Dino Bellasi: Unterschied zwischen den Versionen

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geboren 1960 in Basel
 
geboren 1960 in Basel
  
<b>Dino Bellasi</b> war ausgebildeter Zöllner und karrierebewusster Milizoffizier. Als Hauptmann in der Schweizer Armee war er von 1988 bis Juni 1998 als Rechnungsführer im Nachrichtendienst tätig. Im Juli 1999 heiratete er die österreichische Ex-Prostituierte Gabriela und holte sich auf der Nationalbank am Bundesplatz in Bern auch ein letztes Mal einen "Vorschuss" für eine angebliche Truppenübung ab. Seit März 1994 hatte er so insgesamt 8.9 Millionen Franken veruntreut und damit neben einem flotten Leben mehrere Waffenlager sowie Villen in Graz und Portugal finanziert.  
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<b>Dino Bellasi</b> war ausgebildeter Zöllner und karrierebewusster Milizoffizier. Als Hauptmann in der Schweizer Armee war er von 1988 bis Juni 1998 als Rechnungsführer im Nachrichtendienst tätig. Im Juli 1999 heiratete er die österreichische Ex-Prostituierte Gabriela und holte sich auf der Nationalbank am Bundesplatz in Bern auch ein letztes Mal einen "Vorschuss" für eine angebliche Truppenübung ab. Seit März 1994 hatte er so insgesamt 8.9 Millionen Franken veruntreut und damit neben einem flotten Leben mehrere Waffenlager sowie Villen in Graz (Österreich) und Portugal finanziert.  
  
Am 10. August 1999 stellte der neue Rechnungsführer des Schweizer Nachrichtendienstes, Thomas Leider, "möglicherweise finanzielle Unregelmässigkeiten" in der Buchhaltung seines Vorgängers Dino Bellasi fest. Gleichentags lieferte die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) dem Generalstabschef einen Bericht über die Kassenführung des Geheimdienstes ab. Resultat der Inspektion: "Erfreulich". Die Stadtpolizei durchstöberte tags darauf die Truppenbuchhaltung und stellte ein Fehlen von 8.65 Millionen Franken fest. Bereits am 12. August wurden Dino Bellasi und seine Frau Gabriela am Flughafen Kloten verhaftet. In der Untersuchungshaft belastete Bellasi dann seine Vorgesetzten. Er habe nur im Auftrag gehandelt. Geheimdienstchef Peter Regli habe ihn angewiesen, "durch fiktive Truppenbuchhaltung" Gelder abzuzweigen, um damit einen "von der Regierung unabhängigen Nachrichtendienst" zu finanzieren. Regli wurde am 15. August vom Dienst suspendiert. Zwei Tage später durchsuchte und versiegelte die Bundesanwaltschaft die Büros von Regli sowie zweier weiterer Kaderleute des Nachrichtendienstes, die ebenfalls suspendiert wurden. "Ich bin sehr enttäuscht", klagte Bundesrat Adolf Ogi nach Bekanntwerden der Affäre in der Sonntagspresse. Bereits 1989 war die Geheimarmee P 26 mit 2'000 potentiellen Partisanen aufgeflogen. All das schürte gemäss <i>Facts</i> den Verdacht, dass eine weitere P-Organisation bestand oder bestanden hatte, die das Wissen für den Bau von Atomwaffen für die Schweizer Armee erhalten sollte, auch gegen den Willen des Bundesrates.
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Am 10. August 1999 stellte der neue Rechnungsführer des Schweizer Nachrichtendienstes, Thomas Leider, "möglicherweise finanzielle Unregelmässigkeiten" in der Buchhaltung seines Vorgängers Dino Bellasi fest. Gleichentags lieferte die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) dem Generalstabschef einen Bericht über die Kassenführung des Geheimdienstes ab. Resultat der Inspektion: "Erfreulich". Die Stadtpolizei durchstöberte tags darauf die Truppenbuchhaltung und stellte ein Fehlen von 8.65 Millionen Franken fest.
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Am 12. August wurden Dino Bellasi und seine Frau Gabriela am Flughafen Kloten verhaftet. In der Untersuchungshaft belastete Bellasi dann seine Vorgesetzten. Er habe nur im Auftrag gehandelt. Geheimdienstchef Peter Regli habe ihn angewiesen, "durch fiktive Truppenbuchhaltung" Gelder abzuzweigen, um damit einen "von der Regierung unabhängigen Nachrichtendienst" zu finanzieren. Regli wurde am 15. August vom Dienst suspendiert. Zwei Tage später durchsuchte und versiegelte die Bundesanwaltschaft die Büros von Regli sowie zweier weiterer Kaderleute des Nachrichtendienstes, die ebenfalls suspendiert wurden. "Ich bin sehr enttäuscht", klagte Bundesrat Adolf Ogi nach Bekanntwerden der Affäre in der Sonntagspresse. Bereits 1989 war die Geheimarmee P 26 mit 2'000 potentiellen Partisanen aufgeflogen. All das schürte gemäss <i>Facts</i> den Verdacht, dass eine weitere P-Organisation bestand oder bestanden hatte, die das Wissen für den Bau von Atomwaffen für die Schweizer Armee erhalten sollte, auch gegen den Willen des Bundesrates.
  
 
Bellasi-Verteidiger André Seydoux erklärte am 23. August 1999, sein Mandant sei von Divisionär Peter Regli beauftragt worden, beim Aufbau eines regierungs-unabhängigen Nachrichtendienstes mitzuwirken und zu dessen Finanzierung durch eine fiktive Truppenbuchhaltung Gelder vom Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) abzuzweigen. Nach dem Widerruf dieser Aussage wurde Bellasi zusätzlich wegen falscher Anschludigung und Verleumdung angeklagt. Gemäss seinem Verteidiger litt Bellasi womöglich unter einer gravierenden Persönlichkeitsstörung und habe in eine psychiatrische Betreuung eingewilligt.
 
Bellasi-Verteidiger André Seydoux erklärte am 23. August 1999, sein Mandant sei von Divisionär Peter Regli beauftragt worden, beim Aufbau eines regierungs-unabhängigen Nachrichtendienstes mitzuwirken und zu dessen Finanzierung durch eine fiktive Truppenbuchhaltung Gelder vom Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) abzuzweigen. Nach dem Widerruf dieser Aussage wurde Bellasi zusätzlich wegen falscher Anschludigung und Verleumdung angeklagt. Gemäss seinem Verteidiger litt Bellasi womöglich unter einer gravierenden Persönlichkeitsstörung und habe in eine psychiatrische Betreuung eingewilligt.

Aktuelle Version vom 20. Februar 2010, 04:08 Uhr

Dino Bellasi

country CH.gif Schweizer Offizier und Betrüger

geboren 1960 in Basel

Dino Bellasi war ausgebildeter Zöllner und karrierebewusster Milizoffizier. Als Hauptmann in der Schweizer Armee war er von 1988 bis Juni 1998 als Rechnungsführer im Nachrichtendienst tätig. Im Juli 1999 heiratete er die österreichische Ex-Prostituierte Gabriela und holte sich auf der Nationalbank am Bundesplatz in Bern auch ein letztes Mal einen "Vorschuss" für eine angebliche Truppenübung ab. Seit März 1994 hatte er so insgesamt 8.9 Millionen Franken veruntreut und damit neben einem flotten Leben mehrere Waffenlager sowie Villen in Graz (Österreich) und Portugal finanziert.

Am 10. August 1999 stellte der neue Rechnungsführer des Schweizer Nachrichtendienstes, Thomas Leider, "möglicherweise finanzielle Unregelmässigkeiten" in der Buchhaltung seines Vorgängers Dino Bellasi fest. Gleichentags lieferte die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) dem Generalstabschef einen Bericht über die Kassenführung des Geheimdienstes ab. Resultat der Inspektion: "Erfreulich". Die Stadtpolizei durchstöberte tags darauf die Truppenbuchhaltung und stellte ein Fehlen von 8.65 Millionen Franken fest.

Am 12. August wurden Dino Bellasi und seine Frau Gabriela am Flughafen Kloten verhaftet. In der Untersuchungshaft belastete Bellasi dann seine Vorgesetzten. Er habe nur im Auftrag gehandelt. Geheimdienstchef Peter Regli habe ihn angewiesen, "durch fiktive Truppenbuchhaltung" Gelder abzuzweigen, um damit einen "von der Regierung unabhängigen Nachrichtendienst" zu finanzieren. Regli wurde am 15. August vom Dienst suspendiert. Zwei Tage später durchsuchte und versiegelte die Bundesanwaltschaft die Büros von Regli sowie zweier weiterer Kaderleute des Nachrichtendienstes, die ebenfalls suspendiert wurden. "Ich bin sehr enttäuscht", klagte Bundesrat Adolf Ogi nach Bekanntwerden der Affäre in der Sonntagspresse. Bereits 1989 war die Geheimarmee P 26 mit 2'000 potentiellen Partisanen aufgeflogen. All das schürte gemäss Facts den Verdacht, dass eine weitere P-Organisation bestand oder bestanden hatte, die das Wissen für den Bau von Atomwaffen für die Schweizer Armee erhalten sollte, auch gegen den Willen des Bundesrates.

Bellasi-Verteidiger André Seydoux erklärte am 23. August 1999, sein Mandant sei von Divisionär Peter Regli beauftragt worden, beim Aufbau eines regierungs-unabhängigen Nachrichtendienstes mitzuwirken und zu dessen Finanzierung durch eine fiktive Truppenbuchhaltung Gelder vom Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) abzuzweigen. Nach dem Widerruf dieser Aussage wurde Bellasi zusätzlich wegen falscher Anschludigung und Verleumdung angeklagt. Gemäss seinem Verteidiger litt Bellasi womöglich unter einer gravierenden Persönlichkeitsstörung und habe in eine psychiatrische Betreuung eingewilligt.

Schliesslich wurde Dino Bellasi wegen Betrugs, Urkundenfälschung, falscher Anschuldigungen und weiteren Delikten verurteilt. Von der verhängten Zuchthausstrafe wurden ihm zwei Jahre wegen guter Führung erlassen, sodass er bereits am 11. August 2003 nach vier Jahren Haft im Regionalgefängnis Bern entlassen wurde. Er schuldete dem Staat aufgrund der Verurteilung zu diesem Zeitpunkt 6 Millionen Franken.

Inhaltsverzeichnis

Weblinks

Herausgeber Sprache Webseitentitel Anmerkungen
country CH.gif Peter Leuenberger ger Der Fall Dino Bellasiwbm
country CH.gif Die Weltwoche ger Der Spion, der aus dem Milieu kamwbm 2003 Weltwoche Nr. 3

Alte Weblinks

Herausgeber Sprache Webseitentitel Anmerkungen
country CH.gif Facts ger wbm.gif Alles wie gehabt
http://www.facts.ch/stories/9933_sch_vbs.htm
Facts
country CH.gif Facts ger wbm.gif Die unheimliche Firma
http://www.facts.ch/stories/9934_sch_bellasi.htm
Facts
country CH.gif Blue Window News ger wbm.gif Kein Auftrag zur Bildung eines Schatten-Geheimdienstes
http://www.newswindow.ch/artikel/990831/990831c20.html
country CH.gif Sonntags-Zeitung ger wbm.gif Vier Millionen als Frührentner
http://www.sonntagszeitung.ch/1999/sz35/S9-3621.HTM
Sonntags-Zeitung
country CH.gif Zürcher Unterländer ger wbm.gif Dino Bellasi geht in Konkurs
http://www.zuonline.ch/storys/storys_laufend.cfm?vID=4286
2003.10.04 Zürcher Unterländer
country CH.gif Zürcher Unterländer ger wbm.gif Bellasi arglos vor dem Nichts
http://www.zuonline.ch/storys/storys_laufend.cfm?vID=4314
2003.10.11 Zürcher Unterländer