1797 Augustin Fangé Buch "Geschichte des männlichen Barts unter allen Völkern der Erde bis auf die neueste Zeit (Für Freunde der Sitten und Völkerkunde)"/Zehntes Kapitel

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I. Ueber den Bart der Mönche im Orient und Occident
II. Hatte der heilige Benedikt einen Bart?
III. Regel, die man in Absicht des Barts beobachtete
IV. Sitte, den Bart der Geistlichen und Mönche einzusegnen
V. Gebräuche der verschiedenen geistlichen Orden in Absicht des Barts
VI. Bärtige oder Layenbrüder
VII. Schrieb der heilige Franz seinen Schülern lange Bärte vor?
Beschluss dieser Abhandlung

Bart der Mönche im Orient und Occident

Das Raisonnement über die Bärte der Mönche im Orient und Occident fällt nothwendig verschieden aus. Es ist gewiss, dass sich die erstern unverrückt bey der Sitte, lange Bärte zu tragen, erhalten haben. Der Verfasser der Analyse der Lehre des heiligen Athanasius, die er an die Mönche richtet, empfiehlt es ihnen an, sich das Kinn nicht zu rasiren. "Rasirt euch das Kinn nicht", sagt er Seite 16 seiner Abhandlung selbst. Arsenes trug einen Bart, der ihm bis auf die Brust herab hing. "Er trug einen langen Bart, der ihm bis auf den Bauch ging" (gestabat Barbam logam, quad ad ventrem pertingeret, Eccl. Graec. Apopht. Tom I, p. 371). Scyrillus von Scythopolis sagt dasselbe von dem heiligen Eutthymus, im Leben dieses heiligen Abts. Was in dem Lollandisten von dem Märtyrerthum der acht und dreyssig Mönche, denen der Kaiser Constantin Copronymus den Bart abbrennen liess, nachdem er ihn mit Pech beschmieren lassen, erzählt wird, beweist, dass diese Heiligen lange Bärte trugen. Der heilige Sebas und seine Schüler trugen deren gleichfalls, wie man in dessen Leben liest. Dasselbe finden wir in Absicht des heiligen Antiochus, in dem Leben des heiligen Theodors Siceates. St. Isidor von Pelus bezeugt, diess sey bey den Mönchen seiner Zeit herrschende Sitte gewesen. "Es ist kein sicheres Kennzeichen eines religiösen Lebens, lieben Brüder, wenn man mit einem Mantel und einem langen Barte prahlt." St. Basilius der Grosse, St. Gregorius von Nazianze, sind auf sehr alten Denkmählern mit langem Bart abgebildet.

In Hinsicht der Mönche des Occidents scheint es herrschende Sitte gewesen zu seyn, sich den Bart rasiren zu lassen. In der That findet man einige Beyspiele von Mönchen, die lange Bärte trugen. St. Gregorius von Tours sagt in seiner Charakteristik des St. Leobarts, Mönchs im Kloster Marmoutier, er hätte einen langen Bart. Auch gefiel er sich nicht, wie Einige, in langen Haarseilen oder in einem herabhängenden Bart (Nec sibi, ut quidam, dimissis capillorum flagellis aut Barbae demissione plaudebat). Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass diess nur die Einsiedler und Mönche, die von der Welt ganz abgeschieden lebten, thun mochten; denn übrigens ist es ohne Ausnahme wahr, dass die Cenobiter-Mönche, das heisst diejenigen, die in den Klöstern sich aufhielten, sich rasiren liessen. Der heilige Wilhelm z. B. Herzog von Aquitanien und in der Folge Mönch des heiligen Guillem liess sich, als er sich dem Klosterleben widmete, rasiren. Der heilige Petrus Urieolus, Doge von Venedig, hatte sich im zehnten Jahrhundert entschlossen, seiner Würde zu entsagen, um Mönch zu werden; und da er sah, dass diejenigen, die man abgeschickt hatte, um ihn zurück zu bringen, nahe daran waren, ihn zu erreichen, so sagte er zu dem Abt Guarini, welcher ihn begleitete, er sollte eilen, ihm den Bart abzuscheren, und ihm das Mönchskleid anzulegen. "Nimm so bald du nur kannst, das Schermesser, nimm mir den Bart ab, und ziehe mir die Mönchskutte an." Da diess geschehen war, erkannten ihn seine Verfolger nicht, und liessen ihn entweichen.

Ich führe ein anderes Beyspiel an, welches beweist, dass diejenigen, welche den Mönchsstand ergreifen wollten, damit anfingen, sich den Bart abzunehmen; es ist das eines gewissen Eldecards, dessen in der Chronik von Vulturne Erwähnung geschieht. "Der allmächtige Gott hat mir durch Eingebung den Entschluss eingeflösst, diese Welt zu verlassen, meinen Kopf und Bart zu scheren, und das heilige Mönchskleid anzulegen." Ich könnte mehrere Beyspiele anführen, um das Gesagte zu bestätigen, aber diess mag genug seyn.

Gleichwohl muss man gestehen, dass dieser Gebrauch, sich den Bart zu scheren, unter den Mönchen des Occidents nicht so allgemein angenommen war, dass man nicht zuweilen Beyspiele des Gegentheils fänd. Angelius von Nuce hat in seinen Anmerkungen über das vier und zwanzigste Kapitel des Lebens des heiligen Benedikts ein altes Gemählde nachstechen lassen, wo dieser heilige Gesetzgeber mit Johann, Abt von Mont-Cassin vorgestellt ist, wie derselbe einen runden Bart und Knebelbart trägt. Goldast theilt in seinen Bemerkungen über das Leben Karlmanns die Beobachtung mit, er habe wenige alte Figuren von Mönchen gesehen, wo sie nicht mit Bärten vorgestellt wären. "Es gibt sehr selten unter alten Abbildungen von Mönchen, deren ich sehr viele gesehen habe, solche, die keinen Bart hätten." Daraus schliesse ich, dass die Disciplin in Absicht des Barts nach Verschiedenheit der Orte und Umstände habe verschieden seyn können.

II. Hatte der heilige Benedikt einen Bart?

Es lässt sich die Frage aufwerfen, ob der heilige Benedikt, der Patriarch der Mönche des Occidents einen Bart getragen habe? Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Heilige, der Sitte des Jahrhunderts, worin er lebte, gemäss, keinen langen Bart getragen habe. Die Mönche des Occidents trugen deren, wie wir gesehen haben, keine; ganz hierin von den Mönchen des Orients verschieden, die sie sehr lang trugen. Wirklich ist das die alte Tradition des Klosters von Mont-Cassin, das man von dem heiligen Gesetzgeber selbst gestiftet glaubt. Es scheint nämlich nicht möglich gewesen zu seyn, dass die Sitte, sich den Bart zu rasiren, sich seit so vielen Jahrhunderten ununterbrochen in diesem Kloster sollte erhalten haben, wenn sie der Heilige nicht vorgeschrieben, oder wenigstens sein Beyspiel in Aufnahme gebracht hätte.

Indess scheint es gewiss zu seyn, dass sich die Mönche von Mont-Cassin immer haben rasiren lassen; diess bezeugen sehr alte Gemählde, die sie durchgängig mit rasirten Bärten darstellen und einen Beweis davon ablegen, dass diese Sitte in dieser Abtey immer herrschend gewesen sey. In einem Manuscript ist der heilige Benedikt ohne Bart dargestellt. In einem andern von dem Abt S. Angelo ad foras sieht man den Abt Didier und alle seine Mönche schlechthin ohne allen Bart, und mit einer Krone, die denen der Dominikaner gleicht.

Es ist wahr, dass andere Gemählde den heiligen Gesetzgeber mit einem langen Bart darstellen; aber diese Art, ihn zu mahlen, kommt vielleicht von der Phantasie der Mahler, oder derjenigen, die ihn so haben darstellen wollen, um sich nach dem in ihrer Provinz, und in andern Gegenden, wo grosse Bärte in Aufnahme waren, eingeführten Gebrauch zu bequemen. In der That, sieht man den heiligen Augustin, z. B., nicht auf mehrern Gemählden mit einem langen Barte, ob es gleich gewiss scheint, dass zu seiner Zeit alle Afrikanischen Geistlichen nach dem Beyspiel der Römischen Geistlichkeit, mit rasirtem Bart gingen? Eben so ist Karlmann auf mehrern alten Gemählden mit einem langen Bart vorgestellt; ob er gleich auf den Insiegeln, die uns von diesem Regenten noch übrig sind, und die man in der Abtey des heiligen Dionysius in Frankreich und in der des Saint Germain de Prez aufbewahrte, mit einem geründeten oder vielmehr krausen Bart erscheint, und auf seinen Münzen und in seiner Figur, die sich vor der Bibel befindet, die sich zu St. Paul in Rom aus seiner Zeit erhalten hat, sich, wie die alten Kaiser, ohne Bart vorgestellt findet.

Könnte man nicht sagen, die Priester hätten sich einfallen lassen, uns den heiligen Benedikt aus einem symbolischen Grunde mit einem langen Barte vorzustellen, das heisst, sie hätten durch diesen Zierrath sein Alter, seine Eigenschaft als Patriarch, wie man gewöhnlich die alten Patriarchen mit ehrwürdigen Bärten darstellt, andeuten wollen?

III. Wenn und wie man den Bart rasirte

Was die regel betrifft, die man in den Klöstern beobachtete, um den Mönchen den Bart abzunehmen, so richtete man sich nach der Zeit und der Art, sich zu rasiren. Die Versammlung der Aebte, die 817 in Aachen unter Ludwig dem Frommen gehalten wurde, bestimmte die Tage, an welchen sich die Mönche rasiren sollten. Sie durften es überhaupt nur einmahl in der Fasten, nämlich den heiligen Abend; einmahl in der Osterwoche, und die übrige Zeit des Jahres aller funfzehn Tage einmahl thun (Ut in quadragesima, nisi in sabbatho sancto, non radantur, in alio autem tempore semel per quindecim dies, et in octavis Paschae. Conc. Aquisgr. can. 6). Die Regel der Einsiedler erlaubte ihnen nur, sich aller sechs Wochen einmahl zu rasiren. "Die Einsiedler, und vorzüglich diejenigen, welche die heiligen Mysterien zu besorgen haben, dürfen sich nur von vierzig zu vierzig Tagen rasiren und die Haare verschneiden." (Griml Reg. f. Einsiedl. L. 50)

Die alten Gebräuche in Deutschen Klöstern bestimmten die Tage, an welchen man sich den Bart abnehmen lassen durfte, folgendermaassen. Man rasirte sich in der ersten und letzten Woche der Fastenzeit; die übrige Zeit des Jahrs über aller zwölf Tage, wenn kein grosses Fest dazwischen fiel. "Von der ersten Fastenwoche an bis zur letzten dürfen sie sich nicht rasiren; für die übrige Zeit sollen immer zwölf und zwölf Tage zum Rasiren festgesetzt seyn; wenn nicht etwa ein sehr nahes Fest erwartet wird." (A prima quoque hebdomada quadragesimae non se radant, usque in ultimam; reliquo tempore ad radendum duodecim dies deputentur, nisi forte aliqua exspectetur festivitas valde proxima. Antiq. Germ. Conseeu, num. 31)

In dem Kloster zu Cluny rasirte man sich vom Sonntag Septuagesima bis Ostern von drey zu drey Wochen; die übrige Zeit über hing die Bestimmung dieses Punkts vom Prior ab.

Die alten Mönche des Cistercienserordens rasirten sich anfänglich nur siebenmahl des Jahrs; in der Folge geschah es zwölfmahl des Jahrs; aber die Layenbrüder blieben der ältern Einrichtung getreu, denn in Absicht ihrer fand kein Grund zum öftern Rasiren Statt, der in der nothwendigen Ehrerbietigkeit beym Empfang des Leibes und Blutes des Heilands bestand (Propter reverentiam sacratissimam altaris suscipiendi. Lib. Usuum Cisterc. c. 85, Apud. Marten, de Antiq. Mon. Rit. 1, 5 c. 7)

Die alten Karthäusermönche rasirten sich nur sechsmahl des Jahrs; das heisst den Osterheiligen-Abend, den Pfingsheiligenabend, den Tag vor der Himmelfahrt Maria's, vor dem Fest alle Heiligen, vor Weyhnachten, und zu Anfang der Fasten (S. Statut. Guig. c. 9). In der Folge vermehrten sie die Zahl dieser Tage und rasirten sich im Anfang jedes Monats (S. Statut. Ant. Part. I, c. 15, § 16). Aber nach ihren neuen Statuten liessen sie sich aller funfzehn Tage rasiren. Es war sogar den Prioren, Vikaren, den Rektoren und Prokuratoren, die oft in Angelegenheiten des Hauses auszugehen sich genöthigt sahen, sich die Woche einmahl zu rasiren erlaubt.

Die Cölestinermönche scheren sich ihren Bart aller funfzehn Tage, so wie es ihre Ordensregel mit sich bringt; die Väter der Congregation von Bursfeld scheren sich aller vierzehn Tage einmahl.

Wie man sich den Bart rasirte

Die Art, sich den Bart zu scheren, wurde ehemals als ein regulirtes Geschäft betrieben. Man sehe deshalb die durch die alten Statuten von Cluny vorgeschriebenen Zeremonien, die von dem heiligen Udalric (l. 3, c. 16) gesammelt sind; ferner die von dem Kloster Farfe; die Gebräuche des heiligen Benigne von Dijon; die Statuten des heiligen Lanfranc.

1) Der zu Verrichtung dieses Geschäfts bestimmte Ort war das Kloster; ausgenommen die Kranken; diese verrichteten es im Siechhaus. Wer nicht mit der übrigen Gesellschaft hatte rasirt werden können, that es im Wärmezimmer. Jeder Mönch rasirte sich selbst, oder liess sich durch einen seiner Mitbrüder rasiren. Wer nicht rasiren konnte, bat jemanden, ihm diesen Dienst zu erweisen. In dem Kloster zu Croyland kam diess demjenigen zu, der die Aufsicht im Siechhause hatte, und er musste alle Mönche. jeden nach seinem Rang rasiren (Ingulph. Hist. Croyl. ad ann. 1091). Aber dieser Gebrauch war dem gleichförmigen Verfahren anderer Klöster zuwider, wo es etwas ganz unbekanntes war, dass Weltgeistliche die Mönche rasirten.

2) Die Verwahrung der, zur Tonsur nöthigen Instrumente war einem Mönch übergeben, der sie in einem Schranke in der Schlafzelle unter Verschluss hielt; er theilte die Schermesser aus, und der Almoseneinnehmer gab die zum Rasiren nöthigen Schüsseln her (Consuetud. Farfens. Udalric. lib. 3). Diejenigen, welche die Woche über am Tisch aufgewartet hatten, mussten das Wasser besorgen und warm machen, das zu dieser Operation erfordert wurde.

3) Man rasirte sich stillschweigen, und die ganze Zeit über, so lange diese Beschäftigung dauerte, sang man Psalmen. Folgendes geschah nach den Statuten von St. Lanfranc. Jedermann war da angekommen, wo die Tonsur vor sich gehen sollte; der Abt oder der Prior stimmte fünf Psalmen an, fing mit dem Psalm: "verba mea" und den andern über die Pflichten der Todten an. Hierauf las der Priester, welcher an der Woche war, sitzend die Kollecte ab. Nach diesen fünf Psalmen musste man zusammen alle kanonischen Horen bis zu den Vespern hersagen, und der Priester sagte, wenn sie geendigt waren, weder (Dominis vobiscum) "Gott sey mit Euch", noch (Benedicamus domino) "Gelobet sey der Herr", sondern er sagte bloss: (Per omnia secula seculorum) "In alle Ewigkeit"; hierauf sagte er noch: (adjuterium meum) "Meine Hülfe"; hierauf sagte man die Vespern des tages nach denen der Todten und der Vollendeten her. Man sah dieselbe Ordnung in Absicht der Psalmenabsingung am Ende einer alten Ordnungsführung zu Corbie mit dem Titel: (Ordo Psalmorum ad rasuram) "Tagesordnung der Psalmen bey dem Bartscheren". Die Ordensregeln in der Abtey Farfe sprechen nur von fünf Psalmen, die man für die Todten absingen musste, welche diese Zeit über im Kapitel angegeben worden waren; und diese Psalmen wurden nebst andern Gesängen, wie man sie in der Küche sang, und nebst einigen andern Psalmen abgesungen.

4) Wenn es sich traf, dass man gerade in die Betstunde läutete, so mussten die Mönche, die mit ihrer Tonsur noch nicht zu Stande waren, diess Geschäft aufgeben, um sich in die Kirche zu verfügen; aber sie gingen nicht auf das Chor; sie traten an einen besondern Ort, und kehrten nach der Betstunde wieder an den Ort, wo sie sich rasirten, um diess Geschäft vollends zu beendigen. Sie wollten dadurch zu erkennen geben, wie sehr sie die Maxime des heiligen Benedikt respektirten: "nichts geht dem Dienst Gottes vor". Der Klostergebrauch von Cluny verordnete: dass diejenigen, die mit den Uebrigen nicht im Kloster rasirt werden konnten, in der Gemeinstube sich rasiren lassen mussten. Waren die zu dieser Arbeit bestimmten Stunden verflossen, so konnte man sich ohne besondere Erlaubniss nur nach der None rasiren, wo es erlaubt war, im Kloster zu sprechen; aber man konnte es in der Gemeinstube thun, und zwar in den Zwischenräumen zwischen den kleinen Horen und den Vespern. Das Stillschweigen war an Tagen, wo man sich rasirte, nicht so streng, und die Mönche durften da reden.

5) Die Mönche hatten ein gemeinschaftliches Schermesser, und jeder rasirte sich den Bart, oder sie rasirten sich einander. Sie rasirten sich sowohl den Kopf, als das Kinn; aber sie rasirten sich den Bartbüschel mit der Schere. Man verlangte von jedem Mönch, dass er rasiren lernen musste.

IV. Sitte, den Bart der Geistlichen und Mönche einzusegnen

Die Tonsur ward einem Mönche oder Geistlichen das erstemahl mit viel Pomp und unter viel Ceremonien gegeben. Man weihte überhaupt Haare und Bart dem Herrn. Der heilige Aurelius, Bischoff zu Arles will, man solle, wenn man einem Mönche zum ersten Mahl die Tonsur gäbe, einen Theil seiner Haare unter den Altar werfen, wo die Reliquien, oder die Körper der Märtyrer wegen des Bekenntnisses ihres Glaubens sich befanden, damit, wenn er etwa Gott einmahl untreu werden sollte, seine Haar gewissermassen wider ihn zeugen möchten. Der heilige Wilhelm, der vor seiner Bekehrung Graf war, wurde Mönch zu Gellone, mit der Mönchskutte angethan, und seine Haare sowohl, als sein Bart wurden Gott geweiht (Coma nobili, barba venerabili deposita et Deo consecrata).

Das Rituale oder das Reglement in der Abtey von Aniane thut ausdrücklich der Einsegnung des Barts bey denjenigen Erwähnung, welche das Mönchskleid anlegten. Folgende Collekte oder Gebet begleitete diese Ceremonie.

Gebet

Verleihe doch, o allmächtiger Gott, - wir bitten dich darum - diesem deinem Diener, dessen Bart wir heute für deine göttliche Ehre rasiren, verleih ihm, dass er immer in deiner Liebe bleibt, und bewahre ihn fleckenlos in Ewigkeit. Durch den Herrn u. s. w.

Die Klostergebräuche des heiligen Benignus von Dijon schreiben dieselbe Sache vor. Es wird von dieser religiösen Handlung im Leben des heiligen Godehard, Bischoffs zu Hildesheim gesprochen, der 1038 starb (M. s. Boll. Tom. I, Maji pag. 506, num. 12).

Bernard, Mönch zu Cluny, lehrt uns in der Sammlung der Gebräuche dieses berühmten Klosters, dass dies auch zu Cluny so war. Nachdem der Priester zwey gebete oder Collecten hergesagt hatte, die für die Tonsur gehalten wurden, fügte er ein drittes hinzu, welches von der Einsegnung des Bartes begleitet war. "Wenn zwey Collekten hergesagt worden sind, und er ihnen (den Novizen) die Haare rasirt, soll der Convent diesen Gesang anstimmen: Du bist es Herr, der ihn wieder ersetzen wird," u. s. w., "nebst dem Vers des Psalmen: Erhalte mich Herr," u. s. f. und: "Ehre dem Vater; hierauf wiederholt er ihn; dann singt der Priester eine andere Collecte ab, und nach Endigung derselben spricht er den Segen über die Anwesenden und den Bart" (Ord. Ann. part. 1, c. 56). Der Bart und die Haare eines Novizen wurden Gott geweiht. Man verbrannte sie und warf die Asche in die Wassergosse (Usum Cisterc. c. 102, Vide Vitam S. Wilh. Duc. c. 23, ed. Mabil.).

Dasselbe geschah, wenn man den geistlichen den Bart rasirte und ihnen die Tonsur gab; das heisst man sprach über Bart und Haare den Segen und weihte sie Gott. Ademare von Chabane sagt von Jourdani, Bischoff zu Limoges, er habe, nachdem er die Messe auf dem Grabmahl des heiligen Martial gehört habe, sich ins Kloster begeben. Den Tag darauf ging die Ceremonie des Barteinsegnens und sodann das Bartscheren vor sich. Hierauf führte man ihn zum Stuhl des heiligen Martial, wodurch man ihn feyerlich als Bischoff einsetzte, und ihm den Hirtenstab in die Hand gab.

In der That findet man in dem Kirchenbuch zu Salisbury und in einem andern, das man in der Abtey zu Beck aufbewahrte, die Gebete, die dabey gebraucht wurden, wenn man neuerlich aufgenommenen Mönchen die Tonsur gab, und selbst bey der Barteinweihung der Bischoffsbärte gebraucht wurden. Man glaubt dem Leser eine Probe davon schuldig zu seyn, um ihn in den Stand zu setzen, sich einen Begriff davon zu machen.

Collecte des Kirchenbuchs in der Abtey zu Beck (Einsegnungsformel bey der Bartschur)

Der Herr sey mit Euch.

"Lasst uns beten, geliebte, und den allmächtigen Gott bitten, dass er diesem seinem Diener N. N., den er bis ins Jünglingsalter zu führen würdigte, die Geschenke seiner Segnung bewillige; dass, so wie ihm nach dem Beyspiel Petrus, des Fürsten der Apostel, alle äussern Kennzeichen der Jünglingschaft aus Liebe zu Christus beschnitten werden müssen, ihm eben so jeder Auswuchs des Innersten seines Herzens benommen und er so der Früchte der ewigen Seligkeit theilhaftig werden möge. Diess gebe derjenige Gott, dem allein in der Dreyeinigkeit ewiger Ruhm gebührt, Amen."

Hier folgen noch einige Collecten, die beym Haarabschneiden abgesungen wurden.

Zum Haarabscheren

"Gott, durch dessen Geist sich jede erwachsene Creatur ihres Wachsthums erfreut, erhöre unser Gebet in Absicht dieses deines Dieners N. N., der sich der Zierde der Jugend erfreut, und bey erster günstiger Gelegenheit die Tonsur erhalten soll; dass er in jeder Hinsicht mit der Hülfe deines Schutzes ausgerüstet, die himmlische Weyhung empfangen, um sich der Freuden des gegenwärtigen und des zukünftigen ewigen Lebens zu erfreuen haben möge. Durch den Herrn" u. s. w.

Diese Collecte findet sich fast mit denselben Ausdrücken in dem Altarbuch des heiligen Gregorius in den alten Kircheninventarien zu Reims, zu Ratold und im Römischen Orden.

Gebet nach rasirtem Bart

"Gott, der du deine Kirche immer mit neuen Früchten des Glaubens vermehrst, verstatte deinem Diener N. N., welcher aus einem Insstinkt von göttlicher Liebe und Furcht sich die äussern zeichen der Mannbarkeit hat abscheren lassen; damit er durch Vermittelung der Verdienste aller Heiligen den Muthwillen des Fleisches nicht nur den Worten nach, sondern bis in das innere Bewusstseyn seines Herzens, in heiligem Umgang verbleibend, und indem du vor ihm überall hergehst, und ihn überallhin begleitest, zu Boden schlagen und verachten und so des Genusses des ewigen Lebens sich würdig machen möge."

Auszug (aus dem beynahe sechshundertjährigen Kirchenbuche zu Salisbury)

Gebet bey Rasirung des Barts

"Gott, durch dessen Vorsehung sich jede erwachsene Creatur ihres Wachsthums erfreut, sieh gnädig herab auf diesen deinen Diener N. N., der sich der Zierde des jugendlichen Alters erfreut, und sey mit Wohlgefahlen bey der Abnahme der Blüthe der ersten Jugend zugegen; damit er sich in jeder Hinsicht der Hülfe deines Schutzes erfreuen, in einem höhern Alter die himmlische Segnung empfangen und der Freuden des gegenwärtigen und zukünftigen Lebens geniessen möge. Durch unsern Herrn" u. s. w.

Während des Scherens sagt man den Halbvers her:

"So wie der Thau Hermon auf Sion herabsteigt, so komme Segnung auf dich herab." Psalm. "Siehe, wie gut" u. s. f.

Gebet

"Allmächtiger, ewiger Gott, segne diesen deinen Diener N. N. welcher dir die Erstlinge seiner Jugend darbringt. Giess, Herr, deinen Segen über ihn aus, und er gehe auf sein Haupt und seinen Bart über, wie die Salbe, welche in dem Bart Aarons duftete, damit er bey derselben Segnung in dem Wege deiner Befehle einher geht und bis zum höchsten Alter gelangt. Durch den Herrn" u. s. w.

Hier sind einige Gebete, die sich in der Eulogie der Griechen bei Goar finden.

Gebet bey der Abnahme des Barts

"Herr, Gott der Tugenden, Vater unsers Herrn Jesu Christi, der du uns verworfene Sünder durch deine Freysprechung zu dem heiligen Werke des Priesterthums erwählt hast, damit ein getreues, dir ergebenes Volk, durch uns deinen heiligen Namen verehren möge; wir rufen dich an und bitten dich, Herr, unser allmächtiger Gott, segne das Werk unserer Hände, so wie Du gleichsam Segen azf das Haupt Aarons und auf seinen Bart herab kommen liessest, wie der Thau Hermon, der auf den Berg Sion herab fällt; so müsse dein Segen über das Haupt und den Bart deines Knechts N. N. kommen, du, dem alle Ehre gebührt."

Gebet auf die Beschneidung des Barts oder des Kopfhaars

"Herr, unser Gott, der du alle Creaturen, als Beweise deiner Grösse aus dem Nichts hervor gehen lässt, und den Menschen nicht nur mit dem Ebenbilde deines Verstandes und deiner Vernunft geziert, sondern ihn noch durch verschiedene Haare verschönt hast, lass auch diesem deinem Knechte N. N., der zur Schönheit seines Gesichts an Bart und Haar rasirt worden ist, alle deine göttlichen Gnadenbezeugungen zu Theil werden; dein Segen komme über seinen Bart und sein Haupt herab, wie er auf das Haupt und den Bart Aarons herab träufte; denn zu deinem Ruhm, zu dem du uns alles thun heissest, gibt sich dein Knecht zur Scherung seines Barts und seines Haupthaars her; und dir gebührt dafür aller Ruhm."

Die Zeremonie des Bartabnehmens hiess Bartschur (Barbirasium). Es wird ihrer oft in den Schriftstellern des Mittelalters erwähnt. Man sehe deshalb Peter Damien, Erst. Buch. Brief 15, 20, Buch 8, Brief 17. Peter Diacre, Schül. v. Cassn in vet. Discip. Monast. S. 3. "Keiner nehme ohne Befehl des Dekans die Bartschur vor." Man sehe Ratier, Bischoff von Verona: De contemtu canonum, part. 2.

VI. Ueber bärtige oder Layenbrüder

Man unterscheidet im Klosterstande zwey Arten Mönche. Die eine Art derselben ist zum Klerus gehörig, und besteht aus studirten, zum Dienste des Chors und zu andern religiösen Verrichtungen bestimmten Personen; die andere Klasse machen die "Commis", Layenbrüder oder bärtigen Brüder aus; auch nennt man sie bisweilen Idioten oder Ungelehrte, Nichtstudirte, weil sie sich mit nichts, was zu den Wissenschaften gerechnet werden kann, beschäftigten, und nur zum mechanischen Dienste der andern Mönche und des Klosters bestimmt waren. Sie dienten auch wirklich der Kirche; sie trugen bisweilen die Weyhrauchgefässe, das Kreuz, und antworteten bey Privatmessen, und versahen den Chor. Sie hatten ein Chor, das von dem Chor der andern Mönche abgesondert war, und schliefen in besondern Zellen. Die Layenbrüder gehören eben so wie die eigentlichen Mönche, zum Klosterwesen; aber sie sind nicht wie diese zu geistlichen Verrichtungen bestimmt (S. Martenne: de antiq. Monach. Ritib.).

Die Layenbrüder waren also in dem, was ihren Stand betraf, und was die wesentlichen Verbindlichkeiten des Mönchslebens ausmacht, von den eigentlichen Mönchen nicht verschieden; sie unterschieden sich von ihnen bloss durch die Form und Farbe ihrer Kleider, durch die Tonsur und vorzüglich durch ihren Bart. In den alten Urkunden des Cistercienserordens wird der bärtigen Brüder (fratres barbati) Erwähnung gethan. In einem Ordensreglement wurde bestimmt, dass man diese Art Brüder von seiten des Bischoffs mit aller möglichen Gefälligkeit aufnehmen und ihnen dieselbe Behandlung mit den übrigen Mönchen wiederfahren lassen würde; aber man würde sie nicht als wahre Mönche ansehn (Tuncque definierunt, Conversos Laicos barbatos ex licentia Episcpi sui suscepturos, eosque in vita sua et in morte, excepto Monachatu ut seinetipsos tractaturos. Ord. Cisterc. c. 15).

Cäsarius, Mönch zu Hesterbach spricht von diesen bärtigen Brüdern folgender Maassen: "An einem gewissen Tage rief er einen Layenbruder zu sich und" sagte zu ihm: "weisst du Bärtiger (barbate) warum ich in den Orden getreten bin?" und ferner: "viele von diesen Bartmönchen führen sich so auf, dass sie im Kleid und der Tonsur der Religion in den Ländern herumstreichen und viele Menschen betrügen." In einer alten Urkunde des Grafen Eberhard für die Abtey von Saint-Pierre im schwarzen Wald, die Herr Schannat beybringt, verlangt dieser Graf, man sollte den Bartbrüdern dieselbe Quantität Brod geben, welche die andern Mönche erhielten. Die Chronik von Mont-Serra thut gleichfalls dieser Art Layenbrüder Erwähnung; sie spricht von einer Art derselben, welche der Sprachgebrauch Bärtige genannt habe. Die Chronik von Lauresheim entwirft von ihnen folgendes Portrait:

Höre nur noch aufmerksam, wer die Bärtigen seyen:
Sie sind Layenbrüder und leben mit Mönchen in Bunde;
Ihnen gab das Gelächter des Volks den thörigten Namen,
Ungestalt, rauh, und gleich durch Sitten den Böcken,
Gleichen den Böcken an Bart, den Masken der tragischen Rollen.
Und da der Menge Gunst mit ihrem Fittig sie schützet,
So ist ernts ihr Gesicht und geschoren ihr Haupthaar,
Grade geschnitten und zierlich gekämmt vom Kinn bis zur Wirbel,
Sind sie mit unermesslichen Socken beschuhet,
Und gehen behängt mit langer, geräumiger Kutte.
Wer sie vermögend dünkt, wird begrüsst in demüthiger Stellung:
Gande, Friede mit Euch, seyd gesegnet, und schenket uns Glauben,
Tausend Vater Unser für Euch fleht der heilige Orden.
Und mit des Bartes Zauberwerk wirken sie mächtig
Wie sie, die Diener des Herrn, dere bewegliche Pöbel beurtheilt;
Aber sie verrathen sich selbst als Betrüger und Gaukler.

Etienne, Bischoff zu Tournay erzählt die Unruhen, die durch die bärtigen Brüder oder durch die Bettelmönche des Ordens von Grammont erregt wurden. "Wir verfolgten ein trauriges Schauspiel in der Kirche Gottes mit treuer und kläglicher Theilnahme; es sind die Layenbrüder von Grammont, die uns diese traurige Stimmung verursachen, sie, ein bedauernswürdiger Haufe mit langen Bärten herumlaufender Mönche, als wenn sie mit Hörnern um sich stiessen" (Steph. Tornach Ep. 152). Im Anfange dieses Ordens ar die Zahl der Layenbrüder weit grösser als die der Priester und Cleriker; und diess verursachte unter ihnen oft Zwiespalt. Die Layenbrüder trieben ihre Unverschämtheit sogar so weit, dass sie sich gegen ihren General-Superior auflehnten und ihn 1180 absetzten. Der deshalb entstandene Streit dauerte drey ganzer Jahre lang, und ward erst durch den Pabst Innocent den Dritten beendigt. Man findet noch einige Schreiben von Johann, König von England, diesen Streit der bärtigen Brüder des Ordens von Grammont betreffend (Guill. Prynn. in Libertat. Eccl. Angl. Tom. III, p. 23, Vid. Mir. S. Wilfr. c. 8).

Im Orden der Cistercienser zeichneten sich die Layenbrüder durch die Farbe ihrer Kleider und durch ihren Bart aus. Sie haben nie eine Bartkrone getragen; sondern sie waren ganz rasirt, oder man verschnitt ihnen die Haare mit der Schere ganz kurz. Anfänglich sah man in diesem Orden Layenbrüder. Sie waren zu beschwerlichen Arbeiten bestimmt. Man behauptet sogar, dieser Orden habe ihnen seine grossen Güter, und die prächtigen Gebäude verdankt, von denen man noch Ueberreste sieht.

Die Statuten des Prämonstratenserordens besagen, dass sich die Layenbrüder dem allgemeinen Brauch, Bärte zu tragen, entziehen wollten, und sie geben als Maassregel an, die man dagegen genommen habe, dass man von dieser Art Ordensbrüder keinen wieder aufnehmen würde, wenn sie sich nicht verbindlich machten, eine graufarbige Kappe und einen Bart zu tragen (In ecclesis vero, in quibus Conversi sunt adeo rebelles, quod nolunt cappas griseas et barbas ordinatas habere, de caetero non recipiantur conversi donec recepti cappas griseas receperint, et barbas habuerint ordinatas. Ord. Praem. dist. 4, cap. 17).

Es gab ehemals in der Congregation von Mont-Cassino eine Art Layenbrüder, welche öffentlich Geübde thaten, ein schwarzes Skapulier und eine braune Kutte trugen und ihren Bart wachsen liessen. Seit langer Zeit nahm man deren keine mehr auf. Die Layenbrüder der Congregationen zu St. Vanne und St. Maure trugen jederzeit ein schwarzes aber kurzes Kleid und ein Skapulier, das enger war als das der Chormönche; aber sie gingen ohne Bart.

Alberic, Mönch von Dreybrunnen redet von einem besondern Mönchsorden, wo die Mönche Bärte trugen. Auch erwähnt desselben der Verfasser der belgischen Chronik und sagt, dieser Orden habe sechzig Häuser gehabt. Aber man sagt nicht, was für eine Art Mönche diess war.

Neuerlich trugen die Layenbrüder fast nirgends mehr einen Bart. Es gibt noch einige deutsche Klöster, z. B. in der Abtey des heiligen Blasius im Schwarzwald, wo dieser Gebrauch noch Statt findet. Bernhard von Cluny bezeugt, dass sich die Layenbrüder schon zu seiner Zeit rasirt hätten, und zwar in dem Orden von Cluny eben so gut, als anderwärts.

VII. Ob der heilige Franz den Gebrauch der langen Bärte vorgeschrieben hat?

Ob es gleich sehr wahrscheinlich ist, dass der heilige Franz, der Stifter des Ordens, welcher seinen Namen führt, einen langen Bart getragen hat, so wie man ihn noch jetzt vorstellt, so findet man doch nichts, was er darüber verfügt hätte. Man kann im Gegentheil versichern, dass sich die Priester dieses Ordens, so wie die übrige Geistlichkeit, wie man aus dem Porträt des heiligen Antonius von Padua, und des seligen benedikt von Arezzo, Ministers der Provinz Antiochien, der nach dem Bericht der Bollandisten 1224 starb, sieht, rasirte Bärte trugen. Ein unbestreitbarer Beweis, dass die ersten Schüler des heiligen Farnz keinen Bart trugen, ist die Bulle des Pabst Honorius des Dritten, die er noch bey Lebzeiten dieses Heiligen gab, und vermöge welcher er den Brüdern, welche bey den Serracinern das Evangelium predigen wollten, gleichsam als ein Privilegium die Erlaubniss gab, ihren Bart wachsen lassen zu dürfen. Hierzu rechne man noch, dass der Bruder Eli, welcher seiner Würde als Oberhaupt seines Ordens entsetzt wurde, sich in den von Cortona, ein Kloster, das durch den heiligen Franz gestiftet worden war, zurück zog, um daselbst ein strenges Leben zu führen, und dass dieser seinen Bart wachsen liess.

In der Folge, das heisst ungefähr sechzig Jahre vor dem Tode des heiligen Antonius, war es fast allgemeine Sitte in dem Orden des heiligen Franziskus, dass jedermann, selbst die Priester ihre Bart-Haare daselbst wachsen liessen, wie man diess noch aus einem alten Denkmahl ersehen kann, welches aus jenen Zeiten noch existirt. Dieses Monument, das zu Villefranche aufbewahrt wurde, stellt Eleonore von Savoyen im Todesbette vor, wie sie von drey Minoriten-Brüdern umgeben ist, welche Bärte tragen. Es scheint, sie seyen Priester; denn die Layenpriester waren nicht dazu bestellt, ihr die letzten Pflichten zu leisten. Diese Prinzessin starb 1296.

In den neuesten Zeiten trugen die Franziskaner oder die Layenbrüder desselben Ordens eben so, wie die Barfüsser einen ganz rasirten Bart. Die von Picpus und Tiercelin trugen einen Bart, aber er war nicht sehr stark; sie liessen sich bis ans Kinn rasiren; hierauf erhielten sie von dem Papst die Erlaubniss, sich ganz rasiren zu lassen, und traten dadurch mit den andern Stiftungen dieses Ordens in gleiche Rechte ein. Die Capuciner hingegen trugen ihren Bart sehr lang und dicht. Diess sey genug, um an einem besondern Gegenstande des menschlichen Körpers zu beweisen, wie die Zeit allein unvermerkt Welt und Sitten verändert.

Ende