn" und heutigen Sozialarbeiterin im Cafe Andersen an der Wandsbeker Marktstraße 153. Die Sendung wird live von 10 bis 12 Uhr auf 90,3 auf der NDR-Hamburg-Welle übertragen. "Besucher sind uns in dieser Zeit willkommen, Hörer können auch telefonisch unter der Nummer 68 44 13 ihre Fragen stellen", betonte Moderator Mönter, der mit Domenica auch über ihren Film "Domenica" reden wird. Der Streifen von Peter Kern hat am 8. April im Alabama- Kino Premiere. | |||
St.-Michaelis-Hauptpastor Helge Adolphsen und die Streetworkerin und Ex-Hure Domenica Niehoff. Auf dem 100 Jahre alten Segler Rickmer Rickmers standen sie Modell für eine Werbekampagne der NDR Hamburg-Welle 90,3. Unter dem Motto "Wir sind Hamburg" lächeln der Kirchenmann und die Sozialarbeiterin seit 9.1.1996 von 670 Leuchtreklame-Schüdern der Stadt. Der Pastor glaubt nicht, mit seiner Michel-Gemeinde Probleme wegen der Foto-Formation zu kriegen. "In der Kirche sind aüe Menschen wülkommen, egal woher sie kommen. Davon legt dieses Bild Zeugnis ab", sagte Adolphsen. Domenica bemühte die Vergangenheit: "Ich war als Kind sogar Vorbeterin, damals allerdings bei den Katholiken." Am 17.2.1996 signieren die beiden auf Wunsch die Plakate signieren, die für zehn Mark auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz verkauft werden. Das Geld geht an das Spenden-Parlament. Die NDR Hamburg-Welle 90,3 stellt die Plakate zur Verfügung. | |||
Am 29.1.1996 diskutieren die Streetworkerin Domenica Niehoff und CDU-Fraktionschef Ole von Beust zum Thema "Jugend und Gewalt" in der "Prinzenbar" auf St. Pauli. Veranstalter ist die Junge Union. | |||
Hamburger Abendblatt Nr. 26 vom 31.01.1996 · Seite 18 | |||
Ole von Beust und Domenica sprachen über Gewalt | |||
Polit-Talk auf dem Kiez | |||
31.01.1996 | |||
Die Prinzenbar auf St. Pauli: Rotgetünchte Lampen am kolossalen Kronleuchter, rauchgeschwängerte Luft, aus den Lautsprechern dröhnt "Gangsta's Paradise" von Rapper-Star Coolio. Auf die Idee, in dieser Atmosphäre über "Jugend und Gewalt" zu diskutieren, kam die Junge Union. | |||
Das Podium ist hochkarätig mit Fachleuten aus Justiz, Polizei und Pädagogik besetzt, doch die meisten in der überfüüten Bar interessiert nur das Aufeinandertreffen von zwei Personen: Domenica Niehoff, Hamburgs bekannteste Streetworkerin und Ex-Prostituierte, und CDU- Fraktions-Chef und Hoffnungsträger Ole von Beust sitzen nebeneinander auf dem Podium. | |||
Warum werden Jugendhche kriminell? Martin Bahr, Landesjugendbeauftragter der Polizei, versucht, mit Statistik dem Problem näherzukommen. "Fastalle Jugendüche werden straffäüig. 95 Prozent hören von aüein wieder auf. Nur um die restüchen fünf Prozent geht es." Seit 1984 sei die Zahl der Jugendstrafteten ständig rückläufig. | |||
Domenica platzt dazwischen. Der Sozialarbeiterin, die junge Prostituierte in St. Georg und St. Pauli unter ihre Fittiche genommen hat, liegt das Thema auf der Seele. "Ich betreu' ein Mädchen. Der Vater alkoholkrank, mit sieben Jahren von der Mutter getrennt. Die Brüder haben schon einen Banküberfaü gemacht. Sie hat mir Schmuck geklaut, aber es hat ihr nicht leid getan. Dem Mädchen hat man die Seele getötet." | |||
Kontra kommt nicht von konservativer Seite, sondern von einem Sozialpädagogen: "Eine schlimme Biographie ist keine Entschuldigung für eine Straftat", sagt Jens Weidner. Der Fachhochschul-Professor hat über Jahre hinweg mit aggressiven Jugendllchen im Gefängnis gearbeitet. | |||
"Wir müssen verstehen, daß Gewalt den Jugendhchen Spaß macht. Man muß die Täter mit ihren Taten konfrontieren, ihre Rechtfertigungs-Strategien aufbrechen. Sie sollen Alpträume von ihren Opfern bekommen." Und dann, noch schärfer: ?Die Täter soüen im Blut ihrer Opfer Foto: ROHRBEIN | |||
ersaufen." Domenica kontert: "Sie sind ein Knaller." | |||
Ole von Beust, neben der schlagfertigen Streetworkerin und dem marktschreierischen Professor zum Stichwortgeber verdammt, sieht seine Chance erst beim Thema Jugendpoütik. Er nutzt das Forum zur Attacke gegen die Jugendbehörde, die er mit Blick auf die finnische Betreuungs-Einrichtung Kuttula als "dilettantisch" bezeichnet. "Da schickt man Kinder hin, holt sie wieder zurück, stellt fest, daß es Kuttula schon gar nicht mehr gibt, daß sich die Betreuer jetzt in Nepal befinden." Rausgeworfenes Geld seien Reisen mit Segelschiffen, wenn die Jugendlichen im Anschluß an die Reisen in Hamburg nicht aufgefangen würden. Von Beust fordert, die Jugendlichen einzeln in Pflegefamilien unterzubringen, weniger in Gruppen. | |||
Die Jung-Konservativen klatschen dem Spitzenmann Beifall, die Zuhörer, die nicht von der Jungen Union stammen, hat er allerdings nicht überzeugen können. "Das übliche Politiker-Gelaber", sagt eine Studentin. bob | |||
Am 14.2.1996: | |||
Wer, wenn nicht das Erotic Art Museum auf St. Pauli, sollte ein Herz für Verliebte haben. Heute, am Valentinstag, haben Pärchen deshalb freien Zutritt zu dem ungewöhnlichen Ausstellungsort und können sich nach Herzenslust dort umsehen. Doch ohne Prüfung läuft nichts: Am Eingang checkt Hamburgs bekannteste Sozialarbeiterin, Domenica, ob wirklich Liebe im Spiel ist. Wie, wird nicht verraten. Preise gibt's auch. Wer gewinnt, feiert Hochzeit im Museum. | |||
Am 10.3.1996 Die Streetworkerin Domenica führt an diesem Sonntag um 14 Uhr zusammen mit Dr. Ursula Lienert durch die Aussteüung "Erotik im alten Japan" im Museum für Kunst und Gewerbe. | |||
Hamburger Abendblatt Nr. 60 vom 11.03.1996 · Seite 6 | |||
Mit Domenica in einer Erotik-Ausstellung | |||
Für die Japaner war ich wie der Fudschijama | |||
Von SABINE WEERDA Hamburg - Unterschiedlicher hätten die beiden Frauen nicht sein können. Da stand die Kunsthistorikerin Ursula Lienert, bebrült und zugeknöpft im netten, gtin karierten langen Kleid amburgs berühmtester Ex- Kurtisane Domenica im Museum für Kunst und Gewerbe gegenüber. Um sie herum drängelten sich rund 120 überwiegend weibliche Fans, die sich mal von einer "Echten" was über die "Erotik im alten Japan" erzählen lassen wollten. Nur wenige verstehen schüeßüch mehr von Liebe und Erotik als Domenica . . . | |||
Und nur wenige können so offen und charmant über Sex sprechen wie sie. Weü also die Streetworkerin Domenica in Sachen Erotik unterwegs war, strömten die Hamburger ms Museum. | |||
Anregender Wortwechsel | |||
Wer wegen der Masse Mensch die erotischen Zeichnungen gar nicht zu Gesicht bekam, wurde doch Zeuge anregender Wortwechsel. Denn sie ergänzten sich wunderbar - die Frau Lienert und Domenica. Erklärte die eine sachlich korrekt die deftigen Darstellungen, tischte die andere Erfahrungen aus dem deutschen Prostituierten-Dasein auf. Domenica stellte gleich klar: "Ich mag Japaner." In großen Reisegruppen seien sie immer durch die Herbertstraße gezogen. "Und ausgerechnet vor meinem Fenster btieben sie stehen. Der Leiter quasselte irgendwas, und alle kicherten." Mit einem Ruck zog sie die Schulterblätter unter ihrem schwarzen Pullover zusammen und schaute auf ihren gewaltigen Vorbau. "Für die war ich wie der Berg Fudschijama. Die kennen ja solche Massen nicht." Schallendes Gelächter. "War das nicht peintich?" fragte eme ältere Dame. "Nö, die waren wenigstens höflich und haben sich nachher mit einer Verbeugung bedankt", sagte Domenica und zog mit Frau Lienert vor ein Büd mit dem Titel "Unsteter Liebhaber". | |||
"In japanischen Freudenhäusern ist es übüch, daß jede Kurtisane höchstens 20mal einen Kunden bedient. Sonst könnte sie ja gleich seine Ehefrau werden", dozierte die Kunsthistorikerin. "Das find' ich toll", bestätigte Pomenica im Brustton tiefster Überzeugung. Verschmitzt lächelnd fügte sie hinzu: "Das sollte man in unseren Freudenhäuser auch einführen. Ich hatte einige Freier, deren schrecküche Gewohnheiten ich in- und auswendig kannte. Schrecküch langweilig." Beifälliges Nicken in der Runde. | |||
Beim Anbück weibticher Geschlechtsteüe wendete sich Domenica mit einem knappen "Verhüllter ist schöner' ab und schaute statt dessen interessiert auf den Holzschnitt zweier Männer im ?Phallus-Wettstreit". "Hier sehen wir zwei Japaner, mit riesigen erigierten Gliedern, die sogar von Stöcken gestützt werden müssen", so Frau Lienert. "Das Überspitzte an der Darstellung finde ich gut. Die Japaner haben nämlich sonst kleine Penisse. Die passen sogar ins Ohr . . ." Domenica schweifte ab. Die Ehre der Männer | |||
Zwei Herren drängten nach vorne, bemüßigt, die "Ehre der Männer" zu verteidigen. "Also ich finde, bei diesem Büd steckt mehr dahinter." Der etile rückte seine üitellektuelle Halbbrüle zurecht. "Ja, mit diesen riesigen Phalli wird doch die Symbiose von Stärke und Schwäche demonstriert", ergänzte der andere. "Tatsächtich?" Domenica, so scheint's, fehlte der Glauben. Auch Ungewöhnliches erfuhren die begeisterten Zuhörer: "Die prüdesten Frauen, die ich kenne, waren meine Kolleginnen. Die waren teüweise auch bieder beim Sex, schämten sich dafür. Das ist bei den japanischen Kurtisanen anders , erzählte Dominca. ?Nein, nein, die schämen sich auch", beeüte sich Frau Lienert hinzuzufügen und deutete auf ein Büd, bei dem eine Japanerin im Liebesakt verlegen zur Seite schaut. "Aber die smd anders als unsere Prostuierten gesellschaftlich akzeptiert", sagte Domenica. | |||
"So eine tolle Frau", schwärmte ein ältere Dame im blauen Strickkleid und Perlenkette und drängte zu Domenica. "Bitte, etil Autogramm". Etil kleines Lächeln noch für die Fans, ein paar Unterschriften, ein lautes "Sayonara" - und Domenica war verschwunden. | |||
--> | |||
[[image:domenicaniehoff199606_01.jpg|framed|left|Domenica Niehoff 1996 als "Gegenpäpstin"]] | [[image:domenicaniehoff199606_01.jpg|framed|left|Domenica Niehoff 1996 als "Gegenpäpstin"]] | ||
Anlässlich des Deutschlandbesuchs von Papst Johannes Paul II. im Juni 1996 wurde Domenica Niehoff von der Deutschen AIDS-Hilfe in Berlin zum weiblichen Kirchenoberhaupt gekürt. Als "Gegenpäpstin" sprach sie an einem lesbisch-schwulen Stadtfest den Transvestiten Charlotte von Mahlsdorf "heilig". Gleichzeitig propagierte "Ihro Dreistigkeit" die gleichgeschlechtliche Sexualität als "kirchlich gebilligte Methode der Schwangerschaftsverhütung". Konservative Politiker der CSU stellten daraufhin im Deutschen Bundestag einen Gesetzentwurf vor (Beschimpfung eines religiösen Bekenntnisses ohne Störung des öffentlichen Friedens), der jedoch von der Parlamentsmehrheit abgelehnt wurde. | Anlässlich des Deutschlandbesuchs von Papst Johannes Paul II. im Juni 1996 wurde Domenica Niehoff von der Deutschen AIDS-Hilfe in Berlin zum weiblichen Kirchenoberhaupt gekürt. Als "Gegenpäpstin" sprach sie an einem lesbisch-schwulen Stadtfest den Transvestiten Charlotte von Mahlsdorf "heilig". Gleichzeitig propagierte "Ihro Dreistigkeit" die gleichgeschlechtliche Sexualität als "kirchlich gebilligte Methode der Schwangerschaftsverhütung". Konservative Politiker der CSU stellten daraufhin im Deutschen Bundestag einen Gesetzentwurf vor (Beschimpfung eines religiösen Bekenntnisses ohne Störung des öffentlichen Friedens), der jedoch von der Parlamentsmehrheit abgelehnt wurde. | ||
<!-- | |||
Hamburger Abendblatt Nr. 194 vom 20.08.1996 · Seite 11 | |||
Domenicas "Einbruch" | |||
20.08.1996 | |||
Polizeibeamte stellten Hamburgs bekannteste Ex-Prostituierte gestern auf frischer Tat - beim Einbruch in ihre eigene Wohnung. Mit einem schweren Stein hatte Domenica Niehoff (51) versucht, ihre Wohnungstür zu öffnen, die Beamte zuvor versiegelt hatten. | |||
Was war passiert? Die heutige Sozialarbeiterin war über das Wochenende nach Timmendorf gefahren. "Von dort habe ich eme Freundin angerufen, ihr auf den Anrufbeantworter gesprochen." Mitten im Satz sei ihr aber eingefallen, daß es für einen Anruf noch zu früh gewesen sei. ?Deshalb habe ich mitten im Satz abgebrochen und wieder aufgelegt. | |||
Die Freundin glaubte, Domenica sei etwas zugestoßen und rief die Polizei. Die Sozialarbeiterin ist Diabetikerin, braucht dringend Spritzen. "Die Polizei kam und brach meine Wohnung auf", sagt Domenica. "Ich war ja nicht da und konnte nicht antworten." Nachdem sie die Wohnung in Augenschein genommen hatten, verließen die Beamten die Wohnung wieder, allerdings nicht ohne ein Siegel an die Tür zu kleben. | |||
Gestern kehrte die Sozialarbeiterin von ihrer Kurzreise zurück, fand die Tür verschlossen vor. Auf dem Siegel stand: "Ablösen oder beschädigen wird strafrechthch verfolgt". | |||
Doch darauf achtete Domenica nicht. Zusammen mit Freunden holte sie einen großen Pflasterstein und schlug damit die Tür ein. "Ich wollte der Polizei nur Arbeit ersparen. Ehriich! Die haben doch soviel zu tun." Den Hinweis ihrer Bekannten, in solchen FäUen heber die Polizei zu rufen, um das Siegel entfernen zu lassen, schlug Domenica in den Wmd. | |||
Doch die Geschichte war damit nicht zuende: "Ein Nachbar muß uns wohl beobachtet haben. Kurze Zeit später stürmten fünf Pollzisten in meine Wohnung, die mich für eine Einbrecherin hielten. Ich mußte ihnen die Situation erklären. Dann rückten sie wieder ab. Sie haben gesagt, ich bekomme eine Anzeige, weil ich das Siegel gewaltsam geöffnet habe." | |||
Die Episode nat für Domenica das Faß zum Überlaufen gebracht. "Ich brauche eine neue Wohnung. Hier wül ich nicht mehr bleiben." Auch eine kleine Wohnung würde ihr reichen, denn sie wül nicht mehr soviele Jugendllche bei sich aufnehmen wie bisher. "Die ganzen Kinder hier bei mir, die Probleme, das zehrt ungemein an den Nerven. Wie lange ich den Job als Sozialarbeiterin noch machen kann, weiß ich nicht." bob | |||
t | |||
--> | |||
Im Februar 1997 spielte sie neben Jean-Pierre Cornu am Deutschen Schauspielhaus im Theaterstück <i>Straglers Woche (Eine St. Pauli Saga)</i> die Frau des Senators. Das Stück thematisiert den Wandel im Rotlichtmilieu in den vergangenen 50 Jahren. Im selben Jahr servierte sie im Hamburger Restaurant "Nil" zusammen mit anderen Prominenten ein Grühnkohl-Essen zugunsten des AIDS-Hilfe-Projekts "Hamburg Leuchtfeuer", war in Dagobert Lindlaus' Theaterstück <i>St. Pauli Saga</i> zu sehen, unterstützte das Kinderheim "Haus Nazareth der Armen Kinder Jesu", engagierte sich weiterhin in der Prostituierten- und AIDS-Hilfe und hielt dafür auch Lesungen. Im Dezember 1997 gab Domenica ihre Arbeit als als "Strassensozialarbeiterin" beim Projekt Ragazza auf: "Ich halte das nicht mehr aus. Mir sind mehr als ein halbes Dutzend Mädchen weggestorben: An einer Überdosis Gift, an AIDS, und eine wurde ermordet. Das hält man vielleicht als 35-Jährige aus, aber nicht mehr mit meinen 52 Jahren." | Im Februar 1997 spielte sie neben Jean-Pierre Cornu am Deutschen Schauspielhaus im Theaterstück <i>Straglers Woche (Eine St. Pauli Saga)</i> die Frau des Senators. Das Stück thematisiert den Wandel im Rotlichtmilieu in den vergangenen 50 Jahren. Im selben Jahr servierte sie im Hamburger Restaurant "Nil" zusammen mit anderen Prominenten ein Grühnkohl-Essen zugunsten des AIDS-Hilfe-Projekts "Hamburg Leuchtfeuer", war in Dagobert Lindlaus' Theaterstück <i>St. Pauli Saga</i> zu sehen, unterstützte das Kinderheim "Haus Nazareth der Armen Kinder Jesu", engagierte sich weiterhin in der Prostituierten- und AIDS-Hilfe und hielt dafür auch Lesungen. Im Dezember 1997 gab Domenica ihre Arbeit als als "Strassensozialarbeiterin" beim Projekt Ragazza auf: "Ich halte das nicht mehr aus. Mir sind mehr als ein halbes Dutzend Mädchen weggestorben: An einer Überdosis Gift, an AIDS, und eine wurde ermordet. Das hält man vielleicht als 35-Jährige aus, aber nicht mehr mit meinen 52 Jahren." | ||
<!-- | |||
27.3.1997: Aus dem wahren Leben von St. Pauh erzählt Domoniea um 23 Uhr in der Reihe "Nachtkantine" des Deutschen Schauspielhauses (U/S Hbf, Kirchenallee 39). Die Veranstaltung steht in Zusammenhang mit Dagobert Lindlaus "St. Pauh Saga", in der Domenica einen Part übernommen hat. | |||
Hamburger Abendblatt Nr. 253 vom 30.10.1997 · Seite 1 | |||
Frauenpower | |||
Authentisch und spannender als jeder Krimi: Domenica erzählt. Leben live aus erster Hand, Hamburg zum Hinhören - am 3. 11. im Villon | |||
Schau ihr in die Augen, Mann, und du siehst das Leben. Lausche ihren Worten, Mensch, und du lernst fürs Leben. Blicke auf ihre Lippen, und du hörst vom Leben. Mannomann! | |||
Nicht von der üppigen, prall-vitalen Seite auf dem Olymp, sondern vom Existenzkampf da unten in der Gosse. Von denen, die am Straucheln sind oder gar schon liegen und sich eine Hand herbeisehnen, die ihnen auf die Beine hilft. | |||
Im Drogendschungel und Prostitutionselend rund um den Hansaplatz ist es der kräftige Arm einer starken Frau, der den Taumelnden gereicht wird. Einer Frau, die Jahre ihres Lebens als Ware im Schaufenster der Herbertstra- ße 10 verbrachte und am Ende die Kurve kriegte, einer Powerfrau, die alles erlebt hat und jede Menge erzählen kann. Und die wirklich so heißt, wie sie sich nennt: Domenica. Und Niehoff mit Nachnamen. "Gib nie die Hoffnung auf", übersetzt sie ihn - dabei ginge es auch umgekehrt. | |||
Der Weg von der käuflichen Kiez- Domina zur Streetworkerin in St. Georg ist spannender als jeder Krimi, weil authentisch. Bühne für diese wahre Geschichte können keine scheinwerfergefluteten Fernsehstudios sein, auch keine Glitzer-Partys der Schickimickis, die sich am halbseidenen Hautgout weiden. Richtig echt ist Domenica nur dort, wo sie arbeitet: vor Ort im Areal hinter dem Hauptbahnhof. Weit entfernt von neunmalklugen Moderatoren, sensationsheischenden Gaffern und der Gefahr, Eitelkeiten öffentlicher Balz zu erliegen. | |||
So gesehen ist es vielleicht eine einmalige Gelegenheit, Domenica Niehoff am Montag (3. November) im Villon, einer schummrig-gemütlichen Weinstube am St. Georgs Kirchhof im Souterrain, ganz ursprünglich kennenzulernen. Und Facetten zu erfahren, deren Tiefe das Fernsehen so nie erlaubt: Leben live aus erster Hand. | |||
So viele Fragen sind noch nicht beantwortet: Details der Jugend als Kind eines Italieners aus den Abruzzen und einer Kölnerin, der Zeit im Waisenheim, der Pädagogik der Nonnen, der Stiege in der Herbertstraße. Näheres über süßlich-schöne Erfahrungen im Reigen mit den Freiern, aber auch von Erlebnissen, die Peitschenschlägen glichen. Von der Wende im Leben, vom Engagement für ein Drogenprojekt, vom Alltag auf den Gassen St. Georgs. Vor allem indes von den Gefühlen im Kaleidoskop zwischen hofiertem Ehrengast der Gesellschaft und anpakkender Arbeit vor Ort. | |||
Das ist interessanter Stoff für einen gewiß anderen Abend, der um 21 Uhr beginnt. Der ein Stück Hamburg zum Anfassen offeriert und zum Hinsehen wie Zuhören animiert. Und wenn du zum Schluß das Villon verläßt, Mensch, dann warst du nicht im Film. Du bist im Leben, mittendrin in Hamburg-St. Georg. JENS MEYER | |||
- Domenica erzählt aus ihrem Leben, Mo 3. 11., | |||
21.00, Villon (U/S Hbf), St. Georgs Kirchhof 7, T. 24 92 93, Eintritt 10,- + Getränke | |||
--> | |||
[[image:domenicaniehoff01.jpg|framed|right|Domenica Niehoff und Gäste in ihrer Kneipe in St. Pauli]] | [[image:domenicaniehoff01.jpg|framed|right|Domenica Niehoff und Gäste in ihrer Kneipe in St. Pauli]] | ||
Anfang 1998 kaufte Domenica die Hamburger Hafenkneipe "Fick" am Fischmarkt und taufte sie in "Domenica" um. Zudem eröffnete sie als Partnerschaftsberaterin den [http://www.hamburger-erotik.com/boutique/npcshop/index.html Neuen Partnerclub / NPC] mit dem Motto "Niemand muss allein sein - es kommt darauf an, mitzumachen!" - für 20 DM im Monat war man dabei. Immer Mittwochs sass Domenica persönlich am Telefon und beriet in Partnerfragen aller Art. Der Club vertrieb im übrigen auch allerlei Spielzeug, Bücher, Magazine und sonstige Hilfsmittel... Am 10. Februar 1999 wurde auf RTL der Fernsehfilm <i>Hurenstreik (Eine Liebe auf St. Pauli)</i> ausgestrahlt, in dem Domenica einmal mehr sich selbst spielte. Bereits im Jahr 2000 musste sie ihre Kneipe wegen finanzieller Schwierigkeiten (20'000 DM Steuerschulden) schliessen und schaltete stattdessen Kleinanzeigen für Telefonsex ("Kein Vorspiel - direkt zur Sache"). | Anfang 1998 kaufte Domenica die Hamburger Hafenkneipe "Fick" am Fischmarkt und taufte sie in "Domenica" um. Zudem eröffnete sie als Partnerschaftsberaterin den [http://www.hamburger-erotik.com/boutique/npcshop/index.html Neuen Partnerclub / NPC] mit dem Motto "Niemand muss allein sein - es kommt darauf an, mitzumachen!" - für 20 DM im Monat war man dabei. Immer Mittwochs sass Domenica persönlich am Telefon und beriet in Partnerfragen aller Art. Der Club vertrieb im übrigen auch allerlei Spielzeug, Bücher, Magazine und sonstige Hilfsmittel... Am 10. Februar 1999 wurde auf RTL der Fernsehfilm <i>Hurenstreik (Eine Liebe auf St. Pauli)</i> ausgestrahlt, in dem Domenica einmal mehr sich selbst spielte. Bereits im Jahr 2000 musste sie ihre Kneipe wegen finanzieller Schwierigkeiten (20'000 DM Steuerschulden) schliessen und schaltete stattdessen Kleinanzeigen für Telefonsex ("Kein Vorspiel - direkt zur Sache"). | ||
<!-- | |||
Domenica - jetzt steht sie auch hinter dem Tresen | |||
Hamburger Abendblatt 17.07.1998 | |||
Nun ist sie seßhaft geworden: Domenica - Ex-Reeperbahn-Queen und Sozialarbeiterin für drogensüchtige und aidsinfizierte Prostituierte von St. Georg. Im ehemaligen "Fick" am Fischmarkt Nr. 5 eröffnete sie Hamburgs neue Szenekneipe, das "Domenica". | |||
Viele Freunde, Kiez-Größen und Prominente kamen, um der 52 Jahre alten Neu-Wirtin Erfolg zu wünschen. Kiez-König Willi Bartels war ebenso unter den Gästen wie Travestiestar Ulla Trulla, der hinterm Tresen schon mal ein Bier zapfte. Sänger und AlsterRadio-Moderator Peter Sebastian gab ein Ständchen, und Erfolgskomponist Ernst Bader ("Am Tag, als der Regen kam", "Tulpen aus Amsterdam") sang mit Domenica im Duett: "Wir machen durch bis morgen früh." Domenica, die in Sichtweite ihrer Kneipe am Fischmarkt wohnt, kann sich ein Grienen nicht verkneifen: "Obwohl ich im alten 'Fick' arbeite, werde ich jetzt ganz schön seriös." jup | |||
Am 3.10.1998 gegründeter Verein "Kurverwaltung St. Pauli", der sich im Schmidt-Theater vorstellte. Die rund 30 Mitglieder, darunter Kiezprominente wie Schauspieler Jan Fedder, Rocksänger Achim Reichel, St. Pauli-Pastor Christian Arndt und Domenica, planen die Einführung einer "Kurtaxe", die in Zukunft bei allen auf St. Pauli anzutreffenden Touristen freiwillig abkassiert werden soll. | |||
"30 Millionen Touristen erholen und vergnügen sich jährlich auf dem Kiez wie in einem Kurbad. Dafür wollen wir jetzt Kurtaxe kassieren und das Geld in soziale und kulturelle Stadtteilprojekte umschichten, um es jenen Menschen auf St. Pauli zukommen zu lassen, denen es nicht so vergnüglich geht, zum Beispiel Obdachlosen", erklärt Initiator und "Kurdirektor" Arne Gleisse. | |||
Für zehn Mark Kurtaxe erhält der "Kurgast" ein Coupon-Heft, mit dem er in 29 Betrieben auf St. Pauli Ermäßigung erhält. Beim Bezirksamt liegt bereits ein Antrag vor. Wenn alles gutgeht, wird ab Januar abkassiert. bom | |||
17.10.1998 Live-Show: <i>Alles von der Reeperbahn</i> (N 3), 20.15 Uhr wenn Bettina Tietjen und Jens Olesen als Moderatoren "Alles von der Reeperbahn" vorführen. Im Restaurant "Veermaster" an der Großen Freiheit begrüßen sie ihre Gäste, während sich live vor der Tür die gewichtigen Damen oben ohne beim Catchen im Schlamm wälzen. | |||
Die Gäste sind Kenner von St. Pauli: Jan Fedder ("Großstadtrevier") ist hier aufgewachsen, Domenica plaudert aus dem Nähkästchen einer Domina, Ulla Trulla, der dickste Transvestit Deutschlands, animiert die Zuschauer, Ulrich Tukur präsentiert sich als singender Nachfolger von Hans Albers. Auch solche Kiez-Größen wie Willi Bartels und sein Immobilien-Kompagnon Alfred Röhr sind eingeladen, und Carlo von Tiedemann, Filmbösewicht Rolf Zacher und Fernsehkoch Rainer Sass treffen sich mit einem Spielbank-Profi zu einer zünftigen Poker-Partie. | |||
Hamburger Abendblatt Nr. 29 vom 12.12.1998 · Seite 24 | |||
Freispruch: Das Düsseldorfer Amtsgericht hat den Schauspieler und Filmemacher Peter Kern (49) vom Vorwurf des Betruges freigesprochen. Er hatte sich 1994 von einer Geldgeberin 100 000 Mark für die Kinopremiere seines Films über die ehemalige Hamburger Edelprostituierte Domenica geliehen und keinen Pfennig zurückbezahlt. | |||
Am 5.12.1999 konnten sich Besucher des Erotic-Art-Museums von der ehemaligen Prostituierten und Streetworkerin Domenica durch die Ausstellung führen lassen. | |||
--> | |||
2001 starb ihr Bruder Amando, von ihm erbte sie ein Haus an der Hauptstrasse des 700-Seelen-Dorfs Boos in der Eifel. Ihre Schulden konnte sie mit dem geerbten Vermögen des Bruders begleichen. 2003 zog sie nach Boos um und versuchte dort ab September 2005 mit wenig Erfolg, als Wirtin der Pension "Domenicas Nähkästchen" in ihrem Haus drei Zimmer zu vermieten. Schliesslich verkaufte sie das Haus für unter 100'000 Euro und zog im Mai 2008 wieder zurück nach Hamburg an die Talstrasse: "In Boos war das so langweilig, ich hab nur gekocht, gefuttert, gekocht, gefuttert. Ehrlich, ich bin da völlig vereinsamt." Mit 20 Kilo mehr als vorher auf den Rippen lebte dann in einer 50 Quadratmeter grossen Zwei-Zimmer-Sozialwohnung. "Ich paffe zwei Schachteln am Tag, hab Diabetes und hab's mit den Bronchien. Egal, Hauptsache ich bin wieder zu Hause. Hier auf’m Kiez bleibe ich jetzt für immer! Mein Rentnersitz. Ich hab einen schönen Wintergarten und gucke direkt auf die 'Juwelengasse'", lachte sie und meinte die Schmuckstrasse, wo sich der Transenstrich befindet. | 2001 starb ihr Bruder Amando, von ihm erbte sie ein Haus an der Hauptstrasse des 700-Seelen-Dorfs Boos in der Eifel. Ihre Schulden konnte sie mit dem geerbten Vermögen des Bruders begleichen. 2003 zog sie nach Boos um und versuchte dort ab September 2005 mit wenig Erfolg, als Wirtin der Pension "Domenicas Nähkästchen" in ihrem Haus drei Zimmer zu vermieten. Schliesslich verkaufte sie das Haus für unter 100'000 Euro und zog im Mai 2008 wieder zurück nach Hamburg an die Talstrasse: "In Boos war das so langweilig, ich hab nur gekocht, gefuttert, gekocht, gefuttert. Ehrlich, ich bin da völlig vereinsamt." Mit 20 Kilo mehr als vorher auf den Rippen lebte dann in einer 50 Quadratmeter grossen Zwei-Zimmer-Sozialwohnung. "Ich paffe zwei Schachteln am Tag, hab Diabetes und hab's mit den Bronchien. Egal, Hauptsache ich bin wieder zu Hause. Hier auf’m Kiez bleibe ich jetzt für immer! Mein Rentnersitz. Ich hab einen schönen Wintergarten und gucke direkt auf die 'Juwelengasse'", lachte sie und meinte die Schmuckstrasse, wo sich der Transenstrich befindet. | ||
<!-- | |||
19.7.2002: Hamburg. Helmut Schmidt aus Bronze. Ein paar Meter weiter stehen die Büsten der Schriftstellerin Sarah Kirsch, der "Zeit"-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff und von Domenica. Alle sind versteinert. 40 "Köpfe" stellt der Bildhauer Manfred Sihle-Wissel in der Hamburger Handelskammer bis zum 31. August aus. Sie sind in Gips und in Bronze gegossen oder in Holz gearbeitet und mit Öl- und Aquarellfarben überzogen. Dass die meisten Porträtierten Prominente sind, hat einen Grund: "Ich bin ihnen meist in Künstlerkreisen begegnet," sagt der Mann, der auch das Seefahrerdenkmal am Fischmarkt geschaffen hat. Er zählt mittlerweile zu den erfolgreichsten Bildhauern Norddeutschlands. Seine kantigen Plastiken und Objekte sind unter anderem im Rosarium Uetersen und in Schloss Gottorf zu sehen. "Früher habe ich nur abstrakte Kunst gemocht. Porträts modelliere ich erst seit 15 Jahren", sagt Manfred Sihle-Wissel. Auffallend an ihm: Im Gespräch schaut er seinem Gegenüber nicht direkt in die Augen, dafür beobachtet er die Mimik. "Es ist wahrscheinlich eine Alters-Marotte von mir und eine psychologische Fingerübung." Und die gelingt. Nicht nur, weil die Ähnlichkeit unverkennbar ist, sondern vor allem, weil die Köpfe so expressiv wirken. "Ich mache die Menschen nicht schöner als sie sind. Das hat schon einige weibliche Modelle verärgert", erzählt er. Die Hamburger Unternehmerin Karin Fischer soll sich sogar vor ihrem Abbild fürchten. Helmut Schmidt dagegen fand, dass der Künstler ihm mehr Charakter ins Gesicht gelegt habe, als tatsächlich vorhanden sei. Die Reaktionen der Prominenten sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen - skeptisch, belustigt, überrascht. Die Fotografin Eva Alpers-Gromoll war bei der Entstehung einiger Portäts dabei und hat alles aufgenommen. (vlipo) Handelskammer, bis 31. August, mo-fr, 9-17 Uhr.vlipo | |||
Hamburger Abendblatt 11.7.2005 | |||
Domenica hat drei Zimmer frei | |||
11.07.2005, 00:00 Uhr 11.07.2005, 00:00 Uhr | |||
Sie hat bald ein paar Betten frei, aber nicht mehr auf dem Kiez. Deutschlands bekannteste Edelhure Domenica empfängt ihre Gäste demnächst als Herbergsmutter. Vor 14 Jahren hat sie ihren Job als Hure beendet. Kurz vor ihrem 60. Geburtstag am 3. August möchte die ehemalige "Königin von St. Pauli" in Boos, einem 680-Einwohner-Dorf in der Eifel, eine Pension eröffnen. | |||
Ihr verstorbener Bruder Amando hat ihr das kleine Haus in der Eifel vererbt. Ein altes Häuschen: "Ich hatte viel Arbeit und Ärger, um es wieder herzurichten", sagt Domenica, die mit Nachnamen Neuhoff heißt. Natürlich wurde am Anfang im Dorf getuschelt. Dann hieß es: "Uns hätte Schlimmeres passieren können als Domenica." Das hat sie beruhigt. "Jetzt bin ich frohen Mutes." Sie sei schließlich wie alle im Dorf. "Ich gehe einkaufen und stelle mich in die Schlange an der Kasse." Das üppige Prachtweib wird in den oberen Stockwerken ihres Hauses wohnen. Unten richtet Domenica gerade die Pensionszimmer her. Drei Doppelzimmer mit Bad, gemütlich hübscher Bettwäsche und Frühstück. "Es wird klein und fein." Als Gäste wünscht sie sich "angenehme" Menschen, natürlich auch Ehepaare. Sie freut sich über dieses andere, biedere Leben: "Als Pensionswirtin muß ich mich zum Glück nicht befummeln lassen." | |||
Mit 36 Jahren träumte sie von einem Salon mit rotem Samt und viel Plüsch. Vorbei. "Dem Plüsch habe ich ade gesagt. Ich mag Orangetöne und klare Linien, wie im japanischen Stil", sagt sie. Domenica braucht den großen Rummel nicht mehr. "Ich bin zufrieden, wenn ich nette Leute um mich habe, wenn das Essen schmeckt und die Luft sauber ist." In der Eifel sei die Luft wie Seide. Und trotzdem ist es der ehemaligen Edel-Prostituierten manchmal zu eng in dieser Idylle. Im Winter möchte sie wieder nach Hamburg kommen, ins Theater gehen. "Vielleicht melde ich mich bei einer Kunstakademie an", sagt sie. Zur Zeit sucht sie eine bezahlbare Zwei-Zimmer-Wohnung in Hamburg. | |||
Am 3. August also der 60. Geburtstag. Was wünscht sie sich? "Daß ich das machen kann, was ich schon immer wollte: zeichnen, lesen." Ansonsten läßt sie alles auf sich zukommen. (HA)HA | |||
Am 29.12.2007 meldet das Hamburger Abendblatt: Neues Kiez-Museum am Spielbudenplatz geplant | |||
Exponate etwa von Hans Albers, den Beatles oder Willi Bartels stehen zur Verfügung - jeder St.-Pauli-Berühmtheit soll ein eigener Raum gewidmet werden. Am Spielbudenplatz soll ein großes, privates St.-Pauli-Museum entstehen. Ausstellungsstücke von Hans Albers, Freddy Quinn, Willi Bartels ("König von St. Pauli"), Hamburgs bekanntester Hure Domenica, aber auch von den Gebrüdern Wolf ("An de Eck steiht'n Jung mit'n Tüdelband"), von den Prostituierten der Herbertstraße und den Beatles sollen zeigen, was die Reeperbahn und Deutschlands bekanntestes Rotlichtviertel ausmacht. Die Besucher sollen die Berühmtheiten St. Paulis in je einem eigenen Raum finden. | |||
--> | |||
Vom 4. November 2005 bis 7. Mai 2006 wurde in Hamburg im Museum der Arbeit die Ausstellung "Sexarbeit Prostitution (Lebenswelten und Mythen)" gezeigt, die berühmten Prostituierten wie Rosemarie Nitribitt, Christine Keeler und auch Domenica Niehoff besondere Beachtung schenkte. Im Sommer 2008 gab sie <i>Welt Online</i> ihr letztes grosses Interview: "Ich habe erreicht, dass mehr über Prostitution geredet wird. Dass nicht mehr so darüber getuschelt wird. Dass sich Mädels trauen zu sagen: Ich war im Milieu, aber ich will jetzt aussteigen." | Vom 4. November 2005 bis 7. Mai 2006 wurde in Hamburg im Museum der Arbeit die Ausstellung "Sexarbeit Prostitution (Lebenswelten und Mythen)" gezeigt, die berühmten Prostituierten wie Rosemarie Nitribitt, Christine Keeler und auch Domenica Niehoff besondere Beachtung schenkte. Im Sommer 2008 gab sie <i>Welt Online</i> ihr letztes grosses Interview: "Ich habe erreicht, dass mehr über Prostitution geredet wird. Dass nicht mehr so darüber getuschelt wird. Dass sich Mädels trauen zu sagen: Ich war im Milieu, aber ich will jetzt aussteigen." | ||
Zeile 40: | Zeile 260: | ||
Enge Freunde wollten es nicht zulassen, dass Domenica nur ein Sozialhilfebegräbnis bekommt. Insbesondere Mitarbeiter des St.-Pauli-Museums, dem auch ein beachtlicher Teil ihres Nachlasses zukommen wird, kümmerten sich um finanzielle Unterstützung und eine angemessene Ruhestätte. Die Trauerfeier beginnt am 27. Februar 2009 um 14 Uhr auf dem Hans-Albers-Platz in Hamburg. Nach einer Gedenkminute in der Herbertstrasse wird die Bläsergruppe "Tätärä" einige Stücke spielen. Über die Bernhard-Nocht-Strasse wird sich die Trauergemeinde um 15 Uhr in der St.-Pauli-Kirche am Pinnasberg einfinden, wo die Abschiedsfeier stattfinden wird. Sie wird auf dem Ohlsdorfer Friedhof neben der ehemaligen Schauspielerin Gerda Gmelin im sogenannten "Garten der Frauen" begraben werden. | Enge Freunde wollten es nicht zulassen, dass Domenica nur ein Sozialhilfebegräbnis bekommt. Insbesondere Mitarbeiter des St.-Pauli-Museums, dem auch ein beachtlicher Teil ihres Nachlasses zukommen wird, kümmerten sich um finanzielle Unterstützung und eine angemessene Ruhestätte. Die Trauerfeier beginnt am 27. Februar 2009 um 14 Uhr auf dem Hans-Albers-Platz in Hamburg. Nach einer Gedenkminute in der Herbertstrasse wird die Bläsergruppe "Tätärä" einige Stücke spielen. Über die Bernhard-Nocht-Strasse wird sich die Trauergemeinde um 15 Uhr in der St.-Pauli-Kirche am Pinnasberg einfinden, wo die Abschiedsfeier stattfinden wird. Sie wird auf dem Ohlsdorfer Friedhof neben der ehemaligen Schauspielerin Gerda Gmelin im sogenannten "Garten der Frauen" begraben werden. | ||
<!-- | |||
Trauerzug für Domenica durch St. Pauli | |||
17.02.2009, 11:34 Uhr 17.02.2009, 11:34 Uhr | |||
Freunde, Freier und Kolleginnen wollen am 27. Februar von der Ex-Hure Domenica Niehoff Abschied nehmen - die Route wird auch durch die Herbertstraße führen. Bilder von Domenica | |||
Mit einem Trauerzug durch St. Pauli wollen Freunde, Freier und Kolleginnen am 27. Februar von der Ex-Hure Domenica Niehoff Abschied nehmen. Initiator des Gedenkumzuges ist der Hamburger Fotograf Günter Zint, der Domenica und andere Kiez-Bewohner immer wieder porträtierte. Die Route soll auch durch die Herbertstraße führen, in der die prominente Hure jahrelang ihren Arbeitsplatz im Puff hatte, sagte Zint am Dienstag. Anschließend sei ein Abschiedsgottesdienst in der St. Pauli Kirche geplant. Beigesetzt werden soll Domenica nach seinen Worten zu einem späteren Zeitpunkt im "Garten der Frauen" auf dem Ohlsdorfer Friedhof.lno/HA | |||
Abschied: Trauerzug für Domenica | |||
18.02.2009, 00:00 Uhr 18.02.2009, 00:00 Uhr | |||
Mit einem Trauerzug durch St. Pauli wollen Freunde, Freier und Kolleginnen am 27. Februar von der ehemaligen Hure Domenica Niehoff Abschied nehmen. | |||
Mit einem Trauerzug durch St. Pauli wollen Freunde, Freier und Kolleginnen am 27. Februar von der ehemaligen Hure Domenica Niehoff Abschied nehmen. Initiator des Gedenkumzuges ist der Hamburger Fotograf Günter Zint, der Domenica und andere Kiez-Bewohner immer wieder porträtierte. Die Route soll auch durch die Herbertstraße gehen, in der die prominente Hure jahrelang ihren Arbeitsplatz im Puff hatte, wie Zint am Dienstag bekannt gab. Anschließend sei ein Abschiedsgottesdienst in der St. Pauli-Kirche geplant. Beigesetzt werden soll Domenica zu einem späteren Zeitpunkt im "Garten der Frauen" neben der Schauspielerin Gerda Gmelin auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Der "Garten der Frauen" ist ein Ort der Erinnerung an besondere Frauen. Domenica ist in der vergangenen Woche im Alter von 63 Jahren an einem Lungenleiden gestorben.dpa | |||
27.02.2009 RTL Nord Guten Abend Schleswig-Holstein (18 bis 18.30 Uhr). Geplante Themen, heute: | |||
1. Lübecker Flughafen bildet seine Kontrolleure selbst aus. 2. Freunde und Fans nehmen in einem Trauerzug Abschied von Domenica. | |||
http://www.abendblatt.de/hamburg/article157667/Der-Kiez-weinte-Abschied-von-Domenica.html | |||
500 Freunde und Weggefährten erwiesen der ehemaligen Hure letzte Ehre | |||
Der Kiez weinte - Abschied von Domenica | |||
28.02.2009, 00:00 Uhr 28.02.2009, 00:00 Uhr Jens Meyer-Odewald | |||
Die Kapelle spielte "La Paloma", als der lange Zug, darunter Peggy Parnass und René Weller, durch die Herbertstraße ging. | |||
Foto: AP | |||
"Mein Kind, sei nicht traurig, tut auch der Abschied weh!" | |||
Absolut treffend, Hans Albers: Das letzte öffentliche Geleit für Domenica am Freitagnachmittag rührte viele zu Tränen. Es war eine Zeremonie mit besonderem Charakter, mit Pauken und Trompeten: Laut und schrill, herzergreifend, aber nicht ohne Stolz und Würde. Passend zum Stadtteil, zu Ehren des zwei Wochen zuvor im Alter von 63 Jahren verstorbenen Kiez-Ikone. | |||
"La Paloma", intonierte die Band Tätära, und fast 500 Weggefährten vergangener Jahrzehnte folgten gesetzten Schrittes. Vom Hans-Albers-Platz führte der Trauermarsch durch die Davidstraße zur St.-Pauli-Kirche. "Es war wohl der größte Trauerzug, den St. Pauli je gesehen hat", sagte Pastor Martin Paulekun. Mitte März soll die Urne im "Garten der Frauen" beigesetzt werden. | |||
Dass Damen außerhalb des Rotlichts ungestraft die Herbertstraße betreten durften, war nur eine der wundersamen Facetten eines für St. Pauli traurigen Tages. Seite an Seite schritten ergraute Kiezgrößen mit Sonnenbrillen, betagte Bordschwalben, aber auch viele junge Menschen aus dem Milieu der Drogenhilfe gen Pinnasberg. Dass der Katholikin Domenica Anita Niehoff auf eigenen Wunsch in einem evangelischen Gotteshaus gedacht wurde, passt ins Bild. | |||
"Wir wollen an Domenica denken und schweigen", sagte ihr langjähriger Wegbegleiter und Freund Günter Zint vis-à-vis dem Bordell French Bizarre inmitten der Herbertstraße. Einige Meter weiter, in den Absteigen 3 und 72, war die dominante Rheinländerin jahrelang ihrem Gewerbe nachgegangen. Die Kolleginnen von heute hatten sich entweder hinter den Gardinen ihrer Schaufenster versteckt - oder sich in die Trauergemeinde eingereiht. Ebenso Typen in Leder, Transvestiten, Paradiesvögel mit weißen Pelzen und lila Hüten. Hamburger Prominente, die sich in großen Zeiten gerne im Scheinwerferlicht neben der "Kiez-Königin" in Szene setzten und ihr bei Lesungen oder Empfängen mit Champagnerkelchen zuprosteten, wurden nicht gesichtet. | |||
"Am Ende bleiben nur die wahren Freunde", sagte Fee Zschocke, Autorin des Buches "Domenica und die Herbertstraße". Und davon waren viele erschienen. | |||
Der frühere Boxer Rene Weller, der einst mangels Quartier in ihrem Etablissement nächtigte und morgens mit Kaffee und Brötchen verwöhnt wurde. Mitbewohner Peter aus der Talstraße. Der Nachtklub-Besitzer a. D. Wolfgang Schäfer, die alte Freundin Peggy Parnass, der langjährige Essen-Austräger Salvatore Martens alias "Pico". Oder Helga Geiger, ehemals als gewichtige Striptease-Tänzerin "Dickie Dixon" eine namhafte Größe. "Den Hut hat mir Domenica vor 14 Jahren geschenkt", sagte sie. "Mit der Auflage, diesen bei ihrer Beerdigung zu tragen." | |||
Zu Ehren der Toten hatte sich Ralf-Udo Berger, guter Bekannter seit den 70ern und seinerzeit Betreiber des Saunaklubs Attika, seinen langen Haarzopf abschneiden lassen: "Glatze passt besser zu meinem Gemütszustand." In seiner schwarzen Aktentasche führte er eine Liste namhafter Kiez-Veteranen mit sich. "Stuppen Roy", der "Braunschweiger Wolfgang", "Schabo der Bankräuber", "Zigeuner-Lothar" und "Nussglocke" standen darauf, ebenso "Harry der Hundertjährige", "Lackschuh-Dieter", "Chinesen-Fritz", "Dornröschen" oder der "Kinnlader". | |||
Mancher von ihnen nahm gesenkten Hauptes in der St.-Pauli-Kirche Platz. "Befiehl du deine Wege", sangen alle gemeinsam. Und: "Lobe den Herrn!" Vor dem mit schwarzem Samt verhüllten Sarg lagen große Kränze, aber auch persönliche Briefe, kleine Notizzettel, Erinnerungsstücke. | |||
Schweigen. Zum Abschied erklang Hans Albers' "La Paloma": "Wein nicht mein Kind, die Tränen sind vergebens." | |||
Friedhof Ohlsdorf | |||
Domenica im "Garten der Frauen" beigesetzt | |||
11.03.2009, 00:00 Uhr 11.03.2009, 00:00 Uhr | |||
Domenica Niehoff ist heute im "Garten der Frauen" auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt worden. Die bekannteste Hure Hamburgs war im Alter von... Bilder von der Beisetzung. | |||
Mächtige, hohe Eichen stehen zwischen breiten Rhododendron-Hecken am "Garten der Frauen". Ein prächtiger Park mitten auf dem Ohlsdorfer Friedhof mit einem Rosenstock am eisernen Eingangstor. Die meisten der Trauergäste stehen auch noch eine Stunde nach der Beisetzung dort, betrachten andere Gräber, unterhalten sich. Dann fließen Tränen. Peter - ein besonders enger Freund von Domenica Niehoff - kniet auf der braunen Erde vor dem Grab, beugt sich tief in die Grube und legt einen goldenen Ring, den er sich mühevoll vom rechten Ringfinger gezogen hat, auf die Urne. Sein Gesicht verzerrt sich im Schmerz. "Hallo, hörst du mich?", flüstert er. "Hier ist unser Verlobungsring." Dann blickt er nach oben, und sein Gesicht hellt sich auf. "Ich spüre dich schon da oben. Du wartest auf mich." Schließlich hilft St.-Pauli-Fotograf Günter Zint dem Mann zu einer Bank, wo er raucht und lange ins Leere blickt. 30 Freunde, Nachbarn und Weggefährten waren zu Beisetzung von Domenica Niehoff, Hamburgs bekanntester Hure, gekommen. Zint, der den letzen Weg organisiert hatte, trug die Urne ein rotes Herz zum Grab. An seiner Seite die Schriftstellerin Peggy Parnass. Es war eine ehrliche Beerdigung. Mit lauten Stimmen, die das Vaterunser beteten. Mit Briefen, die Kinder geschrieben haben, Engelsfiguren, einem Dutzend Kränzen, Blumensträußen und auch einem schlichten Lebkuchenherz als Gruß. "Alle Engel mögen dich umgeben", rief Martin Paulekuhn, Pastor der St.-Pauli-Kirche, zum Schluss der vierminütigen Zeremonie und sagte: "Domenica war eine ganz, ganz wichtige Frau für St. Pauli und Hamburg." Andere fanden üppige Worte. "Sie fehlt mir schon jetzt", sagte die Domenica-Freundin Christine Licht, "Wenn sie mich in die Arme nahm, gab sie mir Mutterliebe für 200 Jahre."reba | |||
http://www.abendblatt.de/hamburg/article1081115/Domenicas-Grabstein-Saeule-statt-Herz-mit-Bruesten.html | |||
Domincas Grab auf dem Ohlsdorfer Friedhof | |||
Domenicas Grabstein: Säule statt Herz mit Brüsten | |||
02.07.2009, 16:50 Uhr 02.07.2009, 16:50 Uhr Verena Töpper | |||
Eine 80 Zentimeter hohe Stele aus Sandstein erinnert jetzt im „Garten der Frauen" an Deutschlands berühmteste Hure, die am 12. Februar gestorben war. | |||
Domenicas Grabstein auf dem Ohlsdorfer Friedhof im "Garten der Frauen". | |||
Foto: Stephan Wallocha | |||
Hamburg. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof erinnert seit Donnerstag eine rund 80 Zentimeter hohe Stele aus Sandstein im "Garten der Frauen" an die bekannteste Hure Hamburgs. In der Mitte ist ihr Gesicht abgebildet - als porzellanfarbenes Medaillon. Das gemeißelte Bild in ovalem Rahmen sieht aus wie eine Brosche. "Wie aus weißer Schokolade", sagt Dominik Pawlowski, eine Freundin der Prostituierten, die gestern Domenicas Grab besuchte. "Das gefällt mir nicht, ihre Haare sollten schwarz sein." Schön findet Pawlowski dagegen die zwei Ranken aus kleinen roten Herzen, die sich um die Stele ziehen. "Sie sollen Domenicas großes Herz symbolisieren", sagt Bildhauer Bert Ullrich Beppler. "Und das Blatt oben auf der Stele steht für die schwere Arbeit, die sie geleistet hat."Anstelle der schlichten Säule hätte Tomi Ungerer, Künstler und langjähriger Freund Domenicas, gerne ein aus zwei Brüsten geformtes Herz auf dem Grab errichtet. Der Entwurf war schon fertig. Ein solcher Grabstein sei aber nie im Gespräch gewesen, sagt Domenicas Wegbegleiter, der Fotograf Günter Zint. Auch die Friedhofsverwaltung erfuhr von dem busenförmigen Entwurf erst aus den Medien. | |||
Das Medaillon auf der Stele war die Idee von Rita Bake, Vorsitzende des Vereins "Garten der Frauen": "Zu der Fotografin Bettina Flitner hat Domenica einmal gesagt, sie wolle hochgeschlossen abgebildet werden." Dreieinhalb Wochen lang hat Steinmetz Bert Ullrich Beppler an der Stele gemeißelt - ohne Bezahlung. Beppler: "Ich habe Domenica sehr bewundert. Mit dem Grabstein will ich ihr Lebenswerk würdigen." | |||
"Garten der Frauen" | |||
Grabstein für Domenica in Ohlsdorf aufgestellt | |||
03.07.2009, 04:00 Uhr 03.07.2009, 04:00 Uhr | |||
Domenica Niehoff, die am 12. Februar im Alter von 63 Jahren gestorben war, hat jetzt einen Grabstein. | |||
Seit gestern Mittag erinnert eine rund 80 Zentimeter hohe Stele aus Sandstein im "Garten der Frauen" auf dem Ohlsdorfer Friedhof an die bekannteste Hure Hamburgs. In der Mitte ist ihr Gesicht abgebildet - als porzellanfarbenes Medaillon. | |||
Das gemeißelte Bild in ovalem Rahmen sieht aus wie eine Brosche. "Wie aus weißer Schokolade", sagt Dominik Pawlowski, eine Freundin der Prostituierten, die gestern Domenicas Grab besuchte. "Das gefällt mir nicht, ihre Haare sollten schwarz sein." Schön findet Pawlowski dagegen die zwei Ranken aus kleinen roten Herzen, die sich um die Stele ziehen. "Sie sollen Domenicas großes Herz symbolisieren", sagt Bildhauer Bert Ullrich Beppler. "Und das Blatt oben auf der Stele steht für die schwere Arbeit, die sie geleistet hat."Anstelle der schlichten Säule hätte Tomi Ungerer, Künstler und langjähriger Freund Domenicas, gerne ein aus zwei Brüsten geformtes Herz auf dem Grab errichtet. Der Entwurf war schon fertig. Ein solcher Grabstein sei aber nie im Gespräch gewesen, sagt Domenicas Wegbegleiter, der Fotograf Günter Zint. Auch die Friedhofsverwaltung erfuhr von dem busenförmigen Entwurf erst aus den Medien. | |||
Das Medaillon auf der Stele war die Idee von Rita Bake, Vorsitzende des Vereins "Garten der Frauen": "Zu der Fotografin Bettina Flitner hat Domenica einmal gesagt, sie wolle hochgeschlossen abgebildet werden." | |||
Dreieinhalb Wochen lang hat Steinmetz Bert Ullrich Beppler an der Stele gemeißelt - ohne Bezahlung. Beppler: "Ich habe Domenica sehr bewundert. Mit dem Grabstein will ich ihr Lebenswerk würdigen."(vlvet) | |||
http://www.abendblatt.de/hamburg/article1089104/Domenica-Fuehrung-ueber-den-Hamburger-Kiez.html | |||
Fünf Monate nach Tod der Ex-Hure | |||
Domenica-Führung über den Hamburger Kiez | |||
09.07.2009, 10:26 Uhr 09.07.2009, 10:26 Uhr | |||
Bei dieser neuen Stadtführung sollen Erinnerungen wach werden: Ab dem 12. Juli können nicht nur Touristen auf Domenicas Spuren über den Kiez wandeln. | |||
Foto: picture alliance | |||
Hamburg . Eine Domenica-Führung soll die neue Attraktion auf dem Hamburger Kiez werden. Fünf Monate nach dem Tod von Deutschlands prominentester Ex-Hure will der einstündige Bummel durch St. Pauli Einblick in das Leben der einstigen Prostituierten und späteren Streetworkerin bieten. Domina Dana De Luxe werde ebenso wie Gästeführerin Ina Rödiger „über das wirkliche Leben Domenicas berichten und die Erinnerung an eine kämpferische und herzensgute Frau wach halten“, kündigte Rödiger an. | |||
Die Stadtführerin, die auch andere Touren durch die Hansestadt anbietet, und Domenica hätten ursprünglich eine gemeinsame Führung geplant. Nun sollen Erinnerungen wach werden „an die Hure, die Domina, die Sozialarbeiterin, an die ehemalige Kneipen- und Pensionswirtin“. Premiere ist am 12. Juli. Los geht es mit Sekt und ersten Infos in der „Scheune“ in der Seilerstraße, Endstation ist das „Indra“ in der Großen Freiheit, wo Dana De Luxe auf | |||
x-Hure Domenica | |||
Künstler versteigert Domenica-Bild für guten Zweck | |||
22.02.2010, 07:54 Uhr 22.02.2010, 07:54 Uhr | |||
Für eine Auktion in der Galerie Kunststätte am Michel stellt Radomir ein Bild mit Domenica-Motiv zur Verfügung. | |||
Radomir vor seinem "Domenica-Werk". Seine Bilder hängen überall auf der Welt. | |||
Hamburg. Seine Werke sind im Metropolitan Museum New York zu finden, im Vatikanischen Museum in Rom und im ägyptischen Museum Alexandria: Doch nun kann bald eines der Werke des Künstlers Radomir (bisher zu sehen in der Galerie Anne Moerchen, Milchstraße) auch in Hamburg ersteigert werden. Für eine Auktion in der Galerie Kunststätte am Michel stellt Radomir am 6. März um 15 Uhr ein Bild mit Domenica-Motiv zur Verfügung. | |||
Der komplette Erlös soll dem - von der bekanntesten Hamburger Hure und späteren Streetworkerin Domenica (gest. 2009) unterstützen - Projekt "Kaffeeklappe" zur Verfügung gestellt werden. Dies ist eine Organisation der Diakonie, die Prostituierten beim Ausstieg aus dem Milieu hilft. Für Radomir, der momentan in Bielefeld lebt, ein weiterer Grund, aktiv nach Atelierräumen in Hamburg zu suchen. | |||
Die Herbertstraße hat jetzt eine Kneipe - auch für Frauen | |||
23.06.2010, 06:12 Uhr 23.06.2010, 06:12 Uhr | |||
Die "Domenica Lounge" ist eine Museumskneipe für alle - deshalb dürfen Frauen die Herbertstraße als Besucher nach fast 40 Jahren wieder betreten. Domenica (1945-2009), Deutschlands bekannteste Prostituierte, arbeitete später als Streetworkerin. Eine neue Museumskneipe in der Herbertstraße soll an sie erinnern. | |||
Foto: Hamburger Abendblatt / Andreas Laible/ | |||
Hamburg. Sie haben - ebenso wie Männer - freien Zugang zur neuen Museumskneipe namens "Domenicas Lounge", die an Hamburgs bekannteste Prostituierte Domenica Niehoff (1945-2009) erinnert. "Etliche Stücke aus ihrem Nachlass werden dort gezeigt", sagt der Kiez-Fotograf Günter Zint. Auch die "Hurentour", ein geführter historischer Rundgang durch St. Pauli, werde nun durch die Herbertstraße führen. (reba) | |||
Sankt Pauli Museum | |||
Das Leben einer Ex-Hure - Sonderschau für Domenica | |||
01.02.2011, 12:28 Uhr 01.02.2011, 12:28 Uhr | |||
Das Hamburger Sankt Pauli Museum zeigt ab April Porträts, Briefe und Objekte aus dem Hausrat der verstorbenen Prostituierten Domenica Niehoff. | |||
Domenica Niehoff, gestorben im April 2009 | |||
Foto: picture-alliance | |||
Hamburg. Deutschlands bekanntester Ex-Hure, der 2009 in Hamburg verstorbenen Domenica Niehoff, widmet das Sankt Pauli Museum ab April eine Sonderschau. „Mit der Ausstellung wollen wir einen umfangreichen Einblick in das Privatleben Domenicas geben“, sagte Eva Decker vom Sankt Pauli Museum am Dienstag auf Anfrage in Hamburg. Bis Juni sollen unter anderem Porträts, Briefe und Objekte aus dem Hausrat Domenicas in den Ausstellungsräumen gezeigt werden. Die Schau werde ab Anfang April zu sehen sein. Ein genauer Termin stehe noch nicht fest, sagte Decker. | |||
Domenica war Mitte Februar 2009 in einer Hamburger Klinik im Alter von 63 Jahren an einem Lungenleiden gestorben. Die gebürtige Kölnerin war deutschlandweit bekannt geworden, weil sie öffentlich immer wieder für die Rechte der Prostituierten eintrat. Darüber hinaus engagierte sie sich Anfang der 90er Jahre für soziale Projekte und betreute als Streetworkerin beispielsweise drogenabhängige Frauen in Hamburg. Niehoff war im April 2009 im "Garten der Frauen" auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt worden. (reba) | |||
http://www.abendblatt.de/hamburg/article1834063/Sonderausstellung-ueber-das-Leben-von-Domenica.html | |||
Berühmte Ex-Hure | |||
Sankt-Pauli-Museum zeigt Sonderschau über Domenica | |||
02.02.2011, 08:36 Uhr 02.02.2011, 08:36 Uhr | |||
St.Pauli. Das Sankt-Pauli-Museum widmet ab April Deutschlands bekanntester Ex-Hure Domenica Niehoff eine Sonderschau. "Mit der Ausstellung wollen wir einen umfangreichen Einblick in das Privatleben Domenicas geben", sagte Eva Decker vom Museum. Bis Juni sollen unter anderem Porträts, Briefe und Objekte aus dem Hausrat Domenicas in den Ausstellungsräumen gezeigt werden. Ein genauer Termin für die Eröffnung steht noch nicht fest. Domenica Niehoff war Mitte Februar 2009 in einer Hamburger Klinik im Alter von 63 Jahren an einem Lungenleiden gestorben.(HA) | |||
Die Schau zeigt private Gegenstände der bekannten Prostituierten. Ziel ist es, den Menschen hinter der öffentlichen Figur zu zeigen. | |||
Das St.-Pauli-Museum zeigt eine Sonderausstellung über das Leben von Domenica | |||
Foto: dpa | |||
Hamburg. Domenica Niehoff war Deutschlands bekannteste Prostituierte. Ihr flogen die Herzen von vielen Künstlern zu, nach ihrem Tod im Februar 2009 zog eine große Trauergesellschaft durch die Herbertstraße. Ab 1. April gibt das St.-Pauli-Museum in einer Sonderausstellung einen Rückblick unter den Titel "Domenica - ein Leben, das nicht reichte". | |||
MIT FILM!!! | |||
St.-Pauli-Fotograf Günter Zint sagt: "Wir präsentieren einen echten Schatz." Er meint den Nachlass, den das wissenschaftliche Team des Museums aufarbeitete. Das Museum zeigt daraus Briefe, Fotos, Erinnerungen und auch Alltagsgegenstände. Unter anderem die Korsettage, mit der Domenica ihre Taille formte, und weitere Arbeitskleidung. Ziel der Schau ist es, durch die privaten Dokumente den Menschen hinter der öffentlichen Figur sichtbar zu machen. | |||
Domenica war vor allem in den 1970er und 80er Jahren bundesweit bekanntgeworden, als sie sich öffentlich für die Rechte von Prostituierten einzusetzen begann. Sie arbeitete als Hure in München und in Hamburg und betrieb ein eigenes Bordell auf dem Kiez. | |||
Ab Ende 1990 arbeitete Domenica im Auftrag der Hamburger Sozialbehörde in der Straßen- und Sozialarbeit und beriet drogengefährdete und abhängige Frauen und Mädchen. 1991 war sie Mitbegründerin des Prostituierten-Hilfsprojekts „Ragazza“ im Hamburger Szene-Stadtteil St. Georg, wo sie bis 1997 aktiv war. Im Anschluss betrieb sie bis 2000 eine kleine Kneipe am Hamburger Fischmarkt. | |||
Erstmals zu sehen ist auch eine Domenica-Zeichnung von Tomi Ungerer. "Zu Lebzeiten wollte Domenica nicht das Bild zeigen", kommentiert Günter Zint im Ungerer-Persiflage-Stil, "aber Tomi sagte, er habe nun Kontakt aufgenommen und ihr Einverständnis." Das Museum liegt an der Davidstraße 17: Geöffnet: Dienstag bis Donnerstag 11 bis 21 Uhr, Freitag/Sonnabend 11 bis 23, Sonntag 11 bis 20 Uhr. | |||
Reeperbahn | |||
Wachs-Domenica: Wie eine Senatorin auf der Rathaustreppe | |||
07.04.2011, 08:30 Uhr 07.04.2011, 08:30 Uhr abendblatt.de | |||
Seit heute ist ein Abbild von Deutschlands bekanntester Prostituierter im Wachsfigurenkabinett Panoptikum am Spielbudenplatz zu sehen. | |||
Streng zurückgekämmtes Haar, schwarzes Kleid: Im Wachsfigurenkabinett Panoptikum ist ab sofort ein wachsenes Abbild Domenicas zu sehen | |||
Foto: dapd/DAPD | |||
Hamburg. Sie war Deutschlands bekannteste Prostituierte. Zwei Jahre nach dem Tod von Domenica Anita Niehoff, die im Alter von 63 Jahren gestorben war, ist am Donnerstag eine Wachsfigur von ihr im Wachsfigurenkabinett Panoptikum am Spielbudenplatz enthüllt worden. Die Figur trägt ein Kleid aus ihrem Nachlass. | |||
Multimedia | |||
* | |||
Fotogalerie | |||
Bilder aus dem Leben von Domenica | |||
Fotogalerie ansehen | |||
Das Panoptikum auf St. Pauli setzte ihr mit der lebensgroßen Figur am Donnerstag ein Denkmal. Im schwarzen, tiefdekolletierten Abendkleid und mit strengem Zopf sieht die Wachs-Domenica der echten zum Verwechseln ähnlich. "Mehr als ein Jahr habe ich in meiner Berliner Werkstatt an der Skulptur gearbeitet“, sagte der Bildhauer Gottfried Krüger nach der Enthüllung der Figur. "Ja, das ist Domenica!“, sagte der legendäre Kiezfotograf und langjährige Weggefährte der ehemaligen Prostituierten, Günter Zint, nach der Enthüllung. "Als ich Domenica mal gefragt habe, wie sie sich selbst gern sehen würde, meinte sie: wie eine Senatorin auf der Rathaustreppe. Genau das ist mit der Wachsfigur gelungen.“ | |||
Die Ex-Hure und Sozialarbeiterin war Mitte Februar 2009 in einer Hamburger Klinik im Alter von 63 Jahren an einem Lungenleiden gestorben. Erst in der vergangenen Woche hatte das St.-Pauli-Museum eine Ausstellung über die 2009 gestorbene ehemalige Hure und Streetworkerin eröffnet. | |||
„Es war mir wichtig, die erotisch anziehende Seite Domenicas und zugleich die nachdenkliche Frau zu zeigen“, sagte Krüger. Als Vorlage für die Skulptur dienten hauptsächlich Fotos. Für die Modellierung des Kopfes benutzte Krüger rund zwei Kilogramm Wachs. Den Körper und die Hände der Figur fertigte der Bildhauer aus Kunststoff. | |||
Damit Bildhauer Krüger die Wachsfigur möglichst originalgetreu gestalten konnte, habe er eine Frau mit Domenica-Maßen gesucht, berichtete Zint. "In einem Bordell in Berlin habe ich dann eine russische Prostituierte gefunden, die genau dem entsprach. Sie kannte Domenica sogar und empfand es als große Ehre“, sagte der Fotograf, dessen Sammlung auch die Basis des in der benachbarten Davidstraße angesiedelten St.-Pauli-Museums bildet. Im mehr als 130 Jahre alten Panoptikum gehört Domenica nun zu rund 120 nachgebildeten Personen aus Geschichte, Kultur, Show und Sport – von US-Präsident Barack Obama bis zu Komiker Otto Waalkes | |||
Die gebürtige Kölnerin Domenica Niehoff war deutschlandweit bekannt geworden, weil sie sich als Erste zur Berufsbezeichnung Hure bekannte und für die Rechte ihrer Kolleginnen in der Öffentlichkeit kämpfte. Darüber hinaus engagierte sie sich Anfang der 90er Jahre für soziale Projekte und betreute als Streetworkerin beispielsweise drogenabhängige Frauen in Hamburg. | |||
In der Sonderausstellung im St.-Pauli-Museum eröffnet worden werden bis zum 30. Juni unter anderem Porträts, Briefe und Objekte aus dem Hausrat Domenicas gezeigt. (nh/dpa/dapd) | |||
--> | |||
Zeile 46: | Zeile 510: | ||
{{cat|Schauspieler}} | {{cat|Schauspieler}} | ||
{{cat|Schauspieler (Deutschland)}} | {{cat|Schauspieler (Deutschland)}} | ||
{{cat|Domenica Niehoff}} |
Aktuelle Version vom 12. Oktober 2011, 00:56 Uhr
Deutsche Hure und Sozialarbeiterin ; geboren 3. August 1945 in Köln, gestorben 12. Februar 2009 in Hamburg-Altona
Bibliografie | Diskografie | Filmografie | Galerie | Weblinks |
---|
Domenica Anita Niehoff wurde kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs im zerstörten Köln als Tochter eines gewalttätigen italienischen Eisverkäufers geboren. Ihre Mutter floh später mit den Kindern aus dieser Ehe und lebte von Kartenlesen, Taschenspielereien und anderen Betrügereien, bis sie verhaftet wurde. Domenica und ihr Bruder Amando kamen in ein katholisches Waisenhaus, nur die kleine Schwester blieb bei der Mutter. So wuchs Domenica die nächsten zehn Jahre in einem katholischen Waisenhaus auf. Mit 14 kehrt sie zur Mutter zurück und begann mit 15 eine kaufmännische Ausbildung als Buchhalterin, die sie allerdings nicht beendete. Als 17-jährige lernte sie 1962 den 42-jährigen Bordellbesitzer Kuno kennen, den sie später heiratete. 1972 erschoss sich ihr Ehemann vor ihren Augen mit einer Pistole.
1972 wurde sie vom berühmten Hanne aus der "Ritze" nach Hamburg geholt. "Ich hatte nichts, stand auf der Strasse. Vorher war ich Luxus gewöhnt: Champagner, Schmuck, Pelze. Das wollte ich wiederhaben. Und die Szene kannte ich von Kuno. Da war der Weg, anschaffen zu gehen, nicht weit", erzählte sie später. So begann sie, im Grossbordell "Palais d'Amour" und an der Herbertstrasse im Hamburger Vergnügungs- und Rotlichtviertel St. Pauli als Prostituierte zu arbeiten, wo sie ihren üppigen Körper auch im Schaufenster zeigte. Ihr Markenzeichen: die streng zurückgekämmten Haare und ihr enormer Busen mit angeblich 122 Zentimeter Umfang. Als 35-jährige eröffnete sie ihr eigenes Studio als Domina. 2008 berichtete sie in ihrem letzten grossen Interview: "Ich hatte alles. Alle Schichten. Sie waren winselnd, bettelnd, fordernd, gemein. Brav, lieb, reich, arm, jung, alt. Ich weiss gar nicht, was mir noch fehlte." Aber auch: "Jeder glotzte auf die Titten. Keiner glotzte aufs Gesicht. Die mir ins Gesicht geguckt haben, das waren die besten Freier. Haben aber auch viele gesagt, sie könnten mit mir nicht mitgehen. Meine Augen wären zu traurig."
"Als ich mich outete, war das Leben in Hamburg zuerst die Hölle. Alle haben mich angestarrt", sagte sie 1998. Im März 1979 lichtete der tschechische Fotograf Andrej Reiser Domenica schwarzweiss in Arbeitskleidung auf dem Kiez ab, die Fotografien erschienen im erfolgreichen Buch Domenica und die Herbertstrasse (1981) beim Eichborn-Verlag. Der Schriftsteller Wolf Wondratschek widmete ihr Gedichte, er schwärmte "eine Hure bis hinein in ihr grosses träges Herz", "und bis in die Beine eine Frau", "wenn sie mit dem Hintern wackelt, fliessen die Flüsse bergauf". Besonders in den 1980er Jahren genoss Domenica als Aushängeschild der Hurenemanzipation eine erstaunliche Medienpräsenz und verkehrte gesellschaftlich später mit Tomi Ungerer (er nennt sie die "gut- und grossmütige Kaiserin des Kiez"), Horst Janssen, Alfred Hrdlicka und dem Ehepaar Gloria und Johannes von Thurn und Taxis.
1980 trat sie im Film Messalina, Kaiserin und Hure auf, ihr ausladendes Dekolleté zierte die Hülle der Trio-Single Bum bum (1983) und sie war auch in der weiblichen Hauptrolle des zugehörigen Musikvideos zu sehen. Mitte der 1980er Jahre kam der Grafiker Tomi Ungerer auf die Reeperbahn, um ein Buch über Sado-Maso-Sex zu schreiben und sich Anregungen aus der Praxis des Peitschens zu holen. Er quartierte sich bei Domenica ein und sah ihr einige Monate beim lustvollen Quälen zu. Daraus entstand sein weithin bekanntes Buch Die Schutzengel der Hölle (1986). 1987 wirkte Doeminica im Spielfilm Taxi nach Kairo mit. In Schwatzsendungen im Fernsehen warb sie nicht nur für gesellschaftliche Anerkennung, sondern auch dafür, den Berufsstand der Prostituierten zu legalisieren. "Königin von St. Pauli" wurde sie nun genannt. Gleichzeitig nahm sie dem "Milieu" mit ihrer trockenen und ehrlichen Beschreibung der Kiez-Wirklichkeit jenen verruchten Glanz, dem sie ihren eigenen gesellschaftlichen Aufstieg verdankte.
1990 beendete sie als 45-jährige ihre Tätigkeit als Hure und begann verstärkt an sozialen Projekten für Prostituierte mitzuwirken. Im selben Jahr war sie in Bertolt Brechts Ballett-Oper Die sieben Todsünden am Hamburger Schauspielhaus zu sehen. "Ja, da spielte ich Die sieben Todsünden. So heisst das Stück, passt ja auch zu mir. Ich hätte alle sieben spielen können. Mir haben sie aber nur eine Rolle gegeben. Ich spielte den Stolz. Ich muss sagen, dass ich bei den Proben sehr viel weinte. Das Stück hatte viel mit mir zu tun. Da ziehen zwei Schwestern aus, um ihr Glück und das grosse Geld zu machen. Das war bei mir und meiner Schwester auch so. Sie ist daran gestorben. Das Theater ist wohl durch mein erstes Buch auf mich gekommen. Ich finde aber doch, dass man mir mehr anbieten könnte, da doch alle wissen, ich steige aus." Domenica wollte im "Cafe Sperrgebiet" (Diakonisches Werk) in Hamburg-St. Georg arbeiten, um dort Kinder und junge Mädchen vom Strich zu holen, aber die Kirche, deren steuerzahlendes Mitglied sie ist, liess sie nicht.
1991 war sie Mitinitiatorin des Prostituierten-Hilfsprojektes Ragazza e. V. im Hamburger Stadtteil St. Georg. Als Sozialarbeiterin verdiente sie 2'500 DM und betreute in der Drogenberatungsstelle Drosselstrasse in Barmbeck bis 1997 junge drogensüchtige Mädchen und Frauen, die ihre Sucht durch Prostitution finanzierten und aus der Prostitution aussteigen wollten. Immer wieder nahm Domenica die Mädchen mit zu sich, vor allem in der Zeit, als sie als Sozialarbeiterin mit einer Thermoskanne voll Kakao über den Drogenstrich von St. Georg ging. "Die haben mit den Löffeln von meinem schönen Besteckservice ihr Heroin aufgekocht", klagte sie später. "Die nehmen mein Geld, und dann sehe ich sie auf St. Georg im Nerzjäckchen stehen." Sie klingelten nachts bei ihr und wenn die Bude bereits voll war mit vier oder fünf verzweifelten Gestalten, dann klammerten sie sich an Domenica und schrien und weinten, bis sie doch noch mit hineindurften.
1992 veröffentlichte sie eine Single, Alle meine Freier (Hiessen alle Meier), geschrieben von Franziska Menke (ex-Frl. Menke) und Harry Gutowski. Anlässlich der Internationalen Comic-Tage in Hamburg 1993 widmeten ihr neun bekannte Comiczeichner ein Portfolio mit neun Blättern. Im selben Jahr stellte sie in Peter Kerns Film Domenica sich selber dar und veröffentlichte 1994 ihre Autobiographie Körper mit Seele, die allerdings von Hans Eppendorfer geschrieben worden war. Im August 1996 nannte sie diese Biographie in einem Interview schlicht "beschissen". Domenica: "Ich habe ja nicht mal das Manuskript vorher lesen dürfen. Nach dem faulen Ei muss ich nochmal was Richtiges machen."
Anlässlich des Deutschlandbesuchs von Papst Johannes Paul II. im Juni 1996 wurde Domenica Niehoff von der Deutschen AIDS-Hilfe in Berlin zum weiblichen Kirchenoberhaupt gekürt. Als "Gegenpäpstin" sprach sie an einem lesbisch-schwulen Stadtfest den Transvestiten Charlotte von Mahlsdorf "heilig". Gleichzeitig propagierte "Ihro Dreistigkeit" die gleichgeschlechtliche Sexualität als "kirchlich gebilligte Methode der Schwangerschaftsverhütung". Konservative Politiker der CSU stellten daraufhin im Deutschen Bundestag einen Gesetzentwurf vor (Beschimpfung eines religiösen Bekenntnisses ohne Störung des öffentlichen Friedens), der jedoch von der Parlamentsmehrheit abgelehnt wurde.
Im Februar 1997 spielte sie neben Jean-Pierre Cornu am Deutschen Schauspielhaus im Theaterstück Straglers Woche (Eine St. Pauli Saga) die Frau des Senators. Das Stück thematisiert den Wandel im Rotlichtmilieu in den vergangenen 50 Jahren. Im selben Jahr servierte sie im Hamburger Restaurant "Nil" zusammen mit anderen Prominenten ein Grühnkohl-Essen zugunsten des AIDS-Hilfe-Projekts "Hamburg Leuchtfeuer", war in Dagobert Lindlaus' Theaterstück St. Pauli Saga zu sehen, unterstützte das Kinderheim "Haus Nazareth der Armen Kinder Jesu", engagierte sich weiterhin in der Prostituierten- und AIDS-Hilfe und hielt dafür auch Lesungen. Im Dezember 1997 gab Domenica ihre Arbeit als als "Strassensozialarbeiterin" beim Projekt Ragazza auf: "Ich halte das nicht mehr aus. Mir sind mehr als ein halbes Dutzend Mädchen weggestorben: An einer Überdosis Gift, an AIDS, und eine wurde ermordet. Das hält man vielleicht als 35-Jährige aus, aber nicht mehr mit meinen 52 Jahren."
Anfang 1998 kaufte Domenica die Hamburger Hafenkneipe "Fick" am Fischmarkt und taufte sie in "Domenica" um. Zudem eröffnete sie als Partnerschaftsberaterin den Neuen Partnerclub / NPC mit dem Motto "Niemand muss allein sein - es kommt darauf an, mitzumachen!" - für 20 DM im Monat war man dabei. Immer Mittwochs sass Domenica persönlich am Telefon und beriet in Partnerfragen aller Art. Der Club vertrieb im übrigen auch allerlei Spielzeug, Bücher, Magazine und sonstige Hilfsmittel... Am 10. Februar 1999 wurde auf RTL der Fernsehfilm Hurenstreik (Eine Liebe auf St. Pauli) ausgestrahlt, in dem Domenica einmal mehr sich selbst spielte. Bereits im Jahr 2000 musste sie ihre Kneipe wegen finanzieller Schwierigkeiten (20'000 DM Steuerschulden) schliessen und schaltete stattdessen Kleinanzeigen für Telefonsex ("Kein Vorspiel - direkt zur Sache").
2001 starb ihr Bruder Amando, von ihm erbte sie ein Haus an der Hauptstrasse des 700-Seelen-Dorfs Boos in der Eifel. Ihre Schulden konnte sie mit dem geerbten Vermögen des Bruders begleichen. 2003 zog sie nach Boos um und versuchte dort ab September 2005 mit wenig Erfolg, als Wirtin der Pension "Domenicas Nähkästchen" in ihrem Haus drei Zimmer zu vermieten. Schliesslich verkaufte sie das Haus für unter 100'000 Euro und zog im Mai 2008 wieder zurück nach Hamburg an die Talstrasse: "In Boos war das so langweilig, ich hab nur gekocht, gefuttert, gekocht, gefuttert. Ehrlich, ich bin da völlig vereinsamt." Mit 20 Kilo mehr als vorher auf den Rippen lebte dann in einer 50 Quadratmeter grossen Zwei-Zimmer-Sozialwohnung. "Ich paffe zwei Schachteln am Tag, hab Diabetes und hab's mit den Bronchien. Egal, Hauptsache ich bin wieder zu Hause. Hier auf’m Kiez bleibe ich jetzt für immer! Mein Rentnersitz. Ich hab einen schönen Wintergarten und gucke direkt auf die 'Juwelengasse'", lachte sie und meinte die Schmuckstrasse, wo sich der Transenstrich befindet.
Vom 4. November 2005 bis 7. Mai 2006 wurde in Hamburg im Museum der Arbeit die Ausstellung "Sexarbeit Prostitution (Lebenswelten und Mythen)" gezeigt, die berühmten Prostituierten wie Rosemarie Nitribitt, Christine Keeler und auch Domenica Niehoff besondere Beachtung schenkte. Im Sommer 2008 gab sie Welt Online ihr letztes grosses Interview: "Ich habe erreicht, dass mehr über Prostitution geredet wird. Dass nicht mehr so darüber getuschelt wird. Dass sich Mädels trauen zu sagen: Ich war im Milieu, aber ich will jetzt aussteigen."
Zu Domenica Niehoffs letzten Plänen gehörte die Eröffnung eines Flohmarkt-Ladens auf dem Kiez sowie die Veröffentlichung eines letzten Buches über ihr Leben, zusammen mit Kiez-Fotograf Günter Zint, das im Verlag Droemer Knaur erscheinen sollte: "Gespickt mit viel Elend und Leid, aber letztlich voller Sonne und Optimismus." Am 6. Februar 2009 wurde Domenica Niehoff mit schweren Kreislaufbeschwerden in die Intensivstation des Allgemeinen Krankenhauses Altona in Hamburg eingeliefert. Sie war unter anderem schwer zucker- und lungenkrank. Am 12. Februar 2009 um 10 Uhr 44 starb sie 63-jährig.
Enge Freunde wollten es nicht zulassen, dass Domenica nur ein Sozialhilfebegräbnis bekommt. Insbesondere Mitarbeiter des St.-Pauli-Museums, dem auch ein beachtlicher Teil ihres Nachlasses zukommen wird, kümmerten sich um finanzielle Unterstützung und eine angemessene Ruhestätte. Die Trauerfeier beginnt am 27. Februar 2009 um 14 Uhr auf dem Hans-Albers-Platz in Hamburg. Nach einer Gedenkminute in der Herbertstrasse wird die Bläsergruppe "Tätärä" einige Stücke spielen. Über die Bernhard-Nocht-Strasse wird sich die Trauergemeinde um 15 Uhr in der St.-Pauli-Kirche am Pinnasberg einfinden, wo die Abschiedsfeier stattfinden wird. Sie wird auf dem Ohlsdorfer Friedhof neben der ehemaligen Schauspielerin Gerda Gmelin im sogenannten "Garten der Frauen" begraben werden.