Musikkassette

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Die Musikkassette / MC (auch: Audiokassette, Music Cassette, MusiCassette; engl. pre-recorded cassette) ist eine industriell bespielte Kompaktkassette. Die ersten Musikkassetten wurden 1965 von Philips auf den Markt gebracht. Inzwischen haben sie sich als Alternative zur Black Disc und Compact Disc behaupten können. In der BRD wurden zwar Ende der 1980er Jahre noch etwa 10% mehr LPs als MCs verkauft, wobei der Grossteil der MCs im Niedrigpreisbereich angesiedelt ist, doch in vielen Staaten (z. B. in den USA und in den fernöstlichen Ländern) hat die Musikkassette die Schallplatte längst verdrängt. Für die Tonträger-Piraterie (siehe Unautorisierte Tonträger) ist die Musikkassette das bevorzugte Speichermedium.

In weiterer Auslegung des Begriffs kann auch jeder industriell bespielte Bandtonträger in Kassettenform (also: Musikkassette, Cartridge und Tefifon-Band; siehe auch Unisette, Elcaset) als "Musikkassette" bezeichnet werden.

Herstellung

Kassettenherstellung (engl. cassette manufacture)

Kopieren

Von dem bei der Aufnahme entstehenden Original-Magnetband wird eine analoge Kopie gezogen, das sogenannte Mutterband. Es ist ein 12.7 mm (0.5 inch) breites Magnetband mit 4 Spuren und 19 cm/s Bandgeschwindigkeit. Zwei Spuren - je eine für den rechten und den linken Stereo-Kanal - enthalten das Programm A, die beiden anderen das Programm B. (Wie die Schallplatte hat die Musikkassette eine A- und eine B-Seite.) Ist eine Bearbeitung erforderlich, d. h. müssen die Balance nachgeregelt, die Dynamik verringert oder sonstige technische Daten verändert werden, dann wird zunächst eine Zwischenkopie, die sogenannte "Arbeitskopie", angefertigt. Eine Arbeitskopie ist auch dann erforderlich, wenn verschiedene Titel zu einem Band zusammengestellt werden sollen.

Um den Kopierprozess zu beschleunigen, läuft das Mutterband auf der Gebermaschine mit 32facher oder sogar 64facher Geschwindigkeit. Auf den angeschlossenen Sklavenmaschinen wird das Programm auf das in den Musikkassetten verwendete 3.8 mm breite Magnetband überspielt. Dieses Band läuft ebenfalls mit 32facher bzw. 64facher Normalgeschwindigkeit. Das auf grosse Vorratsspulen aufgespulte Band hat eine Länge von 1800 m und enthält 15-40 mal das Programm, je nach dessen Zeitdauer.

Montieren

Die Montage der Musikkassetten erfolgt durch einen Montageautomaten. In die untere Kassettenhälfte werden die Wickelkerne mit Vorlauf- und Nachlaufband (C 0-Wickel), die Gleitfolien, Abschirm- und Andruckelement eingelegt. Die Herstellung der C 0-Wickel (das "C-Null" bedeutet: Kassette mit Spielzeit 0 Minuten, analog zu C 60, C 90 usw.) erfolgt ebenfalls im Automaten. Dann wird die obere Hälfte aufgelegt. Dem Montageautomaten ist ein Ultraschall-Schweissgerät nachgeschaltet, das beide Kassettenhälften miteinander verschweisst. Einspulen in Cassette: Auf der Einspulmaschine wird das Programm von der Vorratsspule in die C 0-Kassette eingespult. Dabei wird das noch aus einem Stück bestehende Vorlauf-Nachlaufband in der Mitte aufgeschnitten und das bespielte Band dazwischen geklebt. Damit die Maschine Anfang und Ende der Programme finden kann, ist auf dem entsprechenden Bandabschnitt ein Steuerton, der sogenannte "cue", gespeichert. Es handelt sich dabei um einen Messton, dessen Frequenz unterhalb des Hörbereiches liegt. Ein Wiedergabekopf spricht auf diesen Messton an und stoppt das Band.

Etikettieren und Verpacken

Die Etiketten werden maschinell rückseitig mit Lösungsmittel angefeuchtet und auf die Kassetten gepresst. Die etikettierten Kassetten laufen automatisch weiter zum Packautomaten, der die Box öffnet und Kassette plus Textheft in den Deckel einschiebt. Die dann wieder verschlossene Box wird in einer Sammel-Packmaschine - ebenfalls automatisch - in Folie eingeschlagen.

Qualtitätskontrollen

Wie die Schallplattenfertigung wird auch die Kassettenfertigung einer Reihe von Qualitätskontrollen unterzogen.

Literatur

  • Thomas D. Everett: Mass production of pre-recorded tapes. - In: Journal of the Audio Engineering Society 17 (1969), Nr. 2, S. 165-170
  • John B. Schefel: Tape duplicating. - In: John Borwick (Hrsg.): Sound recording practice : a handbook compiled by the Association of Professional Recording Studios. - London u. a. : Oxford University Press, 1976. - S. 330-337
  • Gerd Nathan: Tape duplicating. - In: John Borwick (Hrsg.): Sound recording practice. - Oxford, New York : Oxford University Press, 3/1987. - S. 426-439
  • Werner Zeppenfeld: Tonträger in der Bundesrepublik Deutschland, Anatomie eines medialen Massenmarkts. - Bochum : Studienverlag Dr. N. Brockmeyer, 1978. - S. 69-79