Werner Thomas: Unterschied zwischen den Versionen

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[[image:wernerthomas_tchiptchip_gb_notenblatt1974.jpg|right|framed|Die britische Notenausgabe von "Tchip tchip" (1974)]]
 
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1973 verbrachte Louis van Rijmenant, der Chef des belgischen Plattenlabels Intervox, die Skiferien in Davos. Er fliegt auf den "Ententanz". Thomas händigt ihm das Notenblatt aus und hat schon nach ein paar Tagen die Schallplatte im Briefkasten. Er ist entsetzt: "Dä huere Säich!" Van Rijmenant spielte die Akkordeonmelodie über einen Synthesizer, erfand den Gruppennamen [[Cash and Carry]] und taufte das Liedlein "Tchip tchip". Thomas fand es "schaurig, was der aus meinem Stück gemacht hat." Doch bereits nach einem Monat sind 100'000 Singles verkauft, Thomas erhält in Antwerpen eine Goldene Schallplatte - und ist mit dem "huere Säich" versöhnt. Der umtriebige Rijmenant liess sich derweil als "Monsieur Ententanz" feiern.
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1973 verbrachte Louis van Rijmenant, der Chef des belgischen Plattenlabels Intervox, die Skiferien in Davos. Er fliegt auf den "Ententanz". Thomas händigt ihm das Notenblatt aus und hat schon nach ein paar Tagen die Schallplatte im Briefkasten. Er ist entsetzt: "Dä huere Säich!" Van Rijmenant liess die Akkordeonmelodie von der [[Bobby Setter Co.]] über einen Synthesizer spielen, erfand den Gruppennamen [[Cash and Carry]] und taufte das Liedlein "Tchip tchip". Thomas fand es "schaurig, was der aus meinem Stück gemacht hat." Doch bereits nach einem Monat sind 100'000 Singles verkauft, Thomas erhält in Antwerpen eine Goldene Schallplatte - und ist mit dem "huere Säich" versöhnt. Der umtriebige Rijmenant liess sich derweil als "Monsieur Ententanz" feiern.
  
 
Von da an hätte Thomas nicht mehr zu arbeiten brauchen. Doch der zweifache Vater handorgelte weiter, über Mittag auf dem Jakobshorn für die Skifahrer, nachts im "Sunstar Park" zum Après-Ski. Den albernen Tanz zum albernen Lied erfand Thomas selbst, indem er den Tanzenden auf die Füsse und aufs Maul schaute. Er selber textete damals zu seiner Melodie etwas derbe Verse: "Nimm ihn kräftig in den Mund, ja dann wird er wieder rund - da hilft nur eins, und das ist Blasen."
 
Von da an hätte Thomas nicht mehr zu arbeiten brauchen. Doch der zweifache Vater handorgelte weiter, über Mittag auf dem Jakobshorn für die Skifahrer, nachts im "Sunstar Park" zum Après-Ski. Den albernen Tanz zum albernen Lied erfand Thomas selbst, indem er den Tanzenden auf die Füsse und aufs Maul schaute. Er selber textete damals zu seiner Melodie etwas derbe Verse: "Nimm ihn kräftig in den Mund, ja dann wird er wieder rund - da hilft nur eins, und das ist Blasen."

Version vom 17. Januar 2010, 18:13 Uhr

country CH.gif Schweizer Handorgelspieler ; geboren um 1931

Werner Thomas war der Sohn eines Coiffeurs und einer Wirtin. Die Mutter wirtete in Berg (Thurgau, Schweiz), zuerst im "schöntal", dann im "Frohheim" an der Hauptstrasse 41. Der Bub half bei beidem aus, beim Haareschneiden und in der Gaststube. Als 10-jähriger litt er an Knochentuberkulose, die jedoch zuerst falsch behandelt wurde, sodass ihm ein Arzt das kranke Knie heraussägen musste. Seither war sein rechtes Bein steif und 17 Zentimeter kürzer als das andere. Schliesslich wurde Thomas Handorgellehrer, konnte jedoch seine eigenen Schüler bald nicht mehr ausstehen. So begann er Anfang der 1950er Jahre durchs Zürcher Niederdorf zu tingeln und ging für 18 Franken pro Nacht von Tisch zu Tisch. Nach Feierabend, gegen Morgen, improvisierte er mit Hazy Osterwald und den Geschwistern Schmid im Restaurant "Kindli", und immer hatte einer eine Flasche Schnaps dabei. "Schöne Zeiten waren das."

1957 fiel ihm eine lüpfige Tonfolge ein, die er "Vogerltanz" nannte und begann an ihr zu feilen. Dann heiratet Thomas die Serviertochter Maria und zieht mit ihr nach Klosters (Graubünden, Schweiz). "Ich musste einen Eisenbahnwagen Kartoffelsäcke, 50 Kilo der Sack, zehn Tonnen im Ganzen, auf einen Lastwagen umladen, allein." Invalidenrente? "Hab ich nie bezogen. Erst mit 63 bekam ich die." Irgendwann springt er im "Cava Grischa" in Davos als Tanzmusikant ein, wird vom Fleck weg engagiert und ist bald der beliebteste Handorgelspieler am Ort. Dann machte er die Taxiprüfung, schliesslich die Wirteprüfung. 1963 übernimmt er das "Rössli", spielt jede Nacht im eigenen Dancing auf, "immer am zäh vor", seine Melodie: Taba-däbädä, bä-räm: um zehn vor neun, vor zehn, vor elf, vor Mitternacht, vor eins, vor zwei. "Die Leute konnten nicht genug bekommen."

Die britische Notenausgabe von "Tchip tchip" (1974)

1973 verbrachte Louis van Rijmenant, der Chef des belgischen Plattenlabels Intervox, die Skiferien in Davos. Er fliegt auf den "Ententanz". Thomas händigt ihm das Notenblatt aus und hat schon nach ein paar Tagen die Schallplatte im Briefkasten. Er ist entsetzt: "Dä huere Säich!" Van Rijmenant liess die Akkordeonmelodie von der Bobby Setter Co. über einen Synthesizer spielen, erfand den Gruppennamen Cash and Carry und taufte das Liedlein "Tchip tchip". Thomas fand es "schaurig, was der aus meinem Stück gemacht hat." Doch bereits nach einem Monat sind 100'000 Singles verkauft, Thomas erhält in Antwerpen eine Goldene Schallplatte - und ist mit dem "huere Säich" versöhnt. Der umtriebige Rijmenant liess sich derweil als "Monsieur Ententanz" feiern.

Von da an hätte Thomas nicht mehr zu arbeiten brauchen. Doch der zweifache Vater handorgelte weiter, über Mittag auf dem Jakobshorn für die Skifahrer, nachts im "Sunstar Park" zum Après-Ski. Den albernen Tanz zum albernen Lied erfand Thomas selbst, indem er den Tanzenden auf die Füsse und aufs Maul schaute. Er selber textete damals zu seiner Melodie etwas derbe Verse: "Nimm ihn kräftig in den Mund, ja dann wird er wieder rund - da hilft nur eins, und das ist Blasen."

1980 veröffentlichten die Electronica's das Lied unter dem Namen "De Vogeltjesdans" in den Niederlanden, wo es Platz 6 erreichte und sich 28 Wochen in den Top 40 halten konnte. In Deutschland wurde dieselbe Version anschliessend als "Ententanz" bekannt. In Grossbritannien veröffentlichten die Tweets das Lied "Dance little bird (The birdie song)" und erreichten damit am 10. Oktober 1981 Platz 2 der Hitparade.

Seither verkaufte sich das Lied in 370 Versionen in 42 Ländern über 40 Millionen Mal. Dem Komponisten fielen pro Tonträger 3 bis 15 Rappen zu. In In Finnland wurde das Lied als "Kuminauha Twist" veröffentlicht, in den USA als "Chicken dance" und in Italien sang Romina Power das Lied "Il ballo di qua qua" auf Platz 1 der Hitparade. Fred Sonnenschein (alias Frank Zander) In Deutschland sein "Ja, wenn wir alle Englein wären".

Zwar notierte Thomas auch später noch jede Melodie, die ihm einfiel, und komponierte so über 300 Polkas und Schottisch, doch "keiner will sie hören." Oft bot er Rijmenant neue Stücke an. "Er sagte stets: 'Nein, wir machen nur den einen. Das gibt einen Evergreen, der kommt alle sieben Jahre wieder.'" Das war untertrieben. Als der 75-jährige gefragt wurde, ob ihm der Hit nie verleidet sei: "I wär jo blöd! Hab jedes Mal den Plausch, wenn ich ihn höre, weil ich weiss: Das gibt Geld. Geld stinkt nie, wäisch."

Um 1990 zog der Asthmatiker mit seiner Frau wegen des Klimas in die Nähe von Locarno (Tessin, Schweiz).

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Diskografie

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