Grauzone

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country CH.gif Schweizer Musikgruppe

Grauzone wurden Anfang 1980 in einem Übungsraum am Bollwerk in Bern von Marco Repetto (Schlagzeug), Christian "GT" Trüssel (Bass) und Martin Eicher (Gitarre, Stimme) gegründet. Die Stilrichtung dabei war nicht wirklich klar, jedenfalls sollte sie anders und offener sein als der in die Jahre gekommene Punk. Repetto war bereits mehrmals nach London gereist und mochte Gruppen wie Siouxsie and the Banshees, Wire und Velvet Underground.

Die Gruppe begann mit gemieteten Synthesizern zu experimentieren, und bald stiess Martins Bruder, Stephan Eicher, dazu. Er war Absolvent der Zürcher Schule für Kunst und Mediendesign, beriet die Gruppe im visuellen Auftritt und wirkte auch musikalisch mit. "Stephan war ein Meister der Motivation", erinnerte sich Marco Repetto, "Als er uns das erste Mal im Übungsraum besuchte, fand er, dass wir keine besonders gute, aber eine schöne Band seien und dass wir lernen müssten, unser mangelndes Können mit einem Höchstmass an Gefühl zu kompensieren." Zusätzlich kam noch Claudine Chirac (Saxofon zur Gruppe.

Im Juli 1980 sollte Grauzone im Sunrise-Studio in Kirchberg / SG zwei Stücke für ein Album mit New Wave aus der Schweiz einspielen. Weil Repetto dabei durch leichte Rhythmusschwankungen auffiel, entschieden sich die Produzenten, für das Stück "Eisbär" aus den Schlagzeugaufnahmen einen Drum-Loop zu basteln. Das Stück gilt in gewissen Kreisen als ein "in allen Belangen fortschrittliches Stück Musik, es war frostig und doch tanzbar, mit schnoddrigem Punk-Appeal aufgeraut und doch eingängig, und man ging auch produktionstechnisch höchste Risiken ein, weshalb Marco Repetto Tontechniker Etienne Conod heute als heimliches sechstes Mitglied von Grauzone bezeichnet."

Vorerst interessierte sich jedoch kaum jemand für diese Fortschrittlichkeit, erst ein halbes Jahr veröffentlichte EMI Deutschland die Single Eisbär, die sich dann allerdings während der Zeit der Neuen deutschen Welle mit beinahe 500'000 weltweit verkauften Exemplaren zu einem der erfolgreichsten Stücke der Schweizer Popgeschichte entwickelte. Gleichzeitig wurde das Stück mit seinem gerede vom Leben "im kalten Polar" zum Signet der Zürcher Jugendunruhen von 1980-1982.




Ende 1980 gab die Gruppe im Pornokino Walche in Zürich ihren letzten Auftritt in der Originalbesetzung.




Dass Grauzone das Potenzial gehabt hätten, eine noch nachhaltigere Rolle zu spielen, beweist die neue Doppel-CD «1980–1982», die (bis auf ein Stück) sämtliches Material enthält, das die Band aufgenommen hat, inklusive einer Liveaufnahme von 1980 und fünf noch nie auf CD erschienenen Stücken. Grauzone schlenkerten so unberechenbar wie neckisch zwischen Avantgarde und Pop, zwischen New Wave, Post-Punk und Neuer Deutscher Welle, zwischen sprödem Ernst und wunderlichem Humor, ohne sich je zu entscheiden.

Das Songmaterial ist erstaunlich gut gealtert, da finden sich in bestem No-Wave-Duktus gehaltene Zornausbrüche wie das wunderbare «Ein Tanz mit dem Tod» neben schlüssigen Instrumental-Elektro-Tracks wie «Film 2» oder auch eigentliche «Eisbär»-Nachfolge-Hits wie «Raum» und «Träume mit mir». Grauzone nahmen Anfang der Achtzigerjahre viel von dem vorweg, was heute im Post-Punk-Revival wieder als chic gilt.

Eine Band, zwei Fraktionen

Dass bereits nach zwei Jahren Schluss war mit Grauzone, lag an den diffizilen und differenten Charakteren in der Band – und an einem Erfolgstrauma. «Wir kamen mit dem Druck nicht zurecht, wir wollten keine Konzessionen an den Massengeschmack machen, und doch spürten wir, dass wir in einer Liga mitmischten, in der untergeht, wer nicht erfolgreich ist», so Marco Repetto. Zwar raufte sich die Band zusammen und spielte ein wegweisendes, aber nicht besonders erfolgreiches Album ein.

Doch bereits bei diesen Aufnahmen wurde klar, dass die Band zerrüttet war. «Es gab die Eicher-Fraktion, und es gab GT und mich, die in dieser Konstellation einfach untergingen», sagt Marco Repetto. «Dabei bin ich überzeugt, dass die Kollision dieser verschiedenen Temperamente den Erfolg von Grauzone ausgemacht hat. GT und ich rissen Dinge an, auf welche die Eicher-Brüder nicht gekommen wären, und umgekehrt. Wir waren eher für das Unberechenbare zuständig, während die Eichers Stil und Schick brachten.»

Schmerzhafte Bandauflösung

Die Auflösung der Band hat – ausser bei Stephan Eicher, der schon während der Grauzone-Zeit die Solokarriere lancierte – bei den Beteiligten tiefe Wunden hinterlassen. Repetto: «Man kann sich das so vorstellen: Wir sassen vor einem grossen Schatz, aber konnten ihn nicht greifen, weil wir uns selber in die Quere kamen.» Weil es sich als Punk nicht schickte, Verträge zu unterschreiben, wurden die Rechte nie geregelt (Repetto und GT sind auf Papier nur an wenigen Songs urheberrechtlich beteiligt).

Martin Eicher hat sich nach einem gescheiterten Soloversuch aus der Musik zurückgezogen, während sich Marco Repetto und GT zunächst in der No-Wave-Band Eigernordwand austobten und sich später aus den Augen verloren. Repetto ist als Produzent und Betreiber des Labels Inzec Records noch in der elektronischen Musikszene aktiv. «Vermutlich fehlte uns der Glaube, dass wir einfachen, punkig veranlagten Arbeitersöhnchen aus dem kleinen Bern zu etwas Grösserem fähig sind», resümiert er.



Besetzung

  • Anfang 1980: Martin Eicher (Gitarre, Stimme), Marco Repetto (Schlagzeug), Christian "GT" Trüssel (Bass)
  • Juli 1980: Claudine Chirac (Saxofon), Martin Eicher (Gitarre, Stimme), Stephan Eicher, Marco Repetto (Schlagzeug), Christian "GT" Trüssel (Bass)

Auftritte

Grauzone traten unter anderem bei folgenden Gelegenheiten auf:

Datum Land Ort Örtlichkeit Anmerkungen
1980 country CH.gif CH Zürich Pornokino Walche letzter Auftritt

Diskografie

Datum Interpret Format Titel Bestellnummer Anmerkungen
198x
1981 verschiedeneinterpreten 12-33 dialaecktrock de front.jpg
Grauzone 7-45 Eisbärläckt Rock country DE.gif DE: Vertigo / Polygram 6367 019
A 03 Trams Heiwäg

Galerie

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Weblinks

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