Louis-Ferdinand Céline/Biografie

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1865

Geburt von Ferdinand Auguste Destouches in Le Havre als Sohn von Auguste Destouches (gestorben 1874), der am Lyzeum von Le Havre Sprachunterricht in den Handelskursen erteilt und lyrisch-prosaische Bücher veröffentlicht, darunter Gedichte und den Fortsetzungsroman Une dette de coeur.

1868

  • 10. September: Geburt von Marie Marguerite Céline Guillou in Paris als Tochter der Stiefelnäherin Céline Guillou und des Soldaten Julien Jacques. Infolge einer Rachitis zieht sie ein Bein leicht nach.

1893

  • 8. Juli: Heirat von Ferdinand Destouches und Marie Marguerite Céline Guillou.

1894

  • 27. Mai: Louis-Ferdinand Auguste Destouches wird in Courbevoie (Dép. Hauts-de-Seine, Frankreich) geboren. Sein Vater Ferdinand Destouches ist Angestellter bei der Versicherungsgesellschaft "Le phénix", seine Mutter Marie Marguerite Céline Destouches ist Ladeninhaberin. Sein Pate ist sein Onkel Louis Guillou. Den dritten Vornamen erhält er nach dem Grossvater väterlicherseits, Auguste Destouches.

Wegen einer Tuberkuloseinfektion der Mutter wird Louis-Ferdinand nach der Geburt bei Verwandten versorgt.

1895-1897

Louis-Ferdinand wird von einer Amme betreut. Anschliessend wird er zur Betreuung seiner Grossmutter Céline Guillou übergeben, während die Eltern ihrer Berufstätigkeit nachgehen.

1897

Die Familie Destouches wohnt in der Rue de Babylone. Kurz darauf in der Rue Ganneron.

1899

Die Mutter Marguerite Destouches übernimmt in der Passage Choiseul 67 (später 64) an der Rue Saint Augustin ein Verkaufsgeviert, dessen Ladenschild von "Objets de curiosité en boutique" kündet: Luxuswäsche, Spitzenbesetztes, Nippes, Kommodenfiguren, Briefbeschwerer.

Die Familie Destouches zieht in die Passage Choiseul in Paris.

1900

Grundschule.

1904

  • 18. Dezember: Tod der 57-jährigen Grossmutter mütterlicherseits, Céline Guillou. Was von dieser lebhaft-träumerischen Grossmutter bleibt ist Bobs, der Foxterrier.

Das grossmütterliche Erbe erlaubt der Mutter, das Risiko eines Ladengeschäfts einzugehen.

1905

  • Februar: Louis-Ferdinand besucht nun die katholische Privatschule Saint-Joseph-des-Tuileries, zehn Minuten Fussweg von der elterlichen Wohnung entfernt.
  • 18. Mai: Kommunion.

1906

  • Oktober: Wechsel an die Städtische Schule an der Rue d'Argentueil.

1907

Umzug in eine Bürgerwohnung in der Rue Marsolier. Die Familie unterhält ausserdem ein Boot in Ablon (Dép. Calvados) - für Wochenenden in der Sommerfrische. Seitdem werden Familienurlaube in der Nähe von Patenonkel Louis Guillou verbracht. Zudem erhält Louis-Ferdinand Klavierunterricht.

  • 21. Juni: Louis-Ferdinand erhält an der Städtischen Schule sein unteres Mittelschulzeugnis und den Marie-Amélie-Debat-Preis für gutes Betragen.

Ausbildung in einer privaten Pensionspflegschaft in Diepholz, südlich von Bremen, beim Lehrerehepaar Schmidt.

1908

Nach Ostern kommt er für einige Wochen nach Karlsruhe, wo sein Erziehungsbeauftragter Rudolf Bittrolff bemerkt:

Ich halte Louis für einen sehr intelligenten, doch faulen Jungen, wie Sie gesagt haben. [...] Was sein Deutsch angeht, so bin ich der Meinung, dass seine Aussprache nicht sorgfältig geschliffen worden ist. [...] Er redet unablässig, doch ihm unterlaufen zahlreiche grammatikalische Fehler, Deklinations- und Konjugationsendungen betreffend. [...] Ich bin der Meinung, er hat in Diepholz seine Zeit vertan.

  • Ende Dezember: Über Strassburg kehrt Louis-Ferdinand nach Paris zurück.

1909

  • 22. Februar: Louis-Ferdinand und sein Vater besteigen in Calais das Fährboot nach England, um über Dover und Folkestone nach Rochester zu gelangen.
  • Februar: Louis-Ferdinand schreibt sich an der University School in Rochester (Kent, Grossbritannien) ein.
  • März - November: Wechsel an die Pensionsschule Pierremont Hall in Broadstairs (Kent, Grossbritannien), wo er sich zum Kaufmann ausbilden lässt.

1910

  • Januar: Antritt einer Lehrstelle in Paris bei Herrn Raimon, einem einflussreichen Stoffhändler mit Nierderlassungen in Lyon, St. Etienne, London und New York.
  • September: Louis-Ferdinand arbeitet nun bei den Juwelieren Robert und Wagner.

1911

  • Oktober: Louis-Ferdinand erhält aufgrund seiner guten Zeugnisse das Angebot, in die Filiale in Nizza des renommierten Juwelierhandels Lacloche einzutreten. In Nizza geniesst er in den Kabaretts und Music Halls die dargebotenen Film- und Variété-Vorführungen

1912

  • 12. Mai: Louis-Ferdinand verlässt Nizza, um sich seiner Militärdienstpflicht zu entledigen. Nach dreijähriger Militärzeit stünde ihm die Karriereleiter im Haus Lacloche in der Sparte Gold und Diamanten offen.

Beginn des freiwilligen dreijährigen Dienstes im 12. Kürassierregiment, das in Rambouillet (Dép. Yvelines) stationiert ist. Unter anderem nimmt er an den letzten Kavalleriemanövern unter Staatspräsident Armand Fallières und Raymond Poincaré teil.

1913

  • 5. August: Beförderung zum Obergefreiten. Eine Monate später zum Kavallerie-Unteroffizier.
  • Herbst: Louis-Ferdinand schreibt das Notizbuchs des Kürassiers Destouches, das impressionistisch getönte, kadettenromantische Tagebucheintragungen enthält.

1914

  • 31. Juli: Mobilisierung des 12. Kürassierregiments.
  • 3. August: Das Deutsche Reich erklärt Frankreich den Krieg.
  • Oktober: Feuertaufe in der Gegend von Armentières (Dép. Nord), eine von Kanälen und tiefen Gräben durchsetzte Gegend, die kaum für Kavallerie geeignet ist. In einem Kriegsbrief schreibt er:

Der Kampf beginnt kolossal, nie habe und nie werde ich solche Schreckensbilder zu sehen bekommen wir durchlaufen dieses Schauspiel nahezu unbewusst in der stumpfen Gewohnheit der Angst. [...] Keine Neuigkeiten vom Schlachtfeld fast auf gleicher Kampflinie seit drei Tagen die Toten werden regelmässig ersetzt durch Lebende...

  • 19. Oktober: Erreichen von Poelkapelle (Belgien).
  • 27. Oktober: Er wird bei einem freiwilligen Informationsritt bei Polekapelle am rechten Arm verwundet, weswegen er im Tagesbefehl seines Regiments (und später seiner Division) erwähnt wird, was aber in der Folge auch zwei chirurgische Eingriffe nötig macht. Anschliessend muss er sich einer ambulanten Elektrotherapie unterziehen.
  • 24. November: Destouches erhält per ministeriellen Erlass die Tapferkeitsmedaille (Médaille militaire), wobei die Verleihungsurkunde besagt, dass er "zum Tragen des Ordens und zu den damit verbundenen Rentenbezügen berechtigt ist."
  • Dezember: Destouches erscheint auf der Titelseite von L'illustré national, auch in anderen Zeitschriftenartikeln wird er als Held gefeiert.
  • 1. Dezember: Er wird auf Veranlassung seines Onkels Georges Destouches, des Generalsekretärs der Medizinischen Fakultät von Paris, ins Militärkrankenhaus Val-de-Grâce in Paris verlegt.

1915

Louis-Ferdinand erhält zusätzlich auch noch die neugeschaffene Auszeichnung Croix de Guerre.

Dreimonatiger Genesungsurlaub in Paris.

  • Mai: Destouches kommt nach London und leistet Zivildienst als Delegierter in der Passabteilung des französischen Generalkonsulats in London (Grossbritannien) am Bedford Square. Zur selben Zeit arbeitet dort auch Georges Geoffroy, mit dem er eine Zeit lang eine Wohnung in der Gower Street teilt. Die Arbeit lässt Destouches viel freie Zeit, die er vorzugsweise im Milieu von Theater und Variété verbringt und wo er mit Schauspielerinnen, Tänzerinnen und Huren verkehrt. Angeblich soll er einmal zusammen mit Geoffroy zusammen von Mata Hari zum Essen ins Hotel Savoy eingeladen worden sein.
  • 7. oder 16. Dezember: Offizielle Entlassung aus der Armee wegen Dienstuntauglichkeit. Er hat zu dieser Zeit den Rang eines Leutnants der Kürassiere inne.

1916

  • 19. Januar: Destouches heiratet in London die 24-jährige Prostituierte Suzanne Germaine Nebout. Er wohnt zu dieser Zeit in 4 Leicester Street. Die Ehe ist aus formalen Gründen jedoch nicht rechtskräftig: wegen seiner Minderjährigkeit (?) und weil die Heirat nicht in den Akten der Botschaft verzeichnet wird, gilt Destouches bei seiner Rückkehr nach Frankreich als unverheiratet.
  • März: Destouches unterzeichnet einen Vertrag mit der Compagnie Forestière Sangha Oubangui / CFSO, um in der von Frankreich neu eroberten deutschen Kolonie Kamerun neue Handelsstrukturen aufzubauen. Von Duala aus soll ein Handelsposten in Campo Beach eingerichtet und Rohkautschuk und Elfenbein gegen europäische Handelsgüter eingetauscht werden.

Destouches schifft sich in Liverpool nach Freetown (Sierra Leone) ein.

  • Ende Juni: Destouches ist Aufseher einer Kakaopflanzung und Kautschukfarm in Bikobimbo (Kamerun).
  • 29. August: Destouches schreibt in Bikobimbo das Gedicht "Gnomographie".

1917

  • 2. März: Nach der ordnungsgemässen Auflösung der Faktorei kehrt Destouches nach Duala zurück.

Einlieferung ins Hospital von Duala.

  • 30. April: Destouches beendet auf der Rückfahrt seine erste Erzählung, "Wellen".
  • 1. Mai: Ankunft in Liverpool.

Rückkehr nach Paris.

Destouches ist dann ein Dreivierteljahr als Faktotum beim Erfinder und Populärwissenschaftler Raoul Marquis (dem Vorbild für Courtial in Pereires in Tod auf Kredit) tätig, der auch die Zeitschrift Euréka herausgibt.

  • Herbst: Tätigkeit als Propagandist für die 1913 gegründete US-amerikanische Rockefeller Foundation. Im Dienst präventiver Hygiene bereist er mit einem Tuberkulose-Aufklärungstrupp die Bretagne.

1918

Destouches hält im Auftrag der Rockefeller Foundation Vorträge über Tuberkulose.

  • 10. März: Bei einem Festbankett in Rennes begegnet Destouches dem Mediziner Athanase Follet, Leiter der Medizinischen Akademie und des örtlichen Anti-Tuberkulose-Komitees. Follet ermutigt ihn, das fahrende Gewerbe aufzugeben und sich seiner Ausbildung zu widmen.

1919

  • 2. Juli: Destouches besteht das Abitur.
  • 10. August: Heirat mit Edith Follet, der 17-jährigen Tochter von Athanase Follet, in Quintin (Dép. Côtes-d'Armor). Die beiden lassen sich in Rennes nieder, im Erdgeschoss des Follet'schen Familendomizils am Quai Richemont.

Destouches schreibt sich an der Medizinischen Hochschule ein.

1920

  • 15. Juni: Geburt der Tochter Colette Destouches.

1921

  • November: Abschluss des Medizinstudiums in Rennes.

1923

  • Januar: Destouches absolviert den zweiten, praktischen Teil seiner medizinischen Ausbildung am Hôpital Cochin in Paris.

Die Ehe mit Edith Follet ist inzwischen gescheitert.

1924

  • 1. Mai: Destouches verteidigt seine Doktorarbeit Das Leben und Wirken des Arztes Ph. I. Semmelweis über den ungarischen Hygieniker Ignaz Philipp Semmelweis (1818-1865), die mit der Note "sehr gut" abgenommen wird. Eine Zusammenfassung erscheint in La presse médicale. Destouches erhält die Bronzemedaille der Commission des Prix des Thèses.
  • 27. Juni: Dr. Destouches beginnt eine dreijährige Tätigkeit in der Hygieneabteilung des Völkerbundes in Genf unter Leitung des jüdischen Dr. Ludwig Rajchman, wo er sich der gesundheitlichen Aufklärung widmet, namentlich Prävention und Hygiene. Rajchman wird später als "Judenzweck" in L'église und als "Judenblatt" in Bagatelles pour un massacre auftauchen.

ab 1925

Ausgedehnte Reisetätigkeit für den Völkerbund. Auf einer Reise in die USA wird er im Weissen Haus in Washington von Präsident Calvin Coolidge empfangen. Weitere Reisen führen ihn nach Kuba, Kanada, Grossbritannien, in die Niederlande, nach Belgien und Italien.

1926

Destouches reist für den Völkerbund nach Nigeria und Senegal.

  • 21. Juni: Scheidung von seiner Frau Edith, die ein Jahr später einen Obersten heiratet, dem sie einen Sohn gebärt.

Bekanntschaft mit der 23-jährigen US-amerikanischen Balletttänzerin Elizabeth Craig, mit der er bis 1933 zusammenlebt.

Um den Jahreswechsel 1926/1927 beginnt Destouches die Niederschrift des Theaterstücks L'église, das jedoch keinen Verleger findet und erst 1933 nach dem Erfolg des Buchs Reise ans Ende der Nacht (1932) veröffentlicht wird.

1927

  • Sommer: Destouches verbringt die Zeit in Paris und redigiert sein Theaterstück Progrès (dt. Fortschritt; Arbeitstitel: Périclès) - gemäss dem Untertitel eine "Farce in drei Bildern und kurzen Zwischenspielen". Das Manuskript schenkt er 1933 der Gattin seines Verlegers Robert Denoël.
  • Oktober: Destouches firmiert nach Ablauf seines Dreijahresvertrags beim Völkerbund nun als freier Arzt auf dem Montmartre in Paris. Kurz darauf lässt er sich in Clichy an der Rue Alsace 36 nieder. Auf seinem Firmenschild ist zu lesen: "Doktor Louis Destouches, Arzt für Allgemeinmedizin und Kinderheilkunde".

1929

  • Frühjahr: Destouches schliesst seine Praxis aufgrund Patientenmangels.

Er bietet sein erstes Theaterstück (L'église) und seinen ersten Roman (Semmelweis) erfolglos dem bekannten Verlag Gallimard zur Veröffentlichung an.

Destouches beginnt als städtisch angestellter Mediziner am Dispensaire von Clichy in der Rue Fanny zu arbeiten, einer poliklinikähnlichen Gesundheitsfürsorgestätte, wo er für ein monatliches Gehalt von 2'000 Francs täglich eineinhalb Stunden Sprechstunde hält (jeweils von 17 bis 18 Uhr 30).

Zusätzlich ist Destouches als Korrespondent und Werbetexter für das Pharmalabor Biotherapie tätig.

  • August: Destouches zieht in eine Einzimmerwohnung an die Rue Lepic 98 auf dem Montmartre in Paris, zwischen dem Boulevard Clichy und der gleichnamigen Vorstadt gelegen.

Arbeit am Buch Reise ans Ende der Nacht.

1929 veröffentlicht Destouches vier medizintechnische Artikel.

Auf Kosten des Völkerbunds reist er nach Nordeuropa und Skandinavien, nach Dresden, Prag und Wien.

1931

  • Jahresende: Fertigstellung des Manuskripts zum Buch Reise ans Ende der Nacht.

1932

  • März: Tod des Vaters Ferdinand Destouches.

Vertragsabschluss mit dem belgischen Verleger Robert Denoël zur Veröffentlichung des Buchs Reise ans Ende der Nacht.

Destouches Freundin Elizabeth Craig trennt sich von Destouches und reist für ein Jahr in die USA. Er entschädigt sich dafür durch Affären mit den Gelegenheitsbekanntschaften Erika Irrgang und Cillie Pam.

  • Sommer: Reise nach Marseille und Grossbritannien.

Vorabdrucke von Reise ans Ende der Nacht in den Zeitschriften Europe und Cahiers du Sud.

  • September: Veröffentlichung des 700-seitigen Buchs Reise ans Ende der Nacht unter dem Pseudonym Louis-Ferdinand Céline, wie er sich fortan nach dem dritten Vornamen seiner Mutter nennt. Das Buch erlebt ein gewaltiges Publikumsecho, allein bis März 1933 erscheinen über 100 Besprechungen; über 5'000 Artikel widmen sich dem Werk in den kommenden knapp zehn Jahren. Rasch gilt Céline als Erfinder des literarischen anarchistischen Nihilismus, der mit allen Anschauungs- und Ausdrucksformen der etablierten Literatur gebrochen hat.
  • 31. Oktober: Destouches wendet sich an Lucien Descaves, um seine Kandidatur für den Prix Goncourt anzumelden. Den Preis erhält jedoch Guy Mazelines für sein Buch Die Wölfe.

Céline erhält den Prix Renaudot.

  • Dezember: Auf Kosten des Völkerbundes reist Destouches nach Berlin, wo er im Hotel Hessler absteigt. Kurz darauf ist er in Breslau (Erika Irrgang) und Wien (Cillie Pam).

1933

  • Jahresanfang: Destouches ist im Auftrag des Völkerbunds in Berlin, wo er die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung studieren soll.

Destouches erwirbt eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Saint-Germain-en-Laye.

  • Februar: Bereits sind 75'000 Exemplare des Buches Reise ans Ende der Nacht verkauft.
  • 1. März: Destouches veröffentlicht den Artikel "Werden sie den Arbeitslosen den Garaus machen, um der Arbeitslosigkeit den Garaus zu machen?", in dem er andeutet, Hitler könne die Arbeitslosigkeit am besten durch einen Krieg lösen:

...der Friede interessiert niemand, die Brüderlichkeit ödet alle an. Wenn er [Hitler] den Frieden in Deutschland gründen will, wird er es schwer haben, ein Stück Zucker zu bekommen, während man ihm für den Krieg alles Blut geben wird, das er mag.

Das Buch Reise ans Ende der Nacht wird in zahlreiche Sprachen übersetzt. Im Deutsche Reich erscheint im Verlag Julius Kittls Nachfolger eine stark gekürzte Übersetzung des Buchs Reise ans Ende der Nacht von Isaak Grünberg in Leipzig und Mährisch-Ostrau.

  • 9. April: Destouches schreibt in einem Brief an seinen Jugendfreund Joseph Garcin:

Das Monster setzt seinen Weg auf unerwarteten Pfaden fort. Die Kritik redet Blödsinn, ich bin der Sonderling, und ich werde weiterhin den Kasper geben, das ist nun mal meine Art - wie du weisst. Ich werde ihnen etwas Ordentliches vorsetzen [...]. Lügen, den letzten Mist erzählen, darauf kommt es an, Garcin. Man muss den Leuten geben, was sie hören wollen, die Wahrheit hat ausgedient.

  • Mai: Destouches klärt in London mit John Marks letzte Fragen der englischen Übersetzung.

Die englische Übersetzung erscheint bei Chatto and Windus, kurz darauf die US-amerikanische bei Little Brown. In kurzer Folge werden drei Filmoptionen abgeschlossen, die jedoch sämtlich unverwirklicht auslaufen.

  • Juni: Destouches reist nach Basel, Zürich, London und New York.
  • 3. August: Destouches schreibt an seinen Verleger Rober Denoël:

Ich werde mich in Kürze an meinen nächsten Elefanten Tod auf Kredit machen - doch ich werde 4 oder 5 Jahre brauchen - es wird wenigstens 800 Seiten umfassen - ich sehe das Ganze als einen Band.

  • 26. September: Veröffentlichung des Theaterstücks L'église bei Robert Denoël. Das Buch wird mit einer Banderole ausgeliefert: "Bardamu beim Völkerbund".
  • 1. Oktober: Destouches hält die jährliche "Zola-Rede" in Médan (Dép. Yvelines) zum 31. Todestag von Emile Zola. Darin schildert er die gesellschaftliche Entwicklung auf eine Katastrophe zu, spricht von einer "Kriegspsychose", vom "Vorabend einer ungeheuren, abermaligen Auflösung", die er mit dem (erstmals von Sigmund Freud 1920 verwendeten) Begriff des "Todestriebs" erklärt - tief im Menschen sei ein "Verlangen nach Nichts" angelegt. Es wird Destouches' einzige Literaturbetriebsansprache bleiben.

Destouches bewegt sich in Paris auf dem Montmartere inzwischen unter schrägen Zeichnern, überdrehten Schauspielern, und Kabarettsängern, ambitionierten Malern, gutgebauten Stuntmen, Tänzerinnen und Revuegirls. Zu seinen hauptsächlichen Bekannten gehören der Schriftseller Marcel Aymé (1902-1967), der Schauspieler Robert le Vigan (1900-1972) und der Maler Gen Paul (1895-1975).

1934

Reisen nach Dänemark, Finnland, Berlin, München und Salzburg - Festspielsaison im Gefolge der Pianistin Lucienne Delforge.

Endgültige Trennung von Elizabeth Craig, die später in den USA einen jüdischen Amerikaner heiratet.

1936

  • Jahresanfang: Beendung der Rohform des Manuskripts für Tod auf Kredit. Marie Canavaggia bringt das Manuskript in Form.
  • Erste Jahreshälfte: Der Maler Gen Paul nimmt Destouches zur Tanzlehrerin Frau Blanche d'Alessandri an der Rue Henri-Monnier mit, wo Destouches die Tänzerin Lucette Almansor (geboren 1912) kennenlernt, die er 1943 heiraten wird. Bis 1940 ist sie oft auf Reisen, da sie im Ausland Engagements als Tänzerin hat.

Destouches reist nach London.

Aufführung von Célines Theaterstück L'église im Théâtre des Célestins in Lyon unter der Regie von Charles Gervais. Das Stück wird kurz nach der Premiere abgesetzt.

  • Mai: Veröffentlichung des Buchs Tod auf Kredit. Aufgrund der ans Pornographische grenzenden Obszönitäten druckt der Verleger Robert Denoël das Buch in einer passagenweise geweissten Form - insgesamt fallen dem Eingriff fast fünf Seiten zum Opfer. Erst die von Henri Godard verantwortete Werkausgabe wird 1981 die Urversion des Textes zugänglich machen. Seiner Mutter untersagt Destouches, das Buch zu lesen und diese hält sich daran.
  • 24. Mai: Destouches schreibt an André Rousseaux, der im Figaro das Buch Tod auf Kredit besprochen hatte:

Ich gebe mir Mühe, das "Gesprochene" in "Geschriebenem" wiederzugeben, weil das Papier das gesprochene Wort schlecht festhält, das ist aber auch alles. Darin liegt kein Tick, kein "Genre"! Verdichtung, das ist alles. Ich für meinen Teil finde darin die einzig mögliche Ausdrucksweise für das Gefühl. Ich will nicht erzählen, ich will fühlen machen.

Schiffsreise nach Dänemark, wo Destouches einen Teil seiner Tantiemen in einem Bankschliessfach in Kopenhagen deponiert. Weiterreise über Finnland in die Sowjetunion.

  • 15. Juli: Paul Nizan schreibt in L'humanité in seiner Besprechung:

In Reise [ans Ende der Nacht] steckte eine unvergessliche Verdammung des Krieges und der Kolonien. Jetzt verdammt Céline nur noch die Armen und die Verlierer.

Robert Denoël veröffentlicht die Verteidigungsschrift Apologie de "Mort à credit".

  • September: Destouches schreibt:

Was für ein furchtbares Land. Ich bin aus Russland zurück, eine einzige Scheusslichkeit! eine widerwärtige Hochstapelei! eine dreckige, dumme Angelegenheit. Wie kommt das alles so grotesk, theoretisch und kriminell daher.

  • Dezember: Veröffentlichung der erfolgreichen Propagandaschrift Mea culpa von knapp dreissig Seiten über die Reise in die Sowjetunion. Als "demnächst erscheinend" wird der Roman Casse-pipe (dt. Kanonenfutter) angekündigt, der eine Fortsetzung von Tod auf Kredit sein soll.

1937

  • Februar: Destouches reist in die USA und lernt auf der Schiffsreise Jean Gabin, Danielle Darieux und Jane Bowles, die Frau des Schriftstellers Paul Bowles, kennen.
  • Frühjahr: Destouches Ballettkompositionen werden vom Kunstprogramm der Weltausstellung in Paris abgelehnt.

Während seiner Abwesenheit zieht Lucette Almansor in Destouches' Wohnung an der Rue Lepic und wird nach seiner Rückkehr bleiben. Doch insgesamt wohnt sie nur kurz dort.

  • Juli: Destouches begibt sich zusammen mit Lucette Almansor nach Le Havre in sein Lieblingshotel Frascati.
  • August: Destouches schreibt den Hauptteil der Propagandaschrift Bagatelles pour un massacre.
  • September: Rückkehr nach Paris.
  • Dezember: Veröffentlichung der Propagandaschrift Bagatelles pour un massacre in einer Startauflage von 20'000 Exemplaren, 379 Seiten zu 27 Francs. Eine Anzeige in der Bibliographie de France beschreibt das Buch als das "unerbittlichste, leidenschaftlichste, hasstriefendste und unbeschreiblich komischste Pamphlet, das je das Licht der Welt erblickt hat". Destouches versucht darin zu beweisen, dass nicht nur Frankreich, sondern auch die USA und die Sowjetunion vom internationalen Judentum beherrscht würden und in einen unmittelbar bevorstehenden Krieg hineingezogen werden sollten - einen Krieg, der "viel gründlicher, viel unerbittlicher, viel besser durchgeführt, viel blutiger" sein werde als die "letzte bürgerliche Verrücktheit 1914 bis 1918." In der Schrift heisst es auch: "Ich würde sehr gern mit Hitler ein Bündnis schliessen." Auch die Literaturkritiker werden nicht geschont:

Dummköpfe sind es! Blöde Dummköpfe, Juden alle miteinander, Missratene! Aussauger! Schläuche! Alle! Jeder von ihnen hat mindestens fünfzehn Bücher vernichtet! Sie rächen sich! Sie krepieren. Sie ärgern sich.

Gleichzeitig gibt er den Juden die Schuld an der Erstarrung der französischen Literatursprache:

Das Schul-Französisch, das abgeklärte, filtrierte, entkleidete Französisch, das aufgeputzte [modern naturalistische] Französisch, das Französisch der Flegel, das Französisch eines Montaigne, eines Racine, das jüdische Abiturientenfranzösisch, das Französisch des verjudeten Anatole [France], der Brüder Goncourt, das widerlich elegante Französisch, gedrechselt, orientalisch, peinlich, glitschig - dieses Französisch ist die Grabschrift der französischen Rasse.

Interessanterweise eröffnen zwei Ballettchoreografien (La naissance d'une fée und Voyou Paul, brave Virginie) den Band. Eine dritte (Van Bagaden) beschliesst ihn. Bis 1944 kann der Verleger über 75'000 Exemplare der Schrift absetzen.

1937-1939

Dienstverpflichtung als Schiffsarzt an Bord der "Chella".

1938

Kündigung der Anstellung als Arzt in Clichy und Entlassung als Berater des Labors Biotherapie, dessen jüdischer Besitzer nun gern auf Destouches' Dienste verzichtet.

Destouches reist nach Amsterdam, wo er eine Anzahl Goldmünzen in der Niederländischen Bank deponiert.

Anlässlich der Veröffentlichung von Tod auf Kredit reist Destouches ein viertes Mal in die USA.

  • April: Destouches befindet sich an der kanadischen Küste in der französischen Kolonie Saint-Pierre-et-Miquelon.
  • April: André Gide bezeichnet Destouches' Bagatelles pour un massacre in seiner Besprechung in der Nouvelle revue française als gigantische Satire auf das antisemitische Schrifttum Frankreichs.

Bagatelles pour un massacre wird unter dem Titel Judenverschwörung in Frankreich in einer gekürzten und veränderten Form von Arthur Pfannstiel und Willi Könitzer auch im Deutschen Reich veröffentlicht.

  • Sommer: Destouches reist mit dem Freund und Maler Henri Mahé nach London, um bei der Lloyds Bank Gold abzuheben und in ein Schliessfach nach Kopenhagen zu überweisen. Den Rest des Sommers verbringt er in Saint Malo, wo er einen wesentlichen Teil der Schrift L'Ecole des cadavres verfasst.
  • 24. November: Veröffentlichung der Propagandaschrift L'Ecole des cadavres. Darin tritt Destouches für ein französisch-deutsches Bündnis ein als für die "einzige Lösung", die den "ewigen französisch-deutschen Zwist, die ewige französisch-deutsche Schlächterei" beenden können - einen Zwist, der mit den Verträgen von Verdun im Jahre 843 begonnen habe. Destouches beschwört dabei das gemeinsame Ariertum, hebt das gemeinsame keltisch-germanische Erbe hervor und schreibt: "Getrennt, verfeindet, ermorden wir einander... Zusammen werden wir Europa lenken." Die Tschechen werden als "Mobilgarden der Juden in Mitteleuropa" bezeichnet. Die Schrift wird unter dem Titel Die Judenverschwörung in Frankreich auch ins Deutsche übersetzt.

Erneut wird in der Schrift L'Ecole des cadavres der Roman Casse-pipe als "demnächst erscheinend" angekündigt.

Die Bücher Reise ans Ende der Nacht, Mord auf Kredit und Semmelweis werden im Deutschen Reich auf die "Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums" gesetzt.

1939

  • April: Die französische Regierung untersagt die Verbreitung rassistischer Veröffentlichungen, worauf die beiden Schriften Bagatelles pour un massacre (1937) und L'Ecole des cadavres (1938) aus dem Verkauf zurückgezogen werden. Verlag und Autor werden von Pierre Roquès verklagt, der in L'Ecole des cadavres als Jude diffamiert worden war.
  • 21. Juni: Destouches und sein Verlag werden zu einer Strafe von 2'000 Francs und zur Streichung der Roquès betreffenden Passage verurteilt.
  • 27. Juli: Karl Holz bespricht in der deutschen Zeitung Der Stürmer Destouches deutsche Fassung der Schrift Bagatelles pour un massacre (1937) unter dem Titel "Der französische Arzt Céline sagt das blutige Ende Frankreichs voraus". Darin schreibt Holz: "Was Julius Streicher, der grösste Judenhasser, bisher gegen das Judentum schrieb, das ist ein leichter Tadel im Vergleich zu den Büchern Célines."
  • 31. August: Veröffentlichung eines Briefs von Destouches in La vie nationale.
  • September: Beginn des Zweiten Weltkriegs.

Umzug vom durch Bombenangriffe gefährdeten Montmartre (Rue Lepic) für einen Monat in ein kleines Haus an der Rue de Bellevue in Saint-Germain-en-Laye, wo Destouches eine medizinische Praxis eröffnet. Als nach einem Monat nur ein einziger Patient aufgetaucht war, schliesst Destouches die Praxis wieder. Destouches und Lucette Almansor ziehen darauf zu seiner Mutter Marguerite Destouches in die Rue Marsollier 11 in Saint-Germain-en-Laye.

Destouches geht als Arzt an Bord des Schiffes "Shella", um gegen die Deutschen zu kämpfen.

1940

  • Anfang Januar: Nach dem Untergang des Schiffes "Shella", das durch ein deutsches Unterseeboot versenkt wird, kehrt Destouches zurück.

Destouches wird leitender Arzt im Dispensaire von Sartrouville (Dép. Seine-et-Oise).

  • 10. Juni: Beim Anrücken der deutschen Truppen flüchtet Detouches mit seiner Freundin Lucette Almansor und seinen Arztkollegen in einem Notarztwagen über Issoudun nach La Rochelle und Saint-Jean-d'Angély. Sie erleben die Bombardierung der Pont d'Orléans, die Destouches zu Beginn seines Buchs Guignol's Band (1944) beschreiben wird. An der Atlantikküste schreibt er die Propagandaschrift Les beaux draps (1941).
  • 22. Juni: Waffenstillstand zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich. Der nördliche und westliche Teil des Landes wird von deutschen Truppen besetzt, im südlichen Teil, der sogenannten "Freien Zone", regiert General Pétain, dem ein konservatives Kabinett unter Führung von Pierre Laval untergeordnet ist.
  • 14. Juli: Destouches und Lucette Almansor erreichen Saint-Jean-d'Angély (Dép. Charente-Maritime).
  • 21. November: Destouches erhält einen passabel dotierten Posten an der Städtischen Klink von Bezons, den er bis zu seiner Flucht 1944 innehat.
  • Jahresende: Destouches nimmt die Vorarbeiten zu Guignol's Band wieder auf, dessen Vorgeschichte bis 1928 zurückreicht. Das ursprünglich als London-Episode von Reise ans Ende der Nacht geplante Stück entwickelt sich unter den Behelfstiteln Honny soit und English bar zum eigenständigen Romanprojekt.

Bruch mit der inzwischen 20-jährigen Tochter Colette - der autoritäre Vater duldet den Schwiegersohn Yves Turpin nicht. Auch die Geburt des ersten Enkelkindes Jean-Marie Turpin kann den gekränkten Vater nicht versöhnen. Erst 1951 nimmt er den Kontakt wieder auf.

1941

  • Februar: Destouches und Lucette Alamsnor ziehen in eine Dreizimmerwohnung an der Rue Girardon 4 auf dem Montmartre in Paris, die ihnen Gen Paul besorgt hat. Hier schreibt Destouches die beiden Bände von Guignol's Band.

Veröffentlichung der Propagandaschrift Les beaux draps, in der Destouches vor allem die nationale Erneuerung anregt. Zusätzlich macht er Vorschläge zu gesellschaftlicher Neuordnung im Sinne eines totalen Egalitarismus, eines "Überkommunismus", wie er ihn in einem Interview 1944 formuliert.

Der deutsche Botschafter Otto Abetz schlägt Destouches als Generalkommissar für Judenfragen (Commissaire aux questions juives) vor, doch dieser lehnt ab.

Destouches ist bei der Gründung des Instituts für Judenfragen in Paris anwesend.

  • August: Destouches lehnt die Mitarbeit an der kollaborationistischen Zeitschrift La gerbe von Alphonse de Châteaubriant ab.
  • August: Destouches schickt einen Brief an Je suis partout, in dem er zur öffentlichen Säuberung in Frankreich aufruft.
  • 21. November: Je suis partout veröffentlicht einen Brief Destouches' an Alain Laubreaux anlässlich dessen Verrisses von Jean Cocteaus Theaterstück Parents terribles. Destouches schreibt darin:

Was den Rassismus angeht, so folge ich Ihnen zu einhundert Prozent. Die Frage der Raison der Rasse steht noch über der Staatsraison. [...] Totaler fanatischer Rassismus oder der Tod.

In einem entschuldigenden Brief an Cocteau schreibt er beschwichtigend von einem poetischen Tod, zu dem ihn der "totale jüdische Fanatismus" verurteilen werde.

Ablehnung der Teilnahme an einem Schriftstellerkongress in Weimar.

  • 7. Dezember: Ernst Jünger notiert im Zusammenhang mit seinem Besuch im Deutschen Institut in Paris zu Destouches:

Er sprach sein Befremden, sein Erstaunen darüber aus, dass wir Soldaten die Juden nicht erschiessen, aufhängen, ausrotten - sein Erstaunen darüber, dass jemand, dem die Bajonette zur Verfügung stehen, nicht unbeschränkten Gebrauch von ihnen macht. "Wenn die Bolschewiken in Paris wären, sie würden Ihnen das vormachen, Ihnen zeigen, wie man Quartier für Quartier und Haus für Haus die Einwohnerschaft durchkämmt. Wenn ich die Bajonette hätte, ich würde wissen, was ich zu tun hätte."

1942

  • 9. März: Destouches ist Mitunterezeichner eines im Petit Parisien erscheinenden Manifests, in dem die Bombardierung französischer Städte durch alliierte Streitkräfte verurteilt wird.
  • Juni: Destouches schreibt einen Brief an die Zeitschrift Je suis partout über den mangelnden Sinn der Franzosen für die Gefährdung der bretonisch-keltischen Rasse durch die schleichende Verjudung. Anschliessend heisst es:

50'000 étoiles jaunes n'y changeront rien. La France entière pour un peu, plus dreyfusard que jamais, par sympathie si chrétienne, arborerait avec fierté le signe judaïque.

  • Sommer: Sommerfrische in der psychiatrischen Klinik in Quimper, die damals von Dr. Mondain geleitet wird, der selber halbwegs verrückt ist.

Neuauflage der Bücher Reise ans Ende der Nacht (1932) und Tod auf Kredit (1936) in von Destouches' Freund, dem Maler Gen Paul illustrierten Ausgaben. Im selben Jahr wird auch die Schrift L'Ecole des cadavres (1938) neu aufgelegt, ergänzt durch ein Vorwort und um vierzehn Fotos.

Mehrtägige Reise nach Berlin, während der Destouches auch das Atelier von Arno Breker besucht.

Beginn der Niederschrift des Buches Guignol's Band, das auf einem Plan von 1936 basiert.

Ablehnung der Teilnahme an einem Schriftstellerkongress in Weimar.

Destouches taucht ab 1942 auf den Fahndungslisten verschiedener französischer Widerstandsgruppen auf.

1943

  • 23. Februar: Heirat mit Lucette Almansor in der Mairie des 18. Arrondissements von Paris. Als Trauzeugen sind Gen Paul und dessen Frau Gaby anwesend. Gleich anschliessend an die Trauung macht sich Destouches wieder an die Arbeit, was Gen Paul sehr aufbringt.
  • Ende März: Destouches bittet um eine Beurlaubung in Bezons, wo er sich für seine Sprechstunde ohnehin oft durch Madame Hogarth vertreten lässt. Destouches begibt sich darauf nach Saint Malo, um das Rohmanuskript für den ersten Band von Guignol's Band abzuschliessen.

Danach arbeitet Destouches manisch am zweiten Band von Guignol's Band, von dem bei seiner Flucht im Juni 1944 eine von Marie Canavaggia abgetippte Version vorliegt.

  • Oktober: Neuauflage der Schrift Bagatelles pour un massacre (1937) mit zwanzig zusätzlichen Fotografien.

Ablehnung der Teilnahme an einer von de Brinon geleiteten Delegation zur Begutachtung des sowjetischen Massakers von Katyn an polnischen Offizieren.

1944

  • 3. März: Von seiner Wohnung aus beobachtet Destouches die Bombardierung der Renault-Werke im Pariser Vorort Boulogne-Billancourt. Er wird diesem Angriff im zweiten Teil von Féerie pour un autre fois (Normance) gedenken.
  • Ende März: Veröffentlichung des von der deutschen Zensur genehmigten Romans Guignol's Band beim Verlag Denoël. Im Vorwort erklärt Destouches das Buch zum ersten von drei geplanten Bänden: "Dreiviertel" fehlten noch, denn er habe 1'200 Seiten vorgehabt:

Aber es musste schnell gedruckt werden wegen höchst bedenklicher Umstände, da man nicht weiss, wer da leben bleibt oder stirbt! Denoël? Sie? ich?

  • Nacht des 23.-24. April: Zwei irrtümlich über dem Montmartre abgeworfene alliierte Bomben schrecken Destouches auf. Der Angriff führt zu 259 Toten und 231 Verletzten.
  • 2. Juni: In Aspects erscheint eine lange Besprechung von Destouches' Buch Guignol's Band durch Jacques de Lesdain, der in Célines "Füllfederhalter keinen Tropfen Tinte für den Nationalsozialismus" entdecken kann. Stattdessen sei "ein Kaleidoskop peinlicher, oft schmutziger Bilder" entstanden. "Der Céline des Jahres 1944 hütet sich wohl, sich die Finger an aktuellen Themen zu verbrennen."
  • 6. Juni: Landung der US-Amerikaner, Briten und Kanadier in der Normandie.
  • 8. Juni: Destouches erhält von den deutschen Behörden den Fremdenpass.
  • Juni: In einem Interview in Paris-Midi zu seinem Buch Guignol's Band sagt Destouches:

Einige französische Schriftsteller in London äussern sich über das Radio und schreiben über Frankreich. Und ich schreibe über London. Jene äussern sich zur Politik, und ich äussere mich nicht. So ist das.

  • 17. Juni: Destouches und seine Frau flüchten mit ihrem Kater Bébert per Bahn aus Paris nach Baden-Baden (Deutsches Reich).Destouches hat sein Konto bei der Lloyds Bank leergeräumt, die Goldmünzen führen er und seine Frau Lucette in Hüftgürteln mit sich. Abschriften seiner wichtigsten Manuskripte (Casse-pipe und der zweite Teil von Guignol's Band) sind bei der Sekretärin hinterlegt. In Baden-Baden richten sich die Destouches in Brenner's Park-Hotel ein und treffen auf das ebenfalls geflüchtete Montmartre-Original Peppino Morato.

Der Roman Casse-pipe soll gemäss späterer Auskunft von Destouches' 1944 auf 400 bis 500, einem Brief an Roger Nimier zufolge sogar auf 600 Seiten gediehen sein. Diese seien allerdings bei der Flucht aus Paris in seiner Wohnung am Montmartre (Rue Girardon) zurückgeblieben und von Mitgliedern der Résistance zum Müll geworfen worden. Bruchstücke des Romans werden erst nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlicht.

  • August: Der Schauspieler und Radiosprecher Robert le Vigan (1900-1972) trifft ebenfalls in Baden-Baden ein.
  • Ende August: Das Ehepaar Destouches reist mit Kater Bébert und Robert le Vigan nach Berlin, um dort ein Visum für Dänemark zu beantragen, wo Destouches seine Goldreserven deponiert hat. In Berlin treffen sie Dr. Hellmut Haubold, den Präsident der Berliner Reichsärztekammer, der das Paar auf einem Gutshof in Kränzlin nahe Neuruppin unterbringt, bis über das Visum entschieden ist, das schliesslich nicht erteilt wird.
  • Ende Oktober: Rückreise der Destouches und von le Vigan nach Sigmaringen in Süddeutschland, wo sich die französische Exilkolonie befindet, angeblich "1'142 zum Tode Verurteilte", darunter General Pétain und Laval. Das Paar wohnt hier in einem Hotel zu Füssen des Schlosses, Destouches betätigt sich als Arzt. Er mobilisiert sämtliche Kontakte aus Pariser Tagen: Karl Epting, Gerhard Heller, Hermann Bickler - letzterer erwirkt schliesslich über den deutschen Botschafter in Kopenhagen eine Einreisegenehmigung.

1945

  • 6. März: Tod der Mutter Marguerite Destouches. Die Nachricht davon erreicht ihren Sohn erst in Kopenhagen.
  • März: Das Ehepaar Destouches erhält Passierscheine und begibt sich von Sigmaringen aus auf eine fünftägige Bahnreise nach Dänemark, der Weg führt über Donauwörth, Nürnberg, Bamberg, Lichtenfels, Eisenach, Bebra, Hannover und Hamburg nach Flensburg. Mit dabei ist auch wieder der Kater Bébert.
  • 27. März: In einem Eisenbahnwagen des Schwedischen Roten Kreuzes überquert das Ehepaar die dänische Grenze und erreicht schliesslich Kopenhagen. Mit dabei ist auch Germinal Chamoin. Das Ehepaar wird in der Wohnung der verreisten Freundin Karen Marie Jensen, einer Tänzerin, einquartiert, die in ihrem Garten auch einiges Gold von Destouches vergraben hat. Destouches und seine Frau logieren hier als "Louis Courtial" und "Lucie Jensen" und er beauftragt den dänischen Anwalt Thorwald Mikkelsen, ihn zu vertreten. Nach kurzer Zeit erhält er so eine Aufenthaltsgenehmigung. Inzwischen unterrichtet Lucette Hermann Görings Nichte, die mit dem Sohn eines Rabbiners verheiratet war.

Destouches überarbeitet in Kopenhagen den zweiten Teil von Guignol's Band (1964) und beginnt ein neues Werk, Bataille de Styx, das später unter dem Titel Féerie pour une autre fois (1952) veröffentlicht wird.

  • Ende September oder Anfang Oktober: Eine Hausbewohnerin zeigt der französischen Gesandtschaft in Kopenhagen die Anwesenheit von Destouches an.
  • 23. November: Der französische Aussenminister Georges Bidault verlangt von Dänemark die Auslieferung Destouches'.
  • 2. Dezember: Destouches' Verleger Robert Denoël wird 43-jährig auf offener Strasse in Paris erschossen. Die genauen Umstände sind bis heute ungeklärt.
  • 15. Dezember: Die dänische Tageszeitung Politiken zitiert den französischen Samedi-Soir und vermeldet die Anwesenheit von Louis-Ferdinand Céline in Kopenhagen. Der dänische Aussenminister ordnet daraufhin die Verhaftung des Ehepaars an. Lucette gelangt nach elf Tagen auf freien Fuss, Louis-Ferdinand bleibt 18 Monate in Haft, anfangs in der Vestre Faengsel.
  • 18. Dezember: Festnahme des Paares, das erfolglos über die Dächer zu entkommen versucht.
  • 28. Ende Dezember: Lucette Destouches wird wieder freigelassen. In den folgenden sechs Monaten, bis sie ihrem Mann, wenigstens wieder Briefe schreiben darf, unternimmt sie drei Selbstmordversuche mit Tabletten. Von Karen Marie Jensen wird sie vor die Tür gesetzt, weil Kater Bébert die Wohnung verwüstet hatte. Sie macht daraufhin einen Tauschhandel mit einem Gefängniswärter: Sie übernimmt sein kleines Apartment und er zieht zu ihrer Mutter nach Menton (Dép. Alpes-Maritimes).

1946

  • 1. April: Die Werke von Louis-Ferdinand Céline stehen in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands neu auf der "Liste der auszusondernden Literatur".
  • Ende Mai: Abschluss des Manuskripts des zweiten Teils von Guignol's Band (1964).
  • 8. November: Aufgrund mehrerer selbstverfasster Krankheitsbulletins wird Destouches aus der Vestre Faengsel ins Sundby-Krankenhaus verlegt. Von Kopfschmerzen ist die Rede, von Ohrensausen, Rheuma, Malaria, Paralyse des rechten Arms, von Herzbeschwerden, Verstopfungszuständen, Ekzemen, Haarausfall, Gewichtsverlust und Ausfallen sämtlicher Zähne (was im übrigen der Grund dafür ist, dass seine Altersbilder keinen lachenden Destouches zeigen).
  • Jahresende: Der New Yorker Anwalt Julien Cornell lanciert ein "Appell zugunsten Célines", den die Schriftsteller Henry Miller und Edmund Wilson, der Komponist Edgar Varèse und der Verleger James Laughlin unterzeichnen. Destouches würdigt diesen Einsatz später als "entscheidende Intervention zu meinen Gunsten."

1947

  • 26. Februar: Destouches wird aus dem Sundby-Gefängniskrankenhaus ins Zivilkranknehaus Rigshospital verlegt, das er allerdings nicht ohne polizeiliche Genehmigung verlassen darf.
  • März: Abschluss der Durchsicht des zweiten Bands von Guignol's Band.
  • 24. Juni: Destouches wird vorläufig entlassen, allerdings mit der Auflage, sich nicht ausser Landes zu begeben. Er bleibt vorerst in Kopenhagen.

Übersetzungsvertrag mit dem US-amerikanischen Verleger James Laughlin für die beiden Bücher Tod auf Kredit (1936) und Guignol's Band (1944).

Rege Brieftätigkeit: der Biograf Viotoux zählt um die 4'000 Briefe nach den USA, Frankreich und in die Schweiz, hauptsächlich gerichtet an die Freunde Robert le Vigan und Albert Paraz, an den Pastor François Löchen, seinen Anwalt Mikkelsen (allein 400 Briefe), an Jean Paulhan (den Herausgeber der Nouvelle revue française), an seinen französischen Anwalt Albert Naud, an Dr. Clément Camus, seinen Literaturagenten Pierre Monnier sowie an seine treue Sekretärin und Sachverwalterin Marie Canavaggia.

Destouches' Anwalt ist Albert Naud, der berits zuvor Henri Béraud und Pierre Laval verteidigt hatte und über beste Kontakte zu Résistance-Kreisen verfügt.

1948

  • 28. Februar: In einem Brief an Milton Hindus erklärt Destouches:

Ich mochte schon immer schöne lesbische Frauen - sie sollen gefällig anzusehen sein und mich mit ihren sexuellen Reizen nicht ermüden! Sollen sie es sich doch gutgehen lassen, es sich gegenseitig besorgen und sich verschlingen - ich bin ein Voyeur, und das macht mich heiss. Und wie! Von jeher! Ein Voyeur, genau, und auch ein bisschen ein begeisterter Geniesser, wenn auch ein sehr diskreter...!

  • 19. Mai: Eintreffen auf dem Landgut seines Anwalts Mikkelsen in Klaarskovgaard, acht Kilometer vom Hafenort Korsør an der Ostsee, wo das Ehepaar zuerst in Mikkelsens Haus und dann in einem kleinen Gästehaus lebt.
  • Juli: Das Ehepaar Destouches verbringt die nächsten drei Jahre zumeist im sogenannten Fanehuset von Anwalt Mikkelsen, einem Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert, das Destouches ab dem ersten Moment als Objekt seines überbordenden Hasses ins Herz schliesst:

Es gibt hier schlichtweg nichts zum Fressen - nur Kartoffeln, geräucherter Hering und Haferschleim - das Fleisch ist schlecht und unerschwinglich. Kein Gemüse.

  • Herbst: Destouches begegnet Louis François Löchen, dem Pastor der reformierten Kirche von Kopenhagen, mit dem er später einen sehr persönlichen Briefwechsel unterhält.

In Korsør wird Destouches vom US-amerikanischen Literaturwissenschaftler Milton Hindus (1916-1998) besucht, der jedoch von dessen Grobheit schockiert ist und über seinen Kontakt ein Buch veröffentlicht.

Arbeit an Féerie pour un autre fois.

Destouches bauftragt zu seiner Verteidigung zusätzlich den Anwalt Jean-Louis Tixier-Vignancour (1907-1989), der 1965 als Kandidat der äussersten Rechten bei den französischen Präsidentschaftswahlen gegen de Gaulle antrat.

1949

Das Ehepaar nimmt die streunende Schäferhündin Betty bei sich auf.

  • Mai: Richter Jean Seltensperger übernimmt in Paris den Fall von Louis-Ferdinand Destouches, der in Frankreich wegen Landesverrat angeklagt ist, worauf gemäss Artikel 75 die Todesstrafe steht.

1950

  • Mai: Lucette wird in einer Notoperation ein Fibrom entfernt. Da sie anschliessend zu früh aufsteht, zieht sie sich einen Leistenbruch zu, der ohne Betäubung genäht wird.

Die Anklage gegen Louis-Ferdinand Destouches schrumpft schliesslich auf die Abfassung einiger Passagen in Les beaux draps (1941) und auf das Einverständnis zu einer Neuauflage von Bagatelles pour un massacre, worauf Richter Seltensperger zum Schluss kommt, dass Artikel 75 nicht anzuwenden und der Fall vor einem Zivilgericht zu verhandeln sei. Ausserdem ordnet er die Aufhebung des Haftbefehls an.

Durch eine Indiskretion gelangt die Anordnung vorzeitig an die Presse, was eine Wiederaufnahme des Falles unter einem neuen Untersuchungsrichter zur Folge hat.

1951

Destouches wird schliesslich zu einem Jahr Gefängnis (bereits in Kopenhagen verbüsst) und 50'000 Francs Geldstrafe verurteilt, zudem werden ihm die Bürgerrechte aberkannt und die Hälfte seiner aktuellen und kommenden Einkünfte eingezogen.

  • 15. März: Aufhebung des Haftbefehls.
  • 26. April: Endgültiger Straferlass. Wenige Tage später hält Destouches Urteilsausfertigung und Reisepass in der Hand.
  • 1. Juli: Das Ehepaar Destouches besteigt zusammen mit drei Hunden und sechs Katzen (einschliesslich Kater Bébert) in Kopenhagen eine DC-4 der Fluglinie SAS nach Nizza. An der Côte d'Azur leben sie anschliessend in Menton (Dép. Alpes-Maritimes) bei Lucettes Mutter und ihrem Stiefvater Ercole Pirazzoli unterkommen, einem wohlhabenden und geizigen Bauunternehmer.
  • Ende Juli: Das Ehepaar Destouches wird vom reichen Industriellenehepaar Marteau eingeladen, bei ihnen in einem Schloss in Neuilly zu wohnen.
  • Mitte August: Das Ehepaar Destouchesbeginnt nach einer eigenen Unterkunft zu suchen und findet schliesslich in Meudon (Dép. Hauts-de-Seine) nahe Paris an der Route des Gardes 25 die heruntergekommene "Villa Maïtou" aus dem 19. Jahrhundert mit 1'500 Quadratmeter steil abfallendem Garten und Panoramablick über Paris und das Seine-Tal. Destouches schwärmt:

Ein Blick auf ganz Paris, Eiffelturm, Mont Valérien, Montmartre, Seinebrücken, Renault-Werke - vorzügliches Zelt mit 500 Eiern Unterhaltskosten im Jahr!

  • Oktober: Einzug in das Haus In Meudon. Lucette verkaufte zum Erwerb des Hauses ihre beiden Bauernhöfe in der Normandie. Sie eröffnet in Meudon sogleich eine Schule für klassisches Ballett und Charaktertanz. Unter ihren Schülerinnen sind unter anderem die Frau des damaligen Direktors des Figaro, Schauspielerinnen, Schriftsteller, Schriftstellergattinnen, Françoise Christophe, Judith Magre und ihre Schwester, die Tochter von Marcel Aymé, die Frau von Raymond Queneau, Françoise Fabian, Christine Arnothy und Simone Gallimard.

Veröffentlichung der französischen Übersetzung der Tagebücher Ernst Jüngers, in denen dieser Céline unter voller Namensnennung antisemitische Äusserungen machen lässt. In der deutschen Übersetzung wurden die Céline betreffenden Passagen unter dem Pseudonym "Merline" veröffentlicht. Jünger entschuldigt sich zwar ("Alles nur ein Versehen"), doch Destouches' Anwalt geht gerichtlich gegen den Verlag Juillard vor, woraufhin die zweite Auflage ebenfalls das Pseudonym "Merline" trägt.

1952

Exklusivvertrag mit Gaston Gallimard, der bereits André Gide, Paul Claudel, William Faulkner und Paul Valéry unter Vertrag hat - einzig Céline fehle, so sein Credo. Der Vertrag beinhaltet die Widerauflage sämtlicher Romane, 18 Prozent Tantiemen, Vorschuss für die jeweilige Druckauflage, fünf Millionen (alte) französische Francs Vorschuss, einen Werksvertrag für Féerie pour un autre fois sowie eine Option auf fünf weitere Werke. In Nachverhandlungen werden ihm zusätzliche fünf Millionen Francs gewährt. Destouches inzwischen schraubt die Beschimpfung seines Verlegers aufs höchste Niveau.

Veröffentlichung des ersten Teils des Buchs Féerie pour un autre fois, an dem Destouches seit 1945 gearbeitet hatte. Die Verkäufe sind unbefriedigend, die Besprechungen so selten wie ablehnend. Selbst Freunde und Anhänger wie Théophile Briant, Roger Nimier und Robert Poulet zeigen sich enttäuscht, bezeichnen das Werk als "gekünstelt" und "langweilig",

Tod des 20-jährigen Katers Bébert. Lucette kauft anschliessend für ihren Mann im Kaufhaus "La Samaritaine" den Papagei Toto, dem Destouches das Sprechen beibringt.

1953

  • Sommer: Destouches eröffnet zum dritten Mal eine eigene medizinische Praxis, um seine bescheidenen Rentenansprüche durch eine ausreichend lange freie Tätigkeit als Arzt abzusichern. Patienten finden sich allerdings nur selten ein, denn Destouches ist als pervers, verschlagen und skurril verschrien.

1954

Veröffentlichung des zweiten Teils des Buchs Féerie pour un autre fois mit dem Untertitel "Normance", an dem Destouches seit 1945 gearbeitet hatte.

Veröffentlichung der Gespräche mit Professor Y in der Nouvelle revue française von Jean Paulhan, in der Destouches erfolglos seine künstlerischen Absichten darlegt. Das emotionale Einfühlungsvermögen gilt ihm als höchste Kunst, weder Engländer (Ausnahme: William Shakespeare), Amerikaner oder Deutsche (Ausnahme; Heinrich Heine) verfügten über ein solches, nur bei Franzosen sei es anzutreffen. Daraus ergibt sich, ddass die französische Literatur die führende der Welt ist.Er selber sei der beste lebende Schriftsteller französischer Sprache, "das einzig wirkliche Genie" - es versteht sich von selbst "dass es sich bei mir um den einzigen Schriftsteller des Jahrhunderts handelt".

Gallimard gibt Destouches' Drängen nach und reiht ihn neben André Malraux und Henry de Montherlant als einzigen lebenden Autor in seine Klassikerreihe "Pléiade" ein. Der erste Band, herausgegeben von Jean Ducourneau mit einem Vorwort von Henri Mondor, erscheint allerdings erst 1962, ein Jahr nach dem Tod von Destouches.

  • Sommer: Beginn der Arbeit am Buch Von einem Schloss zum anderen (1957).

1955

Veröffentlichung der Gespräche mit Professor Y als Buch in der Reihe "Collection Blanche".

1956

  • Jahresende: Roger Nimier wird vom Verlag Gallimard als freier Lektor eingestellt, der sich der Förderung Destouches' annimmt.

1957

  • Frühjahr: Beginn der Arbeit am Buch Norden (1960).

Veröffentlichung des Buchs Von einem Schloss zum anderen, das ein grosses Publikumsecho erzeugt und ihm späten Ruhm bringt. Behandelt werden die Geschehnisse ab Mitte 1944 in Sigmaringen.

Interview in L'express, das Destouches einem breiten linksliberalen Publikum näherbringt. Titel des Artikels ist "Reise ans Ende des Hasses".

  • 25. Juli: Interview mit Louis-Albert Zbinden für Radio Lausanne, in dem er über seinen neuesten Roman Von einem Schloss zum anderen sagt:

Ich erzähle von Pétain, erzähle von Laval, ich erzähle von Sigmaringen, es ist ein Moment der Geschichte Frankreichs, ob es die Leute wahrhaben wollen oder nicht. [...] Das hat es gegeben, und eines Tages wird es auf den Lehrplänen stehen.

1958

Veröffentlichung der Schallplatte Louis-Ferdinand Céline vous parle in der "Collection Leur oeuvre et leur voix" des Plattenlabels Festival. Destouches spricht, die Schauspieler Pierre Brasseur und Arletty lesen Werkauszüge.

1959

  • 31. März: Destouches tritt offiziell in den Ruhestand.
  • Mai: Der Verlag Gallimard veröffentlicht sämtliche unaufgeführten Ballett-Kompositionen Destouches' in einem Band, Ballets sans musique, sans personne, sans rien.
  • 1. Juni: Interview mit Claude Sarraute.
  • Dezember: Beginn der Arbeit am Buch Rigodon (1969).

1960

Destouches erleidet einen leichten Schlaganfall. Seine Frau Lucette füttert ihn anschliessedn mehrere Wochen lang mit einem kleinen Löffel. Eines Morgens kommt er wieder zu sich und nimmt seine Arbeit wieder dort auf, wo er sie unterbrochen hat, als wäre nichts geschehen.

Veröffentlichung des Buchs Norden, in dem Destouches die die Bombardierung Berlins und die letzten Monate des Zweiten Weltkriegs aus der Perspektive des brandenburgischen Dorfes Kränzlin schildert.

Asta Scherz und Dr. Hellmut Haubold strengen einen Prozess wegen ihrer Schilderung in Destouches' Buch Norden an, der erst nach dessen Tod beendet wird.

1961

  • 1. Juli: Louis-Ferdinand Destouches stirbt gegen 18 Uhr an einem Blutgerinnsel in der linken Gehirnhälfte. Seine letzten Worte lauten gemäss dem Nachruf seines Freundes Karl Epting: "Ich werde verrecken". Der Legende nach hat er an diesem Tag das Rohmanuskripts zum Buch Rigodon (1969) abgeschlossen, das er nicht vor seinem 70. Lebensjahr veröffentlicht sehen will. Nachdem er das Wort "fin" unter die letzte Manuskriptseite gesetzt habe, sei er gestorben. In Wahrheit ist er jedoch mit dem Manuskript nicht fertiggeworden. Seine Frau verbringt die Nacht nach seinem Tod damit, die endgültige Fassung von Rigodon auf ein Tonbandgerät zu sprechen.

Von der Leiche wird eine Totenmaske und ein Handabdruck gemacht, sie wird in einem Totenhemd aufgebahrt und auf Veranlassung Gallimards priesterlich gesalbt. Die verspätet lancierte Nachricht von Destouches' Tod wird überschattet von der medialen Aufmerksamkeit für den Selbstmord Ernest Hemingways am 2. Juli 1961.

Die Witwe setzt sich über den letzten Willen des Verstorbenen hinweg und ordnet anstelle der erwünschten Seebestattung vor der Bretagne eine Erdbestattung in der ihm verhassten Muttererde der Ile-de-France an.

  • 4. Juli: Beisetzung Destouches' auf dem Friedhof von Meudon in Anwesenheit des engsten Freundeskreises, darunter Marcel Aymé, Gaston Gallimard und sein Sohn Claude, Roger Nimier, Marie Canavaggia und Karl Epting, der frühere Leiter des Deutschen Kulturinstituts während der deutschen Besetzung Frankreichs von 1940-1944. Ebenfalls anwesend ist Lucettes Mutter und seine Tochter Colette. Der Grabstein besteht aus Granit bretonischer Herkunft.

Lucette Destouches besitzt beim Tode ihres Mannes acht Hunde, dazu jede Menge Katzen und Vögel.

1962

  • Juli: Lucette Destouches lernt François Gibault kennen.
  • November: Roger Nimier stirbt bei einem Autounfall.

1964

Veröffentlichung des zweiten Teils des Romans Guignol's Band unter dem Titel Le Pont de Londres..

Lucette Destouches macht als 52-jährige den Führerschein.

1968

Das Haus in Meudon brennt.

1969

Veröffentlichung von Destouches' letztem Buch Rigodon.

1975

Diesmal brennt der Ballettpavillon oberhalb des Hauses in Meudon.

1976

Gründung der Société des études céliniennes / SEC in Paris.

1977

  • April: Einrichtung einer Forschungsstelle an der Université Paris VII auf der Grundlage des privaten Céline-Archivs von Jean-Pierre Dauphin.

1979

Gründung eines niederländischen Ablegers der Société des études céliniennes, der sich inzwischen aber wieder aufgelöst hat.

1980

Die Céline-Forschungsstelle an der Université Paris VII wird in Bibliothèque Louis-Ferdinand Céline / BLFC umbenannt und gibt die Buchreihe Bibliothèque L.-F. Céline heraus. Als Fonds Céline ist sie Teil des Institut mémoires de l'édition contemporaine / Imec; dort werden seit 1989 38 Kisten Forschungs- und Nachlassmaterialien zu Céline verwahrt.

1992

Erfolgreiche Aufführung von Célines Theaterstück L'église in einer stark beschnittenen Textfassung (unter Auslassung der antisemitischen Untertöne).

1993

Veröffentlichung des Buchs Féerie pour un autre fois als Pléiade-Ausgabe, der Fragmente von Destouches' Gefängnisnotizen beigegeben sind.

1994

Gründung eines russischen Ablegers der Société des études céliniennes, der eine Neuübersetzung des Buches Voyage au bout de la nuit sowie eine Übersetzung des Buches Mort à crédit veranlasste.

2001

  • Frühjahr: Veröffentlichung des Buchs Céline secret von Lucette Destouches und Véronique Robert.

2003

Das Buch Yoyage au bout de la nuit erscheint erstmals in vollständiger deutscher Übersetzung unter dem Titel Reise ans Ende der Nacht.