Text "Ektisch" (Franz Hohler): Unterschied zwischen den Versionen
Michi (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „Eine der "Wegwerfgeschichten" aus dem Programm <i>Doppelgriffe</i> (1970). Eine erweiterte englische Fassung dieser ...“) |
Michi (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
(2 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
<noinclude>{{Text | |||
| autor = Franz Hohler | |||
| texttitel = Ektisch | |||
| untertitel = | |||
| sprache = deu | |||
| textform = Geschichte | |||
| veroeffentlichung = 1970 | |||
}} | |||
== Ektisch == | |||
Das Ektische gehört zu den toten Sprachen und scheint mir deshalb die interessanteste von allen zu sein, weil sie nur zwei Wörter hatte. Das erste hiess "M" und das zweite "Saskrüptloxptqwrstfgaksolömpääghrcks". "M" ist weiblich und heisst "Was ist denn jetzt wieder los?", und "Saskrüptloxptqwrstfgaksolömpääghrcks" ist männlich und heisst "Nichts". | |||
Das kam daher, dass die Ekter in einem erloschenen Vulkantrichter lebten, der tief im Innern immer noch rumorte. Jedesmal, wenn es rumpelte, schossen die Ekterinnen erschreckt auf und riefen: "M?", worauf die Männer mit beruhigender Stimme sagten: "Saskrüptloxptqwrstfgaksolömpääghrcks". Das war das einzige, worüber die Ekter sprachen, alles andere erledigten sie in so grosser Eile, dass ihnen keine Zeit zum Sprechen blieb. | |||
Ein unruhiges Land muss das gewesen sein, dieses Ektien. Einmal kam es infolge von ungewöhnlichen Häufungen des Vulkangrollens sogar zu politischen Demonstrationen, bei denen eine grosse Zahl von Ektern vor das Rathaus zog und in Sprechchören die Worte "M! M! M!" skandierte, worauf der ektische Präsident in einer grossen Rede versicherte: "Saskrüptloxptqwrstfgaksolömpääghrcks!" | |||
Dies stimmte allerdings nicht ganz, und der Präsident selbst wusste das auch, aber unglücklicherweise hatte er keine weiteren Ausdrücke zur Verfügung, und so gehört das Ektische heute zu den ausgestorbenen Sprachen. | |||
== Versionen == | |||
Das | {{Bibliografie-Kopf}} | ||
{{Bibliografie-Stück|1987|Franz Hohler|Buch|Das Kabarettbuch||DE|Darmstadt, Neuwied : Hermann Luchterhand|S. 57 | |||
}} | |||
{{Bibliografie-Stück|1996|Franz Hohler|Artikel|Die Universität: Zehn persönliche Ansichten|4|CH|<i>Journal der Universität Zürich</i>|Erweiterte englische Fassung ("Ectic")|nr=Nr. 4/96 | |||
}} | |||
{{Fuss}} | |||
== Anmerkungen == | |||
* Eine der "[[Text "Wegwerfgeschichten" (Franz Hohler)|Wegwerfgeschichten]]" aus dem Programm <i>Doppelgriffe</i> (1970). | |||
</ | * Eine erweiterte Fassung dieser Geschichte in englischer Sprache ("Ectic") wurde unter dem Titel [[Text "Die Universität: Zehn persönliche Ansichten (4)" (Franz Hohler)|"Die Universität: Zehn persönliche Ansichten (4)"]] im <i>Journal der Universität Zürich</i> Nr. 4/96 (1996) veröffentlicht. | ||
{{cat|Text}} | {{cat|Text}} | ||
{{cat|Franz Hohler}}</noinclude> |
Aktuelle Version vom 6. Februar 2010, 16:01 Uhr
Autor | Franz Hohler |
---|---|
Texttitel | Ektisch |
Sprache | deu |
Textform | Geschichte |
Veröffentlichung | 1970 |
Ektisch
Das Ektische gehört zu den toten Sprachen und scheint mir deshalb die interessanteste von allen zu sein, weil sie nur zwei Wörter hatte. Das erste hiess "M" und das zweite "Saskrüptloxptqwrstfgaksolömpääghrcks". "M" ist weiblich und heisst "Was ist denn jetzt wieder los?", und "Saskrüptloxptqwrstfgaksolömpääghrcks" ist männlich und heisst "Nichts".
Das kam daher, dass die Ekter in einem erloschenen Vulkantrichter lebten, der tief im Innern immer noch rumorte. Jedesmal, wenn es rumpelte, schossen die Ekterinnen erschreckt auf und riefen: "M?", worauf die Männer mit beruhigender Stimme sagten: "Saskrüptloxptqwrstfgaksolömpääghrcks". Das war das einzige, worüber die Ekter sprachen, alles andere erledigten sie in so grosser Eile, dass ihnen keine Zeit zum Sprechen blieb.
Ein unruhiges Land muss das gewesen sein, dieses Ektien. Einmal kam es infolge von ungewöhnlichen Häufungen des Vulkangrollens sogar zu politischen Demonstrationen, bei denen eine grosse Zahl von Ektern vor das Rathaus zog und in Sprechchören die Worte "M! M! M!" skandierte, worauf der ektische Präsident in einer grossen Rede versicherte: "Saskrüptloxptqwrstfgaksolömpääghrcks!"
Dies stimmte allerdings nicht ganz, und der Präsident selbst wusste das auch, aber unglücklicherweise hatte er keine weiteren Ausdrücke zur Verfügung, und so gehört das Ektische heute zu den ausgestorbenen Sprachen.
Versionen
Datum | Autor | Format | Titel | Verlag | Anmerkungen |
---|---|---|---|---|---|
1987 | Franz Hohler | Buch | Das Kabarettbuch | DE: Darmstadt, Neuwied : Hermann Luchterhand | S. 57 |
1996 | Franz Hohler | Artikel | Die Universität: Zehn persönliche Ansichten 4 |
CH: Journal der Universität Zürich Nr. 4/96 |
Erweiterte englische Fassung ("Ectic") |
Anmerkungen
- Eine der "Wegwerfgeschichten" aus dem Programm Doppelgriffe (1970).
- Eine erweiterte Fassung dieser Geschichte in englischer Sprache ("Ectic") wurde unter dem Titel "Die Universität: Zehn persönliche Ansichten (4)" im Journal der Universität Zürich Nr. 4/96 (1996) veröffentlicht.