Aufnahmeverfahren

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Die historische Entwicklung der Schallübertragung lässt sich in aufeinanderfolgende Aufnahmeverfahren (engl. recording process) einteilen, die sich durch ein verändertes Klangbild und durch erweiterte Aufnahmemöglichkeiten unterscheiden. Diese Aufnahmeverfahren sind weitgehend unabhängig von der Wahl des Tonträgers.

Akustisches Aufnahmeverfahren. Dabei wurden die von der Schallquelle ausgehenden Schallwellen in einem oder mehreren Trichtern aufgefangen, durch Bündelung verstärkt und einer Membran zugeleitet, deren Bewegungen den Schneidstichel steuerten, der eine modulierte Rille in das Aufnahmewachs einschnitt. Die Balance zwischen einzelnen Schallquellen wurde dabei rein mechanisch fixiert. Die Sänger und Instrumentalisten mussten vor dem Aufnahmetrichter so postiert werden, dass ihre klangliche Balance später wenigstens annäherungsweise an das zu rekonstruierende Klangereignis erinnerte. Siehe dazu auch Akustische Aufnahmen.

Elektrisches Aufnahmeverfahren (eigentlich: Elektroakustisches Aufnahmeverfahren). Hierbei werden die Schallwellen im Mikrophon in elektrische Wechselspannungen umgesetzt, die wiederum in Verstärkerapparaturen verstärkt und gegebenenfalls korrigiert werden. Das elektrische Aufnahmeverfahren bildet die Grundlage aller heutigen Speichermedien. Die ersten Versuche zum elektrischen Aufnahmeverfahren wurden 1919 in England unternommen. 1925 stiegen fast alle Schallplattenfirmen auf das neue Verfahren um. Siehe dazu Elektrische Aufnahme.

Stereophones Aufnahmeverfahren, siehe dazu Stereophonie.

Quadrophonisches Aufnahmeverfahren, siehe dazu Quadrophonie.

Digitales Aufnahmeverfahren (engl. digital recording process). Der Spannungsverlauf der elektrischen Signale, die aus den von einem Mikrophon erfassten Schallschwingungen resultieren, ist dem Verlauf der Schallschwingung "analog", sodass also bei einer grafischen Abbildung die Spannungskurve im wesentlichen ein getreues Abbild der akustischen Schwingungskurve bildet. Das elektrische Signal wird dann auf Magnetband aufgezeichnet, und zwar wiederum "analog" - insofern nämlich, als das magnetische "Muster", das dem Band auf seiner Länge eingeprägt wird, ebenfalls dem Spannungsverlauf entspricht. Schliesslich wird nach verschiedenen Arbeitsschritten des Schneidens, des Abmischens und der allfälligen Verstärkung und Entzerrung der Signale das fertige Originalband zur Herstellung der Lackfolie bzw. der Kupfermatrize herangezogen, wobei die magnetisch gespeicherten Informationen zunächst in elektrische Signale zurückverwandelt und nun in mechanische Auslenkungen des Schneidstichels - wiederum "analog" - verwandelt werden. Es lässt sich dabei nicht völlig vermeiden, dass die ursprüngliche Schwingung bei ihren diversen Verwandlungen leichten Veränderungen unterliegt. Als das prinzipiell schwächste Glied des Analog-Verfahrens stellt sich dabei trotz aller hochgezüchteten Studiotechnik der analoge Magnetspeicher heraus. Das Tonband verursacht unvermeidliche Nebeneffekte, die das ursprüngliche Signal in Verbindung mit dem Bandgerät verfälschen und Bandrauschen hinzufügen. Negativ wirkt sich auch aus, dass bei einer zusätzlichen Bandkopie, wie sie zum Beispiel durch ein nachträgliches Abmischen einer Vielspuraufnahme erforderlich ist, die Mängel des Bandes sich summieren.

Die digitale Aufzeichnung eröffnet die Möglichkeit, durch sogenannte Pulse Code Modulation (PCM) das vom Mikrophon abgegebene und den Schallschwingungen nahezu perfekte analoge elektrische Signal praktisch unverändert über die nächsten Bearbeitungsstufen zu transportieren. Man kann das Verfahren grundsätzlich als eine Art "Vermessung" der zu übertragenden elektrischen Schwingungen und Speicherung der dabei erhaltenen Werte in Form von Zahlen-Codes betrachten (daher die Bezeichnung "digital", die sich vom englischen digit = Ziffer herleitet). Grundlage der Digitaltechnik ist die Verwendung und Anordnung von Ziffern nach einem bestimmten Muster. Solche Signale können von Rechnern sehr rasch verarbeitet werden. Man bedient sich ständig wechselnder Code-Kombinationen, die nur aus den Ziffern 0 und 1 zusammengesetzt sind.

Dieses Prinzip hat man sich beim digitalen Aufnahmeverfahren zunutze gemacht, das Ende der 1970er Jahre schon von mehreren Schallplattenfirmen eingesetzt wurde. Die Umwandlung von Schallsignalen in digitale Signale geschieht mittels eines Analog-Digital-Wandlers. Jedem Momentanwert des Schalldrucks wird dabei eine bestimmte Ziffernkombination zugeordnet. Die entstehende, sehr schnelle Folge von Ziffernkombinationen als Ergebnis des Analog-Digital-Wandlers kann auf einem speziellen Magnetbandgerät aufgezeichnet werden. Diese Aufzeichnung kann jederzeit mit Hilfe des Digital-Analog-Wandlers fehlerfrei in analoge Schallsignale zurückverwandelt werden.

Die ersten digitalen Aufnahmen brachte das japanische Denon-Label 1972 heraus (auf Black Disc), erst einige Jahre später setzte sich das digitale Aufnahmeverfahren allgemein durch. So produzierte EMI 1979 mit Debussys Images, gespielt vom London Symphony Orchestra unter André Previn (Produzent: Suvi Raj Grubb), ihre erste Digitalaufnahme.

Siehe auch Direktschnitt-Verfahren, Lichtton-Verfahren, Nadelton-Verfahren

Literatur

  • Michael Dickreiter: Handbuch der Tonstudiotechnik, Bd. 1. - München u. a. : K. G. Saur
  • Johannes Webers: Tonstudiotechnik : Handbuch der Schallaufnahme und -wiedergabe bei Rundfunk, Fernsehen, Film und Schallplatte. - München: Franzis, 4/1985
  • Sound recording practice. - hrsg. von John Borwick. - Oxford, New York : Oxford University Press, 3/1987
  • Peter Ford: History of sound recording. - In: Recorded sound, Nr. 7/8(1961/62), Nr. 10-12 (1963), Nr. 13(1964)
  • Oliver Read, Walter L. Welch: From tin foil to stereo : evolution of the phonograph. - Indianapolis u. a. : Sams, 1959, 2/1976
  • Wilhelm Schlemm: Zur Problematik der künstlerischen Gestaltung bei der elektroakustischen Übertragung von Musik. - Diss. Berlin (Freie Universität), 1970
  • John G. Frayne: History of disc recording. - In: Journal of the Audio Engineering Society 33 (1985), Nr. 4, S. 263-269

Akustisches Aufnahmeverfahren

  • Phonographs and gramophones : a symposium. - Edinburgh : Royal Scottish Museum, 1977

Digitales Aufnahmeverfahren

  • John Watkinson: The art of digital audio. - London : Focal Press, 1989
  • Horst Zander: Die digitale Audiotechnik. Grundlagen und Verfahren. - Berlin (West) : Drei-R-Verlag, 1987
  • Ken C. Pohlmann: Principles of digital audio. - Indianapolis u. a. : Sams, 1985
  • Heitaro Nakajima u. a.: Digital audio technology. - Blue Ridge Summit, PA : TAB Books, 1983