Text "I ha jetz gnue" (Franz Hohler)

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Autor Franz Hohler
Texttitel I ha jetz gnue
Sprache Schweizerdeutsch
Textform Gedicht
Veröffentlichung 1985

I ha jetz gnue

I ha jetz gnue.
Mir längts.
Während Johre hani
Erklärige unterschribe
Aalige unterschtützt
Unterschrifte gsammlet
Patronatskomitee gschmückt
i bi go demonschtriere
füre Wald
füre Fride
gäge Gösge
ha Schtrossetheater gmacht
zum d Passante ufrüttle
aber meischtens hei si scho uf die anderi
Schtrossesite gwächslet,
wenn si mi nume vo witem gseh hei
die wo sech nid hei welle lo ufrüttle
und die andere wüsses jo scho
i ha mi i Mönschechettine ygreiht
ha Plakat finanziert
ha bi Inseratekampagne mitgmacht
ha mini Meinig zämegfasst
pointiert und prägnant
mit Name, Foti und Funktion
dasch jo wichtig, Funktion
Nationalrat, Arzt, Publizist
Hausfrau, Kabarettist und Schriftsteller
möglechscht vilfältig
und doch sis immer di glychlige Brüef
Lehrer, Sozialarbeiter, Psychotherapeut,
Chrankeschwöschter
sälten e Murer,
Kosmetikverchäufere oder e Reiseleiter
i ha a Diskussionsöbe teilgnoh
kontradiktorisch
au im chlynere Kreis
zum Abbau vom Findbild
bim Rotary Club
bi de Junge Gschäftslüt
bi de chrischtkatholische Akademiker
i ha mer Müeh gäh
i d Schuele z goh
wenn si gfrogt hei
und au i d Jugendhüser
dört isch es luschtiger gsi als bim Rotary Club
i ha Chinderbüecher gschribe
ha Sändige gmacht für die Chlyne
zum d Phantasie entwickle, entfalte und erhalte
i ha immer gseit, das sig wichtig
Phantasie, hani gseit, und Poesie
die hälfe is zum freier dänke
uf allne Gebiet
au bischpilswiis uf däm vo der Politik
i ha probiert
ufs ganze z wirke
und uf en einzeln
will au bim einzelne öppis mues goh
me cha keini Gsetz verändere
wenn sech nid jede au sälber veränderet
i ha gwartet
uf irgendes Zeiche vo Vernunft und Verzicht
aber d Initiative Tempo 100/130
het sovill Unterschrifte gha wie keini vorhär
wie keini vorhär

und weni mer hütt überlegge
was alles das brocht het
nach - sägemer - 15 Johr
denn gsehni eifach kei Wirkig
im Gägeteil
je besser und fortschrittlecher
d Lehrmittel i üsne Schuele wärde
deschto verschissener wird üsi Wält
d Ärde, s Wasser, d Luft
wärde jede Tag e chli gruusiger
d Bäum verträgen is nümm
und d Pilz und d Vögel und d Tier und der Bode
und gly au s Getreide
die hei eifach kei Sinn für üsi Demokratie
für d Schtaatsform vo de Geduld und vom Gschprööch
aber d Bäum und d Pilz und d Vögel und d Tier
un der Bode, s Getreide
die hei kei Geduld
die sueche kes Gschprööch
die wei nid verschtoh, dass das
wo 55% vo de Schwizer richtig finde
für sie nid goht
das es eifach nid goht
mir sette wahrschinlech d Natur mol versammle
alles wo wachst und chrüücht und flügt
und sette däm ganze Gschmäus
e chli Schtaatsbürgerkund erteile
de würde sie sichs vilicht zerscht überlegge
bevor si aföh chränkle und särble und schmürzele
und abschtärbe
eifach goh abschtärbe
oder si Ihne settig Gedanke vollkomme frömd?
Kenne Sie s nid
das Gfühl
Sie heige kei Pfuus
und Sie haltes nümm us
und Sie haltes nümm us
und Sie haltes nümm us?

Versionen

Datum Autor Format Titel Verlag Anmerkungen
1987 Franz Hohler Buch Das Kabarettbuch country DE.gif DE: Darmstadt, Neuwied : Hermann Luchterhand S. 172
1987 Franz Hohler Buch Das Kabarettbuch country DE.gif DE: Darmstadt, Neuwied : Hermann Luchterhand Hochdeutsche Fassung "Ich habe genug". - S. 173

Anmerkungen

  • Aus dem Programm Der Flug nach Milano (1985).