Ideal: Unterschied zwischen den Versionen

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IDEAL
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deutsche Popband
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Klassifikation: Pop (allgemein), New Wave, Liedermacher
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Nation: Deutschland - Bundesrepublik
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Pop-Archiv International 03/1993 vom 15. März 1993 (Roland Schmitt)
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Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 22/2007
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Für die Berliner Band IDEAL lief es rasch ideal: Annette Humpe (geb. am 28. Oktober 1950 in Hagen; voc), 'Eff Jott' (Frank Jürgen) Krüger (geb. am 24. Dezember 1948; g, voc), Ernst Ulrich Deuker (geb. am 13. Juli 1954; b) und Hans-Joachim 'Hansi' Behrendt (geb. am 15. Februar 1955; dr) kriegten ziemlich schnell den Dreh und zählten Anfang der 80er Jahre zu den treibenden Kräften der sog. "Neuen Deutschen Welle". Ihre erste LP verkaufte die Gruppe über 500.000 mal, für das Folgealbum "Der Ernst des Lebens" lagen schon vor Erscheinen über 100.000 Bestellungen vor.
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IDEAL blieb eine kultivierte Gruppe von Musikern, eine Art Idealisierung eines Modernismus, der (zufällig?) in die Schublade einer Musikrichtung paßte. Die Musik und vor allem die Texte gestaltete IDEAL außerhalb jeder Norm, sprach die Hörer aus einer Richtung an, die unerwartet, ungewohnt war.
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Das Phänomen IDEAL zeigte sich am deutlichsten, wenn die Gruppe mit anderen Bands in einer Veranstaltung zusammen spielte ("Rockpop", 'ZDF', 21. Juni 1982): IDEAL erweiterte das übliche Spektrum der Rock-Formationen vom Exotischen bis zum Polaren. Ein großer Reichtum von Nuancen lebte in den IDEAL-Songs, die das Umfeld des Alltäglichen meiden und geheime Träume, Sehnsüchte und Phantasien schildern, das Ambiente des Menschen im 20. Jahrhundert in surrealistischer Schärfe darstellen.
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Bei einer Analyse der IDEAL-Texte fällt auf, daß im Grunde die Sprache dieser Songs alltäglich, ja banal ist, und daß vielfach die Sprache der "normalen" Rockmusik wirklichkeitsfremd ist und mit Bildern arbeitet, die nur scheinbar der Realität entnommen sind. Die Texte von IDEAL sind auf eine faszinierende Weise konkret, zwingend und eingängig. Der Vergleich mit heute und populären Liedern der 20er und 30er Jahre von Igelhoff, Holländer oder Kreuder drängt sich auf. Die in ihnen enthaltenen exotischen und surrealistischen Momente ("Tante Paula liegt im Bett und ißt Tomaten", "Mein Papagei frißt keine harten Eier") finden sich auch in IDEAL-Songs wieder ("Sex in der Wüste", "Hundsgemein"). Die Songs stellen in exponierter Form eine Essenz kultureller Gegenwart in der populären Musik der frühen 80er Jahre dar.
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Gefunden hatte sich das Quartett im Frühjahr 1980 in Berlin. Die X-PECTORS, ein Rockmusik-Sextett aus der Spreestadt mit großen Hoffnungen der dortigen New-Wave-Anhänger, hatten sich aufgelöst. Sängerin Annette Humpe (Ex-NEONBABIES) und Gitarrist 'Eff Jott' Krüger zählten zu den kreativsten Mitgliedern der X-PECTORS. Zu ihnen gesellten sich Bassist 'Ulli' Deuker, der vorher bei der Polit-Rockband LINKERTON und danach beim Jazz-Quintett MARGO den Rhythmus angegeben hatte, und 'Hansi' Behrendt, der u.a. in Volker Kriegels MILD MANIAC ORCHESTRA als Percussionist und zuletzt bei den NEONBABIES als Drummer beschäftigt war (traf dort auch auf Deuker und Humpe).
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Kaum zwei Monate nach der Gründung von IDEAL spielte die Band im durch Berliner Senatsgelder finanzierten 'Beat-Studio' in Wilmersdorf ihre erste Single ein. "Wir stehn auf Berlin" ist eine flotte Pop-Rock-Mischung, und B-Titel "Männer gibt's wie Sand am Meer" mit abgehackten Riffs lebt von Annette Humpes unterkühlter Stimme. Heute wird die Single als Rarität gehandelt. Die musikalischen Arrangements der Band kamen von allen Gruppenmitgliedern, während Annette Humpe meist für die Texte sorgte. Die Sängerin betonte: "Ich habe keine Message." Sie hatte eher eine Vorliebe für Wortkombinationen, die ihr gefielen und Assoziationen weckten.
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Ihren ersten großen Auftritt hatte die Band beim Berliner Rock-Circus im 'Tempodrom' im Mai 1980. Im August heimste die Band Lob als Vorgruppe der Edel-Rocker von BARCLAY JAMES HARVEST (s. dort) ein. Im November '80 wurde die erste LP für Klaus Schulzes Label 'IC' (= Innovative Communication) veröffentlicht.
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Der große Durchbruch gelang spätestens durch die zahlreichen Gastspiele in der Bundesrepublik und in der Schweiz. Unter anderem stand IDEAL auf dem Boden der 'Waldbühne' vor 22.000 Besuchern während der 'SFB'-Rocknacht im August 1981. "Die gefährliche Seite ist, daß ich plötzlich mit dem, was ich da innerhalb dieser Gruppe mache, von Hunderttausenden von Leuten ganz wichtig genommen werde", bekannte Annette Humpe.
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IDEAL wurde immer wieder der Vorwurf gemacht, ihr Programm kühl abzuspulen, keine Gefühle zu zeigen und keine Kommunikation mit dem Publikum zustande zu bringen. Das sah jedoch Annette Humpe gar nicht so: "Also bei mir ist das so, daß ich bei der ganzen Musikmacherei nur zwei geile Momente erkennen kann: Das ist der Moment im Überaum, wenn ein Stück entsteht, weil das doch irgendwas Göttliches hat. Und der andere Moment ist, wenn du auf der Bühne bist und das Stück fliegen läßt. Und das erreicht die Leute. Und du siehst, das funktioniert."
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Trotzdem: Distanzierte Betrachtungen der Umwelt, kühlwitzige Parodien auf Auswüchse der Gesellschaft beherrschten oft das Bild der IDEAL-Stücke. Thematisch reichte der Bogen von der Einsamkeit der Einzelnen über die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, der Unmöglichkeit, sich immer und zu jeder Zeit zurechtfinden zu können bis zu einer ironisch-distanzierten Betrachtungsweise der eigenen Rolle, die jeder in diesem Wirrwarr spielt.
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IDEAL wollte den deutschen Schlager sanieren, in eine zeitgemäße Form bringen, aber in keine Uniform (zwingen). Deshalb auch der Hinweis: "Unsere Musik ist unabhängig von der Neuen Deutschen Welle entstanden. Wir machen Tanzmusik und Schlager, nicht Punk und nicht New Wave." Mit dem zweiten Album "Der Ernst des Lebens" (1981) konnten IDEAL (längst zur 'WEA' gewechselt) den hohen Standard des Debüts halten; inzwischen war nicht nur das benachbarte Ausland auf die junge, dynamische Band aufmerksam geworden. Auch in England und den USA nahm die Musikkritik das Berliner Quartett wahr, in der Regel überaus positiv. So attestierte z. B. der 'Melody Maker': "IDEAL könnten Europas Antwort auf die B-52's werden. Schräge Orgelmelodien, sprunghafte Tanzrhythmen, Bubblegum-Chöre als Rahmenwerk für ihren stilvollen, munteren Pop, eine seltsame Mischung aus Surf-Punk, Garagen-Psychedelic und ZE-Funk", und das US-Branchenfachblatt 'Billboard' stufte IDEAL als "Deutschlands wichtigste Gruppe seit KRAFTWERK" ein.
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Die "IDEAL"isten mußten jedoch schon bald erkennen, daß sie ihr Konzept nicht durchhalten konnten. Unzählige Bands, von den Plattenkonzernen in der Retorte hochgezüchtet, gelang es tatsächlich, mit platten Texten und ebenso schlaffer Musik kurzzeitig den deutschen Schlagermarkt heimzusuchen. Was von IDEAL wohl nicht ganz so ernst gemeint war, wurde von anderen (z.B. UKW oder Hubert K.) für bare Münze genommen und - nicht ohne Erfolg - in die Tat umgesetzt.
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Mit dem dritten Album "Bi Nuu" versuchten Humpe & Co. sich nochmals positiv von den neuen Schlagerfuzzis abzusetzen. Trotz wohlwollender Kritiken kam die LP beim Publikum nicht sonderlich an. Ende November 1982 durften die vier (Wahl-) Berliner noch eine 'Goldene Europa', den Show-Preis des 'Saarländischen Rundfunks', in Empfang nehmen. Doch das Ende war bereits in Sicht. Nachdem "Bi Nuu" gerade mal Platz 20 der LP-Charts erklommen hatte, also weit hinter den Erwartungen geblieben war, wurde eine bereits angekündigte Deutschlandtournee kurzfristig abgesagt. Im März 1983 stand dann fest, daß sich die Gruppe trennen und die einzelnen Mitglieder sich neuen Projekten widmen würden. Als "Zugabe" für die IDEAL-Fans wurde einige Monate später noch ein Live-Album nachgeschoben.
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Annette Humpe hatte bereits Anfang '83 mit dem DÖF-Unternehmen ihre Solokarriere eingeläutet, Deuker tauchte praktisch völlig weg, während Krüger und Behrendt (u.a. BAMBOO INDUSTRY, CHINCHILLA GREEN) als Sessionmusiker in die 2. (und 3.) Reihe der deutschen Popszene zurücktraten.
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Diskographie
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    * "Ideal" (1980), IC/WEA
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    * "Der Ernst des Lebens" (1981), WEA
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    * "Bi Nuu" (1982), WEA
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    * "Zugabe" (1983), WEA (live)
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    * Sampler:
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    * "Eitel Optimal - Das Beste" (1992), WEA
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26. April 2007: Frank Jürgen Krüger, kurz "Eff Jott" genannt, erliegt in einem Berliner Krankenhaus einem Krebsleiden.
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Best Of/Hitlist
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    * Berlin (1980)
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    * Blaue Augen (1980)
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    * Hundsgemein (1980)
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    * Sex in der Wüste (1981)
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    * Monotonie (1981)
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    * Keine Heimat (1982)
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    * Schöne Frau mit Geld (1982)
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    * s. a. Annette Humpe
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IDEAL
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    * Diskographie
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    * Best of/Hitlist
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siehe auch
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Pop
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    * Gabriel, Gunter
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    * Humpe, Annette
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    * ICH + ICH
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    * MIA
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    * Schulze, Klaus
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Quellenangabe: Eintrag "IDEAL" in Munzinger Online/Pop - Pop-Archiv International, URL: http://www.munzinger.de/document/02000000511 (abgerufen von GGG Stadtbibliothek Basel am 26.9.2011)
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Aktuelle Version vom 26. September 2011, 04:37 Uhr

Ideal

country DE.gif Deutsche Rockgruppe Anfang 1980 bis März 1983

Biografie Diskografie Galerie Weblinks