Chlöisu Friedli: Unterschied zwischen den Versionen

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{{country1|CH}} Schweizer Pianist und Sänger ; geboren 6. Juni 1949 als Werner Niklaus Friedli, gestorben 3. Juli 1981
 
{{country1|CH}} Schweizer Pianist und Sänger ; geboren 6. Juni 1949 als Werner Niklaus Friedli, gestorben 3. Juli 1981
  
[[image:chloeisufriedli01.jpg|framed|left|Salty Dog]] <b>Werner Niklaus "Chlöisu" Friedli</b> war ein bekannter Berner Boogie-Pianist mit Heimatort Lützelflüh und skurrilen Gedankensprüngen. Er wuchs im Gäbelbachtal auf und begann als Achtjähriger Klavier zu spielen, die klassischen Sachen und Gospels, Blues und Boogie. Gleich nach der Schule war er 1965 Mitglied einer New Orleans Style Band, die in der Lorraine übte und sogar im Palace Gstaad auftreten konnte. Chlöisu allerdings war nicht recht zufrieden und hockte sich 1967 bei einem Konzert der <b>Longstreet Jazzband</b> einfach ans Piano um "Salty dog" zu singen. Pesche (Bass), Ueli (Banjo), Tommy (Trompete), Mario (Klarinette) und Jonny (Posaune) behielten ihn und sie spielten 1968 regelmässig Mittwochabends in der Schwarzen Tinte in Bern. Hier spielte er auch mit Albert Nicholas (Klarinette) und Champion Jack Dupree (Piano). Am "Internationalen Jazzfestival" in Zürich wurden sie zweite und kamen in der Folge zu Engagements in der ganzen Schweiz und in Deutschland. Zu anderer Gelegenheit spielten sie als Strassenmusiker in Genf und nahmen im Studio Turicaphon eine Schallplatte auf.
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[[image:chloeisufriedli01.jpg|framed|left|Salty Dog]] <b>Werner Niklaus "Chlöisu" Friedli</b> war ein bekannter Berner Boogie-Pianist mit Heimatort Lützelflüh und skurrilen Gedankensprüngen. Er wuchs im Gäbelbachtal auf und begann als Achtjähriger Klavier zu spielen, die klassischen Sachen und Gospels, Blues und Boogie. Gleich nach der Schule war er 1965 Mitglied einer New Orleans Style Band, die in der Lorraine übte und sogar im Palace Gstaad auftreten konnte.
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Chlöisu allerdings war nicht recht zufrieden und setzte sich 1967 bei einem Konzert der <b>Longstreet Jazzband</b> einfach ans Klavier und sang "Salty dog". Pesche (Bass), Ueli (Banjo), Tommy (Trompete), Mario (Klarinette) und Jonny (Posaune) behielten ihn und die Gruppe spielte 1968 regelmässig Mittwochabends in der "Schwarzen Tinte" in Bern. Hier spielte er auch mit dem Klarinettisten [http://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Nicholas Albert Nicholas] (1900-1973) und dem Pianisten [http://de.wikipedia.org/wiki/Champion_Jack_Dupree Champion Jack Dupree] (1909-1992). Am "Internationalen Jazzfestival" in Zürich wurden sie zweite und kamen in der Folge zu Engagements in der ganzen Schweiz und in Deutschland. Zu anderer Gelegenheit spielten sie als Strassenmusiker in Genf und nahmen im Studio Turicaphon eine Schallplatte auf.
  
[[image:chloeisufriedli02.jpg|framed|right|Chlöisu und Jule]] Nach der Lehre wollte Chlöisu wie sein Bruder Wale nach Australien reisen, kam aber nur bis Istanbul. Völlig abgebrannt kehrte er zurück und liess sich als Betonbrenner anwerben. 1969 arbeitete er zwei Monate als Kellner im Berner Restaurant "Gambrinus" und lernte die Malerin Alice kennen. Sie heirateten im Herbst 1971. Im selben Jahr verliess Chlöisu die Longstreet Jazzband, da er sich vom Old Time Jazz lösen wollte. Er schrieb ein Märchen, Alice illustrierte es und die Zeitschrift <i>Leben und Glauben</i> brachte es als Fortsetzungsgeschichte. Einmal im Winter ging Chlöisu in die Kälte hinaus und brachte einen psychischen Zusammenbruch mit heim. Der Arzt verschrieb ihm Medikamente. Im Mai 1972 kam die Tochter Julia zur Welt. Chlöisu arbeitete dann drei Jahre als Magaziner und Schreibmaschinenauspacker in einem Keller.
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[[image:chloeisufriedli02.jpg|framed|right|Jule und Chlöisu Friedli in den 1970er Jahren]] Nach der Lehre wollte Chlöisu wie sein Bruder Wale nach Australien reisen, kam aber nur bis Istanbul. Völlig abgebrannt kehrte er zurück und liess sich als Betonbrenner anwerben. 1969 arbeitete er zwei Monate als Kellner im Berner Restaurant "Gambrinus" und lernte die Malerin Alice kennen. Sie heirateten im Herbst 1971. Im selben Jahr verliess Chlöisu die Longstreet Jazzband, da er sich vom Old Time Jazz lösen wollte. Er schrieb ein Märchen, Alice illustrierte es und die Zeitschrift <i>Leben und Glauben</i> brachte es als Fortsetzungsgeschichte. Einmal im Winter ging Chlöisu in die Kälte hinaus und brachte einen psychischen Zusammenbruch mit heim. Der Arzt verschrieb ihm Medikamente. Im Mai 1972 kam die Tochter Julia zur Welt. Chlöisu arbeitete dann drei Jahre als Magaziner und Schreibmaschinenauspacker in einem Keller.
  
 
1973 gründeten Chlöisu (Autoharp, Mundharmonika, Waschbrett), Ueli Bommeli (5-saitiges Banjo) und Chita Fricker (Geige, Dobro) das <b>Longstreet Folk Department</b> und übten Bluegrass. Chita Fricker erzählte über die Vorentscheidung für ein Jazzfestival:
 
1973 gründeten Chlöisu (Autoharp, Mundharmonika, Waschbrett), Ueli Bommeli (5-saitiges Banjo) und Chita Fricker (Geige, Dobro) das <b>Longstreet Folk Department</b> und übten Bluegrass. Chita Fricker erzählte über die Vorentscheidung für ein Jazzfestival:
 
<blockquote>Wir sind dann auch zu dritt dorthin gegangen, Chlöisu Friedli mit dem Waschbrett, und ich mit der Gitarre, ich habe nur etwa drei Griffe gekonnt, und Ueli Bommeli mit dem Banjo, der hat erst damals mit dem Banjospielen begonnen, ich habe auch ein bisschen spielen können und Chlöisu Friedli hat noch "Schnurregige" gespielt. Vor dem Auftritt im Casino sind wir noch ins Restaurant "Die drei Eidgenossen" ein paar Bier trinken gegangen. Wir haben dann gefunden, wir gehen barfuss auf die Bühne. Dann sind wir dort auf der Bühne gestanden (davon gibt es sogar noch Aufnahmen), es waren fast alles Jazzbands, da hat Chlöisu Friedli gesagt, er habe "d Schnurregige" vergessen. Hat jemand eine "Schnurregige" in C. Es war eine ziemliche Sache, bis jemand eine auf die Bühne brachte. Dann haben wir dort einfach unsere drei Stücke gespielt unter tosendem Applaus.</blockquote>
 
<blockquote>Wir sind dann auch zu dritt dorthin gegangen, Chlöisu Friedli mit dem Waschbrett, und ich mit der Gitarre, ich habe nur etwa drei Griffe gekonnt, und Ueli Bommeli mit dem Banjo, der hat erst damals mit dem Banjospielen begonnen, ich habe auch ein bisschen spielen können und Chlöisu Friedli hat noch "Schnurregige" gespielt. Vor dem Auftritt im Casino sind wir noch ins Restaurant "Die drei Eidgenossen" ein paar Bier trinken gegangen. Wir haben dann gefunden, wir gehen barfuss auf die Bühne. Dann sind wir dort auf der Bühne gestanden (davon gibt es sogar noch Aufnahmen), es waren fast alles Jazzbands, da hat Chlöisu Friedli gesagt, er habe "d Schnurregige" vergessen. Hat jemand eine "Schnurregige" in C. Es war eine ziemliche Sache, bis jemand eine auf die Bühne brachte. Dann haben wir dort einfach unsere drei Stücke gespielt unter tosendem Applaus.</blockquote>
  
Schliesslich begann Chlöisu aber allein aufzutreten und aus seinem Leben zu erzählen. Im Mai 1974 zog Familie Friedli in ein angemietetes Haus nach Zimlisberg, etwa 15 Kilometer von Bern. Auf der Heubühne im Schuppen traf Chlöisu auf ein schmutzigbraunes Männchen. "Wer bist du?" fragte er. "Wer ist schuld, dass am Sonntag der Braten anbrennt?" fragte der Wicht zurück. "Wer legt tote Mäuse ins Kinderzimmer? Wer bin ich? Ich bin der Kobold von Zimlisberg." Schliesslich zogen Friedlis wieder nach Bern und Chlöisu musste im Januar 1975 wegen Depressionen für drei Monate in die Psychiatrische Klinik Waldau. Im Sommer 1975 schnitt er sich im Wald die Pulsadern auf und nahm Schlaftabletten. Pfadfinder entdeckten ihn und er musste wieder in die Waldau wo man ihn mit Neuroleptica abfütterte.
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Schliesslich begann Chlöisu aber allein aufzutreten und aus seinem Leben zu erzählen. Im Mai 1974 zog Familie Friedli in ein angemietetes Haus nach Zimlisberg, etwa 15 Kilometer von Bern. Auf der Heubühne im Schuppen traf Chlöisu auf ein schmutzigbraunes Männchen. "Wer bist du?" fragte er. "Wer ist schuld, dass am Sonntag der Braten anbrennt?" fragte der Wicht zurück. "Wer legt tote Mäuse ins Kinderzimmer? Wer bin ich? Ich bin der Kobold von Zimlisberg." Schliesslich zogen Friedlis wieder nach Bern und Chlöisu musste im Januar 1975 wegen Depressionen für drei Monate in die Psychiatrische Klinik Waldau. Im Sommer 1975 schnitt er sich im Wald die Pulsadern auf und nahm Schlaftabletten. Pfadfinder entdeckten ihn und er musste wieder in die Waldau, wo man ihn mit Neuroleptica abfütterte.
  
Schliesslich konnte Chlöisu die Waldau verlassen und begann seine ersten Geschichten zu schreiben. Vor Ostern stand er als Osterhas am Ryfflihof in Bern. Im Dezember war er Samichlaus, mit Alice als Schmutzli und sogar mit einem Esel. Er übte inzwischen mit den <b>Blues Shouters</b>, weitere Aufenthalte in Kliniken folgten. Er ging dann nach La Colle in die Haute-Provence und 1978 ins Tessin. Dort arbeitete er in der Schreinerei der Therapeutischen Gemeinschaft Bordei im Centovalli, hoch über dem Dorf Palagnedra, zusammen mit anderen Jugendlichen. Chlöisu schrieb jetzt mit Hingabe Heinzelmanngeschichten und hatte eine Freundin, die Belgierin Sylvia Vananderoye. Seine Manuskripte sandte Chlöisu mit einer Empfehlung von Klaus Schädelin an den Zytglogge Verlag, wurde aber nach sehr langer Wartezeit abgewiesen. 1979 zog er mit Sylvia nach Bern an den Sulgenrain und gründete mit Mäxu und Adi von den alten Blues Shouters die <b>Asphalt Blues Company</b>. Er begann eigene Lieder zu schreiben, unter anderem den "Sünneli-Blues" über den Sportplatzabwart Jimmy Yancey und Chlöisus eigene Zeit in der Waldau. Im Herbst 1980 nahm Chlöisu das Lied "Tscharni Blues" für eine Fernsehdokumentation seines Schulfreunds Hannes Brügger über Stadtentwicklung auf.
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Schliesslich konnte Chlöisu die Waldau verlassen und begann seine ersten Geschichten zu schreiben. Vor Ostern stand er als Osterhas am Ryfflihof in Bern. Im Dezember war er Samichlaus, mit Alice als Schmutzli und sogar mit einem Esel. Er übte inzwischen mit den <b>Blues Shouters</b>, weitere Aufenthalte in Kliniken folgten. Er ging dann nach La Colle in die Haute-Provence und 1978 ins Tessin. Dort arbeitete er in der Schreinerei der Therapeutischen Gemeinschaft Bordei im Centovalli, hoch über dem Dorf Palagnedra, zusammen mit anderen jungen Leuten. Chlöisu schrieb jetzt mit Hingabe Heinzelmanngeschichten und hatte eine Freundin, die Belgierin Sylvia Vananderoye. Seine Manuskripte sandte Chlöisu mit einer Empfehlung von Klaus Schädelin an den Zytglogge Verlag, wurde aber nach sehr langer Wartezeit abgewiesen. 1979 zog er mit Sylvia nach Bern an den Sulgenrain und gründete mit Mäxu und Adi von den alten Blues Shouters die <b>Asphalt Blues Company</b>. Er begann eigene Lieder zu schreiben, unter anderem den "Sünneli-Blues" über den schwarzen Bluespianisten und Sportplatzabwart [http://de.wikipedia.org/wiki/Jimmy_Yancey Jimmy Yancey] (1898-1951) und Chlöisus eigene Zeit in der Waldau. Im Herbst 1980 nahm Chlöisu das Lied "Tscharni Blues" für eine Fernsehdokumentation seines Schulfreunds Hannes Brügger über Stadtentwicklung auf.
  
 
[[image:chloeisufriedli03.jpg|framed|right|Chlöisu Friedli]] Im Februar 1981 ging Chlöisu erneut ins Studio. Er begleitete <b>Ruth Margot</b> am Piano und sang selber den "Sünneli-Blues". Im April 1981 spielte er nochmals ein gutes Dutzend Berner Blues ein, darunter "Aus het e Guh". Zusammen mit Sylvia reiste er nach Frankreich, ging nach der Rückkehr gleich wieder in die Waldau. In der Kurve hinter der Klinik ging Chlöisu Friedli am Abend des 3. Juli 1981 mit seinem Habersack und seinem schwarzen Liederbüchlein unter den Zug. Seine Freunde gaben seine Lieder zwei Jahre später unter dem Titel <i>Wohäre geisch?</i> (1983) heraus. Die Platte entwickelte sich in der Berner und der Schweizer Musikszene von einem Geheimtip zum Überraschungserfolg mit rund 4'000 verkauften Exemplaren. Friedlis auf dem Piano mit bluesigen Riffs begleiteten, meist halb assoziativ improvisierten Texte wurden
 
[[image:chloeisufriedli03.jpg|framed|right|Chlöisu Friedli]] Im Februar 1981 ging Chlöisu erneut ins Studio. Er begleitete <b>Ruth Margot</b> am Piano und sang selber den "Sünneli-Blues". Im April 1981 spielte er nochmals ein gutes Dutzend Berner Blues ein, darunter "Aus het e Guh". Zusammen mit Sylvia reiste er nach Frankreich, ging nach der Rückkehr gleich wieder in die Waldau. In der Kurve hinter der Klinik ging Chlöisu Friedli am Abend des 3. Juli 1981 mit seinem Habersack und seinem schwarzen Liederbüchlein unter den Zug. Seine Freunde gaben seine Lieder zwei Jahre später unter dem Titel <i>Wohäre geisch?</i> (1983) heraus. Die Platte entwickelte sich in der Berner und der Schweizer Musikszene von einem Geheimtip zum Überraschungserfolg mit rund 4'000 verkauften Exemplaren. Friedlis auf dem Piano mit bluesigen Riffs begleiteten, meist halb assoziativ improvisierten Texte wurden
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<center><i>Besser i blybe gschider no chly lige, ou - dasch de zfride...</i></center>
 
<center><i>Besser i blybe gschider no chly lige, ou - dasch de zfride...</i></center>
 
== Bibliografie ==
 
 
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! Datum !! Autor !! Format !! Titel !! Herausgeber !! Anmerkungen
 
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| 1984 || Chlöisu Friedli || Artikel || || {{country2|CH}} Bern ||  einige Texte in der Weihnachtsausgabe der <i>Berner Zeitung</i>
 
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| rowspan=2 | 1993 || Chlöisu Friedli<br>(Hrsg.) Urs Hostettler || Buch || <b>Das Gesetz des Waldes</b> || {{country2|CH}} Bern : Genossenschaft Fata Morgana<br>ISBN 3-905603-00-4 || rowspan=2 | [[image:chloeisufriedli_BUCH_dasgesetzdeswaldes.jpg|50px|right]] 153 S. : Ill. ; 20 cm
 
|-
 
| colspan=4 | <small>Das Gesetz des Waldes / Das goldene Amulett / Die Meerheinzelmännchen / Musik, Musik... (1) / Der Job / Restaurant Gambrinus / Musik, Musik... (2) / Applaus / Der Keller / Der Kobold von Zimlisberg / Der Waschraum / Der Freund / Zwetschgenkompott / Alles in Ordnung / Das Haus auf dem Hügel / Der Rückfall / Das Geschwür / Die schwarze Möwe / Zum Gedenken an André Sulnier / Der Mond / Die Flucht / Die Elfen / 1. August-Rede / Der Waldbrand / Das Liebesleben der Heinzelmännchen / Würdest du nicht leben / Camillo / Sehr geehrter Herr Direktor / Gemüse / Auf dem Land / Erbrochenes / Frustration / In der Klinik / Das Haus am Stutz / Wir Nachbarn... / Die Wurst des Jean Palou / Zähneputzen / Beize-Blues / Gipfeli / Gestempelt / Epilog: Chlöisu Friedli</small>
 
|}
 
 
== Diskografie ==
 
 
{| class=wiki width=100%
 
! Datum !! Interpret !! Format !! Titel !! Herausgeber !! Anmerkungen
 
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| rowspan=2 | 1983 || Chlöisu Friedli || LP || <b>Wohäre geisch?</b> || {{country2|CH}} [[Fata Morgana Records]] FM 82003 || rowspan=2 |
 
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| colspan=4 | <small></small>
 
|-
 
| rowspan=2 | 1991 || Chlöisu Friedli || CD || <b>[[1991 Chlöisu Friedli CD "Wohäre geisch?"|Wohäre geisch?]]</b> || {{country2|CH}} [[Fata Morgana Records]] FM 85138 || rowspan=2 | [[image:1991_chloeisufriedli_CD_wohaeregeisch_CH_front.jpg|50px|right]]
 
|-
 
| colspan=4 | <small>Salty dog / At the Jazzband Ball / Please don't talk about my baby / Royal Garden blues / Tscharni Blues / The First Boogie / Für e Fritz / Nobody washes your hands / Sünneli-Blues / Wach auf, du kalte Kirche / Besser i blybe... / Es auts Froueli / Liechtample / Ds Hus am Fluss / Wohäre geisch / Di angeri / Aus het e Guh</small>
 
|-
 
| 1995 || [[verschiedene Interpreten]] || 2CD || <b>Best of ZYT 30</b> || {{country2|CH}} [[Zytglogge]] ZYT 4535 || Mit "Sünneli-Blues"
 
|-
 
| 2007.06 || [[verschiedene Interpreten]] || 2CD || <b>[[2007.06 verschiedene Interpreten 2CD "Ewigi Lieder"|Ewigi Lieder]]</b> || {{country2|CH}} [[Zytglogge]] ZYT 4593 || Mit "Besser i blibe"
 
|}
 
 
== Galerie ==
 
 
<gallery>
 
image:chloeisufriedli04.jpg|Ursula Friedli, Chrigeli ..., Chlöisu Friedli, Susi ... Anfang der 1950er Jahre
 
image:chloeisufriedli01.jpg|Chlöisu Friedli
 
image:chloeisufriedli02.jpg|Chlöisu Friedli
 
image:chloeisufriedli03.jpg|Chlöisu Friedli
 
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== Lieder ==
 
 
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! Datum || Titel || Autor !! Anmerkungen
 
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| 1983 || [[Lied "Besser i blibe" (Niklaus Friedli)|Besser i blibe]] || Niklaus Friedli ||
 
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| 1983 || [[Lied "Liechtample" (Niklaus Friedli)|Liechtample]] || Niklaus Friedli ||
 
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| 1983 || [[Lied "Sünneli-Blues" (Niklaus Friedli)|Sünneli-Blues]] || Niklaus Friedli ||
 
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| 1983 || [[Lied "Wohäre geisch?" (Niklaus Friedli)|Wohäre geisch?]] || Niklaus Friedli ||
 
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Aktuelle Version vom 7. Januar 2010, 18:55 Uhr

country CH.gif Schweizer Pianist und Sänger ; geboren 6. Juni 1949 als Werner Niklaus Friedli, gestorben 3. Juli 1981

Bibliografie Diskografie Galerie Lieder
Salty Dog

Werner Niklaus "Chlöisu" Friedli war ein bekannter Berner Boogie-Pianist mit Heimatort Lützelflüh und skurrilen Gedankensprüngen. Er wuchs im Gäbelbachtal auf und begann als Achtjähriger Klavier zu spielen, die klassischen Sachen und Gospels, Blues und Boogie. Gleich nach der Schule war er 1965 Mitglied einer New Orleans Style Band, die in der Lorraine übte und sogar im Palace Gstaad auftreten konnte.

Chlöisu allerdings war nicht recht zufrieden und setzte sich 1967 bei einem Konzert der Longstreet Jazzband einfach ans Klavier und sang "Salty dog". Pesche (Bass), Ueli (Banjo), Tommy (Trompete), Mario (Klarinette) und Jonny (Posaune) behielten ihn und die Gruppe spielte 1968 regelmässig Mittwochabends in der "Schwarzen Tinte" in Bern. Hier spielte er auch mit dem Klarinettisten Albert Nicholas (1900-1973) und dem Pianisten Champion Jack Dupree (1909-1992). Am "Internationalen Jazzfestival" in Zürich wurden sie zweite und kamen in der Folge zu Engagements in der ganzen Schweiz und in Deutschland. Zu anderer Gelegenheit spielten sie als Strassenmusiker in Genf und nahmen im Studio Turicaphon eine Schallplatte auf.

Jule und Chlöisu Friedli in den 1970er Jahren

Nach der Lehre wollte Chlöisu wie sein Bruder Wale nach Australien reisen, kam aber nur bis Istanbul. Völlig abgebrannt kehrte er zurück und liess sich als Betonbrenner anwerben. 1969 arbeitete er zwei Monate als Kellner im Berner Restaurant "Gambrinus" und lernte die Malerin Alice kennen. Sie heirateten im Herbst 1971. Im selben Jahr verliess Chlöisu die Longstreet Jazzband, da er sich vom Old Time Jazz lösen wollte. Er schrieb ein Märchen, Alice illustrierte es und die Zeitschrift Leben und Glauben brachte es als Fortsetzungsgeschichte. Einmal im Winter ging Chlöisu in die Kälte hinaus und brachte einen psychischen Zusammenbruch mit heim. Der Arzt verschrieb ihm Medikamente. Im Mai 1972 kam die Tochter Julia zur Welt. Chlöisu arbeitete dann drei Jahre als Magaziner und Schreibmaschinenauspacker in einem Keller.

1973 gründeten Chlöisu (Autoharp, Mundharmonika, Waschbrett), Ueli Bommeli (5-saitiges Banjo) und Chita Fricker (Geige, Dobro) das Longstreet Folk Department und übten Bluegrass. Chita Fricker erzählte über die Vorentscheidung für ein Jazzfestival:

Wir sind dann auch zu dritt dorthin gegangen, Chlöisu Friedli mit dem Waschbrett, und ich mit der Gitarre, ich habe nur etwa drei Griffe gekonnt, und Ueli Bommeli mit dem Banjo, der hat erst damals mit dem Banjospielen begonnen, ich habe auch ein bisschen spielen können und Chlöisu Friedli hat noch "Schnurregige" gespielt. Vor dem Auftritt im Casino sind wir noch ins Restaurant "Die drei Eidgenossen" ein paar Bier trinken gegangen. Wir haben dann gefunden, wir gehen barfuss auf die Bühne. Dann sind wir dort auf der Bühne gestanden (davon gibt es sogar noch Aufnahmen), es waren fast alles Jazzbands, da hat Chlöisu Friedli gesagt, er habe "d Schnurregige" vergessen. Hat jemand eine "Schnurregige" in C. Es war eine ziemliche Sache, bis jemand eine auf die Bühne brachte. Dann haben wir dort einfach unsere drei Stücke gespielt unter tosendem Applaus.

Schliesslich begann Chlöisu aber allein aufzutreten und aus seinem Leben zu erzählen. Im Mai 1974 zog Familie Friedli in ein angemietetes Haus nach Zimlisberg, etwa 15 Kilometer von Bern. Auf der Heubühne im Schuppen traf Chlöisu auf ein schmutzigbraunes Männchen. "Wer bist du?" fragte er. "Wer ist schuld, dass am Sonntag der Braten anbrennt?" fragte der Wicht zurück. "Wer legt tote Mäuse ins Kinderzimmer? Wer bin ich? Ich bin der Kobold von Zimlisberg." Schliesslich zogen Friedlis wieder nach Bern und Chlöisu musste im Januar 1975 wegen Depressionen für drei Monate in die Psychiatrische Klinik Waldau. Im Sommer 1975 schnitt er sich im Wald die Pulsadern auf und nahm Schlaftabletten. Pfadfinder entdeckten ihn und er musste wieder in die Waldau, wo man ihn mit Neuroleptica abfütterte.

Schliesslich konnte Chlöisu die Waldau verlassen und begann seine ersten Geschichten zu schreiben. Vor Ostern stand er als Osterhas am Ryfflihof in Bern. Im Dezember war er Samichlaus, mit Alice als Schmutzli und sogar mit einem Esel. Er übte inzwischen mit den Blues Shouters, weitere Aufenthalte in Kliniken folgten. Er ging dann nach La Colle in die Haute-Provence und 1978 ins Tessin. Dort arbeitete er in der Schreinerei der Therapeutischen Gemeinschaft Bordei im Centovalli, hoch über dem Dorf Palagnedra, zusammen mit anderen jungen Leuten. Chlöisu schrieb jetzt mit Hingabe Heinzelmanngeschichten und hatte eine Freundin, die Belgierin Sylvia Vananderoye. Seine Manuskripte sandte Chlöisu mit einer Empfehlung von Klaus Schädelin an den Zytglogge Verlag, wurde aber nach sehr langer Wartezeit abgewiesen. 1979 zog er mit Sylvia nach Bern an den Sulgenrain und gründete mit Mäxu und Adi von den alten Blues Shouters die Asphalt Blues Company. Er begann eigene Lieder zu schreiben, unter anderem den "Sünneli-Blues" über den schwarzen Bluespianisten und Sportplatzabwart Jimmy Yancey (1898-1951) und Chlöisus eigene Zeit in der Waldau. Im Herbst 1980 nahm Chlöisu das Lied "Tscharni Blues" für eine Fernsehdokumentation seines Schulfreunds Hannes Brügger über Stadtentwicklung auf.

Chlöisu Friedli

Im Februar 1981 ging Chlöisu erneut ins Studio. Er begleitete Ruth Margot am Piano und sang selber den "Sünneli-Blues". Im April 1981 spielte er nochmals ein gutes Dutzend Berner Blues ein, darunter "Aus het e Guh". Zusammen mit Sylvia reiste er nach Frankreich, ging nach der Rückkehr gleich wieder in die Waldau. In der Kurve hinter der Klinik ging Chlöisu Friedli am Abend des 3. Juli 1981 mit seinem Habersack und seinem schwarzen Liederbüchlein unter den Zug. Seine Freunde gaben seine Lieder zwei Jahre später unter dem Titel Wohäre geisch? (1983) heraus. Die Platte entwickelte sich in der Berner und der Schweizer Musikszene von einem Geheimtip zum Überraschungserfolg mit rund 4'000 verkauften Exemplaren. Friedlis auf dem Piano mit bluesigen Riffs begleiteten, meist halb assoziativ improvisierten Texte wurden

später als "Bärnerblues" bekannt und können in gewisser Weise als Vorläufer von Stiller Has gelten.

1993 erschienen Chlöisu Friedlis bis dahin unveröffentlichte autobiografischen Skizzen unter dem Titel Das Gesetz des Waldes als ziemlich schräges Büchlein. Chlöisu beschreibt Episoden aus der Kindheit, schreibt über seine Zeit bei verschiedenen Berner Jazzbands, über seine Jobs und über das zeitweilige Leben auf dem Land, das ihm sehr zusetzte. Daneben erzählt er immer wieder von Ängsten, Depressionen, den Aufenthalten in psychiatrischen Kliniken und von seiner Suche nach seinem Platz in der Welt. Unterbrochen werden die Lebenserinnerungen und Stimmungsbilder von kurzen, zum Teil düsteren Texten und eigenartigen Geschichten aus der Welt der Heinzelmännchen, Kobolde und Elfen. Anhand von Erzählungen der Familie und Freunde Friedlis blickte Herausgeber Urs Hostettler im Nachwort noch einmal auf Chlöisus Leben zurück.

Bei Gelegenheit der "Berner Songtage" waren Chlöisu Friedlis Lieder am 4. November 1994 an einem besonderen Konzert zu hören. Ruth Margot, eine Journalistin mit exzellenter Bluesstimme, die vor 1981 mit Chlöisu im Tonstudio gesungen hatte, war eine der Interpretinnen. Begleitet wurde sie von ihrem Mann Res (Bass) und den beiden Pianisten Marc Anderegg und Ueli "Jacky" Schmutz. Dazu kam das "Liederweib" Dorothea Walther. Ebenfalls an den Songtagen traten der Rock-Liederschreiber Housi Wittlin und das Kammerrockduo Stiller Has auf, die sich beide mit Chlöisu Friedlis Liedern beschäftigt hatten. Letztere nahmen im Lied "Gäge d Bärge" (1994) auch Bezug auf Chlöisu's ungeduldiges Lied "Liechtample".

Der Berner Rapper Baze nahm 2004 zusammen mit Greis und Endo Anaconda Chlöisu Friedli's Lied "Wohäre geisch?" auf.

Vom 20. Januar bis 10. Februar 2007 wurde unter der Regie von Hans Peter Incondi in der Aula des Oberstufenzentrums Ittigen das Theaterstück Sünneliblues (Chlöisu Friedli) vom Autoren Dänu Brüggemann aufgeführt, der auch gleich die Hauptrolle spielte.


Besser i blybe gschider no chly lige, ou - dasch de zfride...