Wenedikt Wassiljewitsch Jerofejew/Biografie

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Wenedikt Jerofejews Vater Wassilij Wassiljewitsch Jerofejew (1900-1956) stammte ursprünglich aus dem Dorf Jelschanka im Kreis Sysranski des Gouvernements Simbirsk an der mittleren Wolga. Das Dorf bestand aus über 500 Höfen. Er war der älteste Sohn von Wassilij Konstantinowitsch und Darja Afanasjewna undhatte noch sieben Geschwister: Stepan, Iwan, Nikolaj, Marina, Olga, Jewdokija und Pawel. In die Schule ging keines der Kinder, die schon wie die Erwachsenen mitarbeiten mussten. Im Sommer arbeitete die ganze Familie auf dem Feld. Abends kehrten die jüngeren mit der Mutter zur Hütte zurück, um die Kuh zu melken und das Brot für den nächsten Tag zu backen. Die älteren arbeiteten mit dem Vater weiter auf dem Feld. Wassilij war ein grosser, schlanker Mann mit einem prächtigen Haarschopf, der gerne die revolutionären Lieder vor sich hin sang.

Wenedikt Jerofejews Mutter Anna Andrejewna Guschtschina (1899-1972) war eine von fünf Töchtern des jung verstorbenen Kirchendieners Andrej Prokofjewitsch Guschtschin. Der Familie wurde nach dem Tod des Vaters vom örtlichen Priester Archangelsker geholfen, in dessen Haus es eine gute Bibliothek mit Zeitungen, Zeitschriften und einem Grammophon gab. Hier gewöhnten sich Anna und ihre Schwester Olga ans Lesen und Musik. Im Haus des Priesters verkehrte die örtliche Jugend, hier versammelte man sich zu Spinngesellschaften und für Chorproben, lernte auf der Gitarre und auf der Mandoline zu spielen. Hier lernte Anna Guschtschina auch ihren zukünftigen Ehemann Wassilij Jerofejew kennen, den sie im Winter 1924 gegen den Widerstand seiner Eltern heiratete.

Im Sommer 1925 verlässt das Ehepaar das heimische Dorf, da Wassilij von der Murmansker Eisenbahn in Kandalakscha (Oblast Murmansk) angeworben wurde. Den freiwilligen Ansiedlern wurde die Hinfahrt geschenkt und zinslose Darlehen sowie kostenlose Wohnung versprochen. Zusätzlich war man jenseits des Polarkreises von sämtlichen Steuern befreit. Auf dem Weg nach Kandalakscha lässt Wassilij seine schwangere Frau in Moskau unter der Obhut älteren Schwester Jewdokii zurück. Am 30. Dezember 1925 wurde in Moskau das erste Kind, Tamara, geboren. Danach zieht auch die Mutter in den Norden, wo 1928 der erste Sohn Jurij geboren wird. Ein 1929 geborenes drittes Kind stirbt bereits nach acht Monaten. 1931 wird Nina geboren und 1937 Boris. Vater Jerofejew ist inzwischen Bahnhofvorsteher der Station Pojakonda, später der Tschupa Kirow (heute Oktober). Die Wohnung der Familie besitzt zwei Zimmer und eine Küche, deren Hälfte der russische Ofen einnimmt.

In der Nähe der Station Tschupa

1938

24. Oktober 1938: Geburt von Wenedikt Jerofejew als 13 Pfund schweres sechstes Kind von Wassilij Wassiljewitsch Jerofejew und seiner Frau Anna Andrejewna (geborene Guschtschina). Das Entbindungsheim befindet sich im Kandalakscha (Oblast Murmansk, Russland) in der Wasserbauarbeitersiedlung Niwa-3, neben dem Internat der Kinder der Eisenbahner.

10. November 1938: Wenedikt Jerofejews Geburt wird unter der Nummer 6080256 auf dem Zivilstandsrtegister eingetragen. Da die Familie auf der Station Tschupa des Bezirks Louchski der Karelischen SSSR wohnte, wurde als Ort seiner Geburt die "Station Tschupa" verzeichnet.

Wenedikt wurde zuhause "Wenit" genannt. Eine Familienanekdote berichtet, wie Wenja einst auf dem Ofen die Katze bemerkte, die ihre noch die blinden, neugeborenen Kätzchen säugte, und voller Erschütterung rief er dem Bruder Boris zu: "Borja, schau an, die kleinen Kätzchen essen die Grosse!"

1940

Ende 1940: Überraschend kommt die Revision auf die Station Tschupa, wo sich der auf Sauftour ausgehende Wassilij Jerofejew gerade für einige Tage von der Arbeit entfernt hat. Die Angelegenheit kommt aber nicht bis vor Gericht, da Jerofejew seine tadellose Arbeit seit 1925 zugute gehalten wird - 1936 und 1937 war er dafür sogar mit einem Preis ausgezeichnet worden. Vor allem aber rettet ihn seine Mitgliedschaft bei der Kommunistischen Partei, der er bereits 1930 beigetreten war.

1941

April 1941: Für die Zeit des väterlichen Urlaubs fährt die Familie nachhause nach Jelscanka im Gebiet von Pensa (heute Gebiet Uljanowsk). Die Wohnung in Kandalakscha wird derweil von der 15-jährigen Tochter Tamara und dem 13-jährigen Jurij gehütet. In Moskau sind die Jerofejews einige Tage bei der verwandten Tante Duni zu Besuch. Für Boris und Wenedikt werden die damals modischen Matrosenmützen mit Bändern gekauft und zusammen mit Schwester Nina posieren sie so für ein Foto.

22. Juni 1941: Deutschland greift die Sowjetunion an.

Anfang Juli 1941: Die Familie Jerofejew kehrt aus Jelschanka nach Kandalakscha zurück, von wo der Vater bald auf die Station Chibiny versetzt wird. Bald erscheinen auch die ersten deutsche Flugzeuge über Kandalakscha - sobald das ferne Motorenheulen hörbar wird, laufen Tamara und Jurij mit ihren kleineren Geschwistern in das nächstgelegene Wäldchen. Die Deutschen versuchen hartnäckig, die sich etwa 10 km südlich von Tschupa befindliche Eisenbahnbrücke über den Fluss Keret zu zerstören, doch die Fliegerabwehr schlägt alle ihre Angriffe ab. Eines Tages wird gar ein deutsches Flugzeug abgeschossen und Wenja und Boris können vor Begeisterung lange ihre Münder nicht mehr schliessen.

Ende Juli 1941: Die Familie Jerofejew fährt in einem Güterwagen mit dem ganzen Hausrat und Kleinvieh von Tschupa nach Chibiny. Dort bewohnt sie zwei grosse Zimmer im Stationshaus - in der anderen Hälfte des Hauses befinden sich die Amtsräume des Vaters. Zunächst scheint der neue Wohnort friedlich, doch bereits Anfang August geht das Gerücht einer vollständigen Evakuierung der Bevölkerung, und Vater Jerofejew versorgt sich mit zusätzlichen Lebensmitteln für den Fall einer erzwungenen Abreise.

14. August 1941: Die Familie Jerofejew wird in ein Dorf an der Unteren Tojma im Gebiet Archangelsk evakuiert. Zuerst fahren sie mit der Bahn zurück nach Kandalakscha und von dort mit dem Schiff über das Weisse Meer bis Archangelsk.

Am Evakuierungsort angekommen muss die Familie in der leerstehenden Schule wohnen und erhält kaum Lebensmittel, sodass man eine Weiterreise über die Nördliche Dwina in die alte Heimat beschliesst. Über Kotlas und Sysran gelangt man schliesslich nach Jelschanka. Grossvater Wassilij Konstantinowitsch hat dort bereits die gesamte Familie des gefallenen jüngeren Sohnes Iwan aufgenommen, sodass Wassilij Jerofejew mit seiner Familie im leerstehenden, halbzerstörten Haus der jüngeren Schwester Natalja einquartiert wird.

Winter 1941-1942: Aufgrund fehlender Lebensmittel hungert die Familie und bei Wenedikt entwickelt sich im Winter eine Rachitis, sodass die Mutter an den baldigen Tod ihres jüngsten Sohnes glaubt. Seine Rettung sind die nahen Kolchosfelder, wo heimlich die Kartoffeln ausgegraben werden und im Mörser zerstossen und gebacken, als schwarze bittere Fladen auf den Tisch kommen. Wenedikt bleibt dennoch weiterhin blass und behält seinen aufgeblähten Bauch. Gemeinsam mit seinem Bruder Boris deklamiert er vom Ofen aus die ewig gleichen Gedichte und Verslein übers Essen. Die älteste Schwester Tamara wird zu Verteidigungsarbeiten einberufen, da die Deutschen schon vor Moskau stehen.

1942

Frühjahr 1942: Im Gemüsegarten pflanzt die Familie Zwiebeln, Kürbisse, Kartoffeln und Tomaten. Die Mutter, Tamara und Nina arbeiten im Kolchos, Jurij besorgt das Brennholz für den Winter und die Kleinen gehen in den Kindergarten.

3. Dezember 1942: Verhaftung von Grossvater Wassilj Konstantinowitsch Jerofejew aufgrund Art. 58. Obwohl er nur zwei Klassen der Gemeindeschule besucht hatte, war er zum Vorsitzenden des Dorfsowjets gewählt worden. Er hatte einen stolzen, unabhängigen und spöttischen Charakter. Bereits ein bejahrter Mann, arbeitete er 1942 als Wächter im Nikolaewer Stadtbezirkexekutivkomitee. Weil er einem Offzier nicht das Pferd vor den Wagen spannen wollte, da er nicht sein Stallknecht sei, wurde er wegen "Sabotage" verhaftet. Ein Schnellgericht wirft ihn ins Gefängnis, wo er drei Monate nach der Verhaftung stirbt.

1943

Oktober 1943: Unerwartet trifft nun auch Vater Wassilij Jerofejew bei seiner Familie in Jelschanka ein und holt sie zu sich nach Chibiny. Da während des Krieges die Eisenbahnerfamilien nur vier Kinder auf ihren Fahrausweisen mitfahren lassen dürfen, muss sich der kleine Wenja vor den Militärstreifen hinter Säcken und Koffern verstecken. Tamara bleibt nicht lange in Chibiny und findet eine Arbeit auf dem Postamt in Kirowsk.

November 1943: Wenedikt Jerofejew ist inzwischen fünf Jahre alt und kann bereits lesen und schreiben, obwohl sich deswegen niemand besonders um ihn gekümmert hatte. Einmal fragt ihn seine Schwester Tamara, was er denn gerade schreibe. Er hob seine unschuldigen blauen Augen und flüsterte: "Die Zettel des Geisteskranken." Er selber meinte in einem seiner letzten Interviews 1989: "Wahnsinnig sein kann man zu jeder Zeit, in jedem Alter."

1946

Wenedikts Vater wird wegen antisowjetischen Umtrieben zu Arbeitslager verurteilt (anderswo ist zu lesen, dass er bereits 1938 verhaftet wurde). Seine Mutter hat nicht die Mittel, um ihre Kinder zu ernähren und gibt sie ins Waisenhaus; sie selber flieht nach Moskau. So verbringt Wenedikt den grössten Teil seiner Kindheit in einem Kinderheim in Kirowsk (Oblast Murmansk, Russland).

1953

Entlassung des Vaters aus dem Arbeitslager (er stirbt 1956). Seine Frau und er nehmen ihre Kinder aus dem Waisenhaus wieder zu sich.

1955

Er schliesst die Schule in Kirowsk als einziger seines Jahrgangs Auszeichnung (eine Goldmedaille) ab. Danach überquert er als 17-jähriger erstmals den Polarkreis - "in Richtung Süden natürlich."

Die Lomonossow-Universität in Moskau.

Juli 1955: Er immatrikuliert sich an der Lomonossow-Universität in Moskau, wo er Literaturwissenschaften studiert und Deutschkurse belegt. Später liest er Kant und kennt neben Goethe und Schiller auch Heinrich Mann.

1956

Tod des Vaters Wassilij Jerofejew.

14. Oktober 1956 - 14. November 1957: Zeitraum des später unter dem Titel Aufzeichnungen eines Psychopathen (2001) veröffentlichten Tagebuchs, das den Beginn seines steilen sozialen Abstiegs dokumentiert.

Dezember 1956: Nach Ablauf des zweiten Semesters muss Jerofejew die Universität verlassen, da er durch schwere Alkoholexzesse aufgefallen war und sich geweigert hatte, an der obligatorischen Militärausbildung teilzunehmen.

1957

1957 stirbt der zu sieben Jahren Freiheitsentzug verurteilte Bruder Boris.

Februar 1957: Tod der Mutter.

Um sich den Studentenstatus zu erhalten, besucht Wenedikt für kurze Zeit das Padädagogische Institut in Kolomna und Wladimir. In Wladimir wird er schliesslich als Anführer der Studentengruppe "Die Popen" der Stadt verwiesen.

1958 - 1975

Wenedikt Jerofejew lebt ohne Propiska (ständige Aufenthaltsbewilligung) in Städten in Russland, der Ukraine, Weissrussland, Litauen, Usbekistan und Tadschikistan.

Mangels eines Hochschulabschlusses ist er gezwungen, verschiedene niedere Aushilfstätigkeiten anzunehmen. So übt er in der Folge "wohl zwölf Berufe" aus: als Lagerarbeiter, Steinmetzgehilfe, Kesselheizer, Dienstleiter einer Milizabteilung, Leergutabnehmer in einer Pfandflaschenannahme, Bohrer, Schütze einer Werkschutzabteilung, Kollektor einer geografischen Expedition, Leiter eines Zementlagers, Laborant einer parasitologischen Expedition und am längsten - fast zehn Jahre lang - als Monteur einer Telefonbrigade bei Kabelverlegungsarbeiten im Post- und Fernmeldewesen. Anderswo sind weitere (oder auch bloss falsch übersetzte) Tätigkeiten zu finden: als Lastenträger, Packer, Aushilfsmaurer und Wärter.

Immer wieder landet Jerofejew auch mit schweren Alkoholvergiftungen in der Psychiatrie: "Sozialer Abstieg, Psychose. Bei Jerofejew finden Sie alles", so sein Psychiater Mosijew.

1960er Jahre

Jerofejew legt erfolglos mehrere Artikel über skandinavische "Landsleute" wie Henrik Ibsen und Knut Hamsun verschiedenen literarischen Zeitschriften vor. Sie werden allesamt von den Wissenschaftlichen bzw. Gelehrten Annalen des Staatlichen Pädagogischen Instituts Vladimir als in "methodologischer Hinsicht absurd" verworfen und sind wohl für immer verloren.

1966

Offenbar ist Wenedikt zu dieser Zeit verheiratet: Seine Frau heisst Valentina und lebt im Dorf Mischlina hinter Petuschki. Geburt des Sohnes Wenedikt.

1968

Herbst 1968: Autounfall - Wenedikt hat geschlafen...

1969

19. Januar - 6. März 1969: In diesem Zeitraum schreibt Jerofejew nach eigener Aussage während seiner Tätigkeit als Kabelverleger in Scheremetjewo den Roman Die Reise nach Petuschki, eine "Dichtung in Prosa" über den Alltag des sowjetischen Alkoholikers Wenedikt. Eine erste Fassung ging verloren, die zweite Fassung wurde als Samisdat erstmals 1973 in Israel veröffentlicht.

1972

Jerofejew schreibt seinen zweiten Roman Dmitrij Schostakowitsch, dessen Manuskript jedoch unter ungeklärten Umständen, vermutlich im Vollsuff, zusammen mit zwei Flaschen Wodka, "verlorenging" - gestohlen der zwei Schnapsfalschen wegen, während der Autor wie gewohnt in der Elektritschka schlief. Der Roman ist jedenfalls seither nicht wieder aufgetaucht und einige vermuten sogar, dass er gar nie existiert hat.

1973

Der Roman Die Reise nach Petuschki erscheint erstmals in Israel der kleinen russischsprachigen Studentenzeitschrift Ami - ohne Wissen des Autors. In dieser Veröffentlichung finden sich allerdings zahlreiche und vor allem in den letzten zwei Kapiteln schwerwiegende Fehler. Danach kursierte der Text in guter alter russischer Tradition (nämlich wie etwa die von der Zensur verbotenen Gedichte Puschkins und Lermontows) in ungezählten Abschriften und Kopien.

1975

Wenedikt Jerofejew erkrankt an Kehlkopfkrebs, an dem er 1990 sterben wird.

Frühjahr 1975: Veröffentlichung der Tragödie Die Walpurgisnacht, oder Schritte des Komturs als erster Teil einer daramatischen Trologie, zu deren Vollendung es jedoch nie kam. Vom zweiten Teil (Die Dissidenten, oder Fanny Kaplan) sind nur Entwürfe überliefert.

Ende 1975: Der französische Verlag Albin Michel veröffentlicht auf Grundlage des Texts der Zeitschrift Ami eine französische Übersetzung.

1976

Albin Michel schliesst mit dem Piper-Verlag in München einen Lizenzvertrag für eine deutsche Ausgabe ab, die 1978 in der Übersetzung von Natascha Spitz erscheint.

1980er Jahre

Jerofejewe beginnt Deutsch zu lernen und soll aus Wut auf den sowjetischen Literaturbetrieb einst gar gedroht haben, sein nächstes Werk auf Deutsch zu verfassen.

1987

Jerofejew lässt sich katholisch taufen.

Ende 1980er Jahre

Jerefejew lebt in einem Wohnblock in Moskau, wo er von begeisterten Lesern ausfindig gemacht wird. Galia Jerofejew: "Er lebte hier in der Gegend, streunend wie eine kleine Katze. Freunde kamen, verbrachten den Abend mit ihm und liessen ihn nachher im Treppenhaus zurück. Dort habe ich ihn gefunden. Ich sagte: 'Komm herein.' Er kam und er blieb."

1988

Der Text Moskau - Petuschki erscheint erstmals offiziell in der Sowjetunion - leicht gekürzt in der Zeitschrift Trezvost' i kul'tura (dt. "Nüchternheit und Kultur"), gewissermassen als abschreckendes Beispiel.

1989

Die Aufführung von Jerofejews Theaterstück Die Walpurgisnacht wird in Moskau ein Riesenerfolg.

Veröffentlichung einer verbesserten und von Jerofejew autorisierte Version des Textes Moskau - Petuschki in der Sowjetunion.

1990

11. Mai 1990: Wenedikt Jerofejew stirbt 52-jährig in Moskau an Kehlkopfkrebs. Er ist auf dem Kunzewski-Friedhof begraben.

Zur verifizierbaren literarischen Hinterlassenschaft Jerofejews gehören rund 2'500 Seiten Notiz- bzw. Tagebücher und mehrere Fragment gebliebene Texte. Insbesondere die Notizbücher sind eine herrliche Sammlung von Stilblüten, "guten", das heisst entlarvenden Druckfehlern, Sottisen der sowjetischen Kritik und der Sowjetenzyklopädie, Witzen und denkwürdigen Zitaten.

1992

In Paul Pawlikowskis preisgekröntem Film Die Todestrinker gibt Wenedikt Jerofejew über sein Leben und seine Zeit an der Lomonosow-Universität bereitwillig Auskunft: "Ich hatte gedacht, es wäre ein Tempel des Lernen, dieser verdammte Klotz. Also ging ich rein. Ich guckte nach rechts - grauenhaft. Nach links - grauenhaft. Mein Gott, dachte ich. Ich muss am völlig falschen Ort gelandet sein. Ich fing sofort an, Leibniz zu lesen und zu trinken. Das passte zusammen."

2004

Aus seinem Nachlass werden Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1956 und 1957 unter dem Titel Aufzeichnungen eines Psychopathen veröffentlicht, die Jerofejew bei seinem Freund Wladimir Murawjow eingelagert hatte.

Denkmal

Das aus zwei Statuen bestehende Denkmal für Wenedikt Jerofejew steht heute am Barjbii-Platz (Плошад Ьорьъы) in Moskau. Die eine Statue stellt Wenedikt dar, die andere das Mädchen mit den langen Zöpfen - allerdings hat das dargestellte Mädchen bloss einen Zopf.

Ursprünglich sollten die beiden Statuen an den beiden Bahnhöfen aufgestellt werden: Wenitschka am Kursker Bahnhof, das Mädchen am Bahnhof von Petuschki. In Petuschki wurde auch probeweise eine Figur aufgestellt - da diese aber aus Gips war, hielt sie nicht lange. Dies wiederum freute die örtliche Verwaltung, die kein Denkmal für den Alkoholismus im Ort haben wollte. Die Figur von Wenitschka auf dem Platz vor dem Kursker Bahnhof dagegen musste einem Einkaufszentrum weichen.

Der Barjbii-Platz (Плошад Ьорьъы) liegt im Norden Moskaus zwischen der Nowosuschtschewskaja-Strasse und der Obratsowa-Strasse. Die nächste Metro-Station heisst Mendelewskaja. Von dort aus liegt der Platz etwa 500 Meter in nordöstlicher Richtung. Mit Hilfe von Google Maps sollte der Platz einfach zu finden sein.

Museum