Fränzli Waser: Unterschied zwischen den Versionen
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Der blind geborene <b>Fränzli Waser</b> aus Schleins im Unterengadin (Graubünden; die Ortschaft heisst heute rätoromanisch "Tschlin") entstammte einer im 19. Jahrhundert aus der Innerschweiz über das Bündner Oberland ins Unterengadin eingewanderten jenischen Familie des sogenannten [http://de.wikipedia.org/wiki/Fahrendes_Volk Fahrenden Volks], das von den Ansässigen gerne "Valanöglias e mulets" (Nichtsnutze und Kesselflicker) genannt wurde. | |||
Fränzli Waser spielte bereits als Schuljunge in einem Kurhotel in St. Moritz zur Unterhaltung auf. Eine | [[image:fraenzliwaser02.jpg|framed|left|Franz-Anton Waser (links), Franz-Josef Waser (Mitte)]] Fränzli Waser spielte bereits als Schuljunge in einem Kurhotel in St. Moritz zur Unterhaltung auf. Eine Baronin entdeckte Fränzlis hohe Musikalität (er soll das absolute Musikgehör besessen haben) und nahm ihn zur Ausbildung nach Mailand mit. Von Heimweh geplagt floh der Jüngling aber vorzeitig wieder nach Hause. Zusammen mit einem zweiten Geiger oder einem Klarinettisten, einem Trompeter und einem Bassgeiger zog er mit seiner <b>Original-Fränzli-Musig</b> sommersüber von Ort zu Ort engadinaufwärts und durchs Bergell bis hinunter nach Como. In der Zwischensaison trat er überall auf, wo er verlangt wurde. Die bekannteste Besetzung der Original-Fränzli-Musig bestand dabei aus Fränzli Waser (erste Geige), Franz Anton Waser (Klarinette), Hans Martin Neuhäusler (zweite Geige, Bratsche) und Seppli Vegn (Bassgeige). Die Formation prägte einen eigenen Stil des schweizerischen Ländlers, der heute unter dem Namen Fränzli-Musik meist als bündnerische Besonderheit wahrgenommen wird. Fränzli Waser liess sich schliesslich im Weiler Chaflur oberhalb von Strada nieder. Nach einer erfolgreichen musikalischen Ära verstarb er erst 37-jährig an den Folgen eines Hufschlages durch ein Pferd und wurde im Engadin bald zur Legende. | ||
Fränzlis Brüder und Nachkommen spielten danach als "Fränzlis" noch bis in die 1930er Jahre in verschiedenen Formationen die überlieferten Tänze weiter. Der Biologe und Klarinettist Steivan Brunies (1877-1953) hatte in seiner Jugend Fränzli Waser noch selbst gehört und bildete zusammen mit Luzi | |||
Bergamin (Klarinette) 1922 die Fränzli-Musik "Chapella dils Fränzlis" des Bündner Vereins Basel, die bis 1927 zum Tanz aufspielte. Brunies ist es zu verdanken, dass die vielen Stücke nicht in Vergessenheit geraten sind. In den 1970er Jahren liess die "Chapella Barba Peder" die alten Melodien der Fränzlis wieder aufleben und seit 1982 ist das Quintett [[Fränzlis da Tschlin]] unterwegs. | |||
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Aktuelle Version vom 24. Juni 2021, 21:18 Uhr
Schweizer Geiger und Klarinettist ; geboren 1858 als Franz-Josef Waser, gestorben 24. Dezember 1895
Der blind geborene Fränzli Waser aus Schleins im Unterengadin (Graubünden; die Ortschaft heisst heute rätoromanisch "Tschlin") entstammte einer im 19. Jahrhundert aus der Innerschweiz über das Bündner Oberland ins Unterengadin eingewanderten jenischen Familie des sogenannten Fahrenden Volks, das von den Ansässigen gerne "Valanöglias e mulets" (Nichtsnutze und Kesselflicker) genannt wurde.
Fränzli Waser spielte bereits als Schuljunge in einem Kurhotel in St. Moritz zur Unterhaltung auf. Eine Baronin entdeckte Fränzlis hohe Musikalität (er soll das absolute Musikgehör besessen haben) und nahm ihn zur Ausbildung nach Mailand mit. Von Heimweh geplagt floh der Jüngling aber vorzeitig wieder nach Hause. Zusammen mit einem zweiten Geiger oder einem Klarinettisten, einem Trompeter und einem Bassgeiger zog er mit seiner Original-Fränzli-Musig sommersüber von Ort zu Ort engadinaufwärts und durchs Bergell bis hinunter nach Como. In der Zwischensaison trat er überall auf, wo er verlangt wurde. Die bekannteste Besetzung der Original-Fränzli-Musig bestand dabei aus Fränzli Waser (erste Geige), Franz Anton Waser (Klarinette), Hans Martin Neuhäusler (zweite Geige, Bratsche) und Seppli Vegn (Bassgeige). Die Formation prägte einen eigenen Stil des schweizerischen Ländlers, der heute unter dem Namen Fränzli-Musik meist als bündnerische Besonderheit wahrgenommen wird. Fränzli Waser liess sich schliesslich im Weiler Chaflur oberhalb von Strada nieder. Nach einer erfolgreichen musikalischen Ära verstarb er erst 37-jährig an den Folgen eines Hufschlages durch ein Pferd und wurde im Engadin bald zur Legende.
Fränzlis Brüder und Nachkommen spielten danach als "Fränzlis" noch bis in die 1930er Jahre in verschiedenen Formationen die überlieferten Tänze weiter. Der Biologe und Klarinettist Steivan Brunies (1877-1953) hatte in seiner Jugend Fränzli Waser noch selbst gehört und bildete zusammen mit Luzi Bergamin (Klarinette) 1922 die Fränzli-Musik "Chapella dils Fränzlis" des Bündner Vereins Basel, die bis 1927 zum Tanz aufspielte. Brunies ist es zu verdanken, dass die vielen Stücke nicht in Vergessenheit geraten sind. In den 1970er Jahren liess die "Chapella Barba Peder" die alten Melodien der Fränzlis wieder aufleben und seit 1982 ist das Quintett Fränzlis da Tschlin unterwegs.