Kernwaffe/Glücklicher Drache 5

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Vor vielen vielen Jahren, es war wohl Ende Februar 1954 um 18 Uhr 45, als die USA auf der Nam-Insel im Bikini-Atoll ihre erste Wasserstoffbombe "Castle-Bravo" mit einer Sprengkraft von 15 Megatonnen zündeten. Der Feuerball der Detonation hatte einen Durchmesser von 45 Kilometern, die Pilzwolke ragte fast 30 Kilometer in die Atmosphäre. Dummerweise wurden durch falsche Wettereinschätzungen der US-Militärmeteorologen nicht nur zwei bewohnte Inseln mit radioaktiver Asche bestäubt. Bedauerlicherweise kreuzte auch grade das japanische Fischerboot Daigo Fukuryumaru 5 ("Glücklicher Drache 5") in der Gegend, wenn auch ausserhalb des militärischen Sperrgebiets und rund 140 Kilometer östlich der Nam-Insel, so doch nahe genug, dass die gesamte Besatzung eine kräftige Ladung radioaktiven Staubes abkriegte: es begann salzig-sandige Flocken zu regnen - ein kleiner Rest der 100 Millionen Tonnen radioaktiven Staubs, der durch die Wasserstoffbombenexplosion in die Atmosphäre gelangte. Eiligst kehrten die 23 Fischer in ihre Heimat nach Japan zurück, wo sie an der Strahlenkrankheit in der schwersten Form erkrankten: ihre Haut färbte sich schwarz wie die Nacht und sie verloren innert kürzester Zeit ihre Haare. Als erstes Opfer der "Asche von Bikini" starb Kuboyama, der Funker des Schoners. Die anderen Besatzungsmitglieder überlebten zwar nach monatelangen Krankenhausaufenthalten, litten aber für den Rest ihres Lebens an der Strahlenkrankheit. Doch hatte sich auch in der Lagune von Rongelap, rund 200 Kilometer östlich des Bikini-Atolls Schilddrüsenkrebs verursachendes Jod 131 abgelagert, 82 Bewohner der Inseln verstarben daran. Viele siechen dahin.

Die japanische Bevölkerung wurde jedoch erst auf den Vorfall aufmerksam, als sich herausstellte, dass auch der gefangene Thunfisch der Daigo Fukuryumaru 5 und von acht weiteren Fischerbooten radioaktiv verseucht war und vernichtet werden musste. Man schätzt, dass zum Zeitpunkt der Sprengung zwischen 400 und 800 Schiffe und Boote in der Gegend fischten. Kontaminiertes Meerwasser bewegte sich auch auf Japan zu und es fiel dort saurer Regen. Die Daigo Fukuryumaru 5 wurde nach dem Vorfall ausser Dienst gestellt und verrottete langsam. Mitte der 1970er Jahre gab es jedoch eine Kampagne zur Rettung des Schiffes, das zum Symbol der japanischen Anti-Atom-Bewegung wurde.

Lew Petrow fand, darüber müsse man einen Roman schreiben, und zusammen mit Arkadi Strugazki tat er das dann auch: Die Asche von Bikini (1956).