Domenica Niehoff/Bibliografie: Unterschied zwischen den Versionen

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Und dann sagt sie noch einmal beschwörerisch zu mir: "Denk daran, Kindchen: Das Wichtigste ist, daß man nicht untergeht."
Und dann sagt sie noch einmal beschwörerisch zu mir: "Denk daran, Kindchen: Das Wichtigste ist, daß man nicht untergeht."
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Offenbar Beitrag im Buch 1996:
"Eibchaussee - Die Welt als Villa und Vorstellung". "Bullenorchester - Ein Polizeibericht", und dann noch unter der Ägide einer taktvollen Dame. "Domenica - Männer, das sind für mich Fremdkörper". Unter diesen und anderen hoch tiefsinnigen Überschriften ist jetzt Hamburg von innen zu erlesen, auf Papier, im Insider-Lexikon, das gleich auf der ersten Seite androht: "Dies ist ein Buch ohne System." Macht nichts, es steht trotzdem viel Gutes, Hilfreiches und Witziges drin. Geschrieben hat's ein Egon-Erwin-Kisch-Preisträger: Emanuel Eckardt, der übrigens auch mal als Karikaturist beim Hamburger Abendblatt seine Brötchen verdiente.
Emanuel Eckardt: Hamburg - Das Insinder-Lexikon. Beck'sche Reihe,
158 Seiten, 19,80 Mark
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Hamburg persönlich
Kiez-Perle Domenica trödelte auf der Partymeile
Hamburger Abendnlatt 08.12.2008, 00:00 Uhr 08.12.2008, 00:00 Uhr Jens Meyer-Odewald 
Ordnung ist was anderes, keine Frage. Offene Kartons, ein Bollerwagen mit Papierbergen, darauf ein uralter Lederkoffer. Daneben ein merkwürdiges... Mehr Bilder von Domenica
Foto: Laible
Ordnung ist was anderes, keine Frage. Offene Kartons, ein Bollerwagen mit Papierbergen, darauf ein uralter Lederkoffer. Daneben ein merkwürdiges Gefährt, eine Art Mofa für ältere Leute. Mit Plattfuß und abmontiertem Reifen. Im Wohnzimmer.
In den Regalen stehen alte Uhren, Messingfiguren, Fotorahmen, kleine Skulpturen, Nippes. Eroberungsstücke vom Flohmarkt. Ein ausrangierter Fernseher auf dem Fußboden, eine indische Göttin an der Wand, Chaos auf dem Tisch. In der Mitte brennt eine Kerze mit biblischen Motiven. Die antike Stehlampe daneben ist außer Betrieb. Hat auch nur 10 Euro gekostet.
In der Hitliste ungewöhnlich und originell eingerichteter Wohnungen gebührt der kleinen Zweizimmerbutze im Herzen St. Paulis ein Spitzenplatz - als skurrile Melange aus Museum und Trödelladen. Individuelle Lebensart mit Seltenheitswert und Charakter. "Ich fühle mich pudelwohl hier", sagt die Hauptmieterin zur Begrüßung und steckt sich eine Filterzigarette an. "Endlich wieder heimisch in Hamburg." Glück hoch drei. Ein heftiger Hustenanfall, Keuchen, Nach-Luft-Schnappen folgen. "Die Bronchien", sagt sie. Diese verfluchten Antibiotika würden einfach nicht anschlagen. Der nächste Zug ist bedächtiger. Aus der Küche wird Stärkung gereicht: Kräutertee und Tomatenbrot, üppigst mit gewürfelten Knoblauchzehen bedeckt. Plötzlich klingelt es an der Tür. Mannomann, welch ein Auftakt! Dabei soll's noch stärker kommen.
Herzlich willkommen bei einer der schillerndsten Persönlichkeiten der Hansestadt: Domenica Anita Niehoff, eine Lady mit extravaganter Note. In jüngeren Jahren dominante Aktivistin an der Herbertstraße. Mit aus- und für manchen einladenden Formen, mit Vorliebe für den devoten Herrn mit spezieller Neigung. "Dabei bin ich von Natur aus eine Kuschelmaus", flüstert sie. Domina Domenica, für nicht wenige Hamburger war der Name Programm. 63 Lebensjahre, viele davon im grellen Rotlicht, haben Spuren hinterlassen. Geblieben sind tiefgründige Augen, ein warmherziges Lächeln, Ausstrahlung. Charme pur. Immer noch.
An die Jahre danach erinnern Plakate an der Wand, bergeweise Fotos, Postkarten und Zeitungsausschnitte, ein gut verkaufter Bildband sowie eine Biografie auf dem hölzernen Teewagen. Dokumente einer Ära im Scheinwerferlicht. Domenica als Medienstar, Schauspielerin, Künstlerin. Als Kneipenchefin, als prominente Sozialarbeiterin. Domenica an der Seite von Klaus von Dohnanyi, Heidi Kabel, Horst Frank. Und so weiter. Domenica bei mehr als 150 Lesungen, auf der Bühne, bei Vernissagen, auf Partys der High Society, in Talk-shows - als Gast mit Schnauze, Herz und einem Hauch von Hautgout. Vorbei, aber nicht vergessen.
Im Koffer auf dem Bollerwagen liegt ein Stapel handschriftlicher Notizblätter. Basis für ein weiteres Buch, das kommendes Jahr im Verlag Droemer und Knauer erscheinen soll.
Niederschmetternde Erlebnisse sollen darin stehen, seelenlose Zeiten im Waisenheim, prügelnde Freier, brutale Luden, Vergewaltigungen, dramatische Todesfälle in der halb kölsch, halb italienisch geprägten Familie. "Ich bin als einzige übrig geblieben", sagt sie leise, aber trotzig. "Und ich halte durch!" Trotz der gewaltigen Brocken, die das Schicksal ihr zuletzt in den Weg legte. Existenzsorgen, gesundheitliche Probleme, Heimatlosigkeit.
Ein Besucher unterbricht das spannende Gespräch. Es ist Jürgen (alle Namen von der Red. geändert), nicht Lebensgefährte, aber Kumpel und zeitweise Wohnungspartner. Ein Messi, ein leidenschaftlicher Sammler und Jäger. Meilenweit abseits der Norm, jedoch eine Seele von Mensch. Rastlos mit Fahrrad und Trillerpfeife auf Tour durch die Hansestadt. Der ein Schnäppchen nach dem anderen aus dem orangefarbenen Seesack zieht.
Domenica reagiert perplex, aber nicht genervt. Zumal sich Jürgen anschließend in die Küche verzieht, Butterbrote mit Mettwurst und Käse schmiert, Kassler brät.
Alle dürfen mitfuttern. Auch Evelyn. Eine alte Freundin, gleichfalls jenseits der 60 und Barkraft in einem Stripschuppen um die Ecke, ist fröhlich aufmarschiert, um Domenicas persönliche Unterlagen zu sortieren, sprich einen Anflug von Licht ins Tohuwabohu zu bringen.
Ein Teil der Papiere, so scheint es, ist beim Umzug verschütt gegangen. Im Frühjahr, als Domenica nach fünf Jahren in der Eifel heimkehrte in ihre Wahlheimat Hamburg. Im Kaff Boos hatte sie ein kleines Häuschen vom zuvor verstorbenen Bruder geerbt, eine kleine Pension mit einer Handvoll Zimmer.
"Es war das Grauen", sagt die gebürtige Rheinländerin rückblickend. "Am Schluss habe ich mich eingeigelt, die Tür verschlossen und unter Depressionen gelitten." Alles zum Vergessen, bis auf die alte Hedwig. Hamburg lockte, der Kiez, die vertrauten Weggefährten. Mit verheerendem Verlust wurde das zwischenzeitlich renovierte Gebäude verkauft; Hals über Kopf ging's zurück gen Norden. Erst in ein Hotel, nun in eine Zweizimmerwohnung plus Wintergarten. Mittenmang, mit Blick auf Simon-von-Utrecht- und Talstraße. Dort, wo das Leben tobt. Dort, wo Domenica immer noch Gott und die Welt kennt.
Jürgen bringt Nachschub. Frisch gebrühten Kaffee, Stollen in dicken Scheiben. Auch für Inge, Weggefährtin aus dem Milieu, die zusätzlichen Trubel, aber auch noch mehr Lachen in die Bude bringt. Jürgen muss zusätzlich Knobi unters Messer legen.
Darauf eine weitere Zigarette. Hustenanfall, Schulterklopfen. Domenica nutzt die Ablenkung, um eine aktuelle Schote zu servieren. Vom Kochduell eines Privatsenders neulich, einer ganz schrägen Nummer wohl, die im Chaos versank. Leider noch nicht gesendet, aber immerhin ein Spot früherer Glitzerzeiten. Sonst ist's in der Öffentlichkeit ruhig geworden um die Lady in Rot, die ein etwas anderes Leben wählte. Oder in die Wiege gelegt bekam. Oder lernen musste. Oder von jedem etwas.
"Mir wurscht ...", sagt Domenica über verblassten Ruhm. "Ich lass mich nicht unterkriegen." Auch finanziell nicht. Während sie "ein Pfund" (20-Euro-Schein) in einen Umschlag steckt ("Für Werner, der hat noch weniger.") und Jürgen Einkaufsgeld übergibt, beichtet sie ihren wirtschaftlichen Kollaps. Kurz und knapp: alles weg! Irgendwie. Wie gewonnen, so zerronnen. Erst in zwei Jahren wird Rente gezahlt, Hartz-IV-Höhe in etwa. Wäre nicht der Vorschuss fürs aktuelle Buchprojekt, sie müsste "aufs Amt". "Anderes Thema", bittet die Wohnungschefin. Gut verdrängt ist halb gewonnen, Domenica? Die Antwort erfolgt in kölschem Dialekt: "Et hätt schon immer jot jejange." Es ist schon immer gut gegangen. Der Humor habe beim Überleben geholfen. Und Disziplin, erlernt im Waisenhaus. Standhaftigkeit ebenso, Voraussetzungen beim Auf und Ab des Anschaffens.
Sie erhebt sich, schreitet in Richtung Wintergarten, deutet auf ein leer stehendes Geschäft in der Ferne. "Da", schwört sie, "möchte ich einen Trödelladen eröffnen". Um mit dem zu handeln, was sie so liebt. Krimskrams, Kunststücke, Kurioses. Als Maklerin für Flohmarkthändler. Ihr optimistisches Lächeln erstickt aufkommende Skepsis im Keim. Und, Domenica, Hand aufs Herz, so die Schlussfrage nach sieben erstaunlichen Stunden: "Verlassen Sie oft die Wohnung?" Die Antwort lässt etwas warten: "In den letzten vier Wochen einmal." Es kommen ja alle zu ihr. So wie früher. Nur anders.
http://www.abendblatt.de/hamburg/article599451/Kiez-Original-Domenica-ist-tot.html
Sie starb im AK Altona
Kiez-Original Domenica ist tot
Hamburger Abendblatt 12.02.2009, 15:39 Uhr 12.02.2009, 15:39 Uhr
Sie gehörte zu Hamburg wie der Michel oder der Fischmarkt: Dominica Niehoff, Deutschlands bekannteste Prostituierte, ist tot. Heute Morgen ist die 63-Jährige im AK Altona gestorben. Bilder von Domenica.
Foto: Laible
Dominica Niehoff, Deutschlands bekannteste Prostituierte ist tot. Heute Morgen ist die 63-Jährige im AK Altona gestorben. Die Todesursache ist bislang unbekannt.
Wie berichtet wird, lag Domenica bereits seit dem vergangenen Freitag mit schweren Kreislaufproblemen auf der Intensivstation. Sie war unter anderem schwer zucker- und lungenkrank. Die gebürtige Kölnerin arbeitete früher als Prostituierte in Hamburg und München und besaß einen eigenen Laden in der Herbertstraße auf St. Pauli. Sie outete sich vor Jahrzehnten und wurde dadurch zum Medienstar.
Vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren wurde sie bundesweit bekannt, weil sie sich für die Rechte der Prostituierten einsetzte.
Domenica Niehoff wuchs bis zu ihrem 14. Lebensjahr in einem katholischen Waisenhaus auf. Mit 17 Jahren lernte sie einen 42-jährigen Bordellbesitzer kennen, den sie später heiratete. Im Jahr 1972 nahm sich ihr Mann das Leben und sie begann als Prostituierte zu arbeiten. Später betrieb sie ein Studio und wurde als üppige Domina bekannt. In den 80er-Jahren wurde sie zum Medienstar. In TV-Talkshows trat sie als Vorkämpferin für die Rechte von Prostituierten auf.abendblatt.de, welt.de
http://www.abendblatt.de/hamburg/article599542/Die-Koenigin-der-Reeperbahn-ist-tot.html
St. Pauli: Der Kiez trauert um Domenica Anita Niehoff
Die "Königin der Reeperbahn" ist tot
Hamburger Abendblatt 13.02.2009, 00:00 Uhr 13.02.2009, 00:00 Uhr Jens Meyer-Odewald 
"Domenica, das hört sich gar nicht gut an!", hatten Freunde schon vor Weihnachten gemahnt. Als die frühere Prostituierte und Domina a. D. in ihrer...
Foto: Laible
"Domenica, das hört sich gar nicht gut an!", hatten Freunde schon vor Weihnachten gemahnt. Als die frühere Prostituierte und Domina a. D. in ihrer kleinen Dreizimmerwohnung an der Talstraße einen Hustenanfall nach dem anderen erlitt, jämmerlich nach Luft schnappte - und sich prompt eine weitere Filterzigarette ansteckte. Auch Brasil-Zigarillos hatten es der 63-Jährigen angetan. "Et hätt schon immer jot jejange", pflegte die gebürtige Rheinländerin hustend zu antworten.
Leider ist es nicht gut gegangen. Gestern starb Domenica Anita Niehoff im Krankenhaus Altona, nachdem sie bereits in der vergangenen Woche mit schweren Kreislaufproblemen in die Intensivstation eingeliefert worden war. Das pfundige Original war schwer zuckerkrank, laborierte zudem an einer Art Bronchitis, wurde von immenser Atemnot geplagt, weigerte sich aber dennoch lange Zeit hartnäckig, einen Arzt aufzusuchen. "Alles Quacksalber!", scherzte sie - und qualmte weiter. Vielleicht wohlwissend, dass ihr Körper unmittelbar vor dem Kollaps stand. "Lass jot sin, min Jung", sagte sie - und lenkte ganz schnell vom unangenehmen Thema ab. Auch die immer ärgeren Finanzprobleme verdrängte sie gerne. Lieber trug sie zur guten Stimmung im skurril eingerichteten Wohnzimmer bei: ein bisschen Museum, etwas Sperrmüll, viel Chaos. Aber Charme und Gemütlichkeit. Sie teilte mit ihrem zeitweiligen Mitbewohner und ihren Gästen, die immer wieder unangemeldet klingelten und herzlich Einlass fanden, Vorräte aus Küchenregal und Kühlschrank. Persönliche Lieblingsspeise: Tomatenbrot mit fingerdick gewürfelten Knoblauchzehen. Und danach eine Zigarette nach der anderen ...
Dann legte sie einen kleinen Lederkoffer auf den Stubentisch: "Mein Leben!" Darin enthalten waren Aufzeichnungen, Fotos, Postkarten, Zeitungsausschnitte, ein Bildband, eine Biografie - Puzzleteile eines prallen Daseins, einer seelischen Achterbahnfahrt mit hohem Tempo und vielen Hürden. Waisenheime, Absteigen im Rotlichtviertel, Fernsehstudios, ein eigenes Bistro waren einige Stationen, die der schillernden, aber warmherzigen Persönlichkeit einen ausgeprägten Stellenwert in der Öffentlichkeit bescherten. Kaum jemand bestritt je, dass die einstmals dominante Aktivistin mit aus- und für den devoten Herrn einladenden Formen eine interessante Facette Hamburgs darstellte. Auch wenn es zuletzt ruhiger um Domenica wurde.
Ein Grund war ein Ortswechsel. Domenica Niehoff hatte das Haus ihres Bruders im Dorf Boos in der Eifel geerbt, nicht allzu weit von ihrer Geburtsstadt Köln. Erst scheiterte sie als Hotelier, später litt sie immer mehr unter Isolation. "Mir fehlten Hamburgs liberaler Geist und die aufgeschlossenen Menschen im Norden", sagte sie bei einem Abendblatt-Termin in der Adventszeit des vergangenen Jahres. "Die Depressionen wurden immer schlimmer, ich habe mich eingeigelt und nur noch Grau gesehen." Konsequenz: Im Frühjahr 2008 ging's zurück in die Wahlheimat.
Große Pläne wurden geschmiedet. Die ehemalige "Königin der Reeperbahn", von ihrem italienischen Vater als Sonntagskind (Domenica) getauft, wollte sich ihrer großen Leidenschaft hauptberuflich widmen und einen Flohmarkt-Laden auf dem Kiez eröffnen. Nachts setzte sie sich in ihren alten Lehnstuhl, notierte Bruchstücke ihres Lebens - auf kleinen Schmierzetteln und Briefkuverts. Noch in diesem Jahr, so ihr erklärtes Ziel, sollte ihr letztes Buch erscheinen, die finale Bilanz. "Gespickt mit viel Elend und Leid", versprach sie mit einem Augenzwinkern, "aber letztlich voller Sonne und Optimismus."
http://www.abendblatt.de/hamburg/article603329/500-Trauernde-zogen-durch-die-Herbertstrasse.html
Abschied von Domenica
500 Trauernde zogen durch die Herbertstraße
27.02.2009, 15:50 Uhr 27.02.2009, 15:50 Uhr
Zwei Wochen nach dem Tod der Ex-Hure Domenica haben zahlreiche Freunde auf dem Hamburger Kiez Abschied von Deutschlands berühmtester Prostituierter genommen.
Foto: DDP
Zwei Wochen nach dem Tod der Ex-Hure Domenica haben zahlreiche Freunde auf dem Hamburger Kiez Abschied von Deutschlands berühmtester Prostituierten genommen.
Etwa 500 frühere Weggefährten und Kolleginnen nahmen an dem Trauermarsch teil, der zunächst durch die Herbertstraße, dem früheren Arbeitsplatz Domenicas, führte. Im Anschluss versammelten sie sich zu einer Gedenkfeier in der St. Pauli Kirche.
Domenica war Mitte Februar in einem Hamburger Krankenhaus nach einem Lungenleiden im Alter von 63 Jahren gestorben. Domenica wurde in den 70er und 80er Jahren bundesweit bekannt, weil sie sich als Hure outete und für die Rechte von Prostituierten einsetzte. "Haus Nummer 7 b hat ihr gehört und in der 10 hat sie auch mal gearbeitet", erinnert sich Kneipier Horst Schleich während er durch die Herbertstraße läuft. "Sie hatte ein großes Herz." Sieben Jahre lang hätten sie Tag und Nacht miteinander verbracht, rein platonisch natürlich. "Ich schätze sie am meisten für ihre Ehrlichkeit", ergänzt die ehemalige Striptease-Tänzerin Helga Geiger. Die opulente Blondine, die früher unter dem Namen "Dicki Dicksen" auftrat, trägt einen schwarzen Hut mit Tüll. "Den hat mir Domenica geschenkt", erklärt sie mit zittriger Stimme. "Ich habe ihr versprochen, ihn zu tragen, sollte sie vor mir gehen."
Nach einer Schweigeminute zieht das bunte Kiezvolk, das an diesem Tag zumeist in schwarz gekleidet ist, weiter in Richtung St. Pauli Kirche. An der Spitze des Trauerzugs läuft der Fotograf Günter Zint, der den Abschied organisiert hat. In den Händen trägt er ein großes Porträt Domenicas. Auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Krista Sager befindet sich unter den Trauernden: "Sie war eine großartige Geschichtenerzählerin, aber auch sehr chaotisch. Ihr Leben war ein Balanceakt", sagt Sager.
Erst im vergangenen Jahr war die gebürtige Kölnerin aus der Eifel, wo sie sich erfolglos als Pensionswirtin versucht hatte, zurück auf den Hamburger Kiez gezogen. Die selbstbewusste Frau mit den streng zurückgebundenen Haaren hatte in den zurückliegenden Jahrzehnten viele Stationen durchlebt und durchlitten: Zehn Jahre Waisenhaus, Heirat mit einem Bordellbesitzer, Selbstmord ihres Mannes, Arbeit als Hure in München und Hamburg, Ausstieg, Streetworkerin, verschuldete Kneipenbesitzerin. "Damals kam sie oft auf einen Tee mit Rum bei mir vorbeigekommen" erzählt Gastronom Uwe Christiansen, der eine benachbarte Bar betreibt. "Statt mit Geld hat sie damals immer mit Erinnerungsstücken aus der Herbertstraße gezahlt. Mal war es ein Zigarettenetui, mal ein Aschenbecher."
Nach Angaben von Zint soll Domenica im "Garten der Frauen" auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt werden. Derzeit ist ihr Sarg, geschmückt mir roten Rosen, noch in der St. Pauli Kirche aufgebahrt. Kerzen brennen, zahlreiche Kränze sind aufgestellt. "Für eine Kämpferin", steht auf einem Band. "Sie war der menschlichste Mensch, den ich kenne", sagt Weggefährtin Sigi, mit trauriger Stimme. "Sie hat mich gelehrt, mit den Herzen zu hören.dpa
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Aktuelle Version vom 12. Oktober 2011, 00:33 Uhr

Von Domenica Niehoff wurden folgende Bücher veröffentlicht.

Datum Autor Format Titel Verlag Anmerkungen
1981 Andrej Reiser ; Fee Zschocke Buch Domenica und die Herbertstrasse DE: Frankfurt am Main : Eichborn
ISBN 3-8218-1701-1
Fotoband
1988.10 Alice Schwarzer Artikel Domenica DE: Emma Interview mit Domenica Niehoff
1989 Domenica Niehoff Buch Domenicas Kopfkissenbuch DE: München : Droemer Knaur
ISBN 3-426-03994-X
1993 Grafik-
mappe
default Domenica Portfolio DE: München : Schreiber und Leser Format A3
10 Blätter handsigniert auf hundert Exemplare limitiert und 9 Blätter auf 200 Exemplare limitiert.
1994 Domenica Niehoff Buch Körper mit Seele
Mein Leben
DE: München : Droemer Knaur
ISBN 3-426-75062-7
Aufgezeichnet von Hans Eppendorfer
280 S. : Ill. ; 19 cm
1996.08.24 Barbara Lukesch Artikel Gespräch zwischen den beiden ehemaligen Prostituierten Domenica Niehoff und Brigitte Obrist zum Thema "Prostitution und Ausstieg" DE: Das Magazin
2007 Günter Zint Buch Zintstoff
50 Jahre Deutsche Geschichte
DE: Petersberg : Imhof
ISBN 978-3-86568-317-S
Mit Fotos von Domenica Niehoff

Sekundärliteratur

Über Domenica Niehoff wurden unter anderem folgende Artikel veröffentlicht.

Datum Autor Format Titel Verlag Anmerkungen
1991.11.25 Artikel Warum nicht Domenica? DE: Der Spiegel Nr. 48, S. 121-123
2005.08.02 DPA Artikel Das neue Leben der Ex-Hure
Domenica wird 60
DE: Stuttgarter Nachrichten
2005.08.08 Jens Maier Artikel Ex-Hure Domenica hat drei Zimmer frei DE: Stern
2008.05.24 Maik Brodersen ; Patrick Lux Artikel Domenica zurück auf dem Kiez DE: Bild
2008.06.02 Eva Eusterhus ; Edgar S. Hasse Artikel Ex-Hure spricht über den Kiez und das Älterwerden DE: Welt Interview
2009.02.12 Edgar S. Hasse Artikel Domenica, die Befreierin der Prostituierten ist tot DE: Welt Nachruf
2009.02.12 Barbara Hans Artikel Ex-Prostituierte Domenica ist tot DE: Der Spiegel Nachruf, mit Flash Video
2009.02.12 Samuel Reber Artikel Deutschlands berühmteste Prostituierte ist tot DE: Tagesanzeiger Nachruf
2009.02.13 Norbert Raabe Artikel "Wenn sie mit dem Hintern wackelt, fliessen die Flüsse bergauf" DE: Tagesanzeiger Nachruf
2009.02.13 Jens Meyer-Odewald Artikel Die "Königin der Reeperbahn" ist tot DE: Hamburger Abendblatt Nachruf
2009.02.13 Kuno Kruse Artikel Hure und Madonna DE: Stern Nachruf
2009.02.13 Jens Schneider Artikel Bordell und andere Bühnen
DE
[[image:country_Süddeutsche Zeitung.gif]] Süddeutsche Zeitung: Nachruf
2009.02.13 Hauke Brost Artikel Domenica (†63)
Von der Hure zum Star
DE: Bild Nachruf
2009.02.15 Ingolf Gillmann ; Stéphanie Grix ; Klaus Schlichtmann Artikel Schlaf gut, Domenica
DE: Bild Nachruf
2009.02 Hauke Brost Artikel-
serie
default Domenica Niehoff (†63)
Bild-Serie in fünf Teilen
DE: Bild Biografie
2009.02.18 Roger Stilz Artikel Trauerzug für Domenica DE: Welt Informationen zum Begräbnis