Louis-Ferdinand Céline/Biografie: Unterschied zwischen den Versionen

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== 1865 ==
 
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Version vom 30. Juli 2010, 01:12 Uhr

1865

Geburt von Ferdinand Destouches in Le Havre als Sohn von Auguste Destouches (gestorben 1874), der am Lyzeum von Le Havre Sprachunterricht in den Handelskursen erteilt und lyrisch-prosaische Bücher veröffentlicht, darunter Gedichte und den Fortsetzungsroman Une dette de coeur.

1868

  • 10. September: Geburt von Marie Marguerite Céline Guillou in Paris als Tochter der Stiefelnäherin Céline Guillou und des Soldaten Julien Jacques. Infolge einer Rachitis zieht sie ein Bein leicht nach.

1893

  • 8. Juli: Heirat von Ferdinand Destouches und Marie Marguerite Céline Guillou.

1894

  • 27. Mai: Louis-Ferdinand Auguste Destouches wird in Courbevoie (Dép. Hauts-de-Seine, Frankreich) geboren. Sein Vater Ferdinand Destouches ist Versicherungsangestellter, seine Mutter Marie Marguerite Céline Destouches ist Ladeninhaberin. Sein Pate ist sein Onkel Louis Guillou. Den dritten Vornamen erhält er nach dem Grossvater väterlicherseits, Auguste Destouches.

Wegen einer Tuberkuloseinfektion der Mutter wird Louis-Ferdinand nach der Geburt bei Verwandten versorgt.

1895-1897

Louis-Ferdinand wird von einer Amme betreut. Anschliessend wird er zur Betreuung seiner Grossmutter Céline Guillou übergeben, während die Eltern ihrer Berufstätigkeit nachgehen.

1897

Die Familie Destouches wohnt in der Rue de Babylone. Kurz darauf in der Rue Ganneron.

1899

Die Mutter Marguerite Destouches übernimmt in der Passage Choiseul 67 (später 64) an der Rue Saint Augustin ein Verkaufsgeviert, dessen Ladenschild von "Objets de curiosité en boutique" kündet: Luxuswäsche, Spitzenbesetztes, Nippes, Kommodenfiguren, Briefbeschwerer.

Die Familie Destouches zieht in die Passage Choiseul in Paris.

1900

Grundschule.

1904

  • 18. Dezember: Tod der 57-jährigen Grossmutter mütterlicherseits, Céline Guillou. Was von dieser lebhaft-träumerischen Grossmutter bleibt ist Bobs, der Foxterrier.

Das grossmütterliche Erbe erlaubt der Mutter, das Risiko eines Ladengeschäfts einzugehen.

1905

  • Februar: Louis-Ferdinand besucht nun die katholische Privatschule Saint-Joseph-des-Tuileries, zehn Minuten Fussweg von der elterlichen Wohnung entfernt.
  • 18. Mai: Kommunion.

1906

  • Oktober: Wechsel an die Städtische Schule an der Rue d'Argentueil.

1907

Umzug in eine Bürgerwohnung in der Rue Marsolier. Die Familie unterhält ausserdem ein Boot in Ablon (Dép. Calvados) - für Wochenenden in der Sommerfrische. Seitdem werden Familienurlaube in der Nähe von Patenonkel Louis Guillou verbracht. Zudem erhält Louis-Ferdinand Klavierunterricht.

  • 21. Juni: Louis-Ferdinand erhält an der Städtischen Schule sein unteres Mittelschulzeugnis und den Marie-Amélie-Debat-Preis für gutes Betragen.

Ausbildung in einer privaten Pensionspflegschaft in Diepholz, südlich von Bremen, beim Lehrerehepaar Schmidt.

1908

Nach Ostern kommt er für einige Wochen nach Karlsruhe, wo sein Erziehungsbeauftragter Rudolf Bittrolff bemerkt:

Ich halte Louis für einen sehr intelligenten, doch faulen Jungen, wie Sie gesagt haben. [...] Was sein Deutsch angeht, so bin ich der Meinung, dass seine Aussprache nicht sorgfältig geschliffen worden ist. [...] Er redet unablässig, doch ihm unterlaufen zahlreiche grammatikalische Fehler, Deklinations- und Konjugationsendungen betreffend. [...] Ich bin der Meinung, er hat in Diepholz seine Zeit vertan.

  • Ende Dezember: Über Strassburg kehrt Louis-Ferdinand nach Paris zurück.

1909

  • 22. Februar: Louis-Ferdinand und sein Vater besteigen in Calais das Fährboot nach England, um über Dover und Folkestone nach Rochester zu gelangen.
  • Februar: Louis-Ferdinand schreibt sich an der University School in Rochester (Kent, Grossbritannien) ein.
  • März - November: Wechsel an die Pensionsschule Pierremont Hall in Broadstairs (Kent, Grossbritannien), wo er sich zum Kaufmann ausbilden lässt.

1910

  • Januar: Antritt einer Lehrstelle in Paris bei Herrn Raimon, einem einflussreichen Stoffhändler mit Nierderlassungen in Lyon, St. Etienne, London und New York.
  • September: Louis-Ferdinand arbeitet nun bei den Juwelieren Robert und Wagner.

1911

  • Oktober: Louis-Ferdinand erhält aufgrund seiner guten Zeugnisse das Angebot, in die Filiale in Nizza des renommierten Juwelierhandels Lacloche einzutreten. In Nizza geniesst er in den Kabaretts und Music Halls die dargebotenen Film- und Variété-Vorführungen

1912

  • 12. Mai: Louis-Ferdinand verlässt Nizza, um sich seiner Militärdienstpflicht zu entledigen. Nach dreijähriger Militärzeit stünde ihm die Karriereleiter im Haus Lacloche in der Sparte Gold und Diamanten offen.

Beginn des freiwilligen dreijährigen Dienstes im 12. Kürassierregiment, das in Rambouillet (Dép. Yvelines) stationiert ist. Unter anderem nimmt er an den letzten Kavalleriemanövern unter Staatspräsident Armand Fallières und Raymond Poincaré teil.

1913

  • 5. August: Beförderung zum Obergefreiten. Eine Monate später zum Kavallerie-Unteroffizier.
  • Herbst: Louis-Ferdinand schreibt das Notizbuchs des Kürassiers Destouches, das impressionistisch getönte, kadenttenromantische Tagebucheintragungen enthält.

1914

  • 31. Juli: Mobilisierung des 12. Kürassierregiments.
  • 3. August: Das Deutsche Reich erklärt Frankreich den Krieg.
  • Oktober: Feuertaufe in der Gegend von Armentières (Dép. Nord), eine von Kanälen und tiefen Gräben durchsetzte Gegend, die kaum für Kavallerie geeignet ist. In einem Kriegsbrief schreibt er:

Der Kampf beginnt kolossal, nie habe und nie werde ich solche Schreckensbilder zu sehen bekommen wir durchlaufen dieses Schauspiel nahezu unbewusst in der stumpfen Gewohnheit der Angst. [...] Keine Neuigkeiten vom Schlachtfeld fast auf gleicher Kampflinie seit drei Tagen die Toten werden regelmässig ersetzt durch Lebende...

  • 19. Oktober: Erreichen von Poelkapelle (Belgien).
  • 27. Oktober: Er wird bei einem freiwilligen Informationsritt bei Polekapelle am rechten Arm verwundet. Mehrere Operationen.
  • 1. Dezember: Er wird auf Veranlassung seines Onkels Georges Destouches, des Generalsekretärs der Medizinischen Fakultät von Paris, ins Militärkrankenhaus Val-de-Grâce in Paris verlegt.

Louis-Ferdinand erhält schliesslich per ministeriellen Erlass die Tapferkeitsmedaille, wobei die Verleihungsurkunde besagt, dass "er vom 24. November 1914 an zum Tragen des Ordens und zu den damit verbundenen Rentenbezügen berechtigt ist."

In Zeitungsartikeln wird er als Held gefeiert, unter anderem erscheint er auf der Titelseite von L'illustré national.

1915

Louis-Ferdinand erhält zusätzlich auch noch die neugeschaffene Auszeichnung Croix de Guerre.

Genesung und anschliessender Zivildienst im französischen Generalkonsulat in London (Grossbritannien).

  • 7. Dezember: Entlassung aus der Armee wegen Dienstuntauglichkeit.

1916

Heirat mit Suzanne Germaine Nebout - die Ehe ist aus formalen Gründen jedoch nicht rechtskräftig.

1916-1917

Aufenthalt als Plantagenaufseher in Kamerun, wo Detouches seine erste Erzählung ("Wellen") schreibt.

1917

Rückkehr nach Paris und Tätigkeit für die Wissenschaftszeitschrift Eureka.

1918

Angestellter der Tuberkulose-Aufklärung im Dienst der US-amerikanischen Rockefeller-Stiftung.

Destouches bereist die Bretagne und macht in Rennes Bekanntschaft mit Athanase Follet.

1919-1921

Abitur und anschliessend medizinisches Studium.

Heirat mit Edith Follet, Geburt der Tochter Colette Destouches.

1924

Doktorarbeit Das Leben und Wirken des Arztes Ph. I. Semmelweis.

Tätigkeit in der Hygieneabteilung des Völkerbundes in Genf.

ab 1925

Ausgedehnte Reisetätigkeit für den Völkerbund.

1926

Scheidung von seiner Frau Edith und Bekanntschaft mit Elizabeth Craig, mit der er bis 1933 zusammenlebt.

1926-1927

Arbeit an den Theaterstücken Die Kirche und Fortschritt.

1928

Erfolglose Niederlassung als Allgemeinmediziner in Paris.

1929-1931

Städtisch angestellter Mediziner an der Gesundheitsfürsorgestelle des Stadtbezirks Clichy.

Arbeit am Buch Reise ans Ende der Nacht.

1932

Tod des Vaters Ferdinand Destouches.

  • September: Veröffentlichung des Buchs Reise ans Ende der Nacht unter dem Pseudonym Louis-Ferdinand Céline, wie er sich fortan nach dem dritten Vornamen seiner Mutter nennt. Das Buch erlebt ein gewaltiges Publikumsecho. Rasch gilt Céline als Erfinder des literarischen anarchistischen Nihilismus.

Céline erhält den Prix Renaudot.

1933

Das Buch Reise ans Ende der Nacht wird in zahlreiche Sprachen übersetzt.

  • 9. April: Destouches schreibt in einem Brief an seinen Jugendfreund Joseph Garcin:

Das Monster setzt seinen Weg auf unerwarteten Pfaden fort. Die Kritik redet Blödsinn, ich bin der Sonderling, und ich werde weiterhin den Kasper geben, das ist nun mal meine Art - wie du weisst. Ich werde ihnen etwas Ordentliches vorsetzen [...]. Lügen, den letzten Mist erzählen, darauf kommt es an, Garcin. Man muss den Leuten geben, was sie hören wollen, die Wahrheit hat ausgedient.

Destouches hält die jährliche "Zola-Rede" in Médan (Dép. Yvelines).

Veröffentlichung des Buchs Die Kirche.

1933-1936

Zahlreiche Reisen.

Trennung von Elizabeth Craig. Affären. Bekanntschaft mit Lucette Almansor.

Arbeit am Buch Tod auf Kredit.

1936

Veröffentlichung des Buchs Tod auf Kredit, das von der Verteidigungsschrift Apologie de "Mort à credit" seines Verlegers Robert Denoël gefolgt wird.

Reise in die Sowjetunion.

Veröffentlichung der Propagandaschrift Mea culpa.

1937

Veröffentlichung der ersten von drei antisemitischen Propagandaschriften Bagatelles pour un massacre.

1937-1939

Kündigung der Anstellung als Arzt in Clichy und erneut gescheiterte Niederlassung als Allgemeinmediziner.

Dienstverpflichtung als Schiffsarzt an Bord der "Chella".

1938

Veröffentlichung der Propagandaschrift L'Ecole des cadavres.

1941

Veröffentlichung der Propagandaschrift Les beaux draps.

1942

Mehrtägige Reise nach Berlin.

Beginn der Niederschrift von Guignol's Band.

1943

Heirat mit Lucette Almansor.

1944

Veröffentlichung des Buchs Guignol's Band 1.

Flucht nach Baden-Baden (Deutsches Reich).

  • Ende Oktober: Eintreffen in der französischen Exilkolonie Sigmaringen (Deutsches Reich).

1945

Flucht nach Dänemark.

  • 27. März: Ankunft in Kopenhagen.
  • 18. Dezember: Festnahme.

Tod der Mutter.

1946

  • 1. April: Die Werke von Louis-Ferdinand Céline stehen in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands neu auf der "Liste der auszusondernden Literatur".

1947

Vorläufige Entlassung und Aufenthalt in Kopenhagen bis 1948.

1948

  • 19. Mai: Eintreffen auf dem Landgut seines Anwalts In Klaarskovgaard, Korsör.

Rege Brieftätigkeit und Arbeit an Féerie pour un autre fois und Guignol's Band 2

1951

Verurteilung.

  • 26. April: Endgültiger Straferlass.

Rückkehr nach Frankreich, wo Destouches sich in Meudon (Dép. Hauts-de-Seine) nahe Paris niederlässt.

1952

Exklusivvertrag mit Gaston Gallimard.

1952-1957

Zurückgezogene Schreibtätigekit.

Veröffentlichung des Buchs Féerie pour un autre fois in zwei Teilen.

Arbeit am Buch Von einem Schloss zum anderen.

1957

Veröffentlichung des Buchs Von einem Schloss zum anderen, das ein grosses Publikumsecho erzeugt und ihm späten Ruhm bringt.

1960

Veröffentlichung des Buchs Norden.

1961

  • 1. Juli: Louis-Ferdinand Destouches stirbt gegen 18 Uhr.
  • 4. Juli: Beisetzung auf dem Friedhof von Meudon.